Weiblichkeit/Männlichkeit nur zusammen sinnvoll?

Ich bin mir da unsicher. Ich hab Zwillinge, Bub und Mädchen, und kann nicht glauben, dass ich sie schon zu Beginn so beeinflusst habe, dass meine Tochter mit 1.5 Jahre ihre Puppe wickelte, mein Sohn seine Puppe als Hammer verwendete. Ich hätte gar keine Zeit gehabt, sie unterschiedlich zu behandeln...


Ist das nicht auch "typisch weiblich"?

Und wenn beide Geschlechter gleich sind, was ist dann mit der spirituellen Polarität (oder Dualität)? Meinst du das gilt dann für die Anteile innerhalb einer Person?
Ich halte Polarität durchwegs für ein Konstrukt.
Warum so viele Menschen dieses „Schwarz-Weiß“ so lieben weiß ich nicht. Dabei besteht unsere Umwelt und unser Leben hauptsächlich aus Abstufungen...
Ich hab mal das Buch "Yin Prinzip" von Daniela Hutter gelesen, und da hat es mich sehr gestört, dass sie sagt man soll Röcke/Kleider tragen und yin Berufe (Krankenschwester, Kindergärtnerin,....) machen.
Jedoch habe ich selbst z.b. vor einigen Monaten wieder begonnen Schmuck zu tragen, seit ich mich "suche". War mir einfach ein Bedürfnis.
Wow, Krankenpflege ist ein Yin-Beruf. Diese doofe Art von Zuschreibung macht nach wie vor die Berufe aus dem „Reproduktionsspektrum“ (d.h. Jene, die zum Erhalt und Erlangen der Arbeitskraft dienen) zu den schlecht bezahlten und unterbewerteten.

Wenn Dir Schmucktragen hilft Dich zu finden, dann mach es einfach. Du wärst aber sich nicht weniger Frau, wenn Du statt dessen das Bedürfnis hättest, Kupfertreiben zu lernen oder einen Stetson tragen möchtest.

Btw.: wenn Röcke „Yin“ und „weiblich“ sind, dann frage ich mich, wie männliche Maoris und Polynesier jemals ihr Selbstbild (das durchaus auch kriegerische Elemente enthält) entwickeln konnten.

Bei den Beschreibungen stand auch, dass z.b. Frauen als Männer (Burrnesha) leben, wenn es kein Familienoberhaupt gibt. Das hört sich für mich nicht unbedingt freiwillig an.

Und wenn wir Frauen uns nicht weiblich fühlen, wie kann es dann Transsexuelle geben, die sich als Mann weiblich fühlen?:confused4 und umgekehrt...


Von den biologischen Determinanten abgesehen (die auch nicht immer so eindeutig sind, wie sich viele das wünschen) gibt es meiner Wahrnehmung nach im Bereich der Geschlechter bzw. deren Verhaltensweisen unzählige Abstufungen.
In dem wie wir fühlen und auch wie wir uns selbst sehen gibt es sowohl biologische, psychologische und gesellschaftliche Anteile.

Ich gehe davon aus, dass es da Häufungen einzelner Verhaltensweisen innerhalb einer biologisch determinierten Geschlechtergruppe geben kann. Aber bei weitem nicht ausschließlich oder gar unausweichlich. Und wesentlich weniger „angeboren“ und „zwangsläufig“ als wir gemeinhin annehmen. Die Intra-individuellen Unterschiede sind oft größer, als die Inter-Individuellen.

Ich weiß nicht was „wir Frauen“ fühlen. Ich weiß nur was ich fühle.
Die Frage nach meinem Geschlecht spielt für mich nur in der Interaktion mit anderen eine Rolle.

Wir haben, neben der biologischen Grundausstattung, ein Selbstbild, ein Fremdbild und gesellschaftliche Rollenbilder mit denen wir immer wieder konfrontiert sind.
Im günstigsten Fall können die sich in großen Bereichen überdecken, im ungünstigsten Fall weit auseinanderklaffen.
Und da kann ich verstehen, dass das für die Betroffenen Leidensdruck bringt.
 
