Vor allem, denke ich, dass es da grad nix zu integrieren gibt.

Hallo Cayden
Hab deinen text aufmerksam gelesen und gebe dir in vielem recht.

Ganz allgemein muss ich sagen, dass sich das verhalten der betreffenden person vor ca. 3 jahren mir gegenüber deutlich gebessert hat. Von dem her war es von mir hier überspitzt formuliert.
Es ist also nicht (mehr) so, dass ich einen aggressor in meine familie lassen würde, zumal wir regelmässigen, aber nur losen kontakt haben.
Ich nehme zu zwei punkten stellung, die du mehrmals wiederholst:
Zu
integration: Ich integriere diese meine geschichte in mein leben. Das im gegensatz zu früher, wo ich mich ständig gegen mein schicksal aufgelehnt und gekämpft habe. Wenn du das als "sich mit etwas abfinden" bezeichnen möchtest, dann tue das.
Ich hänge sehr an worten, halte sie für machtvoll und verändernd und versuche oft ihre bedeutung zu ergründen. Sich abfinden klingt für mich nach einem passiven, resignierenden (inneren) vorgang, ev. verbunden mit einem anhaltenden jammern, einem verfluchen des schicksals oder einem inneren hadern mit demselben. Es klingt nach einem "müssen".
Ich kann diese dinge bei mir nicht (mehr) finden. Ich empfinde mich als kompetent, laufe nicht weg und hab den eindruck, die fäden nun selber in der hand zu halten.
Es sei aber jedem unbenommen, den kontakt zu solchen menschen ganz abzubrechen (gibt wohl geschichten, wo das absolut nicht anders geht), jahrelang therapien zu besuchen oder sich bei jedem treffen in einen sinnlosen streit zu verstricken. Auch ein "verzeihen" auf dem sterbebett, wie es trixi formuliert hat, halte ich für möglich. Es muss einfach das sein, was man will.
Ich kenne von fast jeder kategorie einen vertreter und stelle fest, dass gerade ein drittel mit der situation zufrieden ist. Allerdings gebe ich gerne zu, dass es sich nicht um geschichten, wie die der TE handelt.
Aus diesen gründen nenne ich es integrieren/annehmen, akzeptiere aber vollkommen, wenn du das anders siehst.
Wertfrei: Ist auch überspitzt formuliert. Natürlich handelt es sich bei verletzend, destruktiv, etc. um wertungen. Ich bewerte aber weniger als früher, weise die "schuld" nicht mehr zu, weil der schuldbegriff für mich eh relativ verschwommen und religiös gefärbt ist. Ich gebe zu, dass das funktioniert, weil sich unsere beziehung entspannt hat und er von mir jetzt mehr annimmt. Man könnte sagen, ich habe ihn quasi "erzogen". Wenn wieder verletzende aussagen kommen oder er versucht destruktiv zu wirken, habe ich heute den mut, ihm das sofort offen zu sagen, was früher nicht ging, weil zu viel angst da war. Ich schaffe es dabei, relativ unberührt, emotionslos zu bleiben, was sich positiv auf meine kompetenz auswirkt.
Wer sich nun verändert hat und warum, keine ahnung.
Ich wollte eigentlich nicht meine eigene geschichte hier rein bringen, müsste dies aber noch konkreter tun, um einiges noch klarer zu machen und mein verhalten dann zu diskutieren. Ich möchte das hier aber nicht.
Jeder muss wege finden, seine eigene geschichte zu verarbeiten, mit ihr zu leben. Die wege sind vielfältig und ich stolpere auch hie und da. Die zeit hat vermutlich auch noch für mich gearbeitet. Wichtig erscheint mir, dass man selbst entscheidet, wie man damit verfahren will. Keiner kann einem da wirklich helfen, einem raten oder zu etwas drängen. Allenfalls kann man möglichkeiten aufzeigen oder hinweise liefern.
Das war meine absicht.
