Das ist sehr interessant. Die (gegenteilige) Geschlechterrolle wird hier aber scheinbar auch manchmal von aussen aufgedrückt...
Da hab ich jetzt drüber nachgedacht.
Hauptsächlich lese ich ja Bücher, wo dann z.b. Übungen mit in den Körper Reinfühlen gemacht werden sollen. Z.b. soll man sich ständig des Beckenraumes bewusst sein. Dadurch wird einem das Frau Sein natürlich bewusster. Und damit wird (mir zumindest) auch das Männliche bewusster.
Und so hab ich da das Gefühl, dass ich durch solche Beschäftigung "halber" werde....
Das hat jetzt gar nichts mit übergestülpten Eigenschaften zu tun, sondern eher mit dem Körpergefühl, das andere (weibliche?) Gefühle dann nach sich zieht.
Hmmm, ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich wirklich schon verstanden habe was Du meinst.
Das eine ist die biologische Ausstattung -
weiblich, männlich, intersexuell
Dann gibt es natürlich die psychische Zugehörigkeit
weiblich, männlich, transsexuell
Und die gesellschaftlichen Rollenbilder und Zuschreibungen (die sich hoffentlich irgendwann mal auflösen)
weiblich, männlich, (Lesbe, Tunte/Schwuchtel...)
Mit Menschen aus dem Bereich des Dritten Geschlechts tut sich unsere Gesellschaft nach wie vor ziemlich schwer. Wenigstens dürfen Kinder heute im Säuglingsalter nicht mehr Zwangsoperiert werden, nur um in unser Dual-Klischee zu passen.
Ich halte jede biologische/psychische Spielart für in sich vollständig und für nicht renovierungsbedürftig - außer jemand hat individuell Leidensdruck und möchte selber dezidiert eine Veränderung.
Wenn ich durch Wahrnehmungsübungen meinen Körper, der in diesem Fall eben ein weiblicher ist, besser spüre entsteht bei mir dabei kein Gefühl des „halbseins“ oder „drittelseins“.
Warum auch, ich bin ganz. Mir fehlt nichts. Im Gegenteil, ich freu mich über meinen empfindungsfähigen Körper. Aber mir wird dabei auch nicht mein
Frau-sein bewusster, es entstehen keine speziell weiblichen Gefühle - ich überlege grad, wie sich das für mich überhaupt anfühlen könnte... wie/wann fühle ich mich „weiblich“, wie/wann ist mir mein Frau-sein bewusst? Und spielt das überhaupt eine Rolle?
Ich weiß allerdings auch nicht, ob einem Mann bei einer Wahrnehmungsübung des Beckens
das Mann sein bewusster wird - geschweige denn, was das heißen könnte...
Wie gesagt, allein diese Zuschreibungen basieren schon auf lange tradierten Rollenbildern (die übrigens nicht nur von Männern gepflegt werden)...
Ein echter biologisch determinierter Empfindungsunterschied passiert meiner Einschätzung nach während einer Schwangerschaft. Was der hauseigene Chemiecocktail da in Frauenhirnen und Körpern anstellt ist sagenhaft.
Das können nicht nur Männer, sondern auch kinderlose Frauen (wie ich) oder Menschen anderen Geschlechts kaum nachvollziehen.
So gesehen unterscheide ich mich da von Schwangeren genauso stark wie ein Mann, ein(e) Intersexuelle(r) oder ein(e) Transsexuelle(r)...
Trotzdem bin ich als empfindungsfähiges Individuum komplett.
Für mich ist Deine Frage dahingehend inspirierend darüber nachzudenken, wie gut ich unterschiedliche Eigenschaften/ Verhaltensweisen von mir annehmen kann.
Schätze ich z.B. meine Kompromissbereitschaft genaus sehr wie mein Durchsetzungsvermögen?
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