Christin sein + Spirituell

Das erinnert mich irgendwie an eine Geschichte aus meiner Studienzeit.
Ich sitze in der Straßenbahn und bin in die Lektüre eines Astrologiebuches vertieft. Ein älterer Herr mit langen grauen Haaren der neben mir sitzt, spricht mich plötzlich an was ich da lese, und als er das Thema des Buches erfährt, fragt er mich doch tatsächlich und in ernstem Ton, ob ich ein "Satanist" sei... Wusste in dem Moment nicht, ob ich lachen oder weinen soll. 🤣😢 Bin mir nicht sicher ob er sich selbst als Christ bezeichnet hätte, aber ich vermute es. Naja, jedenfalls entwickelte sich dann doch noch ein freundliches Gespräch und er stellte sich mir als "Philosoph" vor, der eigene Gedichte und Lieder schreibt. An einer Haltestelle musste er aussteigen und wir wünschten uns noch einen schönen Tag.

Ich selbst bin früher hin und wieder zur Kirche gegangen (leider seit Corona nicht mehr) und habe die Bibel u.a. auch auf hebräisch und altgriechisch, in Auszügen gelesen. Ich habe seit kleinauf immer an Gott geglaubt. Meine gläubige Oma hat mir sogar als Kind beigebracht vor jeder Mahlzeit und vorm Schlafengehen zu beten. Astrologie hat meinen Glauben nur noch gestärkt, indem sie die Existenz des Schöpfers bestätigt.

Religion und Astrologie sind für mich keine Gegensätze. Die Sterne sind ein Teil der Schöpfung, genauso wie alles andere in unserem Kosmos. Gott hat die Sterne als Zeichen für uns Menschen an den Himmel gesetzt, damit wir sie lesen und versuchen zu interpretieren.
 
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. Ja Einsicht kann sehr hart sein und einige Fehler zeigen.

Mit stinknormalen Christen also Evangelischen oder Katholischen hat das NULL zu tun. NULL.
Danke, daß du dazusagst, daß es sich bei dieser Schilderung um eine Splittergruppe handelte.
Da hast du absolut recht. Aber vor 40-50 Jahren hatte ich ich das gut gefunden und mich daran aufgebaut. Heute sehe ich das völlig anders. Doch es bedurfte eines schweren gesundheitlichen Hinweises von Gott an mich, um meinen Sinneswandel einzuleiten. Ich bin IHM für diesen Hinweis sogar dankbar.
 
Abgesehen davon, das Religion eine Glaubensrichtung
darstellt und "die Kirche"(!) ledigliche die Institution dessen ist:

Freude, Leidenschaft, Sexualität darf nicht sein. Damals hat man ja auch so gezählt:
"1,2,3,4,5, pfui, 7". Niemals durfte Freude und Sexus Thema sein.

Nach den Zeugen Jehovas darf Sex ja auch nur zur Zeugung eines Kindes dienen
Wer die Sexualität (auch seine eigene) ablehnt, verleugnet seine Authentizität und das Leben. Für mich kann das nicht Gottes Wille sein. Das Leben, insbesondere dessen begrenzte Zeitspanne, ist SEIN Geschenk an uns.
 
Aber tatsächlich, kommt es mir auch so vor, als ob irgendwas die Stärke des Menschen unterdrücken will.
Die Unterdrückung erfolgt durch eine das Verhalten, Denken und Fühlen kanalisierende Theologie. Da wird die Richtung ganz klar vorgegeben und man wird nicht mehr offen für Hinweise von Gott, welche vielleicht in eine völlig andere Richtung weisen. Letztlich folgt man dann einer Lehre oder Dogmatik, aber möglicherweise nicht mehr Gott. So empfinde ich es.
 
Jeder Mensch formt sich den Gott oder die Göttin, welche zu ihr oder ihm passt, bzw. sucht sich die Religionsgemeinschaft aus, die passt oder macht es sich mehr oder weniger passend, wenn es keine Wahl gibt, bzw. kommt entsprechend in Konflikt mit der Gemeinschaft der Gläubigen. Das widerspricht letztlich der biblischen Empfehlung, sich kein Bild von Gott zu machen. Daran kann man sich konfliktreich abarbeiten, bis das Bild verschwindet. Ohne Bild ist man gottlos, was die Empfehlung, sich kein Bild zu machen ironisch erscheinen lässt.
Wie auch immer, das Gottesbild funktioniert, wenn es sich nach und nach auflöst, zusammen mit dem Ich. Je fester das Gottesbild um so größer das Ego und schwächer der Geist. Ich plädiere für das reine Sein, einem bildfreien Gott . Dabei sollte man jedem sein Bild lassen, sonst hat man selbst noch eins😉
 
Das widerspricht letztlich der biblischen Empfehlung, sich kein Bild von Gott zu machen
Dieses Gebot halte ich auch für wenig sinnvoll, denn unser ganzes Denken und Erinnern orientiert sich an Bildern. Selbst das geschriebene Wort stellt ein Bildnis dar.

