Sexuelle Enthaltsamkeit

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Auch wenn ich hier gespöttelt habe, Opti, mich die Vorstellung aus obskuren "wissenschaftlichen" Begründungen enthaltsam zu leben, fürchterlich zum Lachen reizt, muß ich Deine stoische Ruhe und tiefe Überzeugung anerkennen.

Immerhin, offenbar gehörst Du zu jenen Menschen, welche auch ihre Überzeugungen leben. Und das ist sehr viel, so abstrus mir diese, Deine Ansicht hier auch erscheinen mag.

Alle Achtung !

Ich habe durch die Enthaltsamkeit wirklich wunderbare Erfahrungen machen dürfen.


Enthaltsamkeit ist das feinste und delikateste aller Lustgefühle.

Louise Florence Pétronille Tardieu des Clavelles

Es hätte mich wirklich interessiert, was die Dame mit dem langen Namen damit genau gemeint hat, zumal sie offensichtlich eine Frau ist.

Und die Wissenschaft:
Israelische Forscher veröffentlichten kürzlich eine Studie : "Ein längerer Aufenthalt im Hoden führt für Samenzellen offenbar zu Müdigkeit", sagte der Leiter der Forschungsgruppe, Elljahu Levitas von der Ben-Gurion-Universität. Die Wissenschaftler untersuchten mehr als 7000 Samenproben von 6000 Männern. Die Zahl der inaktiven sowie der fehlgebildeten Spermien nimmt schon nach zwei Tagen ohne Sex zu.

Das die Samenproduktion nachlässt, habe ich vor kurzem auch gelesen. Das muss aber nicht zwangsläufig etwas negatives sein. Jedenfalls scheint es sich für Yogis nicht negativ auszuwirken, weil sie trotzdem Selbstverwirklichung erlangen. Gibt es dagegen Fehlbildungen bei den Spermien, dann ist das bedenklich. Man müsste diese Proben einmal mit enthaltsam lebenden Männern vergleichen. Aber die werden wohl nicht bereit sein, ihren Samen zu opfern.
 
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Das die Samenproduktion nachlässt, habe ich vor kurzem auch gelesen. Das muss aber nicht zwangsläufig etwas negatives sein. Jedenfalls scheint es sich für Yogis nicht negativ auszuwirken, weil sie trotzdem Selbstverwirklichung erlangen. Gibt es dagegen Fehlbildungen bei den Spermien, dann ist das bedenklich. Man müsste diese Proben einmal mit enthaltsam lebenden Männern vergleichen. Aber die werden wohl nicht bereit sein, ihren Samen zu opfern.

Hallo Opti,

ich bin mir jetzt nicht sicher, doch könnte es sein, das die Samenproduktion wieder hergestellt werden kann? D.h. wenn man längere Zeit enthaltsam ist/war und plötzlich Kinder zeugen möchte, läßt Mann es ein zwei mal zu einem Erguß kommen, bevor er mit der Frau ein Kind zeugt. Ich glaube, so hat es Mantak Chia empfohlen, bin mir wie gesagt aber nicht sicher...

Kaji
 
. Gibt es dagegen Fehlbildungen bei den Spermien, dann ist das bedenklich. Man müsste diese Proben einmal mit enthaltsam lebenden Männern vergleichen. Aber die werden wohl nicht bereit sein, ihren Samen zu opfern.

aus welchem Grund sollte das ein Problem darstellen?
Es gibt bei jedem Mann einen gewissen Prozentsatz an Fehlbildungen bei der Spermienproduktion, die natürlich mit der Ejakulation ausgeschiden werden. Wenn ich den Samen also für einige Tage zurückhalte, werden die Fehlbildungen natürlich auch vermehrt in dem Ejakulat vorkommen, denn sie verbleiben ja darin.

Hier haben wir wieder mal so einen Fall, wo wissenschaftliche Beobachtung frei interpretiert werden kann und was es dann aber tatsächlich bedeutet, wissen wir im Grunde gar nicht.

