Hallo Tannenzapfen
erstmal könnte es sein, dass wir da was verwechseln oder durcheinander bringen oder aneinander vorbei reden.
Was ist denn nun ganz genau gemeint mit dem "Sinn" ?
Ist es die Frage nach dem "was" oder "warum" ?
Ist es etwas, das "wir" wollen oder etwas, das "jemand anderes" will ?
Von uns selbst oder von allen ?
Oder vielleicht etwas, das wir tun "sollen" ? Und wer meint das, das wir das sollen ? Ist es vielleicht die Frage "Warum sollte ich etwas tun" ? Oder etwa "was sollte ich wollen" ? Wie kann man etwas wollen sollen ?
Oder ist es vielleicht die allgemeine Frage : "Wieso überhaupt das alles ?"
Worüber sprechen wir hier ?
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Zitat:
"Aber hat nicht jeder für sich einen Sinn gefunden? Würde der Mensch es überhaupt ohne Sinn aushalten? Und wenn es nur der Sinn ist, so erfüllt wie möglich zu leben, glücklich zu sein. Egal, ob es so gewollt ist oder Zufall. Wäre nicht auch das ein Sinn? Beseitzt nicht auch der Ungläubige für sich einen Sinn? Das Leben zu genießen, z.B.?"
Also aus meiner Sicht redest Du da nicht vom Sinn sondern von dem, wonach sich ein Mensch orientiert im Leben. Hier gäbe es z.B. zwei Richtungen - die eine beschreibt das, was man tun WILL, die andere, was man tun SOLL.
Der "Sinn", das Leben zu geniessen und Spass zu haben ist kein "Sinn" sondern ergibt sich einfach aus dem natürlichen Bedürfnis eines Menschen. Ein Mensch erlebt etwas sehr angenehmes - sei es geistig, emotional, sinnlich - und entwickelt dann den Wunsch, dies wieder zu erleben und zu vertiefen. Andersherum ist es dann so, dass ein Mensch unangenehme Erfahrungen macht und sich daraus eine Abneigung gegen bestimmte Dinge entwickelt, die er in Zukunft meidet. Dies geschieht normalerweise ganz von alleine, es ist ganz natürlich - findest Du nicht auch ?
Nun lese ich aber die Worte eines Menschen, bei dem diese Vorgänge scheinbar nicht stattfinden ??? Wie kann das sein ? ich verstehe es nicht. Kannst Du es mir erklären ?
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Zitat:
"Weil wohl jeder für sich nach Antworten sucht, oder? Weil sich jeder irgendetwas sucht (ich nehme es zumindest an), um dieses Theater hier auf Erden zu verstehen und damit halbwegs zurecht zu kommen."
Das sieht nun wieder nach dem allgemeinen Sinn aus, der "Lebensfrage" schlechthin. Wieso passiert das alles überhaupt. Ist aber aus meiner Sicht nicht der selbe Sinn den Du oben meinst.
Natürlich ist der Mensch ein neugieriges Wesen und stellt Fragen, Fragen, Fragen. Dennoch würde ich es nicht so sehen, dass jeder nach dieser "grossen" Anwort sucht. Vielleicht mal eine Zeit lang in der Jugend - doch die meisten Menschen hören schnell wieder damit auf. So zumindest meine Erfahrung mit anderen Menschen. Diese Frage scheint mir doch auch ein wenig zu hoch gegriffen, findest Du nicht auch ? Jedenfalls leben viele viele Menschen ohne eine wirkliche Antwort auf diese Frage, und sie lieben und hassen und leiden und geniessen trotzdem. Also wieso solltest Du das nicht auch können ?
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Zitat:
"Ich muß mir jedenfalls einen Sinn geben. Weil ich sonst an diesem Dasein zerbrechen würde. Natürlich ist es schwierig herauszubekommen, ob es einen Sinn gibt oder nicht. Und ob es DEN Sinn gibt, welcher für alle gleichwertig ist."