So nützt es auch nichts vom Unaussprechlichen zu sprechen oder zu schreiben, denn am Ende verbindet man das mit Gott. Ein Bild verrät uns also meist mehr als viele Worte. So ist mit einem Bildnis von Jesus, dessen ganze Geschichte mit seiner Botschaft verbunden.

Ja und selbst der Unaussprechliche wird bildhaft als Vater umschrieben und auch als solcher dargestellt (z. B. in dem Deckenfries von Michelangelo „Die Erschaffung Adams", in der Sixtinischen Kapelle).

Gut, dass man sich auf dem 2. Konzil von Nicäa (787) geeinigt hatte, dem damalig einsetzenden Bildersturm nicht zu folgen. Dazu eine Textpassage aus dem Beschluss:

... Denn je öfter man sie in bildlicher Gestaltung sieht, desto mehr werden die, die sie betrachten, zur Erinnerung an deren Urbilder und zur Sehnsucht nach diesen angeregt, und dazu, ihnen Küsse und ehrende Gebete darzubringen ...

Merlin
.

 
Dieses Gebot halte ich auch für wenig sinnvoll, denn unser ganzes Denken und Erinnern orientiert sich an Bildern. Selbst das geschriebene Wort stellt ein Bildnis dar.
Das sehe ich nicht ganz so, lieber Merlin.
Dieses Gebot ist für mich eines der zentralsten überhaupt.

Die Bedeutung dieses Gebotes liegt für mich darin, dass ich mir klar werde, dass jegliche Vorstellung von Gott, egal ob bildlich oder in Worten, nicht die Wahrheit über Gott ist.

Fast jeder Gläubige wird natürlich irgendein Bild oder Glaubenssystem im Kopf haben. Aber dieses Gebot warnt uns davor, diesem Bild eine zu hohe Bedeutung zuzumessen und es keinesfalls als absolut zu erklären. Damit schränkt man Gott ein. Es ist eine Hilfe für den Gläubigen, mehr nicht.

Und ich glaube, dass es auch das Ziel eines spirituellen Weges ist, nach und nach alle Bilder loszulassen. Am Ende bleibt dann nur noch Gott übrig. So wie ein Kind beim Erlernen das Radfahrens irgendwann die Stützräder weglassen kann.
 
... Denn je öfter man sie in bildlicher Gestaltung sieht, desto mehr werden die, die sie betrachten, zur Erinnerung an deren Urbilder und zur Sehnsucht nach diesen angeregt, und dazu, ihnen Küsse und ehrende Gebete darzubringen ...

Merlin
.
an diesem Zitat ist echt was dran und mir gefällt es. Ein Bild kann oft mehr sagen, als viele Worte.

Durch den Bildersturm und auch durch Martin Luther wurde viel Wertvolles zerschlagen und der Glaube letztlich seines Geheimnisses beraubt.

Es blieb eine bibelbasierte Entmystifizierung und Verwissenschaftlichung des Glaubens.

Zur damaligen Zeit war das alles noch plausibel und die Bibel war als Lehrbuch über die Welt und den Menschen durchaus geeignet.

Heute allerdings treten mit zunehmendem wissenschaftlichem Fortschritt immer deutlicher dessen Fehler und Widersprüche auf. Wenn man diese einfach ignoriert oder uminterpretiert, hat man kurzfristig Ruhe, tut sich langfristig damit aber keinen Gefallen.
 
Ich verstehe nicht wieso es ein widerspruch sein sollte christlich und spirituell zu sein. Sind es nicht eher atheisten die mit der spiritualität ihr 'kreuz' haben?
 
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Zur damaligen Zeit war das alles noch plausibel und die Bibel war als Lehrbuch über die Welt und den Menschen durchaus geeignet.
Echt?
Die war doch in Latein.
Keiner hat das lesen können um die Interpretationen der Priester zu prüfen.
Luther hat erst mal übersetzt um alle teilhaben zu lassen. Als Mensch hat er natürlich auch interpretiert.
Denkt sich dazu
der F.
 
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