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Wow, Krankenpflege ist ein Yin-Beruf. Diese doofe Art von Zuschreibung macht nach wie vor die Berufe aus dem „Reproduktionsspektrum“ (d.h. Jene, die zum Erhalt und Erlangen der Arbeitskraft dienen) zu den schlecht bezahlten und unterbewerteten.
Hab das Buch dann schlecht auf Amazon bewertet und direkt einen Kommentar der Autorin bekommen.
 
Ich bin mir da unsicher. Ich hab Zwillinge, Bub und Mädchen, und kann nicht glauben, dass ich sie schon zu Beginn so beeinflusst habe, dass meine Tochter mit 1.5 Jahre ihre Puppe wickelte, mein Sohn seine Puppe als Hammer verwendete. Ich hätte gar keine Zeit gehabt, sie unterschiedlich zu behandeln...

Meine Kinder (Mädchen) hatten ihre "Barbie- Glitzer" Phasen und ihre "Autos- Werkzeug" Phasen, genau wie die meisten Jungen im Kindergarten ebenfalls.

Vielleicht spielt es bei dir eine besondere Rolle, da Zwillinge ja noch einmal eine Sache für sich sind.

Yin und Yang haben ursprünglich nichts mit "männlich" und "weiblich" zu tun - sie waren damals quasi eine Methode, sich die Ereignisse auf der Welt "handhabbar" bzw. erklärbar zu machen (wie jede Kultur ihre entsprechenden Methoden/ Anschauungen dazu hatte).

Ist das nicht auch "typisch weiblich"?

Und wenn beide Geschlechter gleich sind, was ist dann mit der spirituellen Polarität (oder Dualität)? Meinst du das gilt dann für die Anteile innerhalb einer Person?

Ich weiß nicht, was "typisch weiblich" sein soll.
Dass Frauen lange Zeit so erzogen und von der Gesellschaft so geformt wurden, steht außer Frage, aber "so sind" sie nicht "von Natur aus" bzw. dafür gibt es keinerlei biologische Anhaltspunkte.

Ich sehe nirgends "Polarität" oder "Dualität", ich sehe Vielfalt innerhalb einer jeden Person jeden Geschlechts und das scheint mir sehr viel wertvoller als röcketragende, finanziell abhängige "Weibchen" und somit wahrscheinlich analog schwer verdienende, "Macho- Männchen" (?) - bezogen auf das Buch, was du anführtest:


Ich hab mal das Buch "Yin Prinzip" von Daniela Hutter gelesen, und da hat es mich sehr gestört, dass sie sagt man soll Röcke/Kleider tragen und yin Berufe (Krankenschwester, Kindergärtnerin,....) machen.
Jedoch habe ich selbst z.b. vor einigen Monaten wieder begonnen Schmuck zu tragen, seit ich mich "suche". War mir einfach ein Bedürfnis.

Wenn man Röcke/ Kleider trägt, dann kann man vieles einfach nicht tun/ nicht mitmachen.
Das mag für erwachsene Frauen nicht in dem Ausmaß gelten wie für Mädchen, aber es macht andere Bewegungen erforderlich/ eine andere Sitzhaltung u.ä. und wirkt somit reziprok auf das empfundene Selbstbild.
Bzgl. der genannten Berufe durchfuhr mich doch ein Schrecken: es sind unterbezahlte Knochenjobs, die man in Kleid/ Rock definitiv nicht durchführen kann^^.

Und wenn wir Frauen uns nicht weiblich fühlen, wie kann es dann Transsexuelle geben, die sich als Mann weiblich fühlen?:confused4 und umgekehrt...
Die Vielfalt im Bereich Intersexualität ist derart enorm, dass sich das nicht verallgmeinern läßt.
Es gibt die, die sich "im falschen Körper" fühlen, aber auch die, die sich mit Bartwuchs und Brüsten genau richtig fühlen und noch ganz viel mehr.
Der Verstehensprozess in diesem Bereich hat ja erst begonnen, bislang hatte man ja das Paradigma von nur zwei "richtigen Geschlechtern" und hat darauf seine Behauptungen aufgebaut.
 
