Kritik an Hellinger

es gibt ja glücklicherweise auch Aufsteller, die nicht nach Hellinger arbeiten, sondern nach anderen Systemen.
Nach allem, was ich bisher gehört habe (nicht nur im Internet, sondern auch persönliche Erfahrungsberichte von Freunden, Bekannten etc.), würde ich zu keiner Aufstellung gehen, die nach Hellingers Methoden arbeitet. Mit anderen Aufstellungsmethoden habe ich sehr gute Erfahrungen gemacht. Da wurde niemand genötigt zu Gefühlsäusserungen, die nicht die seinen waren, sondern es wurde immer auf die Impulse der aufstellenden Person und der Stellvertreter geachtet.
 
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Wenn ich mir jetzt vorstelle, dass die Frau, die Tochter von Herrn Fritzl, die jahrelang geschändet wurde, ihres Lebens beraubt, gedemütigt und gefangengehalten unter unmenschlichen Umständen... diese Tochter soll dann dem Vater seine Achtung bezeugen, das ist ein Akt, der genauso unmenschlich und nicht zu verstehen ist. Bei aller Liebe.
Ja freilich, in der Vorstellung kann ich alle möglichen Szenarien erfinden und im nächsten Atemzug dann so tun, als wären sie Realität, und mich dann darüber aufregen.

Irgendwie klingt das für mich wie intellektuelle Pornografie... erinnert mich an den Martin Humer, der in Österreich jahrelang mit erheblichem Eifer die wohl umfangreichste private Sammlung an seiner Meinung nach pornografischen Publikationen angelegt hat, um dann immer wieder öffentlich dagegen zu wettern...

Jake
 
Ja freilich, in der Vorstellung kann ich alle möglichen Szenarien erfinden und im nächsten Atemzug dann so tun, als wären sie Realität, und mich dann darüber aufregen.
Es geht hier um Hellinger - und der Herr Hellinger verlangt von Menschen, die von ihren Eltern gequält, misshandelt usw. wurden, dass sie ihnen DANKBAR sind und ACHTUNG vor ihnen haben.
Ganz egal, ob sie die Verletzungen schon verarbeitet haben oder nicht und an welchem Punkt ihrer persönlichen Heilung sie stehen. Und genau mit dieser Forderung erzeugt sein Vorgehen weitere Verletzungen, die unnötig und vor allem unverantwortlich von dem Aufsteller sind.
 
Hallo Ahorn!
der Herr Hellinger verlangt von Menschen, die von ihren Eltern gequält, misshandelt usw. wurden, dass sie ihnen DANKBAR sind und ACHTUNG vor ihnen haben.
Ganz egal, ob sie die Verletzungen schon verarbeitet haben oder nicht und an welchem Punkt ihrer persönlichen Heilung sie stehen. Und genau mit dieser Forderung erzeugt sein Vorgehen weitere Verletzungen, die unnötig und vor allem unverantwortlich von dem Aufsteller sind.
Ich kenne keinen einzigen Fall einer Aufstellung von/nach Hellinger, in denen Menschen ihren Eltern für Qualen oder Misshandlungen Dankbarkeit bezeugen sollten - nicht einmal aus den Beispielen expliziter Anti-Hellinger-Propagandisten ist mir das bekannt (weil es sich wohl auch nicht belegen ließe). Vielleicht führt da die grundsätzliche Empörung zu einem Missverständnis: Es kommt schon beim Aufstellen von traumatisierten Eltern-Beziehungen "nach Hellinger" immer wieder mal dazu, dass Kinder ihren Eltern "für das Leben danken, das über die Eltern zu ihnen gekommen ist" ... und das ist aus dem Aufstellungskontext heraus in der Regel auch für jeden klar, der's nicht absichtlich missverstehen will, dass es sich dabei nicht um den Dank für die konkreten Lebensumstände handelt, sondern um die schlichte Anerkennung der Weitergabe des Lebens. Das dient auch nicht einer Aufwertung der Eltern, sondern im Gegenteil der Lösung... ich habe dann oft, auch bei AufstellerInnen "nach Hellinger" eine Weiterführung des Satzes erlebt, etwa so: "Schuld, Scham und Verantwortung lasse ich jetzt bei euch; ich nehme nur mein Leben und mache etwas daraus." Auch über die Sinnhaftigkeit solcher Lösungsrituale kann man geteilter Meinung sein, keine Frage ... aber ich denke nicht, dass man daraus eine Dankbarkeitsbekundung für den Missbrauch ableiten darf. Das erschiene mir als eine polemische Verdrehung, die gewiss nicht zur Versachlichung der Diskussion beiträgt. Vor allem sind solche Beispiele nicht auf bloße Sätze zu reduzieren, sondern immer aus dem konkreten Kontext heraus zu betrachten, in dem sie gesprochen werden.