Und dass die Samenproduktion zurückgeht, zeigt doch eigentlich nur, wie intelligent das Körpersystem auf Veränderungen reagiert.
Die Spermienfabrik stellt fest, es besteht weniger Nachfrage nach Spermien, demzufolge wird der output gesenkt, was nur durch verminderten Ressourceneinsatz möglich ist.
Es stand doch immer die Frage im Raum, inwieweit der Körper denn nun Energie einspart, wenn man enthaltsam lebt.
Bitte, da ist die Antwort, zunächst spart er Energie, indem er weniger Spermien produziert.


grüße
namor
 
Brief von Dr. Siegmeister I

Vor einigen Jahren erhielt der Autor den folgenden interessanten Brief von einem Leser seiner Schriften:

Sehr geehrter Dr. Siegmeister

Ich wundere mich darüber, dass der Entzug von Lecithin, Phosphor und anderen wertvollen Stoffen, die durch den Orgasmus verloren gehen, dass Erreichen einer höheren Geisteskraft behindern und das Gehirn sowie den Körper schwächen. Bitte beantworten Sie diese wichtige Frage. Ich habe große Schwierigkeiten, zu verstehen, wie ein Mensch wie ich, große Mengen sexuelle Energien speichern kann, ohne sie zu verausgaben. Lange Rede, kurzer Sinn, ich verstehe die sexuelle Funkion nicht. Bitte schicken sie mir irgendeine Literatur über diese Angelegenheit, die sie gerade zur Hand haben und ich werde sie zu schätzen wissen. Nennen sie mir bitte außerdem einige Bücher, die dieses Thema ausführlicher behandeln. Darum bitte ich sie. Seien sie bitte so freundlich und beantworten sie alle Fragen, die ich in diesem Brief stellte. Danke.

Auf diesen Brief schrieb Dr. Siegmeister die folgende Antwort:

Sehr geehrter Herr L.

Sie fragen, ob der Entzug von Lecithin und Phosphor durch einen sexuellen Akt, die intellektuelle Leistungsfähigkeit behindert und den Körper und das Gehirn schwächt. Dies ist tatsächlich der Fall. Lesen sie meinen Artikel "Do Neuroses and Psychoses have a Chemical Origin?" (Haben Neurosen und Psychosen einen chemischen Ursprung?), den ich in der Ausgabe des "The Modern Psychologist" (Der moderne Psychologe) veröffentlichte, in der ich zeige, dass der sexuelle Genuss zu einem Verlust wichtiger Nährstoffe für Nerven und Gehirn führt und psychische Störungen zur Folge hat. Die psychiatrischen Anstalten sind überfüllt mit den Opfern unbedachter sexueller Ausschweifungen, die den Menschen die wertvolle Nahrung für das Gehirn beraubt hat und zu geistiger Erkrankung führte. Diese bedauernswerten Menschen, die, als sie noch im Besitz ihrer geistigen Kräfte waren, nicht begriffen, dass sie mit jedem Orgasmus wertvolle Substanzen für die Nerven und das Gehirn ausstoßen, bis ein Zeitpunkt erreicht ist, an dem das Gehirn von Lecithin ausgelaugt ist, so dass es nicht mehr richtig arbeitet. Messungen haben gezeigt, dass ein Rückgang von Lecithin im Gehirn zu Geisteskrankheiten führen kann. Dies ist auf frühere sexuelle Ausschweifungen zurückzuführen. Als Folge dieser Ausschweifungen "saugen" die Hoden das Lecithin aus dem Blut, um die verloren gegangene Samenflüssigkeit zu ersetzen.

Quelle: The physiological value of continence
 
Hallo Opti,

ich bin mir jetzt nicht sicher, doch könnte es sein, das die Samenproduktion wieder hergestellt werden kann? D.h. wenn man längere Zeit enthaltsam ist/war und plötzlich Kinder zeugen möchte, läßt Mann es ein zwei mal zu einem Erguß kommen, bevor er mit der Frau ein Kind zeugt. Ich glaube, so hat es Mantak Chia empfohlen, bin mir wie gesagt aber nicht sicher...

Kaji

Es könnte sein, dass die Samenproduktion (Spermien) zwar verringert wird, aber nicht ganz eingestellt wird. Der erzeugte Samen wird dann wahrscheinscheinlich von den beiden Samenbläschen aufgenommen und sublimiert, d.h. er wird den Nerven und dem Gehirn zum Wohlbefinden des Menschen zur Verfügung gestellt.