Ein echter biologisch determinierter Empfindungsunterschied passiert meiner Einschätzung nach während einer Schwangerschaft. Was der hauseigene Chemiecocktail da in Frauenhirnen und Körpern anstellt ist sagenhaft.
Das können nicht nur Männer, sondern auch kinderlose Frauen (wie ich) oder Menschen anderen Geschlechts kaum nachvollziehen.
So gesehen unterscheide ich mich da von Schwangeren genauso stark wie ein Mann, ein(e) Intersexuelle(r) oder ein(e) Transsexuelle(r)...
Gutes Beispiel!

Meine beiden Schwangerschaften waren gut geplant, meine Töchter waren absolute Wunschkinder.

Meine erste Schwangerschaft hat mich komplett aus dem Ruder geworfen, aber nicht, weil die Biologie ein wenig verrückt gespielt hat (ich habe keinen großen Unterschied gemerkt), sondern weil die Umwelt gefühlt "komplett verrückt gespielt" hat.

Ich war vorher eine gut verdienende junge Frau mit viel Anerkennung und Verantwortung im Beruf und einem gewissen sozialen Status.
Niemand wäre auch nur auf die Idee gekommen, mir ins Leben zu "pfuschen", mich mit gut gemeinten Ratschlägen zuzupflastern oder mich ungefragt anzufassen.

Das änderte sich schlagartig mit der Schwangerschaft: plötzlich wußten "alle" ungefragt, was ich am besten essen sollte, was ich nicht mehr tun darf, was "zu viel für mich" sei, was ich unbedingt beachten müsse, wann ich mich auszuruhen habe, wie viel ich wann zuzunehmen hatte, dass ich in einen Geburtsvorbereitungskurs gehen müsse (Horror!) usw. ... .
Die zwei Zigaretten am Tag, die ich mir noch zugestanden habe, rauchte ich heimlich wie ein Teenie.
Es gab sogar Leute, die mir auf den Bauch tatschten, mir über den Arm strichen ... .
Meine Arbeitszeiten wurden zeitlich eingegrenzt (gesetzlich vorgeschrieben), ungeachtet davon, wie man mit veränderten Arbeitszeiten klar kam, der Verdienst verringerte sich entsprechend (für mich nicht wirklich wichtig, aber für viele andere Frauen, die auf Nachtzuschläge/ Zusatzeinkommen durch Dienste/ Bereitschaften angewiesen waren).
Ich war also kein "vollwertiger" Mensch mehr - so habe ich es empfunden und sehr darunter gelitten.

In der zweiten Schwangerschaft war ich geschickter: ich habe extrem weite Sachen getragen und niemandem von der Schwangerschaft (außer auf der Arbeit, das ging nicht anders) erzählt und siehe da - ich wurde weiterhin als Mensch mit Würde behandelt, nicht begrabbelt und niemand wagte anzusprechen, dass ich offensichtlich im Verlauf der neun Monate ein wenig "rundlicher" wurde.^^

Nicht die Biologie war das eigentliche Problem, es war für mich ausschließlich die Umwelt.

Andere Frauen mögen das unter Umständen komplett anders erleben und sogar genießen können, manche lassen sich kaum tangieren ... - es gibt da kein "richtig" oder "falsch".
 
Ich bin mir da unsicher. Ich hab Zwillinge, Bub und Mädchen, und kann nicht glauben, dass ich sie schon zu Beginn so beeinflusst habe, dass meine Tochter mit 1.5 Jahre ihre Puppe wickelte, mein Sohn seine Puppe als Hammer verwendete. Ich hätte gar keine Zeit gehabt, sie unterschiedlich zu behandeln...
es geschieht (oft) unbewusst - ohne bewusstes zutun einer oder mehrerer bezugspersonen und restlicher umwelt.
es reicht das denken - das ist ein bub und das ein mädchen....
ich habe übrigens puppen immer abgelehnt und nur einen teddy akzeptiert.
weil meine mutter einen sohn haben wollte und unglücklich war über die geburt eines mädchens?
bewusst habe ich das in meiner kindheit nicht mitbekommen.
 
