Lotusz schrieb:
Hallo Damura
Deine Worte haben wirklich etwas philosophisches an sich. Davor ziehe ich meinen Hut. Das Entscheidende ist wirklich, dass man sich selber auf den Weg macht und eigene Erfahrungen sammelt. Letzten Endes sind die eigenen Erfahrungen das Ausschlaggebende.
Bei vielen sehen diese eigenen Erfahrungen aber so aus, dass sie sich an irgendeine Illusion (Religion) klammern. Aus ihrer grossen Lebensangst, Verzweiflung und Unsicherheit heraus, brauchen sie diesen Schutz, damit sie nicht ins Bodenlose fallen. Und weil diese Illusion vollkommen kritiklos akzeptiert wird, wird jeder, der es wagt an dieser Illusion zu rütteln, als Bedrohung empfunden. Und dann melden sich die alten Urängste wieder zu Wort, dann kommt die Aggression wieder zum Vorschein, die mittels dieser Illusion notdürftig zugedeckt werde. Um diese Illusion aufrecht zu erhalten, ist man natürlich bemüht, den Nestbeschmutzer mit Schimpf und Schande davon zu jagen. Und alle Argumente des Nestbeschmutzers erweisen sich selbstverständlich als Lügen, Provokationen oder unhaltbar.
Von grossem Mut spricht das allerdings nicht. Und eigentlich sollte man erkennen, dass das Pulverfass im Inneren ist. Wenn man aber das Gefühl hat, der andere spielt mit Feuer, so hat man natürlich Angst davor, dieses Pulverfass aus unterdrückter Wut, aus Hass, aus Trauer, aus dem Wissen, dass man sich die ganze Zeit eigentlich nur selber belügt und aus der übergrossen Angst sich dieser inneren Ohnmacht zu stellen, könnte irgendwann in die Luft fliegen. Ich wäre schon froh, wenn die Leute einmal darüber nachdenken würden, warum sie auf kritische Beiträge, die scheinbar ihr Weltbild gefährden, so überaus aggressiv reagieren. Ich selber würde mir die Frage stellen, Mensch, was ist eigentlich mit mir los, dass mich das so wütend macht.
Ja. Gerrit. Das ist mir selbst auch schon passiert und erst jetzt, durch Deine Worte sehe und verstehe ich es überhaupt. Und ich sehe mich selbst auch immer wieder darauf reinfallen, auf dieses "wirhabenunsallejasolieb-denken". Ich meine, klar haben wir uns alle lieb, aber nicht nur das liebe haben wir lieb, sondern eben auch die "Fehlbarkeit", ansonsten ist es mE nicht weit her mit diesem "liebhaben". Und es ist doch so, dass eben genau dieser Teil des Menschseins geleugnet wird und nicht sein darf und somit dann im "außen" bekämpft werden muss ...
Du kannst wirklich davon ausgehen, dass es mir darum geht, die Wahrheit zu finden. Ich glaube nicht, dass ich in irgendeiner Weise voreingenommen bin. Jedenfalls ist es mir nicht bewusst. Aber ich erkenne, dass sehr viele Menschen, die mit dem Buddhismus sympathisieren, diesem vollkommen unkritisch gegenüberstehen und ihn auf eine Art und Weise romantisieren und ihn als heile Welt betrachten, dass man das Gefühl hat, dieses Verhalten entspringt ihrem Wunschbild. Meist sind die Informationen, die sie gegenüber dem Buddhismus haben recht oberflächlich, und oft können sie nicht einmal den Hinayama von Mahayama unterschieden, sie wissen oft nicht einmal, was darunter zu verstehen ist. Und mit der Kritik am Buddhismus, speziell am tibetischen, sprich tantrisch orientierten Buddhismus, haben sie sich ebenfalls nicht auseinandergesetzt. Der tantrische Buddhismus ist deshalb nur so faszinierend für sie, weil sie, wie die meisten Menschen, in ihrer sexuellen Fixierung gebunden sind.
Das kann ich nicht beurteilen und ich möchte Dir doch eins zu bedenken geben: Ich glaube Dir, dass Du wirklich nach der Wahrheit suchst und Du tust es auf dem von Dir gewählten Weg. Aber eben das tun alle anderen auch, so unmöglich Dir das auch erscheinen mag. Es ist meine Erfahrung ... für die Wahrheit sind alle Menschen zugänglich - ohne Ausnahme.
Wieso meinst Du, dass die wahre Zuflucht in der Lehre selbst ist und die in uns selber lebt? Ich würde eher sagen, wir sollten uns mit den Lehren auseinandersetzen. Man kann sicherlich eine ganze Menge daraus lernen. Aber dann sollten wir sie über Bord worfen und unseren eigenen Weg gehen. Vielleicht meinst Du aber genau das. Jeder, der dann allerdings krampfhaft an diesen Lehren festhält, auch an der Vorstellung eines Gottes, begibt sich in die Abhängigkeit und ist damit nicht wirklich frei, weil er immer noch diesen Strohhalm braucht, um nicht zu ertrinken.