Auch das mit der Achtung scheint mir eine differenziertere Betrachtung zu verdienen; wenn's gefragt ist, sag ich gern etwas dazu. Wenn's nur um das Nähren von Empörungsmustern geht, dann sag ich nichts.

Wohl sag ich noch etwas zu der Redensart "der Herr Hellinger". Ich beziehe mich da auf das "Wörterbuch des Unmenschen" von Dolf Sternberger, das schon vor dem Auftreten Hellingers erschienen ist und in dem bestimmte sprachliche Artikulationsformen auf Aspekte ihres Ausdrucks untersucht werden ... "ein gewisser Herr Soundso" war die übliche Sprechweise von Göbbels & Co. wenn sie in öffentlichen Reden jemand schon verurteilt hatten und nur noch verächtlich machten, und ganz ähnlich erscheint mir der Gebrauch auch hier. Es wäre schön, wenn die Achtsamkeit, die für die einen eingefordert wird, auch gegenüber den anderen aufgebracht würde ... das ließe manche Diskussion fruchtbarer werden, meine ich. Sofern Diskussion gefragt ist und nicht nur einfach ein Urteil verkündet wird...

Jake
 
Es geht hier um Hellinger - und der Herr Hellinger verlangt von Menschen, die von ihren Eltern gequält, misshandelt usw. wurden, dass sie ihnen DANKBAR sind und ACHTUNG vor ihnen haben.
Ganz egal, ob sie die Verletzungen schon verarbeitet haben oder nicht und an welchem Punkt ihrer persönlichen Heilung sie stehen. Und genau mit dieser Forderung erzeugt sein Vorgehen weitere Verletzungen, die unnötig und vor allem unverantwortlich von dem Aufsteller sind.

Man kann ja alles drehen, wie man es gerne möchte.
Ich möchte das Positive sehen und das, was Menschen weiter bringt.

Ich für meinen Teil habe es so verstanden: Es geht nicht um Vergebung der Schuld des anderen (diese Schuld bleibt bei demjenigen), sondern, dass es dem Opfer besser geht. Ein kleiner Teil in jedem Opfer fühlt sich mitschuldig an dem was passiert ist. Hier muss Vergebung passieren im Opfer sich selbst gegenüber.

Ich kenne es so: Danke, dass du mich als dein Kind gehabt hast, danke, dass du mir gegeben hast, was du konntest (nicht solltest!).
Die Verantwortung/die Schuld für das, was passiert ist, lasse ich ganz bei dir.
Ich bin nur das Kind, du bist der /die Große und du hast die Verantwortung für dein Tun.
 
Hier mal weitere Infos zu Bert Hellinger.

Grundsaetzlich finde ich die Idee von Familienaufstellung oder Skulpturarbeit sehr gut. Jedoch , Hellinger ist mir ein Dorn im Auge:

http://www.vachss.de/mission/berichterstattung/hellinger.html


ich teile im prinzip deine ansicht ;)

es gibt nicht so viele menschen die eine wirklich gute aufstellung leiten können und hellinger gehört da wohl auch nicht dazu. es ist tatsächlich ein problem einem elternteil die ehre zu geben wenn ein missbrauch stattgefunden hat und das auch wenn dieser missbrauch "nur" energetischer natur ist (und damit auch schwerer nachzuweisen). ich glaube trotzdem dass dies über liebe aufgelöst werden kann aber nicht unbedingt über ehrerbietung was eine methode von hellinger sein dürfte
 
ich teile im prinzip deine ansicht ;)

es gibt nicht so viele menschen die eine wirklich gute aufstellung leiten können und hellinger gehört da wohl auch nicht dazu. es ist tatsächlich ein problem einem elternteil die ehre zu geben wenn ein missbrauch stattgefunden hat und das auch wenn dieser missbrauch "nur" energetischer natur ist (und damit auch schwerer nachzuweisen). ich glaube trotzdem dass dies über liebe aufgelöst werden kann aber nicht unbedingt über ehrerbietung was eine methode von hellinger sein dürfte


Das sehe ich genauso.:)

LG
Juppi
 
Hallo,

Hellinger habe ich mal "angebetet", bis ich die Kehrseite der Medaille am eigenen Leib kennen gelernt habe.

