M
Mahuna
Guest
Die Sinnhaftigkeit des Daseins
Hermann Hesse hat den Eigensinn als eine Tugend für den Gehorsam gegenüber sich selbst hervogehoben und sehr geschickt im Video #607 auch begründet. Ich habe ergänzend in #619 hinzugefügt, dass es ja nicht nur den Eigensinn, sondern auch den Gemeinsinn (Sozialsinn), den Familiensinn und den spirituellen Sinn gibt und der sinnvolle Ausgleich zwischen diesen im Kreuz des Lebens zwischen AC - DC und IC - MC liegen dürfte. Mondauge hat jetzt den Finger auf die offenen Wunde gelegt und m.E. zu recht den mit dem Eigensinn verbundenen Egoismus aufs Korn genommen, der ja m.E. den Einklang mit der Seele verhindert.
Mein Gerechtgkeitsempfinden verlangt von mir, dass ich die Sinnhaftigkeit des Daseins gegenüber der Einseitigkeit des Eigensinns hervorhebe.
Dem Eigensinn steht der Gemeinsinn gegenüber, astrologisch drückt sich dies im Aszendenten (ICH) gegenüber dem Deszendenten (DU) auf der Begegnungsachse aus. Die Begegnung mit dem DU ist für den Menschen als ein soziales Wesen untrennbar in der Liebe verbunden. Ohne diese soziale Begegnung ist Liebe nur ein hohles Wort, eine Hülse ohne Wert.
Im Menschen gibt es aber auch eine vertikale Entwicklungsachse zwischen Familiensinn und geistiger Sinnhaftigkeit, astrologisch ausgedrückt durch die vertikale Entwicklungsachse von der familiären Herkunft am IC zur geistigen Entwicklung (Entelechie) am MC, zum Himmel. Hier ist die Eigenliebe zu recht angesiedelt, in Verantwortung sich selbst gegenüber und der eigenen Heimkehr ins Licht.
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Ja, lieber ELi, das sind logische Schlussfolgerungen, und aus deiner Perspektive betrachtet durchaus auch wahr.
So deute meine anschliessenden Bemerkungen nicht gegen, sondern ergänzend zu dem von dir ausgesagten.
Eigensinn wird bei dir in Verbindung mit Egoismus gesehen.
Eigensinn ist für dich der Gegensatz zu Gemeinsinn, und deshalb könne er keine Liebe beinhalten, da Liebe sich auf ein DU richtet.
Was, wenn wir mal den Eigensinn so begreifen, wie H.H.
ihn beschrieben hat? Für ihn war ja der Eigensinn, das Ureigene, die einmalige Individualität - die die Essenz eines Menschen bergende Qualität. Er sieht den Eigensinn nicht im herkömmlichen Sinn, nämlich mit Egoismus behaftet, sondern er sieht in ihm das wesentliche menschliche Merkmal, um den eigenen spirituellen Weg gehen zu können, ohne von Familie und Sozietät vereinnahmt zu wrden, die bestimmen, was man zu glauben hat, wie man sich zu verhalten hat, wie man sich ein-und unterzuordnen hat. Den meisten Menschen macht das auch nichts aus, sie passen sich an und meinen dann, das sei das einzig Richtige. Der gute Bürger ist zu Hass fähig, wenn er sieht, wie andere aus der Reihe tanzen, das führt dann auch sehr schnell zu Entweder-Oder Massnahmen seitens der 'Gemeinde', und dem 'Andersartigen', dem Eigensinnigen werden die Wege versperrt, er passt sich entweder an, oder wird ausgeschlossen.
Der nicht egoistische Eigensinnige geht dann gern allein seinen eigenen Weg, findet seine Seelenverwandten, baut an einem alternativen Werk voll Einsatz mit, wird zum Künstler oder zum Prediger, was auch immr, was er dann tut, kommt aus dem Herzen.
Der eigensinnige Einzelgänger ist nur Einzelgänger, bis er sein Werk vollendet hat, dann schenkt er es der Gemeinschaft, doch was er ihr schenkt, ist das Ergebnis seiner Freiheit und Unabhängigkeit.
Zahlreiche Kûnstler haben bewiesen, dass sie nur durch ihren Eigensinn und ihren zunächst mal einsamen Weg ihr grosses Werk schaffen konnten. Ein voll treffendes Bsp. ist die Lebensgeschichte van Goghs. Auch Hôlderlin ist so ein Fall. Von Egoismus sehe ich da nichts, sondern von einer Vrbindung zur Transzendenz von Kindheit an, und ein damit verbundenes Nichtverstandenwerden.
Meistens setzen sich diese sensiblen eigensinnigen Menschen nicht durch, da sie sehr introvertiert sind, sondern sie setzen sich so schnell es geht von den Normalos ab.
Eigensinn darf eben nicht verwechselt werden mit Egoismus, wenn ein Junge sich z.B. auf den Boden wirft und schreit und strampelt, weil er dies oder jenes nicht bekommt.
In all den Romanen von H.H. von Peter Camenzind, über Steppenwolf, Demian, Glasperlenspiel, Shiddarta,
Narziss und Goldmund, Rosshalde usw. - überall geht es ja bei ihm um diese Selbstfindung, dies sich anders fühlen und dies Ausbrechen aus der bürgerlichen Norm.
Und vieles endet bei ihm tragisch...