luzifer
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Der Begriff der Erleuchtung wird an Hand der Ausführungen des modernen japanischen Zen-Meister Gudo Wafu Nishijima in einem ersten Ansatz etwas verständlicher: ausgehend von einem Vergleich zwischen buddhistischem und westlichem Denken bemerkt er, dass in der Geschichte des westlichen Denkens zwei vorherrschende und fruchtbare Denkströmungen zu finden seien, nämlich der idealistische und der materialistische Denkansatz.
Der idealistische Denkansatz gehe davon aus, dass die Grundlage unserer Erkenntnis das Denken und nicht die Wahrnehmung sei, während der materialistische Ansatz davon ausginge, dass unsere Wahrnehmung der Welt die Grundlage der Erkenntnis sei.
Nach Nishijima gab es diese beiden Strömungen allerdings bereits im alten Indien, die der historische Buddha dann schließlich überwand.
Als zentralen Punkt seiner Erleuchtung beschreibt der Autor, dass der Buddha genau in diesem Moment des Erwachsens bemerkte, »daß er weder in einer Welt der Gedanken noch in einer Welt der sinnlichen Wahrnehmung lebte, sondern in der Wirklichkeit des lebendigen Augenblicks« (Nishijima 2001, S. 19).
Und weiter:
- Das Erwachen ist also eine existentielle und menschliche Erfahrung, in der wir diese Wirklichkeit uneingeschränkt wahrnehmen und in ihr leben, und nicht am Denken oder an der äußeren Wahrnehmung haften bleiben« (Nishijima 2001, S.20).
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Mit anderen Worten, wenn mir nicht loslassen von der Welt
werden wir das Himmelreich nicht sehen .... < nach Jesu ....
... nach Buddhismus > ... die anhaftung an die Welt aufgeben.
Und das bedeutet letztendlich bezügl. Nirvana alles wirklich
alles loszulassen, sozusagen hilfsweise ausgedrückt wirklich
alles loszulassen heits somt letztendlich Wahrnehmung und
somit auch sämtliches Denken .. und somit auch jegliche Lehre
so auch die welcher UP´s auch immer ... um vollständige Nirvanä
Erleuchtung zu erlangen. Freilich geht das auch nicht durch
Fasten und Meditieren in üblichem verstandesgemäßen Sinn.
Ich sage hier mal schlichtweg ... diese von mir erwähnte Form
der Erleuchtung kimmt ganz von allein .. in den Zeiten der Äonen
und wer sie mit wollen erlangen will ... der ist im wollen des Ego´s
und wird sie so nicht erlangen. < hierzu lasst sich letztlich auch ein
Udo P. nachlesen.
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Aber auch hier werden verschiedene Formen der Erleuchtung unterschieden: so wird im Zen-Buddhismus das Praktizieren der Zazen-Meditation selbst als Ausdruck der Buddha-Natur[#1] oder der Erleuchtung be-trachtet » eine Form von »erstem Erwachen« gegenüber einer Form von »zweitem Erwachen«, das als plötzlicher Durchbruch zur Erkenntnis der Wirklichkeit in ihrer * non-dualen Natur, wie es in vielen Zen-Beschreibungen nieder gelegt ist, beschrieben werden kann (Nishijima 2001, S. 21). Der Sinologe F. Jullien kommt in seinem Buch »Der Weise hängt an keiner Idee«, in der er die Entwicklung der abend-ländischen Philosophie als einen Prozess des Verlustes der Weisheit beschreibt, ohne den Begriff der Erleuchtung aus: Wer keine festgelegte Idee hat, ohne festgelegte Position ist, wer realisiert, was ist und für den »Weg« offen ist durch die Regulierung der Gegensätze und der Mitte, der ist weise in dem vom Buddhismus gemeinten Sinne der Erleuchtung, ohne dass allerdings eine begriffliche Fixierung versucht wird (Jullien 2001).
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* von dual to Polarität ...
