Es ist nicht nur gelegentlich zu beobachten. Fast alle Männer sind besessen vom Sex.
Mittlerweile muß ich das wohl glauben.
Die Sexualität ist, individuell betrachtet, zumindest einer der Hauptursachen der Unzufriedenheit, die viele Probleme nach sich zieht. Wenn man wirklich besser und stärker als andere sein möchte, dann sollte man enthaltsam leben.
Nunja, den Anspruch besser und stärker als andere zu sein, habe ich im Prinzip nicht. Diesen Kampf können sie gerne alleine führen. Ich würde gerne ich selbst sein und vor allem glücklich. D.h. ich möchte mein Leben nicht danach ausrichten, für andere eine Rolle zu übernehmen, mit der sie glücklich sind, sondern ich möchte meine Rolle leben, ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen, irgendwelchen Ansprüchen nicht zu genügen. In der Hoffnung, es gibt irgendwann mal jemanden, der dies so lassen kann, wie es ist, ohne das es früher oder später entgleitet, weil es unbedingt "mehr" werden
muß (was sich dann ja meist auf Sex bezieht, der dann oft auch noch wieder unter bestimmten Regeln praktiziert werden muß).
Warum schaffen es die Menschen einfach nicht, sich so sein zu lassen, wie sie sind und abzuwarten, was daraus entsteht? Ich meine, ich bin davon auch noch weit entfernt und mache viele "Fehler". Doch ich habe es irgendwie satt. Beide Seiten.
Dadurch hat man die Möglichkeit, sein ganzes Potential zu entfalten. In der Natur, besonders in der Tierwelt allerdings, wird Kraft und Stärke oft dazu eingesetzt, um Erfolg im Rudel und bei der Begattung zu haben. Tiere unterscheiden sich allerdings vom Menschen dadurch, dass sie Brunftzeiten haben, dass sie also keinen permanenten Sex haben, und dass sie nur ein sehr geringes Bewusstsein besitzen.
Und dennoch wird Stärke, Kraft und Schönheit bei Tieren fast ausschließlich dazu eingesetzt, das andere Geschlecht zu bezirpsen, oder? Der Stärkste bekommt die tollsten Weibchen, den meisten Nachwuchs. - So ist das bei dem Menschen scheinbar auch. Sie wollen weniger stark und schön sein für die Allgemeinheit , sondern eher, um alleine an der Spitze zu stehen, wodurch man gewisse Vorteile besitzt (und wenn es "nur" die schönsten und geilsten Weibchen oder Männchen sind die einem dann hinterher rennen).
Warum werden Tiere eigentlich nicht süchtig nach Sex? Könnte es letztendlich doch eher daran liegen, daß der Mensch ein größeres Bewußtsein hat, sich zu reflektieren? Mehr Möglichkeiten hat, etwas zu vermissen? Und dadurch das der Mensch es geschafft hat, so sehr zu hassen? Ich meine, welche Tiermutter schlägt z.B. ihren eigenen Nachwuchs? Oder läßt ihn absichtlich, grundlos verhungern? Welche Tiermutter erniedirigt ihre Kinder? Oder geht statt sich um diese zu kümmern lieber eine Ausbildung machen?
- Könnte das vielleicht ein Schlüssel sein? Das der Mensch eben nach diesen Dingen sein Leben lang sucht, die ihm einst verwehrt wurden und es dann auf den Sex überträgt?
Wäre ein Mensch, bei dem alles nahezu perfekt läuft auch anfällig für "Sex-Sucht"? Oder hätte ein solcher sich vielleicht besser unter Kontrolle, ohne es jeden Tag zu wollen? Es gibt ja zwei Seiten, die die nie oder sehr selten wollen, und die, die dauergeil sind. Wie wäre es, wenn alles stimmt, gibt es auch eine Mitte?
Man kann auch dann für das andere Geschlecht attraktiv sein, wenn man keinen Sex hat. Wahrscheinlich ist man dann, rein äußerlich betrachtet, sogar wesentlich attraktiver, weil man Kraft und Stärke ausstrahlt. Solch eine Partnerschaft könnte allerdings nur harmonieren, wenn beide aus Überzeugung die Enthaltsamkeit praktizieren.
Ja, das stimmt. Alles andere wäre eine Katastrophe. Entweder beide enthaltsam oder man kann es gleich vergessen. Es ist ja schon dann problematisch, wenn der eine oft will, der andere weniger oft. Selbst das ist ja meist zum Scheitern verurteilt.
Das schliesst natürlich nicht die Zeugung von Kindern aus. Warum sollte man sich langweilen, wenn die Lust auf Sexualität schwindet?
Ja weißt Du, daß weiß ich leider auch nicht. Ich kann es auch ohne ganz spannend finden. Man kann sich auch ohne oder mit seltener sexueller Nähe näher kommen. Selbst wenn ein Paar Tantra praktiziert, müssen die sicher nicht täglich ihre Energien austauschen. Vielleicht ist es ja so, daß energetisch betrachtet eine Person zu wenig eigene Energie besitzt und diese sich bewußt (z.B. Tantra) oder unbewußt ("normaler Sex") vom Partner holen will. Das wäre dann weniger Liebe, sondern eher Ausnutzung. Zumindest dann, wenn eine Person energetische Techniken beherrscht, es seinen Sexualpartner aber nicht mitteilt, sondern sich nur seinen Anteil abholt, und der/die andere dann leer ausgeht.
