Vor allem können Medikamente bei einer mittleren oder schweren Depression überhaupt erst therapiefähig machen. Mit einer schweren Depression kann man am eigenen Leben nichts verändern, keine Ernährung umstellen, keinen Sport machen, keine Therapie. Man kann keine Vergangenheit aufarbeiten.
Die Medikamente heilen nicht, genausowenig wie Insulin Diabetes 2 heilt, aber man überlebt und kann am eigenen Leben arbeiten und mit Glück braucht man die Medikamente irgendwann nicht mehr.
Es mag solche Fälle geben, wo der/diejenige ohne Medikamente da nicht herausgekommen wäre, unabhängig davon ob es im Suizid geendet wäre oder nicht.
Aber hatte damals die Möglichkeit sowieso nicht (nicht krankenversichert), und manche werden es wegen Nebenwirkungen (die existieren) usw. auch schlicht nicht wollen. Und sind wir ehrlich, Medikamente hier sind nicht extrem effektiv, ist nicht wie bei einer Masernimpfung, wo man quasi 100% keine Masern nach Impfung bekommt. Insofern empfehle ich das nicht automatisch und/oder versuche das Leuten hier oder generell massiv einzureden, speziell, wenn es nicht um suizidale Depressionen geht. Ist auch nicht so effektiv ohne Nebenwirkungen.
War ich selber "schwer" depressiv? Gibt keine Diagnose, aber habe quasi nichts mehr gemacht, und über Suizid nachgedacht. Und Gegenargumente hatten teilweise wenig mit mir zu tun unbedingt (sondern dass man das nicht anderen antun will eher) in der schlimmsten Phase. War als das sowohl mit Studium als auch sozialem Umfeld inklusive Beziehung nicht geklappt hat (11- 15 Jahre her). Gibt vermutlich schlimmere Depressionen, wenn zum Beispiel Leute auch Suizid direkt versuchen, oder aktiv planen (hatte nie einen direkten Plan).
Und wurde seitdem besser, weil ich wieder zum Fitness-Training kam.
In dem Kontext würde ich Leuten empfehlen, dass man zuerst einfach nur durch die Bewegungen geht und (in meinem Fall wieder) Routine bekommt. Keine hohen Gewichte drauf machen, und/oder sich massiv anstrengen beim Konditionstraining usw.. Und man sollte dafür auch ins Fitnessstudio, weil das die richtige Atmosphäre dafür schafft. Zuhause bekommt man/frau keine Routine rein. Mit der Zeit werden immer mehr Endorphine ausgeschüttet, man fühlt sich wieder in seinem Körper, und erhöht die Gewichte usw. automatisch.
Seitdem trainiere ich regelmäßig, und fühle mich zumindest über der roten Linie. Fühle mich nicht in der Welt zuhause, aber zumindest mein Körper ist mir nicht fremd. Und paar andere Beschäftigungen habe ich dann auch noch.
Hatte das teilweise dann auch so ähnlich versucht mit sozialen Situationen, aber konnte anders als bei der Fitness weder die anderen noch mich selber davon überzeugen. Leute merken auch, dass man nicht wirklich "in" ist. Das was in der Jugend noch minimal ging und vorhanden war ist da wohl auch zum größten Teil weg? Es war natürlich immer schon sehr schwierig, wegen Asperger, oder warum auch immer, aber es (Asperger oder nicht) funktionierte schon in der Grundschule und zuvor nicht. Irgendwas ist schlicht falsch mit mir, und konnte eben nicht damit oder dagegen gewinnen.
Aber ok, solange mein Körper mir quasi nicht fremd wird, weil ich wirklich zu alt oder krank werde (oder naja, Obdachlosigkeit könnte möglicherweise auch dazu führen), bleibe ich eben, und ist halt ausreichend alles, wie die 4 in der Schule, solange ich nicht zu viel nachdenke.
Vermutlich würden viele mich immer noch für depressiv halten. Aber würde es im Vergleich nicht so sehen. Fühle mich nicht mies von morgens bis abends. Kann vorkommen, wenn man zu viel grübelt, aber habe auch meinen Spaß wiederum.
Denke aber nicht, dass Suizid immer und generell zu vermeiden ist. Wenn ich an Krebs erkranken sollte irgendwann zum Beispiel, bleibe ich nicht (es sei denn wegen totaler Feigheit, aber das wäre der einzige Grund) bis ich in einer Pflegeeinrichtung langsam dahinsieche. Es gibt schon jetzt keine Zukunft (mehr), bzw. größere Pläne, die mich explizit interessieren würden und/oder an die ich glaube. Es ist ok genug, weil ich jeden Tag Spaß am Training habe, oder am Lesen von interessanten Texten, Chatten hier und da auch, Programmieren einer Evolutionssimulation oder manchmal auch noch Spielen eines Computerspiels. Wenn das Universum mir mitteilt, dass mein Körper nicht länger funktioniert, nehme ich das als Zeichen. Kann vielleicht noch 30 Jahre so gehen natürlich... Aber gehe davon aus, dass es genug ist, wenn die letzte Sache, die mir jetzt noch nicht fremd ist, dann auch nicht mehr funktioniert.
Der Hauptgrund, warum ich dafür bin Leute davon abzuhalten, ist, dass es absolut gar nicht ungewöhnlich ist, dass diese später oft froh sind, wenn das mit dem Suizid nicht geklappt hat. Aber bin dagegen Leute zu ihrem eigenen Schutz länger als für einen akuten (einige Wochen?) Zeitraum einzusperren. Wenn das chronisch so der Wunsch ist, und keine akute Verirrung, dann ist es eben so. Und bei tödlichen Krankheiten und/oder stark beeinträchtigenden Krankheiten/Behinderungen sollte sonst auch Sterbehilfe erlaubt sein.
Muss aber sagen, dass ich die Idee, dass Depression selbst quasi die schwere Krankheit sein soll, die quasi auch mit Sterbehilfe "behandelt" werden soll (kam schon vor) auch morbide finde. Wie gesagt denke ich nicht, dass jeder langfristig eingesperrt werden soll, damit er/sie sich auf keinen Fall umbringt, aber das ist auch mir zu viel. Und gehe auch nicht davon aus, dass Depression quasi unbehandelbar ist.