Indianerweisheiten

"Ich habe hier in der Mission 15 jahre gelebt. Sie geben uns Kleidung, und sie machen uns krank. Sie geben uns Mehl und Zucker, und unsere Zähne fallen aus. Sie erzählen uns von Gott, und unsere Kinder sterben. Sie verjagen das Wild, schwächen unsere Knochen; unsere hunde sterben. Sie geben uns wirkungslose Medikamente; Husten und Geschlechtskrankheiten töten unsere Frauen und Kinder. Sie behandeln uns wie Kinder, die nicht wissen, was sie wollen, und sie sagen uns, was wir tun sollen. Sie versprechen uns Land zum Bebauen.
Wir hörten noch auf den Missionar Don G., als wir ihn im Wald trafen, als wir von diesen Dingen noch nichts wussten. 'Kommt mit uns, die Zeit des Leidens im Wald ist vorbei'. Wo ist das Land? Wo leiden wir am meisten? Dort im Wald oder hier? Unsere Mädchen sind zur Bahnlinie gegangen und leben da als Prostituierte. Wer hat uns gesagt: 'Verdient Geld'?"
Ein Ayoreode
 
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"Und auch daran erkennt man den Papalagi, daß er uns aufreden will, wir seien arm und elend und brauchen Hilfe und Mitleid, weil wir keine Dinge haben. Laßt euch von mir berichten, was das ist, ein Ding...
Eine europäische Hütte hat so viele Dinge, daß, auch wenn jeder Mann eines Dorfes seine Hände und Arme beladen würde, doch nicht das ganze Dorf genügen würde, sie alle davonzutragen.
Es ist eine große Armut, wenn der Mensch viele Dinge braucht; denn er beweist damit, daß er arm ist an Dingen des Großen Geistes. Der Papalagi ist arm, denn er ist besessen auf Dinge. Diese Dinge sind nichts anderes als giftige Pfeile, an denen der stirbt, an dessen Brust sie hangen. "Wir müssen ihnen Bedürfnisse aufzwingen", hörte ich einen Mann sagen, der unser Land gut kennt. Bedürfnisse - das sind Dinge.
Die Palme hat viel mehr Weisheit als ein Papalagi."
Die Reden des Südsee-Häuptlings Tuiavii aus Tiavea
 
"Und auch daran erkennt man den Papalagi, daß er uns aufreden will, wir seien arm und elend und brauchen Hilfe und Mitleid, weil wir keine Dinge haben. Laßt euch von mir berichten, was das ist, ein Ding...
Eine europäische Hütte hat so viele Dinge, daß, auch wenn jeder Mann eines Dorfes seine Hände und Arme beladen würde, doch nicht das ganze Dorf genügen würde, sie alle davonzutragen.
Es ist eine große Armut, wenn der Mensch viele Dinge braucht; denn er beweist damit, daß er arm ist an Dingen des Großen Geistes. Der Papalagi ist arm, denn er ist besessen auf Dinge. Diese Dinge sind nichts anderes als giftige Pfeile, an denen der stirbt, an dessen Brust sie hangen. "Wir müssen ihnen Bedürfnisse aufzwingen", hörte ich einen Mann sagen, der unser Land gut kennt. Bedürfnisse - das sind Dinge.
Die Palme hat viel mehr Weisheit als ein Papalagi."
Die Reden des Südsee-Häuptlings Tuiavii aus Tiavea

Vielen Dank, reinsch:umarmen:
Kannte ich vorher noch nicht.
Gefällt mir sehr gut! Habe hier noch was von dem Häuptling zum Thema Geld gefunden. http://www.luk-korbmacher.de/Schule/VWL/papageld.htm

Wünsche dir und allen noch einen schönen Tag.
LG
Farid
 
„Nur wenige unserer Zeremonien können verpflanzt werden. Nur wenige unserer Zeremonien können wir für euch öffnen. Versucht nicht, uns nachzuahmen. Versucht nicht, euch eine fremde Haut überzustülpen. Es kommt nicht darauf an, ob man Deutscher, Chinese oder Indianer ist, es kommt darauf an, ob man den menschlichen Weg geht und alles nicht-menschliche Leben achtet. Dabei können wir uns gegenseitig helfen.“
Phillip Deere, Medizinmann der Muskoggee
 
