Das tu ich nicht, was läuft hier grad ab?
Ist für Dich eine gute Therapie, wenn der Patient ausschließlich von dem Erlebten berichtet - immer und immer und immer wieder - oder gehört vielleicht doch noch mehr zu einer Therapie?
Meiner Erfahrung nach (23 Jahre "vollste Front" + 4 Jahre "Peripherie") kommen die wenigsten direkt wegen einer Traumatisierung, diese wird erst im Therapieverlauf "offengemacht", wenn sich Vertrauen aufgebaut hat (auch hier - es gibt natürlich auch einige, die direkt wegen einer Traumatisierung kommen und das auch direkt verbalisieren, wenn sie das denn direkt schaffen).
Meist steht ja ein anderes Krankheitsbild "vor" der Traumatisierung (z.B. Anorexie, Bulimie, Borderline, Depression, Angststörungen, ...), das durch die Traumatisierung ausgelöst wurde.
Wenn tatsächlich ein Patient kommt und sagt, er/ sie sei mißbraucht worden und möchte das nun bearbeiten, dann ist schon ganz viel Arbeit getan (und solche Patienten sind - nach meiner bescheidenen Erfahrung - die absoluten Ausnahmen).
Wenn nun ein Patient sagt (oder es im Therapieverlauf deutlich wird), daß er/ sie mißbraucht wurde, er/ sie das aber absolut nicht bearbeiten möchte, wird kein Therapeut ihn/ sie dazu zwingen, lediglich seine Hilfe anbieten.
Damit spreche ich jedem das Recht zu, mit seiner Krankheit, egal, wie man sie nennt, egal, wo die Ursachen liegen, selbst zu entscheiden, sich Hilfe zu holen und selbst zu bestimmen, wie einem geholfen wird.
Und ja, wenn ein Patient erstmal nur erzählen möchte, ist auch das lange Zeit möglich, aber dann muß noch mehr kommen, außer, allein das Erzählen hat ihm schon geholfen und das alles entscheidet der Patient selbst!!!
Was hier abläuft?
Na DEINE Aussage, daß traumatische Erlebnisse nichts mit Krankheiten zu tun haben!
Daß man nicht an die Ursachen gehen soll, daß sich die Therapeuten ja sogar von den Ursachen fernhalten sollen!
Deine Aussage!
Und was solche Therapeuten anrichten mit dieser Einstellung, siehst Du an mir, ich hätte mich wegen sowas fast umgebracht, weil keiner was von der "unwichtigen" Ursache wissen wollte!
Hier geht es eben NICHT darum, was der Patient will, sondern um das, was vom Therapeuten verhindert wird, nämlich an die Ursache zu gehen und die Gründe zu finden und zu bearbeiten, wegen so einer Einstellung, daß die Ursachen ja gar nicht zählen!
Verstehst Du das nicht?
Ich erklär das doch schon zig mal und der Tor von Gor auch!
Es geht nicht darum, dem Patienten etwas überzustülpen, sondern ihm zu helfen und die Gründe zu bearbeiten, wenn er bereit ist, wenn nicht, dann braucht er halt was anderes, das ist ok, sagt ja keiner was dagegen.
Aber nur zu sagen, die Ursachen hab nichts damit zu tun, daß es einem schlecht geht, und man muß jetzt schauen, was man machen kann und drüber legen kann und Verhaltenstherapie machen, das ist Symptom-Bekämpfung. Darum geht es!
Wie willst Du denn bei einer Magersucht erfolgreich die Symptome bekämpfen, wenn die betroffene Person sich abhungert, weil sie sich innerlich schmutzig fühlt wegen Missbrauch? Was bringt denn da Verhaltenstherapie?
Da muß man den Grund bearbeiten, sonst kommt das doch immer wieder!
Um es vielleicht noch mehr zu verdeutlichen, jemand kommt vorbei, überfällt Dich, sticht Dich nieder und die Messerspitze bricht ab an Deinen Rippen.
Es ist in dem Fall doch klarerweise NICHT damit getan, die Wunde einfach zuzunähen und einen schönen Verband drauf zutun, sondern man muß die Spitze (= das traumatische Erlebnis) wieder hinhaus holen, sonst entzündet sie sich (=die Krankheit) oder wandert herum und verletzt Organe (=die Krankheit), so daß man ständig Schmerzen hat und vielleicht daran sterben kann.
Man kann da eben NICHT sagen, daß das Erlebnis nichts mit der Krankheit zu tun hat.
Und wie das mit den Leuten ist, die trotzdem gesund sind, ist schon mehrfach erklärt worden, ich kann es aber auch an einer körperlichen Sache erklären:
Manche Leute stecken sich mit HIV an. Davon erkranken die allermeisten an Aids, jedoch nicht alle. Wegen den Leuten, die nicht an Aids erkrankt sind, kann man aber trotzdem nicht sagen, daß HIV und Aids nichts miteinander zu tun haben, nur weil ja einige nicht daran erkranken.
Ist es jetzt verständlich?
Ich hab mir wirklich Mühe gegeben, aber jetzt kann ich schon nicht mehr.