Ich kann dich verstehen, aber meine Auffassung ist eben anders.Wie kommst du darauf, dass ich das ganze Jahr nicht ans Grab denke?
Ich meine, wenn du "man" schreibst, dann fühle ich mich auch angesprochen.Ich denke das ganze Jahr über an die Gräber meiner Familie, und ich schmücke diese bestimmt nicht für andere Leute, sondern für mich und die verstorbenen Menschen.
Meine Eltern sind an zwei verschiedenen Orten beerdigt, nicht in meiner Nähe.
Mein Vater starb schon vor über zwanzig Jahren, und das Grab ist nunmehr anderweitig vergeben, trotzdem stelle ich immer einen Strauß und eine Kerze dort hin, wenn ich da bin. Die Angehörigen des Verstorbenen der nun dort ruht, wissen das, und haben nichts dagegen.
Meine Mutter ist in der Gegend begraben, in dem sich auch der größte Teil meiner Verwandschaft befindet. Vor 10 Jahren haben wir begonnen,uns immer an Allerheiligen zu treffen, um den Verstorbenen der Familie zu gedenken.
Als ich jünger war, hatte ich damit auch nichts am Hut, weil ich dachte, ich denke doch eh oft an diese Menschen,warum brauchts dafür einen besonderen Tag? Aber dann habe ich diese Treffen schätzen gelernt, denn es ist besonders, wenn man mit der Famillie am Grab der Tante oder des Onkels, oder eben der Mutter steht und sich austauschen kann.
Man fühlt Verbundenheit und Trost.
Es ist nicht nur ein Treffen, um die Toten zu betrauern, es ist auch ein Familientreffen, denn wir sind wirklich in alle Gegenden versteut, und sehen uns sehr selten.Nicht mal an Weihnachten kommen wir so zusammen, wie wir es an Allerheiligen tun.
Nach dem Gang zum Friedhof, der doch recht bedrückend ist, geht es dann in eine vorher organisierte Wirtschaft, und wir feiern unsere Zusammenkunft.Da geht es dann eher gelöst zu. Man erzählt sich Neuigkeiten und es gibt gutes Essen und feine Getränke.
Von Jahr zu Jahr werden die Alten an der Tafel immer weniger und die Jungen werden mehr.Das ist, obwohl es auch traurig ist, schön zu beobachten.
Es geht weiter mit der Familie.
Ich habe eben erklärt wieso.
in Liebe Gida