John Mohawk Sotsisowah (Seneca)

Die Technik wird euch nicht retten

"Ihr habt euch von der Erde entfernt. Ich spreche nicht von eurer Fähigkeit, zu anderen Planeten zu fliegen. Ich spreche von eurem Verhältnis zur Erde und eurem Umgang mit der Erde. Ihr habt euch sehr weit entfernt; von einem indianischen Standpunkt sehr, sehr weit. Wahrscheinlich würdet ihr erschrecken, wenn ihr wüsstet, wie weit der Weg zurück ist.

Die Erde hat sich in unwahrscheinlich kurzer Zeit verändert. Natürlich hat sie sich nicht selbst verändert - ihr habt sie verändert! Ihr, die ihr euch als moderne Menschen betrachtet und euer Wissen über das Universum aus den Naturwissenschaften bezieht.

Für mich begann die gegenwärtige Krise im 16. Jahrhundert. Damals fing der "moderne Mensch" an, sich zu entwickeln. Entscheidend für die Krise war die europäische Entdeckung Amerikas. Plötzlich wurde das Weltbild der Alten Welt durch eine neue Welt erschüttert. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten die Bibel und die Schriften des Aristoteles euer Wissen bestimmt. Jetzt wurden die Erkenntnisse der bisherigen Jahrhunderte erschüttert, und auf dem Boden der Unsicherheit entwickelte sich das Zeitalter der Skepsis. Und mit ihm entstand ein neuer Glauben. Die Möglichkeit, die Umwelt mit Zahlen zu erfassen, ließ eine neue Religion entstehen. Ihr geht nicht länger zu Priestern, um etwas über die Zukunft zu erfahren, ihr sucht Naturwissenschaftler auf. Die Visionäre unserer modernen Welt sind die Experten der Raumfahrt, die im Weltraum nach neuen Grenzen suchen, nachdem auf der Erde die letzten Grenzen verschwunden sind.

Hätte man vor 200 Jahren vom Verkehr im Weltraum gesprochen, wäre dies blanke Häresie gewesen. Heute brauchen wir dazu nicht einmal mehr fantasie, Raumfahrt gehört zu unserer Vorstellungswelt. Vielleicht wird es der Menschheit einmal möglich sein, schneller als das Licht zu reisen und Verbindung mit anderen Galaxien aufzunehmen. Wir wissen es nicht, doch die meisten glauben daran. Hinter dem Glauben an die Eroberung des Weltraums steht kein Wissen. Der Glaube an das technisch Mögliche ist die Religion des modernen Menschen geworden.

Bis Kolumbus land am westlichen Horizont sah, bildeten die Bibel und die Schriften der alten Griechen einen Rahmen der Sicherheit für die alte Welt. Jetzt stellte sich heraus, dass das Buch der Bücher ganze Kontinente vergessen hatte. Plötzlich musstet ihr Amerika in euer Weltbild aufnehmen. Die Landung der Europäer an den Küsten unseres Landes bedeutete nicht nur eine geographische Konfrontation, sondern auch eine philosophische: Amerika ist die Wiege jahrtausendealter Konzepte über das Zusammenleben von Menschen und das verhältnis der Menschen zu Tieren und Pflanzen, zu Bergen und Flüssen. Und all das, ihr könntet es eine indianische Ideologie nennen, entstand nicht über Nacht - diese Ideologie kann sich auf eine lange Geschichte der Bewährung berufen.

Der Gedanke einer egalitären Gesellschaft ist ein indianischer Gedanke. Unsere egalitären Stammesgesellschaften, insbesondere der Völkerbund der Houdenoshaunee, der sechs Nationen der Irokesen, beeinflußte europäisches Denken. Nicht-hierarische Gesellschaften existieren auf diesem Kontinent seit ungezählten Generationen.