Wieso würdest Du denn an Deinem Dasein zerbrechen ? Warum ? Und was meinst Du denn mit "DEM" Sinn ? Was könnte das sein ?
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Zitat:
"Wie stellst Du Dir ein Leben ohne Sinn vor? Wie würde ein solcher Mensch leben?"
Welcher Sinn ist nun gemeint ? Wenn es um den "Endsinn" geht - ganz normal, wie man überall sehen kann. Wenn es um den persönlichen Sinn geht - meinst Du damit eigentlich ein persönliches "Lebensziel" ? Es gibt - soweit mir bekannt - auch viele Menschen, die ihren persönlichen "Lebens-Sinn" nicht gefunden haben. Solche Menschen sind in der Regel nicht sehr motiviert und bringen es auch nicht sonderlich weit, bei was auch immer. Dennoch lässt es sich auch ohne so einen Sinn durchaus ganz gut leben. In meinem Bekanntenkreis gibt es einige solche Menschen, die nicht "in die Puschen" kommen, deren Leben mehr oder weniger so dahinplätschert. Sie sind nicht sonderlich glücklich oder erfolgreich, aber es geht ihnen auch nicht unbedingt schlecht. Denn sie machen sich (i.d.R.) nicht sonderlich verrückt deswegen.
Vielleicht hängt es auch stark davon ab, welche Einstellung man dazu hat. Ob man sich nun daran "festbeisst" oder ob man es eben einfach so akzeptiert.
Die meisten Menschen müssen sich keinen "Sinn" suchen oder ausdenken. Sie folgen ihren Bedürfnissen, Zuneigungen, Abneigungen, ihren Interessen, richten sich vielleicht noch aus an Moral und Ethik und verhalten sich entsprechend ihrer Psyche. Also wieso solltest Du das dann tun ?
Was sagt Dir denn Dein Herz ? Was empfindest Du ? Wozu fühlst Du Dich hingezogen ? Was macht Dir Spass ? Wonach sehnst Du Dich ? Gibt es da denn nichts ? Brauchst Du unbedingt jemanden, der Dir einen "Sinn" erklärt. Bitte entschuldige, wenn ich Dir hier zu nahe trete und bitte antworte nicht, wenn Dir das zu persönlich hier ist. Es ist wirklich nur lieb gemeint.

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Zitat:
"Ist ein Wunsch, ein Traum, ein Ziel nicht auch ein Sinn?"
Für mein Verständnis sind das verschiedene Dinge. Sinn klingt für mich so wie etwas von aussen. Etwas, das *man* tun sollte, um irgendetwas bestimmtes aus bestimmten Gründen zu erreichen. Ersteres ergibt die Frage "Was will ich" zweites die Frage "was soll ich". Beim ersten frage ich in mich, beim zweiten jemand anderen. Warum sollte man jemand anderen danach fragen, was man will ? Wer, wen nicht man selbst, weiss am besten, was man will ? Das andere geht für mich eher in die Richtung "was ist das Beste für mich und andere - wie soll ich mich nun verhalten - sag Du es mir bitte". Und wieso sollte man jemandem so eine Frage stellen ? Mir fallen da nur zwei Dinge ein - entweder, weil man nicht weiss, was man will, oder weil man nichts "falsches" tun will (aus verschiedenen Gründen). Würdest Du mir da zustimmen oder gäbe es da noch andere Möglichkeiten ?
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Zitat:
"Bestes Beispiel bin ich. Wie oft mußte ich mir schon anhören: Sei doch endlich mal glücklich. Und ich dachte immer: was wollen die denn nur von mir, bin ich es nicht? Ich war es nicht, nein. Und oftmals wußte ich das gar nicht. Habe ich da nun absichtlich das Leid gewählt oder haben mich bestimmte Erlebnisse dazu gezwungen, auf die ich weniger Einfluß hatte?"
