Für mich gilt das nicht, sondern:
Jedes meiner Gefühle ist ein bestimmter kommunikativer Ausdruck, den ich in einer bestimmten Situation benutze. Sobald die Situation vorbei ist, verschwindet das betreffende Gefühl. Mit der ”Suche nach sich Selbst“ hat das nicht das Geringste zu tun. Alle meine Gefühle sind wichtig und wertvoll, doch ich selbst bin etwas Anderes, denn mich gibt es bereits vor dem Zustandebringen eines meiner Gefühle.
Denkst du auch hier, dass ich mich irre? Oder ist es wieder nur unverständlich für dich?
Ich denke weder dass Du noch ich mich irren. Wir scheinen sehr unterschiedlich zu sein.
Ich bin kein anlytischer Mensch, sondern jemand, der hauptsächlich über fühlen zu seinen Erkenntnissen kommt. Deshalb ist es schwierig dieses in Worte zu fassen.
Die Diskussion hier habe ich sehr interessiert verfolgt. Und ich gehe von anderem aus als Du. Das ist alles. Denn für mich ist es nicht so, dass es mich schon gibt, bevor ich Gefühle etc. zustande bringe. Für mich gehört das einfach zusammen. Ich bin meine Gefühle.
Mein ich ist auch kein konstantes Gebilde, sondern etwas, das sich ständig ändert, wächst, reift, auseinanderfällt, sich neu zusammensetzt.
Es ist auch nicht homogen, es gibt viele Anteile: Das innere Kind, die innere Erwachsene, mein innerer männlicher sowieweiblicher Anteil, mein innerer Teenie, meine innere Richterin, meine innere Wächterin......Mit diesen kommuniziere ich regelmäßig.
Morgen schon bin ich anders als heute, unter anderen weil ich mich mit diesem Thema beschäftige. Weil ich versuche Dich zu verstehen. Aber das gelingt mir wohl nur Ansatzweise, weil Du anscheinend anders als ich gestrickt bist.
Und zum Thema Kunst. Natürlich ist ein Bild nicht der Maler, aber viel von ihm schwingt in diesem Bild mit. Ein Teil von ihm ist in diesem Bild.
Wenn ich Texte schreibe, bin ich manchmal mein Text, weil ich nicht mehr denke und aus dem Bauch heraus schreibe. Dann fließt etwas von mir in den Text.
Bei Musik wird das noch deulicher finde ich.
Und ich bin ich, wenn ich mich fühle, beobachte, wenn ich nachdenke, wenn ich mich im Spiegel anschaue, mich in den Augen anderer spiegel.
Und ich weiß, wie es ist, sich selbst verloren zu haben. Mit viel Arbeit brauchte ich lange um zu mir zu gelangen. Deshalb kenne ich den Unterschied. Das hängt aber mit meiner persönlichen Geschichte zusammen.
Wenn Du Du bist ohne den langen Weg ins eigene Innere gehen zu müssen, dann freu dich. Das ist ein Geschenk.