Nithaiah
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Oder man hat plötzlich zuviel Zeit zum Nachdenken, wenn man nicht jede Woche im Tor steht, und dadurch wird die Depression schlimmer. Das ist
bei mir oft in Semesterferien passiert, wenn ich nicht aufstehen musste und
immer zuhause geblieben bin. Selbst wenn Enke wohl soviel Zeit auch in der Pause nicht hatte, kann das theoretisch auch negativ gewirkt haben.
Natürlich kann man durch eine Pause erst Recht ins "Loch fallen." Das ist aber auch nur ein Indiz für Depressionen. Denn Schuld daran hat ja nicht die freie Zeit, die ein Mensch ohne Depressionen ja sehr wohl genießen und für sich nutzbar machen kann, ohne in irgendwelche Löcher zu fallen. Ich denke, die Depression holt einen früher oder später sowieso ein, wenn sie nicht beachtet wird. Man kann sie mit übersteigerter Aktivität eine Zeitlang übertünchen, oft sucht sie sich dann andere Kanäle, z. B. in chronischen Schmerzen oder irgendwelchen Süchten. Oder es kommt zum ganz großen Knall, wenn man zulange versucht hat die Alarmsignale zu überhören.
mmt, so ging es mir als Kind immer. Da zuhause schulische Leistungen sehr wichtig waren, hatte ich das Gefühl immer Einser nach Hause bringen zu müssen. Da ich aber in Augen meiner Mutter hochbegabt gewesen bin
(was ich selbst nicht so sehe, ich denke, dass ich intelligent bin, und mir manchmal interessante Lösungen einfallen, aber es hat seine Grenzen),
wurde das als selbstverständlich angesehen.
Ich halte dich tatsächlich für hochbegabt.
Was aber nicht bedeutet, dass dir deshalb alles zugeflogen kommt, versteht sich. Manche Hochbegabung beruht tatsächlich neben der Intelligenz vor allem auf der Fähigkeit, mit jeder Faser seiner Seele fühlen zu können und alles um sich herum wahrnehmen zu können. Und das ist Gabe und Fluch gleichermaßen. Man zahlt immer einen Preis für diese Hochbegabung. Anders ist es sicherlich bei jemandem, der einen hohen IQ aber einen verkümmerten EQ hat. Der kann seinen Weg geradeaus gehen, schaut nicht nach rechts oder nach links, geht steil auf der Karriereleiter vorwärts, weil seine eigenen Emotionen ihm nicht hinderlich sind. Das sind dann die klassischen "Fachidioten", die eigentlich "Sonstidioten" sind. Ob das aber wirklich erstrebenswert ist? Naja, kommt darauf an, was man für sich vom Leben erwartet. Ich sage: nein.
Dazu kam, dass mir die Schule
gefallen musste, obwohl ich sie innerlich hasste (schweres Mobbing, Einsamkeit), aber ich wollte meine Eltern nicht enttäuschen.
Ja, mir hat wohl auch Liebe und Anerkennung sehr gefehlt.
Ja, das glaube ich dir gerne. Ich frage mich, ob deine Eltern überhaupt deine feinfühlige Seite wahrgenommen haben.
Wenn ich bei irgendwas gedacht habe, dass ich das nicht kann, dann habe ich es gar nicht versucht, ging mir bei der Liebe dann später auch so, und dadurch habe ich erst recht versagt.
Das ist ja genau das was ich meine. Die Perfektionsansprüche sind so übergroß, dass man es gar nicht erst probiert. Man scheitert von vornherein an seinen Ängsten und seinem miesen Selbstwertgefühl. Wenn man diese Ängste nicht hätte und ein Versagen nicht einem Todesurteil gleich kommen würde, dann könnte man doch sagen: "Ich probiere es einfach. Entweder es klappt oder eben nicht." Aber so dreht man sich in der Perfektionsspirale und versagt dadurch erst recht. Das Aberwitzige dabei ist: Anderen gesteht man sehr wohl immer wieder zu, zu versagen, in Fettnäpfchen zu treten, die Bälle des Lebens daneben zu werfen. Man mag sie immer noch genauso wie vorher, manchmal vielleicht sogar noch mehr. Fehler machen einen Menschen schließlich erst richtig menschlich und liebenswert. Nur man selbst will immer den großen Zampano machen und meint, anders hätte man ja nichts verdient.