Anders als "nach Hellinger"?

Melodie

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Hallo Alle,

was bedeutet für euch "nach Hellinger" als Beschreibung einer Anwendung und Herangehensweise bezüglich der Leitung von Aufstellungen?

Es war ja mal fast wie eine Lizenz zum Geld drucken, Aufstellungen "nach Hellinger" anzubieten. Für Klienten war es realtiv abschätzbar, womit sie zu rechnen haben würden.

Die Hellinger-Schüler der ersten Stunde bemühten sich, alles möglichst "richtig" und Hellingers Stil möglichst ähnlich zu machen. "Bert sagt..." so fing jeder zweite Satz an, wenn über Aufstellungsarbeit, damals noch ausschließlich synonym mit "Familienstellen" bezeichnet, gefachsimpelt wurde.


Die Methode entwickelt sich ganz von selbst weiter, man kann sie m.E. gar nicht über längere Zeit in konstant gleich bleibender Art weiter führen.

Dass die weiteren Arbeitsschwerpunkte eines Aufstellungsleiters mit in die Aufstellungsarbeit einfließen ist ja nur natürlich. Insbesondere zum Schamanismus gibt es ohnehin eine Verbindung. NLP, Astrologie, Psychiatrische Fragestellungen, uvm - wie sollte sich denn die Methode nicht verändern?

Einen sehr großen Einfluss auf die Aufstellungsarbeit hat die Arbeit von Insa Sparrer und Varga von Kibéd (SYST), sie bildet, neben Hellingers Erkenntnissen, eine zweite, sehr wichtige Grundlage für die methodische Vorgehensweise und den Umgang mit Klienten.

Und auch Hellinger selbst hat sich weit vom, jetzt als "klassisch" bezeichneten Familienstellen entfernt.

So für's Erste meine Überlegungen.


Ich freue mich auf zahlreiche Meinungen und Perspektiven!

Beste Grüße,
Eva
 
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hallo melodie,

"nach hellinger" bedeutet fuer mich, so wie du es schon ansatzweise angedeutet hast, eine begrenzung auf die glorifizierung eben dieser person. "nach hellinger" laesst fuer mich keinen oder zu wenig freiraum, so dass ich nicht "nach hellinger" arbeiten will.
ich bevorzuge eine andere sichtweise und auch viel mehr andere saetze und ansaetze.
gar keine frage, die technik hat einen grossen stein bei mir ins rollen gebracht und die ersten erfahrungen dazu waren auch "nach hellinger".
ich fuehle mich dem entwachsen. bin jetzt selber schon gross:)

vlg, indi
 
ich fuehle mich dem entwachsen. bin jetzt selber schon gross:)
wenn jemand so etwas von sich sagt, beginnen die aufstellungen meistens spannend zu werden.

immer wieder verblüffend: es scheint zwei grundströmungen zu geben, mit hellinger umzugehen - die einen, die vehement pro oder contra hellinger sind ... und sehr oft an den beginn ihrer argumentation glaubensbekenntnisse stelllen. was ich begrüße, weil dadurch der kontext der argumente gleich klarer wird.

die andere grundströmung: das "nach" im "nach hellinger" in seinem doppelsinn, wie es auch im buchtitel "aufstellungsarbeit revisited - nach hellinger?" (versch. Autoren) zum ausdruck kommt. ein zeitliches "nach" als nächste generation von aufstellerInnen, ein intentionales "nach" als "im Sinne von...". auch da kommen mir lösungssätze aus aufstellungen "nach hellinger" in den sinn, wenn es um das "nehmen der eltern" geht - etwa so: "ich danke dir für das, was von dir zu mir gekommen ist. ich nehme nur das, was meins ist, und lasse gern und in achtung bei dir, was deins ist."

mir scheint, eins der besten beispiele für die dynamische entwicklung von aufstellungsformaten ist eh hellinger selbst, wie eva ja auch schon sagte - der hat ja schon lange anders gearbeitet, als seine gegner gerade mal die ersten publikationen zwischen die finger genommen hatten.

wenn ich mir als vergleichsfeld etwa die psychoanalyse ansehe... als die in den kinderschuhen steckte, gab es auch die glaubenskriege ihrer großen protagonisten ... jung trennte sich mit einem paukenschlag von seinem mentor freud, adler sagte sich von beiden los - und dann wurde die sache wirklich lebendig, und welch vielfältiges terrain stellt die psychotherapeutische arbeit heute dar, nach mehr als hundert jahren von beiträgen aus den unterschiedlichsten richtungen, wissenschafts- und erkenntnistheoretischen differenzen und vor allem empirischer forschungsarbeit.

das systemische stellen ist vergleichsweise blutjung, und da scheinen die protagonistenkriege ebenso unvermeidlich zu sein wie das ausdifferenzieren der verschiedenen zugänge, der wege und irrwege. irgendwie fände ich es auch verdächtig, wenn es mit der aufstellerei wesentlich anders ginge als mit dem leben selbst...

alles liebe,
jake
 
Melodie schrieb:
Es war ja mal fast wie eine Lizenz zum Geld drucken, Aufstellungen "nach Hellinger" anzubieten.

