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opti
Guest
Hallo,
vorausgesetzt, dass sexuelle Enthaltsamkeit besondere geistige Möglichkeiten hervorbringt, dann liegt das Problem im Verständnis oder der Akzeptanz der Enthaltsamkeit als eine Methode zur Erhöhung der Bewusstheit auch an den unzulänglichen Begriffen, die wir zur Beschreibung der Angelegenheit zur Verfügung haben.
Der Energiebegriff ist hier ein Paradebeispiel.
Wir sprechen von sexueller Energie und wissen z.B. gar nicht, ob es eine Energie gibt, die man als sexuell bezeichnen kann.
Man spürt diese Energie eigentlich nur, wenn man sich gedanklich mit erotischen Inhalten beschäftigt. Man könnte also sagen, dass die sexuelle Energie essentiell nicht existiert. Wenn das Herz höher schlägt oder man für jemanden herzliche Gefühle hat, dann sagt man ja auch nicht, meine Herzenergie ist gestiegen. Man könnte auch von Leber oder Milzenergie sprechen. Das macht man aber nicht, weil es sicher ein und dieselbe Lebensenergie ist, die der Körper erzeugt und die dann nur verschiedene Aufgaben erledigt.
Daneben ist ja wohl auch klar, dass es Energie niemals als pure Energie geben kann. Sie taucht entweder als Wärmeenergie, Bewegungsenergie, Licht usw. usf. auf. Sie wird ständig transformiert und ist in essentieller Form nicht beobachtbar oder spürbar.
Daran zeigt sich, dass der Energiebegriff nur eine Metapher sein kann. Es ist natürlich leicht diese Metahpher mit naturwissenschaftlichem Wissen auszuhebeln. Das heißt jedoch nur, dass die Begrifflichkeit problematisch ist, es heißt auf keinen Fall, dass die Erfahrungen, die enthaltsam lebende beschreiben, nicht stimmen. Das eine hat mit dem anderen überhaupt nichts zu tun.
Möglicherweise ließen sich die Beobachtungen enthaltsam lebender so besser beschreiben.
Hier nun mein Vorschlag: Wir wissen, dass der menschliche Körper ein hoch anpassungsfähiges Instrument ist. Es kann sich verscheidenen Lebensumständen gut anpassen, wenn man ihm genügend Zeit lässt.
Ein Beispiel: Wenn ich jahrelang meinen Körper vernachlässigt habe und in meiner Freizeit nur auf dem Sofa gesessen Bier und Zigaretten, Chips und Cola konsumiert habe und dann ins Fitnesscenter gehe und richtig loslege mit Krafttraining, Joggen usw., dann ist dies zunächt ein sehr stressiges Ereignis für meinen armen Körper. Nach einer Weile jedoch werden vermehrt Muskelzellen gebildet, so dass es mir zunehmend leichter fällt, mein Training zu machen. Es werden in den Zellen viel mehr Mitochondrien gebildet als Reaktion auf die erhöhte Sauerstoffzufuhr usw. usf.
Wäre es nicht denkbar, dass es sich bei der Enthaltsamkeit um einen ähnlichen Anpassungsmechanismus handelt? Es wäre dann so, dass Enthaltsamkeit für den Organismus zunächt ein andauernder Stressreiz darstellt, was ja wohl auch eine Tatsache ist.
Dann aber im Laufe der Zeit würden als Antwort auf den Nervenstress vermehrt Hormone gebildet, die das erregte Nervensytem wieder mehr in einen Ruhezustand überführen und zwar in einem Ausmaß, wie es unter normalen Umständen eben nicht der Fall ist. Es könnte im Gehirn zu einer erhöhten Serotoninausschüttung kommen, wie es bei der Einnahme bestimmter Drogen der Fall ist, so dass sich ein Glücksgefühl einstellt usw.
Grüße nampr
Ein ganz großes Kompliment für deinen Beitrag. Man merkt, da hat sich jemand sehr viel Zeit genommen und die Probleme der sexuellen Energie gründlich durchdacht. Ich stimme dir vollkommen zu, dass man die sexuelle Energie eigentlich nur als eine Metapher benutzen sollte, weil niemand genau weiß, wie spirituelle Veränderungen genau ablaufen. Und im Grunde genommen kann man nicht einmal von spirituellen Veränderungen sprechen, weil in Wirklichkeit physiologische Veränderungen stattfinden. Eines steht für mich allerdings fest, dass tiefgehende "spirituelle Veränderungen" eben nur mittels Enthaltsamkeit geschehen. Dabei lebt im Grunde genommen niemand wirklich enthaltsam, da selbst der enthaltsam lebende Mann nächtliche Orgasmen (Pollutionen) hat. Diese Pollutionen spielen in meinen Augen eine wichtige Rolle beim sogenannten "spirituellen Fortschritt". Vielleicht kann man beim Orgasmus selber von einer sexuellen Energie sprechen. Diese sexuelle Energie wird allerdings nicht zu höheren Chakren hinaufgeleitet, sondern trägt zu physiologischen Veränderungen z.B. in Form von Hormonausschüttungen (Körpereigene Drogen) bei, die dem Selbstverwirklichung anstrebenden Menschen das Gefühl von Seligkeit vermitteln.
Das Herzchakra wird immer mit der Liebe in Zusammenhang gebracht. Aber das Herz hat natürlich nichts mit Liebe zu tun. Die Menschen bringen das Herz mit der Liebe in Verbindung, weil sie einfach ungefragt Dinge, die irgendwann einmal in grauer Vorzeit von unseren Vorvätern im vedischen Kulturkreis (Indien) aufgestellt wurden, übernehmen, weil sie keine Erfahrungen damit haben. Die Liebe findet in Wirklichkeit im Kopf statt. Das Herzchakra hat eine ganz andere Funktion. Es ist nämlich für die Gesundheit des Herzens zuständig. Man merkt dies sehr deutlich, wenn einmal das Herzchakra genesen ist. Aber auch hier ist das Herzchakra natürlich nur eine Metapher, weil die Genesung des Herzens ebenfalls ein physiologischer Vorgang ist.
Vielleicht sollten die Skeptiker hier diese Angelegenheit mal einfach von einer anderen Warte aus betrachten, dann würden sie sich vielleicht auch weniger schwer tun, den ganzen Ansatz zumindest zu akzeptieren.
Glaub' man ja nicht, dass sie auch nur darüber nachdenken, die meisten jedenfalls nicht. Die lassen sich nämlich, aus welchen Gründen auch immer, erst gar nicht ernsthaft auf das Thema ein.