Solche jungfräuliche Geburten der Heilsbringer werden in den alten Mythen häufig erzählt. Es sollte ein Zeichen deren Reinheit und der göttlichen Unantastbarkeit versinnbildlichen.
So gab es zum Beispiel schon bei Zarathustra die Geschichte von Saoschyant, den Gott Ahura am Jüngsten Tag aussenden wird, um die Weltseele zu erlösen. Saoschyant würde dann im Auftrag Gottes die Toten zu neuem Leben erwecken und ihre Körper wieder herstellen.
Ja und er soll dann sogar, wie schon zuvor Jesus von einer Jungfrau geboren werden. So erzählen auch die Mythen um Zarathustra, dass er auf jungfräuliche Weise gezeugt worden sei.
Jesus steht als Messias stark in der Tradition der alten Propheten, deshalb gibt es in der Geburtsgeschichte einen Bezug bei Jesaja 7. In diesem Kapitel geht es um die Rettung Judäas vor der syrischen Bedrohung. Ahas, der König von Judäa wird dort vom König der Syrer in einem Streitgespräch aufgefordert, ein Zeichen Jahwes einzufordern. Ahas weigert sich seinen Gott zu versuchen und sagt:
Jesaja 7
[14] Darum wird euch der Herr selbst ein Zeichen geben: Siehe eine Jungfrau ist schwanger und wird einen Sohn gebären, den wird sie nennen Immanuel (Gott ist mit uns).
[15] Butter und Honig wird er essen, wenn er weiß, Böses zu verwerfen und Gutes zu erwählen.
In den Prophezeiungen war auch die Rede davon, dass der Messias aus dem Hause David geboren werde. Betlehem war die Stadt David, also wurde in den Evangelien von Matthäus und Lukas ein Grund gesucht, warum Jesus nicht in Nazareth, sondern in Betlehem geboren wurde.
Es ist möglich, dass Lukas auch ein paar reale Fakten mit in seine Geburtsgeschichte eingeflochten hatte. Ansonsten soll damit aber die Legitimation Jesus als der Messias festgeschrieben werden.
Ich denke man sollte diese Geburtsgeschichte als Zeichen der Hoffnung einfach so stehenlassen. Eines bezeugt diese Geschichte jedenfalls und das dürfte die reale Existenz des Menschen Jesus sein. Eine literarische Person hätte man jedenfalls gleich in Betlehem angesiedelt.
Auch in unseren Kulturkreisen gab es manche Seherinnen, denen man die göttliche Reinheit zugesprochen hatte. So, wie zum Beispiel die reale Veleda (Brukterin), die in einem Wohnturm in der Nähe von Köln lebte.
Ich erinnere daran, dass sich auf diese Weise auch die Weiblichkeit im göttlichen Pantheon der Christen einschleichen konnte. Ich möchte jedenfalls auf solche wundersame Geschichten nicht verzichten.
Merlin
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