B]Huhu! Nach längerem Krankenhausaufenthalt auch mal wieder da (im November darf ich nochmal, würg), und möchte mich, wenn ich darf, gleich hier einklinken![/B]
Original geschrieben von Walter
Na, ich weiss nicht, das ist mir persönlich zu krass.

finde ich einfach nur GUT, das!!!
Nee, aber jetzt mal Scherz beiseite, ich denke, ich weiß, was mit dieser Aussage gemeint ist.
Eine kleine Anekdote aus meinem Leben mag das verdeutichen: Ich habe früher als Nachtwache auf einer onkologischen Station gearbeitet und mich dort im November 1996 bei einem Gürtelrose-Patienten mit dem Zoster-Virus angesteckt, dem gleichen Virus, der bei Kindern normalerweise Windpocken auslöst. Nur: Ich hatte keine Windpocken, was ich leider auch nicht gewusst hatte. Jedenfalls hatte ich dann den Virus in den Lungen, und meine Sauerstoffsättigungn hing im Keller. Daraufhin hat man mich an die künstliche Beatmung gehängt und mich - da das bei vollem Bewusstsein nicht zu ertragen ist - in ein künstliches Koma versetzt, in dem ich zehn Tage verblieb.
Das Schlafmittel (Dormicum) löste bei mir allerdings eine paradoxe Reaktion aus: Anstatt ruhig zu werden, hatte ich die allerschlimmsten Halluzinationen und Albträume. Sie waren so arg, dass ich nach meiner Verlegung auf die Normalstation nicht mehr zu schlafen vermochte aus Angst, wieder in diesen Zustand hineinzurutschen. Der Unterschied zu "normalen" Albträumen: Wenn man sich bewusst wird, dass etwas nicht stimmen kann, dass man träumt, wacht man normalerweise sofort auf. Aufgrund der Droge war mir das nicht möglich, weshalb ich all die schlimmen Bilder zuckend vor Panik irgendwann als pure Realität einzustufen begann. Außerdem konnte ich weder zusammenhängend reden, noch in irgend einer anderen Art und Weise mit meiner Umwelt Kontakt aufnehmen. Irgendwann begann ich zu glauben, ich sei tot und jetzt im Hölle/Fegefeuer-Bereich gelandet.
Ich kann mir denken, dass "bewusstes Sterben" als "gelebter Höhepunkt" also folgendes meint: Dass Sterben nichts Passives ist, was einem irgendwie "passiert", sondern noch ein Teil des Lebens, und als solcher auch aktiv durchlebt werden sollte. Wer stirbt, kann schließlich noch nicht tot sein. Also möglichst bei vollem Bewusstsein und nicht mit Drogen zugedröhnt. Dies geschieht vor allem jenen, die in Kliniken oder Heimen sterben; sie werden mit Drogen von ihrem Tod "distanziert" mit dem Erfolg, dass sie - zumindest nach außen - ruhig und bewegungsunfähig frisch geschrubbt im Bettchen liegen und so aussehen als "spürten sie nichts mehr". Das scheint vor allem für Pflegepersonal und Angehörige, die vom bewusst erlebten Sterben nichts wissen wollen, sehr wichtig zu sein. Dass inwendig im Patienten wegen all der Drogen vielleicht der Bär los ist, scheint keinen zu interessieren.
Ob der Tod letztendlich wirklich eine unangenehme Erfahrung ist, weiß niemand und kann niemand wissen. Doch wird nicht auch der Orgasmus als "kleiner Tod" bezeichnet? Einem kleinen Kind, dass erstmalig seine Eltern beim Sex überrascht wird man auch nur schwer klarmachen können, dass das, was es da sieht, mit etwas Schönem zu tun hat und absolut nicht beängstigend ist. Glaubt man den Widerbelebten, hat die Natur Vorsorge getroffen, dass der Tod eine schöne, friedvolle Erfahrung sein kann, wenn man nicht den "Zuschauern" zuliebe künstlich daran herumpfuscht. Vielleicht wirklich eine Art Metaorgasmus? Insofern kann er tatsächlich ein - der letzte - "Höhepunkt" des Lebens darstellen.