Moin Moin,
also, meine Sicht dazu ist, der Esoteriker (im Sinne von esoterischer Sichtweise) geht gemeinhin davon aus, dass wir alle hier auf der Erde sind, um Erfahrungen zu machen. Egal, welcher Art diese Erfahrungen auch sein mögen. Gut oder schlecht, friedvoll oder grausam. Dieser Blickwinkel ermöglicht es, aus der Opfer-Täter-Denke auszusteigen und einen anderen Blick auf Geschehnisse zu lenken.
Voraussetzung ist das "Schuld/Unschuld" Denken aufzugeben, ebenso zu verwechseln, jemand wolle Opfer von einem Täter werden und hätte es demnach so verdient. Das ist ganz typisch exoterische Denke, in dem davon ausgegangen wird: hier stehe ich, da draußen ist der Rest der Welt. Egal, was mir auch geschieht, das da draußen hat mir mir so gut wie nie etwas zu tun.
Deshalb lässt sich aus dem exoterischen Blickwinkel so eine Aussage nur als Unding oder Unfug bewerten. Exoterikerbewerten ständig: dies ist gut, das ist schlecht, da der Täter, hier das Opfer und daraus folgen entsprechende Absichten. Jemanden unbedingt heilen zu wollen bis hin zum Helfersyndrom, an Symptomen zu schrauben anstatt sich selbst als mitbeteiligtes Wesen am Erdgeschehen zu verstehen (Ursachemforschung).
Der Vorteil der exoterischen Sichtweise liegt in z.B. technischen Errungenschaften oder Lösungen wie Krieg zu finden, wenn Land und Ressourcen knapp werden. Hier stehe ich mit meinen Bedürfnisse, das Außen hat diesen Platz zu schaffen.
Also jeweils für sich genommen würde ich sagen, eigentlich bedürfen sich beide Sichtweisen, weil sie sich ergänzen.
Nur einseitig verstanden, kommt meisten Müll bei herum. Denn es macht ebensowenig Sinn Gewalttätern freien Raum zu lassen wie ein Opfer nur als solches zu betrachten, weil dies oft genug zu einer Stagnation führt. Opfer von Gewalt werden nämlich in einer exoterischen Welt mehrfach bestraft: durch die Handlung und später durch Mitmenschen, die ein Opfer auch weiterhin als solches behandeln. Und völlig vergessen, dass primär ein Mensch vor ihnen steht. Ein Mensch, der ein Recht auf Heilung und Bewältigung seiner Situation hat.
Es ist imho natürlich falsch zu behaupten, ein Opfer von Gewalt wollte dies bewusst so oder wir müssten nun alle ns gegenseitig auf's Maul hauen, weil das zwingend als Lebenserfharung wichtig wäre *g*. Gleichzeitig gibt die esoterische Sicht eben jenem Opfer die Chance, das Erfahrene nach einer Zeit der Verarbeitung neu zu beurteilen. Ja, mir ist dies und jenes passiert, shit happens, aber nun, was habe ich aus dieser Erfahrung lernen dürfen? Alleine die Stärke, die aus diesen Erfahrungen entstehen kann, wäre tatsächlich positiv.
Die exoterische Sicht lässt keinem dieser Menschen den Raum zu Weiterentwicklung, sondern verurteilt: Du Opfer, Du Täter. Punkt. Krawumm. Unabänderliche Richtersprüche, zack, so ist es. Wichtig in der ersten Zeit nach so einem Erlebnis, eine Phase, die ich durchaus wichtig finde, um grundweg Entscheidungen zur Situation betreffen, weil das Wissen, das einem Schreckliches wiederfahren ist, wofür man eben keine Verantwortung trägt, in sich eine Atempause zulässt. Wer sich allerdings hier dauerhaft parkt, kann aus der Opferposition nicht entkommen, denn das Urteil steht felsenfest, das Opfer bleibt Überlebender, bleibt Opfer.
Erst, wenn danach die Innenschau (eso) stattfinden darf, wird sich aus dieser Position befreit und teilweise neue Stärken entwickelt. Und aus dem Überlebenden kann wieder ein Lebender werden.
LG
Any