Wo ihm Verdienst gebührt ist, dass er eine Methode bekannt gemacht hat, die sehr wirksam ist.
Was "Aufsteller" daraus machen, dazu kann er nichts, auch nichts, wenn sie ihn 100% kopieren - ohne ihren eigenen Geist mal anzustrengen und Kritik zuzulassen. Zum Glück gibt es Aufsteller, die für sich entdeckt haben, dass nicht alles, wie es Hellinger verbreitet hat, so übernommen werden darf und die die Methode weiter entwickelt haben, zum Wohle des Klienten.

Was ihm auch noch zugeschrieben werden muss ist, dass er mal die Familie ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt hat, auf ganz weiter Ebene. Über die Geheimnisse und Zustände in Familien geschaut hat und auch verstanden hat, sie mit der Methode der Aufstellungen, die er eigentlich aus dem Psychodrama nach Moreno übernommen hatte, sie aufzuarbeiten, zuzulassen die Missstände anzuschauen und zu benennen.
- Leider haben viele Aufsteller oft nur seine arrorgante Art übernommen, eingepackt in "schönen" Worten, seinen autoritären Stil weiterhin als gängig zu vermarkten. Obwohl es mittlerweile bekannt sein dürfte (müsste) wie schlimm die Folgen eines solchen Erziehungs- / Führungs-stils sind. (Mit anderen Worten: Herr Hellinger und die Anhänger lassen sich gerne bewundern, geben aber vor, die Gleichheit zu lieben.)

Nun möchte ich ein paar Zitate anführen, wo mir die Haare zu Berge stehen:

Zitat von Hermeticus:
dass dies über liebe aufgelöst werden kann aber nicht unbedingt über ehrerbietung was eine methode von hellinger sein dürfte

Kinder lieben ihre Eltern immer.
Eltern nicht unbedingt auch ihre Kinder, was entsprechend negative Konsequenzen für diese hat. ABER: Sie können lernen, diese zu lieben.
Mit Liebe allein lässt sich die Welt nicht in Ordnung bringen, wohl aber damit einen anderen zu ehren (achten, respektieren). Dann hat die Welt und auch die Familie viel mehr davon.


Zitat von Handwerkprofis:
Ich möchte das Positive sehen und das, was Menschen weiter bringt.

Das negative anschauen kann viel heilsamer sein. Und das bringt dann auch das Positive.

Ich für meinen Teil habe es so verstanden: Es geht nicht um Vergebung der Schuld des anderen (diese Schuld bleibt bei demjenigen), sondern, dass es dem Opfer besser geht. Ein kleiner Teil in jedem Opfer fühlt sich mitschuldig an dem was passiert ist. Hier muss Vergebung passieren im Opfer sich selbst gegenüber.

Noch so ein Irrglaube. Die Vergebung geht vom Täter aus. Nur er selbst kann sich und seine Tat anerkennen, wie sie ist. Dann wird das Opfer richtig frei. "Kluge" Sätze oder Rückgaben helfen gar nicht weiter. Die Schuld liegt einzig beim Täter. Hätte das Opfer sich wehren können, hätte es getan. Dann wäre es auch nie Opfer geworden.

Ich kenne es so: Danke, dass du mich als dein Kind gehabt hast, danke, dass du mir gegeben hast, was du konntest (nicht solltest!).
Die Verantwortung/die Schuld für das, was passiert ist, lasse ich ganz bei dir.
Ich bin nur das Kind, du bist der /die Große und du hast die Verantwortung für dein Tun.

Hat der Täter seine Schuld eingesehen und steht dazu, dann ist das Opfer frei. Kluge Sätze helfen nicht weiter, sie bleiben in der Wirkung wie gesagte Worte: oberflächlich und gehen nicht in die Tiefe der Seele., sind also wirkungslos - bestenfalls.

lg Pluto
 
Hallo,

Hellinger habe ich mal "angebetet", bis ich die Kehrseite der Medaille am eigenen Leib kennen gelernt habe.

Wo ihm Verdienst gebührt ist, dass er eine Methode bekannt gemacht hat, die sehr wirksam ist.
Was "Aufsteller" daraus machen, dazu kann er nichts, auch nichts, wenn sie ihn 100% kopieren - ohne ihren eigenen Geist mal anzustrengen und Kritik zuzulassen. Zum Glück gibt es Aufsteller, die für sich entdeckt haben, dass nicht alles, wie es Hellinger verbreitet hat, so übernommen werden darf und die die Methode weiter entwickelt haben, zum Wohle des Klienten.