Traditionell gesehen hat man die vollständige Enthaltsamkeit erst angewandt, wenn die Familienplanung abgeschlossen war, wenn man also keine Kinder mehr zeugen wollte. Ausgenommen sind davon natürlich die Mönche, die ein lebenslängliches Zölibat beachteten.
 
Es stand doch immer die Frage im Raum, inwieweit der Körper denn nun Energie einspart, wenn man enthaltsam lebt.
Bitte, da ist die Antwort, zunächst spart er Energie, indem er weniger Spermien produziert.

Wenn wir vom Energieverlust sprechen, dann finde ich den Satz von Havelook Ellis bemerkenswert, der nämlich genau das bestätigt, was du zuvor geäußert hast, dass nämlich der Energieverlust durch die spasmischen Muskelkontraktionen offensichtlich nicht so klein ist, wie ich es bisher angenommen habe. Havelook Ellis sagt (siehe: The physiological value of continence):

"Wenn wir verstanden haben, wie tief die organische Erschütterung, die mit dem Vorgang der Detumeszens, dem Abschwellen der Gefäße und Muskeln, verbunden ist, und wie groß die begleitende motorische Erregung ist, können wir verstehen, dass der Koitus (Geschlechtsverkehr) sehr ernste Auswirkungen haben kann."
 
Es könnte sein, dass die Samenproduktion (Spermien) zwar verringert wird, aber nicht ganz eingestellt wird. Der erzeugte Samen wird dann wahrscheinscheinlich von den beiden Samenbläschen aufgenommen und sublimiert, d.h. er wird den Nerven und dem Gehirn zum Wohlbefinden des Menschen zur Verfügung gestellt.

Nachtrag: Man sollte es sich so vorstellen, dass der Samen viele wertvolle Mineralien, Spurenelemente, Eiweiße, usw. enthält, die er den Nerven und dem Gehirn zur Verfügung stellt.
 
aus welchem Grund sollte das ein Problem darstellen?
Es gibt bei jedem Mann einen gewissen Prozentsatz an Fehlbildungen bei der Spermienproduktion, die natürlich mit der Ejakulation ausgeschiden werden. Wenn ich den Samen also für einige Tage zurückhalte, werden die Fehlbildungen natürlich auch vermehrt in dem Ejakulat vorkommen, denn sie verbleiben ja darin.

Hier haben wir wieder mal so einen Fall, wo wissenschaftliche Beobachtung frei interpretiert werden kann und was es dann aber tatsächlich bedeutet, wissen wir im Grunde gar nicht.

Und dass die Samenproduktion zurückgeht, zeigt doch eigentlich nur, wie intelligent das Körpersystem auf Veränderungen reagiert.
Die Spermienfabrik stellt fest, es besteht weniger Nachfrage nach Spermien, demzufolge wird der output gesenkt, was nur durch verminderten Ressourceneinsatz möglich ist.
Es stand doch immer die Frage im Raum, inwieweit der Körper denn nun Energie einspart, wenn man enthaltsam lebt.
Bitte, da ist die Antwort, zunächst spart er Energie, indem er weniger Spermien produziert.

grüße
namor

Richtig gesagt, Namor. Das mit der "Spermienfabrik" und auch mit dem Energiesparen kann ich nur bestätigen.
Die Samenproduktion hört praktisch ganz auf, kann aber jederzeit bei Bedarf ihre Funktion wieder aufnehmen. In gang gesetzt wird die Produktion -auch nach längerer Enthaltsamkeit- durch Gedanken an Sex und Erotik und macht sich als erstes mit dem Ausfliessen des Vortröpfchens bemerkbar... u.s.w.
Um sexuelle Enthaltsamkeit zu praktizieren ist es somit unmgänglich, seine Gedanken zu kontrollieren. Um seine Gedanken zu kontrollieren ist es daher ratsam, Zazen zu üben. Während der Zazenübung sind Enthaltsamkeit und Zazen identisch.:)

Ch'an
 
In gang gesetzt wird die Produktion -auch nach längerer Enthaltsamkeit- durch Gedanken an Sex und Erotik und macht sich als erstes mit dem Ausfliessen des Vortröpfchens bemerkbar... u.s.w.
Um sexuelle Enthaltsamkeit zu praktizieren ist es somit unmgänglich, seine Gedanken zu kontrollieren. Um seine Gedanken zu kontrollieren ist es daher ratsam, Zazen zu üben. Während der Zazenübung sind Enthaltsamkeit und Zazen identisch.:)

Ch'an

Welche Substanzen enthält das "Vortröpfchen" ? Ich denke nicht, dass der Austritt des Vortröpfchens gleichzusetzen ist mit einem Samenerguss. Jedenfalls ist es schon verwunderlich, wie schnell man in eine solche Situtation geraten kann, wenn sexuelle Gedanken aufkommen.
 