Dass ständig irgendwelche Einflüsse auf uns einwirken, ist klar. Und dass wir einen - beschränkten - Einfluss auf unsere Umwelt (also wiederum die Einflüsse, denen wir ausgesetzt sind) haben, ist eigentlich auch klar. Also ist man zu einem gewissen Grad immer an seiner Situation mit Schuld aber anderseits ihr auch bis zu einem gewissen Grad ausgeliefert. Dies ist natürlich von Fall zu Fall unterschiedlich.
Die Frage ist doch eigentlich - ist man sich dessen bewusst, dass man leidet oder glücklich ist ? Und trifft man daraus eine bewusste Entscheidung, sich und sein Leben so zu ändern, dass man glücklich werden kann ?
Ich persönlich denke nicht, dass ein Mensch unbedingt das Leid gewählt hat, wenn er nichts unternimmt, um sich aus diesem zu befreien. Ich selbst habe in meinem Leben sehr viel gelitten. Es gab zB mal eine Beziehung vor mehreren Jahren, die ab einem bestimmten Punkt nur noch leidvoll war. Doch ich unternahm nichts dagegen. Grund war, dass ich mir des Leids einfach nicht bewusst war. Und obwohl ich einiges dagegen hätte tun können, versank ich irgendwie in diesem unbewussten Zustand. Als dann alles zusammen brach gab es ein schmerzhaftes Erwachen, doch danach konnte ich all das reflektieren und mich auch ändern. (Was sehr schade ist, weil es besser gewesen wäre, während des Dramas bewusst zu sein, da die Beziehung durchaus noch lange Zeit zu retten gewesen wäre)
Ansonsten gäbe es da noch die Variante, dass die Lebensumstände eigentlich garnicht so schlimm sind, aber man dennoch nicht glücklich ist. Doch hier wäre die Frage, ob man in so einem Fall wirklich schon unglücklich ist, oder ob man das Leben mehr oder weniger einfach so "passieren" lässt. Zwar nicht wirklich unglücklich aber dennoch nicht glücklich. Weil man nicht in die Richtung geht, die einen glücklich machen könnte.
Wo in diesen Beschreibungen findest Du Dich denn am ehesten wieder ?
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Zitat:
"Wenn der Mensch die tatsächliche Wahl hat, sich entscheiden zu können zwischen Leid und Glück - würde nicht jeder das Glück wählen?"
Das ist eine interessante Frage - weil es Menschen gibt, für die Unglück Glück bedeutet. Was ist Glück ?
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Zitat:
""Nun, so leicht soll es ja auch nicht sein. je nachdem, welchem Sinn man folgt. So heißt es, ein Selbstmörder wird "dort" bestraft. Ein Bösewicht kommt in die Hölle. Jemand der sein Bewußtsein hebt, kommt in höhere Ebenen. Manche kommen einfach zu Jesus - aber wahrscheinlich auch nur, wenn sie an diesen glauben. - WENN all dies stimmt, oder irgendetwas davon, so macht es schon einen großen Unterschied, wie man hier lebt."
Nun, das stimmt sicherlich, was Du da schreibst. Doch da geht es jetzt nicht mehr um irgendeinen "Sinn" wie bisher. Also das, was man will oder soll, sondern um die Frage, was nach dem Tod eigentlich auf uns zukommt. Und aus den Antworten dieser Frage kann man sich gewisse Richtlinien für sein Leben ableiten. Was ich meinte, war, dass das, was nach dem Tod kommt, eben kommen wird, ob Du nun einen "Sinn" gefunden hast oder nicht. Aber natürlich wäre es von Vorteil, dies zu wissen, um sich darauf einzustellen. Vielleicht ist das wieder eine andere Art "Sinn" in diesem Thema - eine Orientierung, die man sich aus dem Wissen um übergeordnete Gesetze ableitet. Etwas, das man tun WILL, weil man bestimmte Dinge durch sein Verhalten NICHT auslösen WILL oder bestimmte unangenehme Situationen nicht erleben will bzw weil man lieber bestimmte glückliche Dinge erfahren will. Wie zB goldenes Manna in einer himmlischen Sphäre. Doch mal angenommen, man wüsste, dass es dieses gibt und wie man es erreicht. Dann gäbe es ja immer noch die andere Sinnfrage - wieso sollte ich dieses anstreben - goldenes Manna zu schlürfen und glücklich zu sein ? Könntest Du zB diese Frage beantworten ?
