Grüß Dich Meikel,
das ist eine sehr schöne Beschreibung davon, was wir als Prozess verstehen: aus einem Kontinuum von Ereignissen extrahieren wir eine Fokussierung auf Einzelereignisse, die eher Standbildern gleichen, wie etwa das Erscheinen eines Apfels und setzen diese in Beziehung zu vorherigen Ereignisse, woraus wir dann eine Prozesshaftigekeit oder eine Geschichte des Aufeinanderfolgens schlussfolgern, ohne jedoch klar abgrenzen zu können, wo das eine Ereignis begonnen hat und in das andere übergeht. Denn in Wahrheit sind alle Erscheinungen nur punktuell, entstehen und vergehen sofort, haben keine Entstehungsgeschichte, was auch der Grund dafür ist, dass so etwas wie die Urknalltheorie keine letztliche Erklärung für deren Ursache liefern kann - insofern ist nichts irgendwie verbunden, sondern rein augenblicklich, aber das fällt uns schwer zu sehen, weil in uns dieser Drang ist, der meiner Meinung nach mit der Funktionsweise unseres Verstands zu tun hat, die Dinge kausal und zeitlich ordnen zu wollen. Die Verbundenheit nehmen wir als Ordnungsprinzip, um Zusammenhänge herzustellen, weil eben dieses Zusammenhänge herstellen eben die Natur unseres Verstandes ist.
Was mich jedoch weiter irritiert, ist Deine Auffassung von Aufmerksamkeit als verbindendes oder sogar erschaffendes Prinzip, denn sie selbst ist ja Teil der Ereignisse, d.h. genauso punktuell und augenblicklich, wie die Ereignisse selbst. Ein Apfel zum Beispiel erscheint zusammen mit der entsprechenden Aufmerksamkeit und eine Leerheit von Erscheinungen - was Du Aufmerksamkeit an sich nennst - erscheint zusammen mit der Abwesenheit von etwas Bestimmtem, jedenfalls bis es sich wiederum wandelt in etwas Greifbares. Darum, wegen dieser Abhängigkeit der Aufmerksamkeit von ihren Inhalten, seien sie nun verdichtet in Form von Ereignissen oder offen und leer, ohne Form, sehe ich Aufmerksamkeit nicht als Entität oder Wesenheit sondern von ihren grundlegenden Merkmalen her als ebenso abhängiges Phänomen, wie alle anderen Phänomene und begreife ihre "wahre Natur" nicht als zugrundeliegendes Verständigungsverlangen sondern als das Fehlen von unabhängiger Eigenexistenz.
Grüße,
Bibo