Religionsführer

Um an ein Ziel zu kommen, muss ich nicht unbedingt den Bus nehmen, was nicht heisst das es keine Busfahrer geben muss.
Ich ziehe Individualreisen den Pauschalangeboten vor, lasse mir ungern eine bestimmte Glaubensrichtung oder ein Weltbild vorschreiben, sondern bilde es mir lieber selbst.
Von daher brauche ich weder einen Papst, einen Guru oder einen anderen Religionsführer.

lg
Gabi
Das bleibt Dir ja auch selbst überlassen. Ich frage mich aber, ob es so stimmt. Denn alles, woran man sich spirituell orientieren kann, ist letztlich von religiösen Führern einst ersonnen worden. Es ist dann der eine Weg, sich aus allen Botschaften das für sich Stimmigste heraus zu suchen - für mich ein Weg mit zu geringem Widerstand - oder aber zu versuchen, einen Platz in einem Bus zu bekommen und zu lernen, was es bedeutet, in diesem Bus mitzufahren und wohin die Reise geht. Und bei diesem Lernen benötigt man eben einen Busfahrer, der wenigstens ansatzweise versucht, einen Weg für alle festzulegen. Das ist bei Religionen nun mal so, sie sind einzelne Wege, denen sich Mehrere anschliessen.
Das heißt ja aber nicht, daß es nicht auch Einzelwege geben darf für Menschen, die sich nicht einer Religion anschliessen möchten. Aber wie gesagt vermute ich, daß der Weg des Anschlusses an eine Gemeinschaft und der Auseinandersetzung mit und Reibung an ihr für mich persönlich mehr Lernerfahrung beinhaltet. Ansonsten klingt es für mich eher wie ein Frühstücksweg: ich suche mir aus, was ich auf mein Butterbrot haben will. Gerade das will ich aber bei meiner Religion so nicht haben, sondern da will ich wissen, was mir schmecken soll und was nicht. Und dann will ich meine Zunge trainieren das zu mögen, was es nun mal zu essen gibt.

...bleibt ja jedem selbst überlassen.
 
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Ob Religionsführer gebraucht werden ist wahrscheinlich so unterschiedlich zu beantworten, wie es unterschiedliche religiöse Menschen gibt.

Manche die auf dem Petersplatz Fähnchen geschwenkt haben brauchen wohl gar keinen Papst - kämen auch ohne ihn aus. Na ja, ohne ihn kämen natürlich alle aus. Aber manche finden einen "Oberhirten" wohl gut und möchten ihn für die katholische Kirche auch nicht missen. Und wieder andere glauben dass er für die Kirche wichtig ist.

Die Frage des brauchen kann wohl nur so tausendfach unterschiedlich nuanciert beantwortet werden, wie es tausendfach unterschiedliche Bedürfnisse, Sichtweisen und Ansichten gibt.

Hmmm ja.....das stimmt wohl. Vielleicht brauchen viele Menschen einfach jemanden, den sie anschauen können, um mit "dem Göttlichen" in Verbindung zu kommen?
Ich denke da z.B. an die alten Israeliten und ihr "goldenes Kalb", um das sie in Ritualen herumtanzten - bis dann der "böse" Moses mit seinen 10 Geboten auftauchte und ihnen als erstens das Kalb samt Tanzen verbot, dann auch noch behauptete "das man sich von Gott kein Bild machen darf" und das es im Übrigen überhaupt nur einen Gott gibt.
Ich kann mir vorstellen, dass die alten Israeliten - um ihr goldenes Kalb gebracht - doch sehr betrübt waren. Und so kann ich es mir im Gegensatz dazu auch vorstellen, daß, wenn es irgendwann mal keinen Papst mehr geben wird - eine Person zum Bejubeln und Anbeten - dass dann auch viel Frustration entstehen könnte........Vielleicht brauchen viele Menschen ganz einfach jemand über ihnen?


LG
 
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Bleiben wir mal beim Bus. Gar kein schlechtes Beispiel. Und lassen wir mal aussen vor, daß Frauen bis heute in der kath. Kirche keine Bussen fahren dürfen.
Nee, beim Beispiel Bus stört mich, dass es - wie bei Bussen nun einmal üblich - keine Abweichung von der Route gibt. Die bleibt immer gleich. Auch die Bushaltestellen bleiben über Jahre oder Jahrzehnte gleich, bis mal eine neue Strasse hinzukommt und eine kleine Abweichung gefahren wird.
oh das glaub ich gar nicht, daß eine neue Strasse hinzu kommt. Sondern es bleiben immer die gleichen Strassen und es ist immer dieselbe Route. Gerade das mag ich ja daran, denn wenn ich wiederholt ein und dieselbe Route fahre, nehme ich dadurch zuerst die Route wahr und kann sie erlernen, z.B. um selber irgendwann Busfahrer zu werden. Und andererseits entdecke ich durch das Ewiggleiche letztlich mich selbst, hinter dem, der die Route mitfährt.