Das moderne Europa entwickelte sich unter dem Einfluß unserer Ideen. Impulse aus dem indianischen Amerika halfen mit, das göttliche Recht der Könige & des Adels in Frage zu stellen. Die Aufzeichnungen der Jesuiten gaben der Intelligenzia in Frankreich neue Nahrung, und unser Demokratiebegriff beeinflußte die Französische Revolution. Ob Jean-Jacques Rosseau oder ein Jahrhundert später Friedrich Engels, sie erhielten geistige Anstöße von uns.
Im Großen Gesetz des Friedens, der Verfassung der Houdenoshaunee, ist die Freiheit der individuellen Meinungsäußerung eine der tragenden Prinzipien.
Die heutige Pressefreiheit in Nordamerika & Europa ist eine Fortsetzung der Redefreiheit, die es vor eurer Entdeckung Amerikas nicht gab. Ebensowenig gab es bei euch Religionsfreiheit.
Diese Gedanken der Freiheit kommen nicht nur aus dem Langhaus der Houdenoshaunee, sie waren Bestandteil aller indianischen Stammesgesellschaften, sie waren an vielen Plätzen der Welt zu finden, nur nicht im Europa des 15. und 16. Jahrhunderts.
Es war der europäisch-indianische Kontakt, der eure Gesellschaften unterwanderte.

Wenn indianisches Gedankengut Europa beeinflusste, warum geht dann soviel Zerstörung vom modernen Europa aus? Mit Recht kann man sich die Frage stellen. Ich behaupte, daß unsere Ideen nicht vollständig verarbeitet sind. Die moderne westliche Welt ist noch nicht erwachsen; sie hat sich schon früh verirrt & die Übersicht verloren. Vielleicht fehlt euch die Fähigkeit, die Ganzheit unserer Ideen zu begreifen.
Doch mir geht es hier weniger um unsere Einflüsse auf eure Zivilisation, sondern mehr darum, was ihr übersehen habt, was ihr nicht erkannt habt, was ihr verloren habt.

Euch fehlt ein Verhältnis zur natürlichen Welt, die ihr Umwelt nennt. Bei euch signalisiert der Begriff "Natur" eine Ideologie. Kaum fällt unter Weißen das Wort "Natur", schon kommt der Vorwurf des Idealismus, der Romantik.
Natur wird nicht als Bestandteil der realen Welt gesehen. Als Realität versteht man im Westen die Geschäftswelt, in der man sich behaupten muß. Natur gehört nicht zur Realität des modernen Menschen. Wer sich mit der Natur identifiziert, wird im Westen als unrealistisch betrachtet.
Ihr vergeßt, daß auch ihr Natur seid!

Die Fortsetzung der nuklearen Aufrüstung in Ost und West kann, falls der sogenannte gesunde Menschenverstand nicht überraschend zu den Herrschenden zurückkehrt, zu einem nuklearen Winter führen. Staub wird dann die Erde verdunkeln und abkühlen. Dieser, von Menschehand geschaffene Winter ohne Sonne, könnte die Spezies Mensch unter Umständen für immer vernichten.
Doch auch ohne nuklearen Winter wurden bereits zahlreiche Tiere und Pflanzen ausgerottet. Eure Zivilisation zerstört das Netzwerk des Erdenlebens und ihr spürt nicht einmal mehr den Schmerz. Der Schmerz als Warnsignal ist euch abhanden gekommen. Der Mensch des 20.Jahrhunderts hat keine Gefühlsbindung zur Erde. Mir scheint, er hält am 17. Jahrhundert fest und vertraut auf die Unerschöpflichkeit der natürlichen Reichtümer. Euer Benehmen entspricht nicht dem Wissen des 20. Jahrhunderts. Dieses benehmen führt zum Tod der Erde, obwohl die Erkenntnis des 20. Jahrhunderts den tödlichen Weg bereits erkannt und verurteilt hat. Der moderne Mensch handet also gegen sein Wissen.

Für uns ist Natur Realität, und unsere, von euch so belächelte Naturverbundenheit ist in unseren Augen eine realistische Weltanschauung. Wir trennen uns nicht von der Natur und sehen daher im Gebrauch dieses Worte auch keine Romantik. Eigentlich sollte es der Dümmste kapieren, dass sauberes Wasser nichts mit Romantik zu tun hat. Die Realität aber zeigt, dass ich mich da irre.