Was ihm auch noch zugeschrieben werden muss ist, dass er mal die Familie ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt hat, auf ganz weiter Ebene. Über die Geheimnisse und Zustände in Familien geschaut hat und auch verstanden hat, sie mit der Methode der Aufstellungen, die er eigentlich aus dem Psychodrama nach Moreno übernommen hatte, sie aufzuarbeiten, zuzulassen die Missstände anzuschauen und zu benennen.
- Leider haben viele Aufsteller oft nur seine arrorgante Art übernommen, eingepackt in "schönen" Worten, seinen autoritären Stil weiterhin als gängig zu vermarkten. Obwohl es mittlerweile bekannt sein dürfte (müsste) wie schlimm die Folgen eines solchen Erziehungs- / Führungs-stils sind. (Mit anderen Worten: Herr Hellinger und die Anhänger lassen sich gerne bewundern, geben aber vor, die Gleichheit zu lieben.)

Nun möchte ich ein paar Zitate anführen, wo mir die Haare zu Berge stehen:



Kinder lieben ihre Eltern immer.
Eltern nicht unbedingt auch ihre Kinder, was entsprechend negative Konsequenzen für diese hat. ABER: Sie können lernen, diese zu lieben.
Mit Liebe allein lässt sich die Welt nicht in Ordnung bringen, wohl aber damit einen anderen zu ehren (achten, respektieren). Dann hat die Welt und auch die Familie viel mehr davon.


Zitat von Handwerkprofis:
Ich möchte das Positive sehen und das, was Menschen weiter bringt.

Das negative anschauen kann viel heilsamer sein. Und das bringt dann auch das Positive.
Das Positive an der Methode!
Ich für meinen Teil habe es so verstanden: Es geht nicht um Vergebung der Schuld des anderen (diese Schuld bleibt bei demjenigen), sondern, dass es dem Opfer besser geht. Ein kleiner Teil in jedem Opfer fühlt sich mitschuldig an dem was passiert ist. Hier muss Vergebung passieren im Opfer sich selbst gegenüber.

Noch so ein Irrglaube. Die Vergebung geht vom Täter aus. Nur er selbst kann sich und seine Tat anerkennen, wie sie ist. Dann wird das Opfer richtig frei. "Kluge" Sätze oder Rückgaben helfen gar nicht weiter. Die Schuld liegt einzig beim Täter. Hätte das Opfer sich wehren können, hätte es getan. Dann wäre es auch nie Opfer geworden.

Lies es bitte nochmals - ich habe sinngemäß das selbe geschrieben.
Ein kleiner Teil im Opfer sagt sich immer wieder: Was hätte ich anders machen können? Hätte ich dieses oder jenes getan, wäre das nicht passiert. Auch wenn es unrealistisch ist.


Ich kenne es so: Danke, dass du mich als dein Kind gehabt hast, danke, dass du mir gegeben hast, was du konntest (nicht solltest!).
Die Verantwortung/die Schuld für das, was passiert ist, lasse ich ganz bei dir.
Ich bin nur das Kind, du bist der /die Große und du hast die Verantwortung für dein Tun.

Hat der Täter seine Schuld eingesehen und steht dazu, dann ist das Opfer frei. Kluge Sätze helfen nicht weiter, sie bleiben in der Wirkung wie gesagte Worte: oberflächlich und gehen nicht in die Tiefe der Seele., sind also wirkungslos - bestenfalls.

Das Opfer machen diese Sätze frei.

lg Pluto

..............
 
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Hat der Täter seine Schuld eingesehen und steht dazu, dann ist das Opfer frei.
Das ist die Falle, in die gern getappt wird. Damit bleibt das Opfer ein Opfer und ist abhängig vom Täter, bis der sich dazu aufrafft/aufraffen kann, seine Schuld zu sehen. Das ist die destruktive Bindung, die Hellinger in Familienkontexten als destruktive Bindungsliebe beschrieben hat ... ein Konzept, über das sich, wie gesagt, diskutieren lässt. Ich komm auch ohne solche Etiketten aus, mir genügt der Blick auf die Wirkungen.

Frei wird ein Opfer dort, wo es ihm gelingt, sich zu lösen. Wo es nicht länger "Gerechtigkeit" einfordert (und damit in der Abhängigkeit verharrt, Opfer zu bleiben, bis Gerechtigkeit nach einem seine Ansprüche befriedigenden Maß eintritt ... manche Opfer versuchen dann, solche Gerechtigkeit selbst zu schaffen, und werden ihrerseits zu Tätern).

Jake
 
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