Ein Fahrgast kann aber nicht sagen: "He du Busfahrer, fahr mal in die Mozartstrasse, halt dort an und lass mich aussteigen, denn da brauche ich nur noch eine halbe Minute, um nach Hause zu kommen".
Das wäre ja auch widersinnig. Denn in einer Religion ist das Zuhause ja klar definiert, im Christentum meinetwegen Christus. Wenn jemand meint, daß er in der Mozartstrasse mit Buddha zu seinem individuellen Ziel kommt, dann macht der Busfahrer ja ohne Weiteres die Türe auf und läßt Dich heraus. Aber bis zur Mozartstrasse mußt Du dich dann schon selbst orientieren.

So ähnlich sehe ich das mit den Institutionen der Großkirchen. Diese Unbeweglichkeit. Das konservativ-stoische an ihnen. Allerdings glaube ich, dass es auf der anderen Seite gerade diese Unbeweglichkeit ist, welche gewissen Menschen Sicherheit gibt. Allerdings steigen viele Menschen gerade aus diesem Grunde in diesen Bus nicht mehr ein.
Ja, in kleinen Teilen steigen die Menschen aus oder nicht mehr ein, in grösseren Teilen aber steigen immer mehr Menschen ein. Man hat zwar hierzulande die Gewißheit, daß die Schäflein ausbleiben, aber woanders steigt dafür die fünffache Menge in den Bus ein. Also was soll's!

Für mich persönlich ist die Unbeweglichkeit und das Gestrige an meiner Kirche gerade das Interessante. Es macht mich darauf aufmerksam, daß ich im Gegensatz zu ihr beweglich bin, heutig bin und daß ich selber meine Zukunft gestalten muß und nicht darauf hoffen darf, daß es jemand für mich tut. Und genau das will ja meine Religion für seine Anhänger erreichen, daß sie das so empfinden und verstehen. Von daher würde ich sagen: Ziel erreicht, und Meckerer die das nicht begreifen wird es immer geben.

lg :welle:
 
Pfeil schrieb:
Allerdings lesen etwa 60% der Menschen nie Bücher. Und die Bibel ist (je nach Übersetzung) ausgesprochen schwer zu lesen. Man braucht schon Leute, die es vorleben.

Tja, da kann ich nur sagen: Wer sich nicht selber informiert (und liest), der begibt sich in Gefahr.

Siehe Ablasshandel. ( „Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Feuer springt") Die Leute konnten damals nicht lesen und ließen sich von den Priestern - denn nur sie konnten die Bibel lesen - missbrauchen.

Diese Priester lebten den Leuten auch etwas vor. Aber....war das korrekt?



LG
 
TrixiMaus schrieb:
Für mich persönlich ist die Unbeweglichkeit und das Gestrige an meiner Kirche gerade das Interessante. Es macht mich darauf aufmerksam, daß ich im Gegensatz zu ihr beweglich bin, heutig bin und daß ich selber meine Zukunft gestalten muß und nicht darauf hoffen darf, daß es jemand für mich tut.

Das ist eine interessante Sichtweise. Biegst Du dir da aber nicht etwas "zurecht"?


Und genau das will ja meine Religion für seine Anhänger erreichen, daß sie das so empfinden und verstehen.

Ich meine, jede Religion möchte erst einmal so bleiben, wie sie ist. Wegen der Bequemlichkeit und weil es "schon immer so war". Anhänger, die selber denken, sind schließlich gefährlich. Die könnten gar auf gewisse "Gedanken" kommen oder Veränderungen wünschen.......

Von daher würde ich sagen: Ziel erreicht, und Meckerer die das nicht begreifen wird es immer geben.

Ich bin für Meckerer oder Revoluzzer. Die braucht jeder Staat, jede Institution und jede Kirche oder Religion. Ohne Meckerer keine Veränderung, also Stillstand. Ohne Meckerer oder Aufständische gäbe es z.B. immer noch eine DDR und die damit verbundene Gängelung und Unfreiheit.


