Original geschrieben von Astarte
Was ist eigentlich am sogenannten "Ego" so schlimm? Ich stellte fest, das Ego wird hier im Forum (und auch in der Esoterik-Literatur) immerzu verteufelt. Ist es wirklich so schädlich, ein großes Ego zu haben? Kann es nicht sein, daß unser Ego, also unser Selbsterhaltungs- und Machttrieb eine ganz natürliche Funktion hat? Nämlich die, physisch und psychisch zu überleben, bis wir unsere Aufgabe erfüllt haben?
Sind dieses Ego und die vielzitierten höheren Ziele wie Mitmenschlichkeit, Selbst- und Nächstenliebe, Verantwortung, Erleuchtung etc. wirklich unvereinbar?
Grüße, Astarte (die ein großes Ego hat und dazu steht)
Hallo Astarte,
wenn Du in der Welt erfolgreich bestehen willst, dann ist eine ausgeprägte Persönlichkeit, ein starkes Ego notwendig. Das ist auch der Grund, warum wir so erzogen werden, wie wir derzeit erzogen werden - damit wir in der Gesellschaft möglichst gut bestehen können.
Hast Du dann Erfolg, bekommst Du ein dickes Ego.
Hast Du keinen Erfolg, fühlst Du Dich als Versager und hast ein kleines Ego.
Beides sind Hindernisse für Meditation:
Ein Kind kommt auf die Welt und weiß nicht, wer es ist.
Vor der Geburt gibt es kein "Du" und deshalb auch kein "Ich".
Das Kind entdeckt "Mein", dann "Mich", dann "Du", dann "Ich", und das ist auch die Struktur des Egos.
Mit dem "Mein" wird der "Besitzer" gelernt und damit beginnt Streit, Konflikt, Wettkampf, Gewalt und Aggression. Das "Mich" entsteht, wenn Du etwas hast, worauf Du Anspruch erheben kannst. Dann entdeckst Du plötzlich aus diesen Anspruch heraus Dich selber. Danach erkennst Du, dass es eine Grenze gibt: "die Anderen" und "Du".
Das Universum ist eins (wie auch schon Tariel geschrieben hat). Alles ist mit allem verbunden. Unser Atem ist beispielsweise mit den Bäumen verbunden, diese wiederum von der Sonne abhängig etc. Du kennst, aufgrund Deiner Ausbildung, sicher noch viel mehr dieser gegenseitigen und wechselweisen Verbindungen.
Die Wirklichkeit ist eine Einheit.
Wir ziehen künstliche Grenzen und fallen damit immer mehr aus dieser Einheit raus. Aber selbst das nur in unserer Vorstellung, denn in Wirklichkeit sind wir nachwievor mit allem verbunden, sonst würden wir sterben.
Wir führen also einen Kampf gegen die Wirklichkeit, gegen unsere eigenen Wurzeln - eigentlich kämpfen wir letztendlich gegen uns selbst.
Deshalb stellt sich das Ego auch gegen Meditation.
Wenn Du Dich nur einen Augenblick entspannst, fallen die Grenzen - die Du künstlich errichtet hast und in jedem Moment aufrecht erhalten mußt - weg, und Du siehst die Wirklichkeit. Das "ich" gönnt Dir keine Entspannung - es wird immer neue Spannungen erzeugen, sonst würde es sich auflösen.
So kämpfen wir um Dinge, die von allein geschehen würden.
So sind wir stolz auf Dinge, die auch völlig ohne unser Zu-Tum passiert wären etc.
Das Problem ist, dass wir da alle durch müssen. Wir kommen auf die Welt und wissen nicht, wer wir sind. Und so sagen uns Eltern, Verwandte, Kindergartentanten, Lehrer, Freunde, Priester, Vorgesetzte etc. wer wir sind - wir bekommen eine (falsche) Identität und Persönlichkeit.
Du schaust nie in Dich selber hinein - wer Du wirklich bist.
Wir glauben dem Bild, das die anderen uns gegeben haben.
Dieses Aussenbild (Ego) kann nicht mit dem übereinstimmen, was Du wirklich bist. Es wurde Dir von Aussen gegeben; von Menschen, die selbst nicht wissen, wer sie sind und daher aufgrund ihrer Prägungen nun Dich geprägt haben. Wenn Dir das bewußt wird, beginnst Du Dich auf die Suche zu machen und in Dein Inneres zu gehen.
Du fragst Dich selbst: "Wer bin ich wirklich, hinter all diesen Masken und Rollen?"
Alles Liebe Dir
sam