Hallo Ihr Lieben,
ich find das Thema sehr interessant, besonders Gawyrds Ansatz, denn er entspricht ja nicht ganz den üblichen Vorstellungen. Deshalb möchte ich dazu ein paar Fragen stellen.
Meinem Eindruck nach wird die prägende Bedeutung der Familie in der Kindheit überschätzt. Menschen, die sehr ähnliche Erfahrungen bei ihren Eltern machen, ziehen daraus völlig unterschiedliche Folgerungen und entwickeln sich (bei ziemlich ähnlichen Ausgangsvoraussetzungen) sehr verschieden. Das Konzept, dass ein Mensch als "tabula rasa" (als unbeschriebenes Blatt) auf die Welt kommt, stimmt offensichtlich nicht.
Dass schon Babys individuelle Charakterzüge aufweisen, da stimm ich mit dir überein (das äußert sich zum Beispiel darin, ob sie gierig saugen oder zum Füttern geweckt werden müssen (wenn keine Krankheit vorliegt)).
Auch fällt mir immer wieder auf, dass manche Menschen hoch traumatisiert sind, obwohl sie gar nicht so viel Schlimmes erlebt haben und dass andere trotz tatsächlicher traumatischer Erfahrungen sich des Lebens erfreuen und erfreulich wenige Neurosen haben.
Trotzdem sehe ich eine Tendenz, dass z.B. dominierende, neurotische Mütter vieles auf ihre Töchter übertragen. Diese haben häufig wenig Selbstwert und neigen zu "leichteren" psyschischen Erkrankungen (Beobachtung in meinem Umfeld, keine wissenschaftlich fundierte Aussage).
Auf den Punkt gebracht : man ist selbstbewusst, in sich sicher (und fühlt sich in Folge zurecht als wertvoll), wenn die Seele sich ganz mit dem Körper verbunden hat, wenn man eine Einheit ist. Unsicherheit und mangelnder Selbstwert dürften meist als Ursache haben, dass die Seele nicht ganz in diesem Leben steht und nicht voll und ganz da ist und präsent ist.
Hier musste ich jetzt allerdings schlucken.
Wer psychisch labil ist/wenig Selbswert fühlt, hat keinen Zugang zu seiner Seele - hört sich genauso stimmig wie hart an.
Dann hätten diese Menschen ja berechtigte Gründe für ihre Probleme (die aber nicht in ihrer Biografie zu finden sind), aber was können sie dann machen, um diese zu beheben? Denn so wie du es beschreibst, hat die Seele einen eigenen Willen, den der Mensch nicht beeinflussen kann? (Das hat überdies noch den Beigeschmack eines Doppelwesens Mensch/Seele.)
Stimmiger klingt für mich der Begriff "abgespaltene Persönlichkeitsanteile". Das hört sich für mich nicht so an, als sei ich dem schicksalhaft ausgeliefert.
Herzlich grüßt der Zugvogel