Ich denke nicht, dass Männer und Frauen von Geburt an charakterlich im Schnitt gleich sind. Aber Unterschiede werden auch überbewertet, und "im Schnitt" bedeutet nicht, dass manche Frauen nicht eher wie viele Männer sind, und umgekehrt manche Männer wie viele Frauen.

Daher ist es auf der einen Seite normal, dass es Frauen in "Männerberufen" gibt (und umgekehrt), aber auf der anderen Seite es ist auch normal, dass mehr Frauen zum Beispiel Kindergärtnerin werden wollen und mehr Männer ein Mathematikstudium anfangen.

Ich gebe selber aber auch nichts darauf typisch männlich sein zu wollen. Wobei ich aber auch nicht "meterosexuell" bin.
Als Kind wurde ich häufig für schwul gehalten oder so beleidigt, was ich aber nicht bin. Umgekehrt gibt es manche, die behaupten Asperger hätten ein extrem männliches Gehirn. Glaube zwar, dass ich ein Asperger bin (wie ich oft sagte wurde das nie diagnostiziert), aber dass das eine Unsinnstheorie ist (denke übrigens selber, es ist mehr ein Neandertaler-Gehirn, dass die Gene, die dafür mitverantwortlich sind von dort kommen, auch wenn Neandertaler wiederum nicht exakt asperger-autistisch waren).

Bringt jedenfalls nicht zu viel, alles was ich tue oder nicht mit männlicher oder weiblicher Seite in Zusammenhang zu bringen. Man kann es versuchen, aber hat vermutlich oft mehr mit irgendwelcher subjektiven Betrachtung zu tun.

P.S: Es gibt in der Natur auch Polaritäten (wie Südpol und Nordpol, Nicht-Pol zu Pol wäre ja trivial), aber es ist für mich nicht absolut fundamental.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hab mir jetzt ein Buch gekauft:
Der Weg des Wassers: Frauen meditieren anders von Katrin Jones.

Bin neugierig wie das Thema da behandelt wird.
 
Trotzdem ist man meist eindeutig Mann oder Frau. Mit den oft dazubeschriebenen Eigenschaften. Und oft als "halb" bezeichnet....
Bis jetzt bin ich auch davon ausgegangen, dass jeder ganz ist, und nur andere Organe hat. Aber umso mehr ich mich damit beschäftige, umso fraglicher wird für mich die Welt...
Ja, dadurch wurde es uns ja überhaupt erst möglich, Gestalt anzunehmen und selbstreflektierend das Licht der Welt erblicken zu können. Und ist eben auch eine Bedingung, um unsere Art am Aussterben zu hindern.

Wesentlicher finde ich aber noch viel mehr, sich darauf zu besinnen - dass Mann/Frau – aber auch alle biologischen/psychologischen „Mischtypen“ - dennoch ganz und gar Mensch sind - Wenn wir nun doch schon mal alle gleichzeigig gemeinsam (personifiziert in Form von körperlichem, egotechnischem Getrenntsein untereinander) momentan am bewussten Leben und Nachdenken sein „dürfen“.

Wir haben ja, zumindest theoretisch, die subjektive Wahl, das „Beste“ für uns selbst daraus zu machen zu versuchen.
Oder schwarz-weiß-technisch auf den springenden Unschärfe-Punkt runtergeschraubt: Was bringt mir persönlich eigentlich im Moment/auf Dauer mehr menschliche "Erfüllung" – ein Füreinander-Da-Sein oder ein Gegeneinander-Da-Sein.:schaukel:
 
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Glaube zwar, dass ich ein Asperger bin (wie ich oft sagte wurde das nie diagnostiziert), aber dass das eine Unsinnstheorie ist (denke übrigens selber, es ist mehr ein Neandertaler-Gehirn, dass die Gene, die dafür mitverantwortlich sind von dort kommen, auch wenn Neandertaler wiederum nicht exakt asperger-autistisch waren).
Meinst Du in etwa so: Der Homo neanderthalensis ist dem Homo sapiens ausgesetzt und die Aspergersymptome sind Adaptionen an eben jenen Umstand?
 
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