LG
 
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Tja, da kann ich nur sagen: Wer sich nicht selber informiert (und liest), der begibt sich in Gefahr.
Woher man seine Erkenntnisse hat ist doch eigentlich egal. Ob gelesen oder gehört, Hauptsache man macht sich seine eigenen Gedanken und überprüft es. Daß man nicht alles blind glauben darf, da sind wir uns sicher alle einig.

Siehe Ablasshandel. ( „Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Feuer springt") Die Leute konnten damals nicht lesen und ließen sich von den Priestern - denn nur sie konnten die Bibel lesen - missbrauchen.
Spenden an die Kirche gelten in allen Religionen als vorteilhaft für den Gläubigen. Man versucht sich so, von seinen Sünden "loszukaufen". Ob es funktioniert wissen wir nicht, doch ist es wahrscheinlich besser, als einfach gar nichts zu machen.





Viele machen es doch so: Sie lesen religiöse Werke und andere Schriften, daraus bilden sie sich ihr Weltbild. Dann vergessen sie, woher sie die Ideen eigentlich hatten und reden sich ein, sie wären selber darauf gekommen. Das ist natürlich Öl fürs Ego. Tatsächlich würde kaum jemand auf diese Ideen von alleine kommen.
 
Weißt du, wann man frei geworden ist, vom anerzogenem christlichem Glauben? Wenn es einem egal ist, ob und wer weiterhin der Institution Kirche angehören möchte.

So ganz frei werden wir christlich erzogen Mitteleuropäer wohl nie sein. Ob nun schon lange aus der Kirche ausgetreten oder nicht.

Und wenn aufgrund einer Papstwahl der eine oder andere Gedanke dann wieder hochschwappt, kann es doch ganz interessant sein, eine Diskussion über das Für und Wider anzuregen. Vielleicht bringt es den einen oder anderen auf einen neuen Gedanken, eine neue Anregung? Auf jeden Fall kann es nicht schaden.:)


LG
 
Pfeil schrieb:
Spenden an die Kirche gelten in allen Religionen als vorteilhaft für den Gläubigen. Man versucht sich so, von seinen Sünden "loszukaufen". Ob es funktioniert wissen wir nicht, doch ist es wahrscheinlich besser, als einfach gar nichts zu machen.

Man könnte z.B. dieses Geld monatlich für ein Waisenkind in Afrika/Asien spenden, anstatt es "Mutter" Kirche zu übergeben. Denn wurde uns nicht beigebracht: "Gott jedoch sieht dir ins Herz"? Wenn du also - um dich von den "Sünden" freizukaufen, das Geld lieber der Kirche spendest, ist es von Dir Kalkül, also Berechnung. Spendest du jedoch selbstlos für dieses Waisenkind, dann nicht.

Wozu also brauchen wir eine Kirche, wenn doch Gott genügt?



LG
 
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So ganz frei werden wir christlich erzogen Mitteleuropäer wohl nie sein. Ob nun schon lange aus der Kirche ausgetreten oder nicht.

Und wenn aufgrund einer Papstwahl der eine oder andere Gedanke dann wieder hochschwappt, kann es doch ganz interessant sein, eine Diskussion über das Für und Wider anzuregen. Vielleicht bringt es den einen oder anderen auf einen neuen Gedanken, eine neue Anregung? Auf jeden Fall kann es nicht schaden.:)

Ich entstamme einem streng kath. Elternhaus. Meine Eltern haben sich sogar in der Kirche kennengelernt. Mein Vater war Orgelbauer, meine Mom war Haushälterin bei einem Kaplan.

Als ich vor über 20 Jahren aus der Kirche ausgetreten bin, hatte ich einen fürchterlichen Hass auf diesen Glauben.
Aber das schöne ist, man lernt ja mit den Jahren. Als unsere Mutter vor 10 Jahren starb, bin ich jeden abend mit in die Kirche den Rosenkranz beten. Und auch heute noch gehe ich gerne mal in eine Kirche, zünde ein Kerzchen vor der Madonna an und bete für meine Altvorderen.

Mir ging das Herz auf, als ich beim Kloster unterhalb meines Wohnorts eine riesige Franzikus Statue hab stehen sehen. Ich kann hier nämlich das praktische mit dem nützlichen verbinden, Synkretismus mir zunutze machen, ohne das die Ordensgemeinschaft sich dadurch gestört fühlen würde. Herrlich.
So wie eben auch in kath. Kirchen.
 
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