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Aristoteles unterscheidet im Kontext der Analyse des guten Lebens drei Lebensformen, die verschiedene Ziele verfolgen:

1. das Genussleben – mit dem Ziel Lust;
2. das politische Leben – mit dem Ziel Ehre;
3. das theoretische Leben – mit dem Ziel Erkenntnis.

Das Genussleben im Sinne einer bloßen Befriedigung der Begierden hält Aristoteles für sklavisch und verwirft es. (Gelderwerb als Lebensform und Reichtum als Ziel hält er nicht für eine Lebensform, da Geld immer nur Mittel zu einem Zweck, aber nie selbst Ziel ist). Aristoteles argumentiert für das theoretische Leben als beste Lebensform. Die Tätigkeit des Theoretikers (der Erste Philosophie, Mathematik etc. betrachtet) ist die beste Tätigkeit, die in der Glücksdefinition gesucht wird. Denn sie bedeutet Muße, dient keinem anderen Zweck, betätigt mit den Verstandestugenden das Beste im Menschen und weist die besten Erkenntnisgegenstände auf. Nun hält er zwar das theoretische Leben für das bestmögliche, weist jedoch darauf hin, dass die Betrachtung als Lebensform den Menschen als Menschen übersteigt, eher etwas Göttliches ist. Das zweitbeste Leben ist das politische Leben. Es besteht in der Betätigung der Charaktertugenden, die den Umgang mit anderen Menschen sowie mit unseren Emotionen bestimmen. Da Betätigung der Charaktertugenden und Verstandestugenden sich nicht ausschließen, meint Aristoteles möglicherweise, dass selbst der Theoretiker, insofern er ein gesellschaftliches und mit Emotionen ausgestattetes Wesen ist, sich im Sinne des zweitbesten Lebens betätigen muss.

Aristoteles fasst die Betätigung der Verstandestugenden (mindestens der Klugheit) und der Charaktertugenden als wesentliche Elemente des Glücks auf. Gleichwohl hält er äußere oder körperliche Güter und auch die Lust für Bedingungen, die hilfreich oder sogar notwendig sind, um glücklich zu werden. Güter wie Reichtum, Freunde und Macht verwenden wir als Mittel. Fehlen einige Güter, wird das Glück getrübt, wie bei körperlicher Verunstaltung, Einsamkeit oder missratenen Kindern.

Aristoteles meint, das Genussleben führe nicht zum Glück und hält die Lust nicht für das oberste Gut. Gegenüber lustfeindlichen Positionen macht er jedoch geltend, dass das gute Leben Lust einschließen muss und hält die Lust für ein Gut Auch könne man einen Tugendhaften, der „auf das Rad geflochten sei“, nicht als glücklich bezeichnen.

Gegen Platons Auffassung, Lüste seien – einen Mangel beseitigende – Prozesse (kinêsis) (wie Lust beim Durstlöschen), und somit sei das Vollenden des Prozesses besser als dieser selbst, argumentiert Aristoteles dafür, dass Lüste Tätigkeiten (energeia) sind, die kein Ziel außer sich aufweisen. Paradigmatische Fälle sind Wahrnehmen und Denken. Mit diesem Lustkonzept, die Lust als „unbehinderte Tätigkeit“ bzw. „Vervollkommnung der Tätigkeit“ definiert, macht er geltend, dass die Betätigung der Verstandestugenden wie der Charaktertugenden lustvoll sein können. Ob nun Lüste gut oder schlecht sind, hängt davon ab, ob die entsprechenden Tätigkeiten gut oder schlecht sind. Bei körperlichen Lüsten ist dies etwa der Fall, wenn sie im Übermaß auftreten oder wenn sie gute Handlungen verhindern, und so dem Glück abträglich sind.
 
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