Du sollst auch deine Feinde lieben. Weiß nicht recht. Ich hab mal meinen Freund gefragt, ein regelrechter Psychopath is der, und er hat mir erzählt, :
Ja, wenn mir einer was draufprojiziert wird er mein Feind, weil ich schlag mich genug mit meinen eigenen Emotionen rum und versuch dabei doch, einigermaßen liebevoll mit ihnen umzugehen. Ich liebe meine Emotionen der Freude und fallweisen Überdrehtheit, doch alles kann ich mir nicht in einem Moment und gleichzeitig zugestehen. Ich lebe nicht allein in dieser Welt und muss Prioritäten setzen. Immer wieder mal überspanne ich den Bogen, trete in ein Fettnäpfchen oder verletze einen anderen mit einem unbedachten Wort, schlimmer noch, mit einer vorschnellen Handlung. Meine oft kindliche Naivität macht mir immer wieder mal neue Probs. Doch ich will meine Emotionen selbst verarbeiten. Ich brauche niemanden, der meine Emotionen verarbeitet. Richten sie Schaden an im Außen wird man mir es mitteilen oder ich werde es selbst bemerken. Aus dieser Erfahrung lerne ich über mich und erfahre, wer und was ich bin. Vielleicht bin ich ein Autist, der gern auch unter Menschen ist.
Je nach emotionaler Nähe zu einem anderen Menschen (Feind) kann es bis zum Hass gereichen wenn ich das Gefühl habe, dass der anderer meine Emotionen bearbeiten will. Ein Fremder kann mir unterschieben was er will, fast. Erst durch die Verbundenheit, durch die emotionale Nähe zu einem *Feind* entsteht die Betroffenheit in mir. Oder ein Vorgesetzter, der etwas von mir verlangt, dass ich nicht mit meinem Inneren Empfinden vereinbaren kann. Ich ertrage keinen Druck von Außen, liebe alles, was um mich herum ist aber es muss druckfrei sein, gewaltfrei sein und ich muss es in mir selber finden und es als Akt der Liebe spüren. Werde ich erdrückt, dann geht die Liebe aus mir hinaus und ich komm in den Hass. Dann geh ich weg von meinem Widerpart, weit, weit weg, denn wenn ich hasse kann ich nicht mehr denken und nicht fühlen. Ich renn rum wie ein Irrer, allein, leer und kalt und glaube, immer weniger zu werden und ich sehe und spüre die Emotionen nicht mehr mit denen ich sonst gerne "zusammenarbeite". Sie breiten sich unkontrolliert in meinem inneren Universum aus und ich renn brüllend und tobend, im Außen Dinge zerschlagend herum um dieses weniger werden meiner selbst auszugleichen. Nur Gedanken der Gewalt und Zerstörung, kein bisschen Liebe ist in mir. Wo der Hass ist, ist die Liebe nicht. Ein Auge der Vernunft schwebt dabei ständig über mir und hat genug zu tun, mich im Zaum zu halten. Ich sage jetzt, das ist das Auge Gottes. Andere mögen es nennen wie sie wollen. Über-Ich oder was weiß ich. Das is mir egal wieviele Schubladen der Mensch in seiner Psyche braucht. Jeder muss seinen Weg finden. Für mich ist es Gott und fertig. Wenn ich etwas zerschlage sind es nur Gegenstände. Dinge, bereits tote Gegenstände. Auf Lebewesen schlage ich nicht ein. Das Auge über mir verbietet es mir. Ich darf nur Dinge zerstören um mir Luft zu machen. Um mich von meinem Widerpart zu befreien. Und ich sehe auch nur noch tote Dinge. Materie. Teilchen. Nichts. Ich bin Blind geworden für das Leben.
Dann passiert etwas von Außen. Ein fremdes Lächeln streift mich auf der Straße, ein Kind grinst mich mit großen Augen unbefangen an und ich fühle mich berührt. Ein erfolgversprechendes Vorstellungsgespräch bei einer sehr netten, aber natürlich wirkenden Sozialarbeiterin. Ich sehe etwas wie Liebe in ihren Augen - nicht zu mir als Person - zum Leben, zum Sein hat sie die Liebe im Herz. Das ist schön. Da sind doch Menschen, geht es mir durch den Kopf. Ich bin nicht Allein. Andere positive Gedanken kommen dazu oder ich bekomme eine gute Nachricht und beginne mich langsam wieder zu entspannen, die Kälte weicht aus mir und langsam zieht wieder ein angenehmes Gefühl von Wärme ein.
Ich rufe meinen Feind an und spreche mit ihm. Wir sind in einem Kampf, sage ich zu ihm. Wenn deine Emotion weiter und tiefer in meine Emotion bohrt entsteht ein Krieg in mir selbst. Wir müssen unseren Geist benutzen, du musst Kraft deines Geistes deine Innenwelt ordnen und ich muss meine ordnen, sonst werden wir ein schlimmes Ende finden für unsere Begegnung. Oder wir müssen getrennte Wege gehen. Und während ich so mit meinem Feind rede spüre ich wieder die Liebe zu ihm, ein warmes Gefühl aus dem Herz heraus und die Feindschaft ist verschwunden. Und nachher, in der Stille bemerke ich; ich hab wieder ein kleines Stück über mich selbst gelernt. Der Hass hat mich völlig sinnlos und leer gemacht für neue Bilder. Bilder der Harmonie. Ich danke dem Auge das über mir gewacht hat indem ich es in mein Herz nehme. Und ich danke auch meinem Feind und nehme ihn in mein Herz, weil ich durch ihn wieder etwas neues gelernt habe, durch die Begegnung mit ihm Platz geschaffen habe in mir für neue Visionen. Ich komme nur in den Hass, wenn in mir ein emotionaler Schweinestall herrscht und eine andere Person mich reparieren will. Dann werde ich Wahnsinnig. Ich dulde keinen Schweinestall in mir und ich bin permanent beschäftigt, diesen zu ordnen. Ich will keinen, der mir ungebeten hilft, diesen zu ordnen. Ich allein arbeite mit meinen Emotionen. Wenn ich Hilfe brauche werde ich fragen. Und wenn ich hasse, dann hasse ich nicht primär meinen Feind, sondern zu aller erst mich selbst. Denn ich liebe es nicht, auch nur einen Funken des Hasses in mir zu tragen und ich hasse mich dann dafür, dass ich überhaupt fähig bin zu hassen und mir wär lieber, ich würd den Hass nicht mehr brauchen, denn ich werde beim Hassen immer kleiner und weniger und weniger, bis ich nicht mehr bin, weil der Hass mich ganz zersetzt. Er treibt mich aus, aus mir selbst und kann nichts von Wert erschaffen. Darum will ich gern auch meine Feinde lieben. Doch ich sehe Draußen keine Feinde im Moment. Ich hab sie alle in mein Herz genommen und hier sind sie keine Feinde mehr und die, die nicht zu mir kommen wollten sind weggegangen. Das ist gut. Das ist wirklich gut, im Moment hab ich mal genug gelernt über mich selbst und eine kleine Pause tut mir gut. Was ich will ist Liebe. Und wenn ich mal im Hass bin, dann ist das Auge über mir. Gott sei dank.
So hatts mir mein Freund erzählt, aber gut, er ist eh nicht auf freiem Fuß.