Mir gefällt die Vorstellung gar nicht, dass zwei Seelen sich verschmelzen. Das mag zwar sehr schön sein, hat aber mit wirklicher Liebe nichts zu tun. Für mich ist es eher eine kindlich-unreife Vorstellung von Liebe, die meist sehr schnell wie eine Seifenblase zerplatzt. Es ist eine klebrige Liebe, von der viele junge Menschen träumen. Sobald der Sex ins Spiel kommt und zur Gewohnheit wird, geht es im Prinzip nur noch darum, sexuelle Befriedigung zu finden. Leider hat der Sex gewöhnlich die Eigenschaft, jedenfalls bei den Männern, dass er zur Sucht ausartet, wenn sie nicht ohnehin schon vorher vorhanden war, und langsam und allmählich gewinnt der Sex die Oberhand, jedenfalls beim Mann, und alle Ideale und Gemeinsamkeiten, die es vielleicht einmal gegeben hat, schwinden langsam dahin. Ausserdem bringt der Sex es mit sich, dass man andere Frauen ebenso attraktiv und begehrenswert findet.
Meinst Du nicht, die könnten sogar attraktiver werden als die eigene? Da die eigene ja irgendwann "Gewohnheit" ist (und eh keine Lust mehr hat? Irgendwie reden sich die Männer ja auch gerne ein, sie wären so tolle Hengste, daß die Frau bei ihnen schon immer wollen wird. Doch das klappt meist auch nicht, und wenn sie noch so gut sind. Das verletzt den Mann wieder bis ins allerletzte und die Frau fühlt sich evtl. genötigt, diese Wunden auszubaden, und so wird das Spiel dann noch eine Weile aufrecht erhalten).
Was die Verschmelzung von Seelen betrifft: da verstehe ich sowas wie geistigen Einklang. Also eine starke Verbindung auf geistiger Ebene. Ich denke, wenn das mit gegeben ist, ist es eine andere Verbindung, als nur die körperliche an sich. Schafft ein Paar es, sich auch auf den anderen Ebenen zu verbinden, dreht sich nicht alles um Sex. Und wenn, dann ist er vielleicht besonders intensiv und anders. Und dann ist vielleicht auch weniger der Wunsch nach einem Seitensprung vorhanden, da es eben nicht nur um Sex geht, sondern um mehr. Und dieses "mehr" wird mit der Zeit erst aufgebaut, hauptsächlich eben auch durch andere Dinge, die man gemeinsam tut und durch die man aneinander wächst. - Aber das sind lediglich meine Vorstellungen, denn in der Praxis habe ich das auch noch nicht erleben können. Früher oder später wurde es "langweilig", der Sex war zu wenig, der Mann unzufrieden, die gemeinsamen Tätigkeiten nahmen ab, die Entwicklung verlief in verschiedene Richtungen usw.
Männer machen die Beziehung davon abhängig, weil sie sexsüchtig sind. Die Sucht ist keine Frage des Verstandes, sondern eine Frage ihrer Physiologie, die sie zur sexuellen Gier anstachelt. Die sexuelle Gier ist dem Menschen allerdings nicht von der Natur gegeben, sondern die hat der Mensch (der Mann) sich durch sein sexuelles Verhalten selbst erschaffen.
Hat der Mensch sich selbst erschaffen... Was ist Deine Theorie des Ganzen?
Ich kann mir nicht vorstellen, daß es einfach nur das Hirn sein soll, welches diese Sucht auslöst. Wenn es so wäre, müssen Männer Außerirdische sein und irgendwie anders funktionieren. Aber so anders können sie doch gar nicht sein.
Irgendwie lese ich zwischen deinen Zeilen den Wunsch, dass dir eine Partnerschaft gar nicht so unangenehm wäre.
Nein, auch ich habe grad gewaltige Ego-Probleme. Denn mein Ego fühlt sich durch eine Sache sehr gekränkt. Und darum möchte es verstehen. Es möchte verstehen, warum es auf Sex reduziert wurde und alle anderen Dinge (Gemeinsamkeiten aber auch Hindernisse) plötzlich unbedeutend wurden.
Das wichtigste scheint mir allerdings zu sein, es zu lernen, auch allein glücklich zu sein. Ein Partner soll oftmals nur das nicht vorhandene Glück ersetzen. Damit ist aber jeder Mensch überfordert.
Ja, ich weiß. Und das versuche ich grad zu lernen, während mein Ego sich nebenbei noch mit seinen Verletzungen auseinandersetzt (verdrängen wäre sicher weniger gut). Und irgendwann wird auch mein Ego begreifen, daß es heilsamer ist sich selbst zu genügen (dabei darf diesem nur nicht der Fehler unterlaufen, sich wie Narziß in sich selbst zu verlieben).
Kaji