Ihr seid durchaus zu nicht-menschlichen Bindungen fähig - nur zu den falschen Dingen: Viele von euch haben ein enges durchaus nicht intellektuelles Verhältnis zum Besitz oder zum Staat. Sie gehen für den Staat auf die Straße, sie lassen ihre Kinder für den Staat in Uniformen stecken, sie ziehen für den Staat in den Krieg, sie sind sogar bereit, für den Staat zu sterben.
Doch wo ist dieses Engagement, wenn es um das Leben geht? Um die schlichte Qualität des Lebens: - Um reines Wasser, saubere Luft, gesunde Wälder - um die Natur. Und diese Natur ist weder erfunden , fremd, abstrakt noch romantisch oder anachronistisch. Wenn es um die Erde als Basis allen Lebens geht, dann ist die Bindung verschwunden, die ihr zeigt, wenn es um Besitz & Staat geht. Das Vaterland ist euch wichtiger als die Erde.

Dabei ist eure Demokratie in unseren Augen gar keine. Auf was stützt sie sich? Die indianische Demokratie beruht auf Einstimmigkeit. Erst wenn in der Ratsversammlung der Houdenoshaunee Consensus herrscht, werden Beschlüsse verabschiedet.
Bei eurer Demokratie bleibt immer eine Minderheit übrig, auf deren Kosten eine Mehrheit ihre Politik macht. Es war ein Merkmal unserer Stammesgesellschaften, sich zu teilen, wenn keine Einstimmigkeit erreicht werden konnte.
Die anders denkende Gruppe suchte sich dann mit ihren Anhängern neuen Lebensraum. Nie aber wurde einer kleinen Gruppe die Ideologie einer großen Gruppe aufgezwungen. Obwohl bei uns jeder einzelne seine Fähigkeiten in den Dienst des ganzen Stammes stellte, war die Freiheit des Individuums dennoch oberstes Gebot.
Kein Häuptling konnte einen Krieger zwingen, mit ihm in den Krieg zu ziehen. Euer Demokratiebegriff wurde uns aufgezwungen; seitdem sind die indianischen Nationen gespalten. Das Langhaus der Houdenoshaunee & den großen Rat der sechs Nationen konntet ihr jedoch nicht zerstören.
Unsere Demokratie ist älter als alle westlichen sogenannten Demokratien.
...

Fotsetzung im nächsten Beitrag
 
Fortsetzung der Botschaft John Mohawk Sotsisowahs:

....
Eure Politik ignoriert die Erde. Ihr vergesst die Generationen, die nach euch kommen, und schafft euch eine Umwelt, die eurer Raumfahrtsfantasie entspricht. Der moderne Mensch ist das Produkt der Umwelt, die er sich geschaffen hat.

Der Begriff des Überlebens hat in eurer Welt nichts zu tun mit Natur, er hat nichts mehr zu tun mit den biologischen und physikalischen Abläufen des Planeten Erde. Ein Aborigine in Australien muss, wenn er in das Erwachsenenalter tritt, beweisen, dass er überleben kann. Ebenso muss es ein Zulu tun. Jedes "primitive" Volk verlangt von seinen Menschen, dass sie in ihrer jeweiligen Umwelt zu überleben wissen.
In der Industriegesellschaft des Westens müssen wir unsere Fähigkeiten nur auf einem ganz schmalen Gebiet unter Beweis stellen. Menschen des Westens müssen keine Überlebensproben ablegen; sie müssen nur wissen, wie man sich arrangiert, wie man andere kopiert, wie man sich trotz Konkurrenz durchschlägt. Das sagt natürlich einiges über die Umwelt aus - und über unser Erwachsensein. Im Westen werden die Menschen kaum erwachsen im Sinne des Wissens über das Überleben und über die Zyklen der Erde. Sicher, ihr habt Schulen, deren Besuch mit einer "Reifeprüfung" endet, aber diese Reife hat nichts mit Erwachsensein, Weisheit und Menschlichkeit zu tun.

