Wie ist Gott entstanden?

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aber was ist eine Vorstellung ganz genau betrachtet?
Eine Vorstellung wird wie bei einer Theateraufführung zuerst von einem Autor schriftstellerisch erfunden, bis sie praktisch auf einer Bühne umgesetzt wird. Für uns ist hier der Blick des Autoren wichtig. Wie kommt es bei ihm zu seiner Vorstellung? Diese können durch äußere Erlebnisse, durch innere Empfindungen und durch deren Kombination entstehen.
Aber wie kommt es zur Gottesvorstellung? Auch hier spielen äußere Einflüsse und innere Empfindungen eine große Rolle, die zu unterschiedlichen Gottesvorstellungen kommen. Lassen wir die Unterschiede und Einflüsse aber einmal ganz weg, so bleibt meines Erachtens doch ein gewisser Rest, der in der Tiefe des menschlichen Geistes Anteil an ein großes numinoses Geheimnis nimmt.
 
Hier habe ich einen schönen Text zum Thema, den einmal ein guter Freund geschrieben hat, der leider viel zu früh gestorben ist. Er war Wissenschaftler, Systemtheoretiker und hat sich viel mit selbstbezüglichen Systemen beschäftigt. Vielleicht trägt er etwas zur Inspiration über dieses Thema bei:

Wie Gott sich selbst erschaffen hat

Manche interessieren sich dafür, wie das Universum funktioniert. Andere dafür, wie es entstanden ist. Dann ist da natürlich das Interesse, was vor oder hinter dem Universum ist, woraus das Universum hervorgegangen ist. Aber kann man auch fragen, wie denn dasjenige selbst entstanden ist? Wie ist Gott entstanden? Oder wird es von manchen gar als vermessen empfunden, sich die Frage zu stellen, wie Gott, bzw. das jenige was der Grund des Universums ist, selbst entstanden ist?

Wir können Gott als das Nicht-Gewordene, das Ewige verstehen. Aber auch diese Idee kann irgendwoher stammen. Auch die Idee des Ewigen könnte von Gott erschaffen worden sein, so wie er demnach vielleicht auch sich selbst erschaffen hätte.

Mich hat diese Frage schon immer fasziniert: Wie ist Gott entstanden, bzw. wie hat Gott sich selbst erschaffen? Natürlich dürfen wir da nicht in kausalen bzw. zeitlichen Vorgängen denken, da auch schon Kausalität und Zeit zum Erschaffenen, also zur Schöpfung gehören. Die Selbsterschaffung Gottes muss also jenseit von Zeit und Kausalität liegen.

Können wir denn überhaupt etwas darüber herausfinden? Ist es nicht schon schwer genug, sich im Universum zurechtzufinden und es zu verstehen? Oder sogar eine Ahnung zu bekommen über den Entstehungs- bzw. Schöpfungsvorgang selbst? Wie sollen wir denn etwas, das noch Jenseits der Schöpfung bzw. der Entstehungsgeschichte des Universums liegt, herausfinden? Wie sollen wir, wenn wir beispielsweise vom Big Bang Modell ausgehen, etwas über die Welt vor dem Big Bang herausfinden? Wenn zudem die Zeit und die Kausalität erst durch den Big Bang entstanden sind?

Nehmen wir hingegen mal versuchsweise ernst, dass wir Gott ähnlich sind, ein Ebenbild Gottes sind, könnte es durchaus möglich sein, dass wir auch etwas von der Selbsterschaffung Gottes erkennen können. Gehen wir im weiteren von der These aus, dass die Selbsterschaffung Gottes auch jetzt geschieht, da sie sowieso jenseits von Zeit und Raum geschieht. Gehen wir ausserdem davon aus, dass Gott uns durch das Universum Zeuge sein lässt von seiner Selbsterschaffung. Dann könnte man in jedem Entstehen eine Kopie der Selbsterschaffung Gottes erkennen, sofern man sie nicht als kausal bzw. zeitlich betrachtet.