Danke für deine klugen Worte.
Alles Liebe. Gerrit
Danke für Dein Lob, Gerrit

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Ich komme zu dieser Ansicht, weil ich einen anscheinend ungewöhnlichen Weg hinter mir habe. Das Wissen kam erst zu mir - in mir zu mir, sozusagen. Ich träumte es ... ich träumte von Mythen, ich hatte Wahrträume, ich begegnete Engeln im Traum, Jesus auch und diversen anderen Lichtwesen, hatte aber damals Null Ahnung davon, was mit mir geschah. Ich war eine Atheistin und eine knallharte Realistin, was diese Erfahrung für mich sehr schmerzhaft und traumatisch auch, machte. Ich hatte Erkenntnisse nachts und am Tag bekam ich dann meistens in Form von Büchern eine "Bestätigung", bzw. die Erklärung was mir da zuteil wurde. Ich habe es aber nicht nehmen können. Ich war eher wie paralisiert. Es fanden auch immer wieder besondere Begebenheiten in der Realität statt.
Ich habe mich also nicht auf die Suche gemacht - sondern ich wurde gefunden, könnte man sagen. Ich weiß daher also, dass wir eigentlich nichts im Außen brauchen. Es ist alles in uns selbst. Wir müssen uns nur erinnern. Die Wahrheit steht geschrieben, man nennt es die Akasha-Chronik. Dort ist alles festgehalten, was je gedacht, gelebt, erfahren wurde, wird, werden wird. Die Welt da draußen ist also nur dazu da, dieses Wissen zu "erfahren", es zu verinnerlichen, anzuwenden. Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll. Die einzelnen Religionen sind alle ein Teil dieser Wahrheit, die geschrieben steht, die ich in mir fühle, entdecke. Aber sie sind es auch wieder nicht, weil sie von Menschen in der Materie - also der Dualität - verändert wurden. Jeder Mensch hat einen "Filter" durch den er ganz individuell seine Welt erfährt und eben dieser Filter verändert die Wahrheit. Deshalb kann die Wahrheit eines anderen Menschen und mag er noch so erleuchtet sein, niemals meine Wahrheit sein. Wenn ich also - wie Du es nennst - in die Hängematte steige, dann heißt das nichts anderes, als das ich meine Wahrheit zugunsten der Wahrheit eines anderen aufgebe und das ist nicht der Sinn unseres Daseins.
Naja. Das ist eigentlich falsch. Es ist nicht der Sinn MEINES Daseins. Und da ist der Punkt, wo wir beide - meiner Meinung nach - uns nicht mehr erreichen können, denn ich kann akzeptieren, dass auch Menschen, die an einer Religion kleben, eben genau dadurch ihre Wahrheit leben, die aber ja nicht meine ist.
Ich kann akzeptieren, dass es eben nur speziell für die Idee "Damura" wichtig ist, die Wahrheit in sich selbst zu suchen und auch für die Idee "Gerrit", aber eben nicht für die Milliarden anderen Ideen, die sich auf diesem Planeten manifestiert haben.
Ich sage es mal so: Ich las unlängst von einer Frau, die morgens aufwachte und "erleuchtet" war. Einfach so. Ohne was dafür zu tun. Ich las unlängst von einem Mann, der von heute auf morgen nur noch von Licht lebt und keinerlei fester Nahrung mehr lebt und er weiß überhaupt nichts von Spiritualität. Ich hatte gestern ein Gespräch mit einem Musiker, der noch nie auch nur ein einziges spirituelles Buch in der Hand hatte und dennoch genau wie ich denkt, fühlt und Botschaften in seinem Inneren erhält, versteht und lebt. Er sagte mir: Gott sei irgendwie zu ihm gekommen und er wisse noch nicht, was er davon halten solle, aber er sei zuversichtlich, dass er das zur rechten Zeit erfahren würde. Wir kennen uns seit 25 Jahren und wir haben noch nicht ein Gespräch über diese Dinge geführt.
Ich habe über 10 Jahre hinter mir, mit den übelsten Schmerzen, mit gemeinem Leiden, mit tiefer Transformation, mit Enthaltsamkeit, Verzicht. Und da gibt es Menschen, die bekommen genau das einfach so "geschenkt". Verstehst Du ?
Es ist MEIN Weg. MEINER. Ich mußte akzeptieren, dass es nicht nötig ist/gewesen wäre. Das es mich nicht priviligiert, dass es mich nicht besser macht und dass ich nun auch nicht näher an Gott bin als andere. Und das es nicht bedeutet, dass alle anderen nun zwangläufig denselben Weg einschlagen müssen wie ich, damit ich nicht "umsonst" gelitten habe. Ich habe eingesehen, dass man "nichts" tun muss ...