Der Westen kann natürlich nur so lange an seinem System festhalten, solange er Rohstoffe aus der Dritten Welt holen kann, solange er Menschen aus diesen Regionen ausbeuten kann, und solange ein Markt für seine Produkte da ist. Für das System des Westens ist es "überlebens"-notwendig, die Verhaltensmuster zu ändern, damit er sich schadlos der fremden Rohstoffe bedienen kann - mit Hilfe der zu Arbeitskräften gemachten Eingeborenen.
So gesehen ist die Kultur des Westens die absolute Zerstörung jeder anderen Kultur. Denn der moderne Mensch verändert seine Umwelt so, dass er in ihr ohne die Überlebenskenntnisse der letzten Jahrtausende überleben kann. Und das lässt sich natürlich nicht auf die Dauer fortsetzen. Wir müssen bei der Betrachtung einer Kultur berücksichtigen, welche Formen menschlichen Verhaltens noch als menschlich zu bezeichnen sind. Wenn die Ausbreitung einer Kultur zur Zerstörung anderer Kulturen führt, dann führt sie letztlich selbst in den Tod.
Wir müssen das Überleben der Ungeborenen in unsere Überlegungen miteinbeziehen. Die Verantwortung ist bei uns, wir dürfen uns nicht auf die Regierungen verlassen. Selbstbestimmung ist die einzige Lösung. Menschen müssen sich in ihren Regionen auf eine nicht-ausbeuterische Weise reorganisieren. Selbsbestimmung ist keine Illusion. Für das Zusammenleben der Menschen sind Richtlinien nötig, die im bewusstsein der Europäer seit langem nicht mehr existieren.
Wir, die Ureinwohner Amerikas, könnten euch dabei helfen. Wir haben noch dieses Wissen; es ist den Weißen nicht gelungen, es vollends zu zerstören.
Euer System steckt in einer Krise. In dieser krise steckt aber auch Hoffnung, denn schlimmer kann es kaum noch werden: Die extreme Spezialisierung in allen Lebensbereichen und die Unmündigkeit der Bürger, ihre Unfähigkeit, ihr Leben selbst zu bestimmen, haben bereits dazu geführt, dass die Mitglieder der Industriegesellschaft die Erziehung ihrer Kinder nicht mehr kontrollieren können, ebensowenig das Angebot der Nahrungsmittel und die politischen Entscheidungen in ihren Gemeinden. Das weiße Erziehungssystem hat einen Menschen geschaffen, der eines der Hauptverbrechen der Industriegesellschaft einfach hinnimmt: nämlich Vergiftung und Zerstörung der menschlichen Nahrung.
Ich würde sagen, ihr befindet euch in einer schweren psychologischen Krise. Bewusstseinsspaltung ist wahrscheinlich die korrekte Bezeichnung. Ich werde darauf zurückkommen.

Die westliche Gesellschaft ist blind für die Realität. Wir werden von Wahnsinnigen regiert, die nicht sehen, auf welchem Weg sie sich befinden.
Ein Staat,der seine Prioritäten im Militärbereich setzt, ist unmenschlich. Ein Staat der gegen die Interessen der Erde plant, ist unverantwortlich. Die Regierenden der Industrienationen kümmern sich zuerst um die Stabilisierung der Macht, danach um die Lebensqualität ihrer Bürger.