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Zitat:
"Weil da - für mich zumindest - die Frage hintersteht, nach dem WARUM? Warum geschieht mir dies und jenes. Warum sind andere glücklich, warum kann ich es nicht sein? Warum muß ich arbeiten gehen, wenn ich viel lieber was anderes machen würde? Warum macht mich dieses Dasein so oft unglücklich? Warum diese Qual? Warum kann es nicht einfach schön sein?"
Also irgendwie sieht mir das garnicht nach "Sinnfragen" aus sondern einfach gesagt nach einer Menge Fragen. Einfach nur Fragen. Und für jede von ihnen gibt es andere Antworten. Das ist nicht eine Frage, das sind viele Fragen. Viele Antworten die wiederum Einstellung und Weltbild ändern, was zu verändertem Verhalten führt. Und da wäre es aus meiner Sicht für jeden einzelnen Menschen am sinnvollsten, diesen Fragen eine nach der anderen auf die Spur zu kommen. Schliesslich hat da jeder seinen eigenen Hintergrund. Oder findest Du, dass ich da falsch liege ?
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Zitat:
"Warum muß ich arbeiten gehen, wenn ich viel lieber was anderes machen würde?"
Könnte es vielleicht daran liegen, dass
- Du eher zu den armen Menschen gehörst ?
- Du in einer Gegend mit hoher Arbeitslosigkeit wohnst ?
- Du einen Beruf mit schlechten Job-Aussichten gelernt hast ?
- Du vielleicht garnicht arbeiten müsstest, aber diese Möglichkeit nicht angenommen hast ?
- Du nicht siehst, dass Du daran arbeiten kannst, dass sich diese Situation ändert ?
- Du nicht wirklich weisst, was Du sonst tun wollen würdest, und daher auch keine Anstrengungen in eine andere Richtung unternimmst ?
ZB viele Menschen sind unzufrieden mit ihrem Job und träumen von einem anderen, besseren Leben. Aber viele von ihnen haben auch nicht wirklich eine Vorstellung davon, wie das aussehen könnte. Sind nicht motiviert genug, einen Weg zu suchen, ihr Leben zu ändern. Möglicherweise sind ihre Lebensumstände auch sehr bedrückend, aber.....
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Zitat:
"Warum macht mich dieses Dasein so oft unglücklich?"
Da sind die Fragen, die ich mir an Deiner Stelle stellen würde - was genau macht mich eigentlich unglücklich ? Und warum ist das so ? Woran könnte das liegen ? Und wie könnte ich das ändern ? Was ist eigentlich glücklich sein ? Wann war ich in meinem Leben glücklich ? Wie sehr hängt es von mir und wie sehr von den Umständen ab, wie glücklich man ist ? Und so weiter.
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Zitat:
"Warum kann es nicht einfach schön sein?"
Diese Frage sieht doch nicht so leicht zu beantworten aus - denn dies betrifft heute eigentlich so gut wie alle Menschen (aus meiner Sicht). Oder was meinst Du ?
Meine persönliche Antwort darauf lautet, dass die Menschheit momentan in ihrer Entwicklungsstufe ganz weit unten ist und es in dieser Phase einfach mal jede Menge Probleme gibt. Dass wir alle Suppen auslöffeln müssen, die wir uns mal eingebrockt haben. Ob wir daran nun mehr oder weniger oder garnicht (mit-)schuld sind. Von alleine würde ich sagen löffelt sich das jedenfalls nicht aus.
Wie auch immer.

Viele Grüsse....