Ich hatte immer Mühe, mit der These, dass Gott das Universum erschaffen hat, um sich darin selbst zu erkennen. Das hätte er als Allmächtiger ohne weiteres auch einfacher haben können. Aber wie wäre es, wenn das Universum ein ständiger Ausdruck der Selbsterschaffung Gottes wäre? Nicht um sich selbst darin zu erkennen, sondern um zu zeigen wie geschickt seine Selbsterzeugung ist? Damit sichtbar wird, dass jedes Entstehen im Universum kein kausales und zeitliches ist, sondern eben eine Selbsterschaffung jenseits von Zeit und Kausalität? Vielleicht sollen wir in den Phänomenen dieser Welt nicht die Erschaffung bzw. die Schöpfung Gottes erkennen, sondern seine Selbsterschaffung? Führt das zu anderen Erkenntnissen und Schlussfolgerungen als die Geschichte der kausalen und zeitlichen Entstehung und Entwicklung des Universums?

Es würde vieles bis in die Quantenphysik und Molekularbiologie leichter erklären. Ein Stein ist da, weil er sich ständig selbst erschafft. Eine Zelle ist da, weil sie sich ständig selbst erschafft. Ein Atom ist da, weil es sich ständig selbst erschafft. Ein Mensch ist da, weil er sich ständig selbst erschafft, alles als Ausdruck der Selbsterschaffung Gottes. Das Gesetz der Kausalität und der Zeitlichkeit, mit dem die Quantenphysik solche Mühe hat, wäre einfach obsolet.

Es würde auch den Dialog zwischen den Religionen erleichtern, denn man könnte zwar den Schöpfer bzw. den Schöpfungsprozess verschieden verstehen, aber nicht dessen Selbsterzeugung, vorausgesetzt dass Selbsterzeugung tatsächlich immer gleich funktioniert. Und auch die Diskrepanz zwischen theistischen und Nicht-Theistischen Religionen könnte sich auflösen, da auch hier die Selbsterschaffung das verbindende Element würde, welches beide Möglichkeiten einschliesst.

Aber was können wir über Selbsterschaffung herausfinden? Wie geschieht Selbsterschaffung? Und wie zeigt sie sich in der Welt? Und weshalb erzeugt diese Selbsterschaffung neben Schönem auch so schreckliches Leid? Wirft die Orientierung an der Selbsterschaffung neue Einsichtsmöglichkeiten über Gut und Böse bzw. in den Sinn des Lebens auf?

Auch Gut und Böse erschaffen sich dann selbst, sie gehen nicht kausal aus anderem hervor. Gibt das neue Erkenntnisse in ihren Zusammenhang?

Henk Goorhuis, 17.4.09
 
Dann ist da natürlich das Interesse, was vor oder hinter dem Universum ist, ...
Jedenfalls sieht es ganz danach aus, dass hinter der Äußerung die Vorstellung steckt, das Universum sei physisch begrenzt. Erst dann lässt sich fragen, was davor oder dahinter sei. - Man mache sich also bewusst, dass die Aussage eine bestimmte Vorstellung voraussetzt.
 
Hed. meine These ist aber nur relativ, weil zum Beispiel eine Zerstörung von nicht mehr gebrauchter Materie Platz für Materie besserer Qualität schaffen kann, und warum soll dass Gott kränken, das beleidigen oder das gegen uns aufbringen, wenn eben sorgfältiger bewerkstelligte Güter weniger sorgfältig bewerkstelligte Güter vorzeitig ablösen, weil eben Überschuss vorhanden ist der Sicherheit wegen.
 
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Jedenfalls sieht es ganz danach aus, dass hinter der Äußerung die Vorstellung steckt, das Universum sei physisch begrenzt. Erst dann lässt sich fragen, was davor oder dahinter sei. - Man mache sich also bewusst, dass die Aussage eine bestimmte Vorstellung voraussetzt.



Allerdings kann man aufgrund der Verhältnisse von dunkler Materie zu dunkler Energie davon ausgehen, dass das Universum unbegrenzt ist.
 
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