Die moderne Welt funktioniert durch eine Summe hochentwickelter, raffinierter Technik; dabei bleiben jedoch fundamentale Erkenntnisse auf der Strecke. komplexe Biosysteme sind nicht in Dollars aufsplitterbar. Diesen simplen Satz könnte ich mir sparen, wenn nicht eine beängstigend große Zahl der Erdbewohner in einer Vorstellung leben würde, nach der schmutzige Flüsse mit Dollars kuriert werden können. Der modernen Welt fehlt eine holistische Weltsicht.
Ein Kind, das heute zu Welt kommt, wird wahrscheinlich das Jahr 2050 erleben und, sofern die Welt bis dahin einem nuklearen Holocaust entkommen konnte, damit eine Energieversorgung, die uns noch nicht bekannt ist. Unsere Systeme der Fortbewegung werden auf völlig neuen grundlagen aufbauen müssen. Unsere Industrie wird zum Umdenken gezwungen sein. Sonne und Wind, Bestandteile der ignorierten Realität, werden in Zukunft die Lebensqualität auf eine neue Art bestimmen. Vielleicht muss unsere gegenwärtige Zivilisation, die sich auf das Verbrennen fossiler brennstoffe stützt, erst zusammenbrechen, bevor der moderne Mensch erwachsen wird.
Die Rohstoffe, denen wir unseren heutigen Lebensstandard verdanken - Kohle, Erdöl, Erdgas -, stammen aus einer Zeit, die sich jenseits unseres Vorstellungsvermögens befindet. Dies erleichtert die gedankenlose Nutzung. Wir leben sozusagen mit geborgter Zeit: Die Maschinen unserer kultur laufen nur, weil vor 350000 Jahren ein biologischer Prozess in Gang gesetzt wurde, der uns heute fossile Brennstoffe liefert. Vielleicht führt uns diese Ära in eine neue, ohne dass es zur Katastrophe kommt. Doch dazu ist eine Erkenntnis Voraussetzung: die Erkenntnis, dass Reichtümer dieses Planeten nicht unendlich sind.

Die Erde will uns warnen: Wetterveränderungen, Erdbeben, Baumsterben - die Krankheitssymptome dieses lebenden Körpers namens Erde sind eigentlich für jeden sichtbar. Doch ihr wendet euch ab, ohne zu begreifen, daß ihr zu dem kranken Körper gehört. Ihr seht und hört nicht die Botschaft der Erde, aber ihr folgt den Botschaften des Fernsehens. TV ist ein Bestandteil eurer Realität geworden.

Die Houdenoshaunee (Indianerstamm) haben Prophezeiungen, und in diesen Vorhersagen ist von einer Zeit die Rede, in der weltweit die Bäume sterben. Ich triumphiere nicht, daß sich die Prophezeihungen meines Volkes erfüllen - aber sie haben sich nun einmal erfüllt, und wir müssen handeln. Der Tod des Waldes und das Verkümmern des Bodens sind weder höhere Gewalt noch ein Virus aus Übersee - ihr seid die Ursache! Der Zustand ist von Menschenhand gemacht. Die Krankheit konnte sich ausbreiten, da ihr die natürliche Bindung zu jenem Körper Erde verloren habt. Die Ureinwohner der westlichen Hemisphäre haben diese Bindung nie verloren. Sie betrachteten das Land immer als Mutter; damit war ihre Bindung die eines Kundes zu seiner Mutter. Es war eine natürliche, selbstverständliche Bindung, voll Liebe und Respekt.
Die Erde wurde von Euch infiziert, und jetzt drückt ihr euch vor der Konsequenz. Euer Verhalten könnt ihr nur korrigieren, wenn ihr euer Bewußtsein ändert. Nur ein spiritueller Umgang mit der Umwelt kann die Erde und uns noch retten.

Für die Nicht-Indianer nur schwer zu begreifen ist die Tatsache, daß die Lösung der Probleme nichts mit Wirtschaft zu tun hat. Die Rückkehr zu einem spirituellen Verhältnis zur Erde läßt sich weder mit Computern noch im Labor herstellen. Seit Jahren bemühen sich die Ureinwohner der Schildkröteninsel, Europäern und den Nachkommen der europäischen Emigranten klarzumachen, daß dieses spirituelle Verhältnis zur Erde keine indianische Besonderheit ist, auch keine rätselhäfte Mystik, sondern schlicht die Behandlung, nach der die Erde verlangt. Bis jetzt waren wir ziemlich erfolglos in unseren Bemühungen, denn wir wurden nicht verstanden. Ihr wißt nicht, was ein "spirituelles Verhältnis zur Erde" bedeutet. Ich weiß: Einige von euch wissen es, aber eure Gesellschaft weiß es nicht. Eure Gesellschaft ist krank: ihr fehlt es an menschlichen Eigenschaften.