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4. Es ist interessant, dass die Frage nach dem Sinn des Lebens sowohl von der Psychoanalyse als auch von den Weisheitstraditionen in vergleichbarer, kritischer Weise beantwortet wird. Freud schreibt in einem der berühmten Briefe an M. Bonaparte im Zusammenhang mit einer Diskussion der »begrenzten Unsterblichkeit«, die man in der Erinnerung der Überlebenden höchstens erreichen kann:
- ... Im Moment, da man nach Sinn und Wert des Lebens fragt, ist man krank, denn beides gibt es ja in objektiver Weise nicht; man hat nur eingestanden, daß man einen Verlust an unbefriedigter Libido hat, und irgend etwas anderes muß damit vorgefallen sein, eine Art Gärung, die zur Trauer und Depression führt. Großartig sind meine Aufklärungen gewiß nicht. Vielleicht weil ich zu pessimistisch bin. Mir geht ein »advertisement« im Kopf herum, das ich für das kühnste und gelungenste Stück amerikanischer Reklame halte: »Why live, if you can be buried for ten dollars.?..... (Freud 1968, S. ...)
Das Gefühl der Sinnlosigkeit wird also als ein neurotisches Symptom verstanden, das mit dem durch die Psychoanalyse zu erreichenden Ziel der Liebes- und Arbeitsfähigkeit überwunden werden kann. Es ist sehr interessant, dass in den östlichen Weisheitstraditionen ganz ähnliche Formulierungen zu finden sind: in sehr vielen Zen-Geschichten und Koans fragen die Schüler den Meister nach Sinn und Bedeutung des Lebens oder der buddhistischen Lehre und der Meister antwortet mit einem Verweis auf die unmittelbare Wirklichkeit: Warum kam Bodhidharma aus dem Westen, ist z.B. eine solche berühmte Frage. Eine Antwort darauf lautet: Die Zypresse im Hof. Eine andere: Im Sonnenschein sieht man den Berg. (U. App: Zen-Worte vom Wolkentorberg. S. 3) In anderer Weise drückt dies F. Jullien in seinem schon erwähnten Buch aus:
- Von China aus betrachtet, vermag uns die Frage nach dem »Sinn des Lebens«, die sich uns aufzudrängen schien, nichts mehr zu sagen » sie spricht uns nicht mehr an. In den Augen der Weisheit verliert die Frage nach dem Sinn des Lebens ihren Sinn. Deshalb wird sich der Weise auf sie genauso wenig fixieren wie auf die Wahrheit (das ist das Ziel der Philosophie, R.Z.). Derjenige ist weise ... der sich die Fragen nach dem Sinn nicht mehr stellt (dem die Alternative »Mysterium oder Absurdität nichts mehr sagt; dem sie genauso wenig sagt, wie die Alternative »wahr oder falsch?). Weise ist der, für den Welt und Leben selbstverständ-lich sind. Der sich damit begnügt zu sprechen (und der daher gar nicht mehr zu reden braucht) : Die Dinge sind so. Nicht, »so sei es«, wie die Religion in ihrem Wunsch nach Einverständnis sagt; auch nicht »warum ist das so«, wie die Philosophie in einem plötzlichen Erstaunen fragt. Weder Akzeptieren noch Infragestellen - sondern »so ist es?. Weise ist, wer zu realisieren vermag, daß (es) so ist« (Jullien 2001, S. 110).
Aus dieser Sicht würde eher die Frage auftauchen, warum überhaupt jemand nach dem »Sinn des Lebens« zu fragen beginnt: Freuds Antwort ist kurz und apodiktisch, nämlich, weil der Mensch krank ist. Die Antwort des Buddhismus oder der Weisheitslehren ist, dass der Geist verdunkelt ist, an einer Idee fixiert oder zu einem »festgewordenen Geist« geworden ist (Jullien 2001, S. 115).[#2]
Ich denke, diese wenigen Vorbemerkungen machen deutlich, dass eine Fokussierung der im Titel er-wähnten Thematik zwingend ist. Daher möchte ich im folgenden einige Anmerkungen zur buddhistischen und psychoanalytischen Praxis machen und dabei vor allem auf einige Gemeinsamkeiten (und natürlich auch Unterschiede) aufmerksam machen, die bei einer Betrachtung von außen kaum auffallen würden. Bei der Schilderung der buddhistischen Praxis werde ich mich auf den Zen-Buddhismus konzentrieren. Meine zentrale Überlegung ist, dass ein Dialog zwischen Zen und Psychoanalyse, der auf echter Gegenseitigkeit beruht, für beide Betrachtungsweisen und ihre Praxis ausgesprochen fruchtbar sein kann, und zwar im Sinne einer Integration und Vervollständigung durch Aspekte, die sowohl im Zen als auch in der Psychoanalyse manchmal vernachlässigt werden: in der Psychoanalyse nämlich der Weisheitsaspekt, im Zen der Aspekt der individuellen, konflikthaften Identitätsentwicklung.