Eine Gesellschaft, die die Erde vergessen hat, weil ihr Realitätsbegriff die Natur ausklammert, ist ein Fall von Schizophrenie. Ich könnte mir kaum etwas Verrückteres ausdenken. Ihr nennt euch realistisch und scheitert bei der Einschätzung von Realität.
Wie wird es weitergehen? Ich fürchte, dass ihr so spät aufwacht, dass ihr durch das Erkennen der Realität in Panik geratet. Und wer in Panik handelt, kann nicht vernünftig handeln. Wer in Angst lebt, kann nicht mehr klar denken. Menschen, die Angst vor der "unbekannten" Natur haben, also Angst vor der Realität, können keine verantwortungsvollen Entscheidungen treffen. In ihrer Angst flüchten sie sich in den Trost der Technik und lassen sich von den Täuschungsmanövern ihrer Regierenden blenden, die vorgeben, die Realität im Griff zu haben, und dabei die Rolle der Natur übersehen.
Eure Regierungen haben euch so manipuliert, dass ihr auch schwarz für weiß akzeptiert. Ihr akzeptiert, dass man, um der Bombe zu entgehen, mehr Bomben bauen muss. Wie gesagt, wenn es nicht so wäre, ich könnte es mir nicht ausdenken.
Staat gegen Natur: In Nordamerika finden wir das Phänomen des "Nationalen Opfergebiets". Natur wird für den Staat geopfert. Was für eine Gesellschaft ist das, die für sich Opfer bringt? Wir Indianer opfern für die Schöpfung. Die Ureinwohner dieses Landes haben in ihrem spirituellen Verhältnis zur Erde zahlreiche Zeremonien entwickelt, die der Erhaltung der Schöpfung dienen. Der Sonnentanz der Sioux ist eine solche Zeremonie: Männer erleiden Schmerz, um sich der Abhängigkeit von der Schöpfung bewusst zu sein und um ein sicht- und spürbares Opfer zu bringen. Die Hopi haben strenge Rituale, um das geistige Gleichgewicht der Schöpfung zu erhalten.
Ganz abgesehen von der Kluft, die zwischen unseren Weltanschauungen klafft, hat sich bei euch eine Unvernunft eingenistet, die ich nicht erfinden könnte, gäbe es sie nicht schon. Die Quelle aller wirtschaftlichen Entwicklung ist die Natur: Was immer Menschenhände geschaffen haben, und wenn es ein Geldstück ist, es kommt aus der Natur. Das Geld ist euch Realität, nicht aber jene Vorstufe, die es euch ermöglicht, Geld herzustellen. Nichts auf dieser Welt kommt von außerhalb. Und trotzdem benehmt ihr euch, als seien alle Rohmaterialien Geschenke unbekannter Herkunft.

Ihr sitzt im Gefängnis und glaubt, die Technologie des Raumzeitalters könne euch da wieder rausholen. Dabei ist nur ein Dreh in eurem Gehirn nötig. Solange ihr jener Gehirnwäsche aufsitzt, dass die moderne Welt der natürlichen Welt nicht mehr bedarf, solange werdet ihr in eurem Gefängnis der irrationalen Weltauffassung bleiben. Der Westen ist irrational. Er folgt einer lebensfeindlichen und irrationalen Ideologie. Innerhalb dieser Ideologie finden sich keine Lösungen.
Ihr messt die nicht-westliche Welt am europäischen Maß: Völkerkundler mit europäischer Bildung stufen uns mehr oder minder primitiv ein; eure Philosophien sind europäische Philosophen, ihr nennt sie einfach Philosophie, so als ob es außerhalb Europas keine Philosophie gäbe. Dabei haben eure Philosophen ihre Impulse von nicht-westlichen Denkern erhalten.
Unser Problem bleibt die Verständigung mit euch: Klingen wir zu spirituell, nehmt ihr uns nicht ernst. Klingen wir zu rational, dann glaubt ihr nicht, dass es von uns kommt. Es ist schwer, mit euch zu sprechen. Eine Kultur ohne Bindung zur Erde ist das Verrückteste, das ich mir vorstellen kann.
Ich habe euer verhalten schizophren genannt und ich meine es auch so. Besuchen wir eine Nervenheilanstalt, gehen wir in die Abteilung mit den Schizophrenen: Sobald sich den Patienten ein Problem in der Realität stellt, sobald sie sich in einer Stresssituation befinden, weichen sie aus in eine Wunschwirklichkeit, in der sie sich in Sicherheit glauben; dort bleiben sie und kümmern sich nicht mehr um das Hier und Jetzt, sie verstecken sich in einer Welt des Science-fiction, in ein imaginäres Enviroment des immerwährenden Heils.
Ich weiß nicht, ob euch das erreicht, was ich sage. Schon viele meiner Vorfahren haben zu euch gesprochen und wurden nicht verstanden. Ihr müsst endlich Klarheit in euer Gefühlsleben bringen. Ich weiß, von was ich spreche, denn die indianischen Völker haben über die Jahrtausende eine sehr genau definierte Haltung gegenüber allem nicht-menschlichen leben entwickelt. Wir nennen diese Haltung Spiritualität. Eine Kultur, die eine solche Spiritualität ihr Eigen nennt, wird nie in der Lage sein, ein Arsenal von Zerstörungswaffen zu schaffen, das über das Vermögen menschlicher Vorstellungskraft geht. Wir erhalten unsere Identität von dem Land, auf dem wir leben. Die eingeborenen Völker dieses Kontinents haben keine Identitätsprobleme. Aber ihr habt sie!

Politische & wirtschaftliche Entscheidungen geschehen in einem Umfeld der Angst. Über Fernsehen werden die Wähler von den Kandidaten gewarnt: Wenn ihr mich nicht wählt, wird es mit der Wirtschaft bergab gehen; wenn ihr die anderen wählt, werden wir einen Atomkrieg erleben. Angst verhindert klare Entscheidunngen. Eure Angst verhilft jenen Politikern an die Macht, die widerum Angst erzeugen & zu deren Politik das Geschäft mit der Einschüchterung gehört.
Die weiße Welt steht auf dem Kopf. Eure Kultur ist gefährlich. Ihr seid unfähig, klar zu denken, ihr habt euer Verhältnis zur Erde verloren und ihr lauft trotzdem frei rum und besitzt Positionen der Macht - ein erschreckender Gedanke. Ich könnte es mir nicht ausdenken, wenn es nicht so wäre.
Ihr seht es als einen Fortschritt an, dass ihr euch dem Kontakt zur Erde entzogen habt. Kann man sich etwas Verrückteres ausdenken? Ihr sucht nach Wissenschaftlern, die euch helfen. Eure Wissenschaftler werden euch nicht helfen können. Die Antworten auf eure Probleme befinden sich in den Händen der letzten Stammesvölker der Erde.
Wir haben die Wissenschaftler, die der Erde helfen können: es sind unsere Schamanen, unsere Medizinfrauen, unsere spirituellen Ältesten. Aber werdet ihr auf sie hören? Werdet ihr überhaupt begreifen, von was wir sprechen?"


John Mohawks Botschaft ist die Summe zahlreicher Tonbandaufzeichnungen zwischen 1973 und 1984.
 
Danke, das ist sehr schön und deutlich erklärt. Da kann ich allem zustimmen.

Früher hat man ein paar schwer gestörte Menschen als schwachsinnig und geisteskrank bezeichnet.
Heutzutage gibt es unter den Zivilisten kaum noch jemand mit gesundem Geistesleben und allen Sinnen stark.

Liebe Grüsse und alles Gute dir:)
 
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DER WEG ZU ÜBERLEBEN

Ich weiß, wie wir überleben.
Ich kenne den Weg.
Der Regen fällt.
Berge und Canyons und Pflanzen
wachsen.
Wir gingen diesen Weg,
maßen die Entfernungen mit Geschichten
und liebten unsere Kinder.
Wir lehrten sie,
ihr Leben zu lieben.
Wir sagten uns immer
und immer wieder:
"So werden wir überleben."
Simon J. Ortiz


"Ich sehe keine Delegation, die für die Vierbeiner spricht.
Ich sehe keinen Abgeordneten für die Adler.
Auch wenn wir es vergessen haben und uns für überlegen halten:
wir sind doch nur ein Teil dieser Schöpfung.
Und wir müssen lernen, wo unser Platz ist -
irgendwo zwischen dem Berg und der Ameise,
irgendwo und nur dort als wichtiger Bestandteil der Schöpfung."

Oren Lyons
 
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