Hallo Eva,

hab das da gerade beim kurzen Besuch hier gesehen und mir sträuben sich die Haare. Sorry, aber weder ich selbst noch andere, die ich kenne und die noch wagen dazu zu stehen, dass sie viel von Bert gelernt haben ( sind ja nicht mehr viele) haben diese Lizenz auch nur annähernd gesehen. Selten habe ich - und dann nur bei erklärten "Anti-Hellinger"-Fanatikern so einen Unsinn im Netz gesehen!

Hellinger, das Original, selbst ist schon in Seminaren ab 130 € "zu haben und ich kenne namhafte Aufsteller, die (u.a.) "nach Hellinger" arbeiten und bereits Abendseminare für nur 50,- € bieten. Die Lizenz ist da wohl eher fern!

Und wenn für Klienten absehbar ist, was auf sie zukommt, taugt der Aufsteller nix.

Vorsicht mit solchen dummsinnigen Vorurteilen!

... bei aller Freundschaft, das musste mal gesagt werden.
Gruß
A.
 
Hallo liebe Mitschreiber!

Vielen Dank für eure Beiträge!
Als ich die Frage postete, hatte ich das Bild von den Blinden und dem Elefanten im Sinn.
Es scheint, als sei Hellinger für jeden etwas Anderes und als habe jeder, der sich zu Hellinger äussert einen anderen Aspekt im Fokus.

Es geht mir nicht darum, recht zu haben, vielmehr möchte ich Einzelbilder sammeln und besser verstehen, worauf, auf welchen Aspekt diese sich beziehen.

Für Aufstellungsleiter hat Hellinger naturgemäß eine andere Bedeutung als für Klienten. Das, was wir heute als Aufstellungsleiter anwenden, fing nun einmal mit Hellinger an. Was von dem, was ein Aufstellungsleiter heute anwendet, "nach Hellinger" ist, und im welcher Hinsicht, bzw. "nach" welcher methodischen Entwicklungsphase von Hellinger, ist schon für "Eingeweihte" nur noch schwer nachvollziehbar. Ganz draussen ist Hellinger dabei aber nie.
An vielen potentiellen Klienten ist das aber völlig vorbei gegangen. Je weniger jemand über die Methode weiss, so jedenfalls meine Erfahrung, desto unbefangener nennt er Aufstellungen und Hellinger im selben Satz.
Leider gibt es viel zu wenig differenzierte und sachliche Kritik an Hellinger-typischer-Vorgehensweise, sei es menschlich, weltanschaulich oder methodisch, in der Szene selbst. Kritische Veröffentlichungen zu Hellinger muten zum Teil an wie hasserfüllte Abrechnungen mit einem rabenschwarzen Vaterbild.
Und ein verzwungenes "anders als Hellinger" als Positionierung oder Orientierung führt ungefähr so weit in etwas Eigenständiges, wie eine Orientierung "ganz anders als meine Eltern". Meine Meinung.

Interessant in dem Zusammenhang finde ich, dass die HellingerSchüler der ersten Generation auf der Liste der DGfS zu finden sind, nicht aber auf der von HellingerSciencia. Gerade eine Treue zum, inzwischen schon als "klassisch" bezeichneten Familienstellen, hat möglicherweise zu eine Abgrenzung zum aktuellen Aufstellen "nach Hellinger" geführt. Dieser braucht mittlerweile gar keine aufgestellten Personen mehr, sondern macht das vollends alles selbst, präsentiert als Ergebnis einen Lösungssatz und der richtet das Ganze dann. Vorausgesetzt, der Klient "nimmt" ihn....

Beste Grüße,
Eva
 
Sorry, Hellinger ist nicht das Original, er hat die Methode nicht erfunden...

Ja, ist er. Davon sprechen wir, vor allem davon, was denn "die Methode" für jeden bedeutet.
Falls du auf die Vorläufer anspielst - die gibt es weiterhin, aber niemanden, der vor Hellinger so aufgestellt hätte, wie wir das von den Grundzügen her heute tun.

Der Verweis auf Moreno oder Satir zur Abgrenzung von Hellinger taugt deswegen nicht, weil keiner von denen, die ihre Arbeit auf die beiden Erstgenannten zurück führen, je von ihnen oder ihren Schülern lernte. Solch gewundene Versuche, andere geistige Väter und Mütter als Hellinger zu nennen, traten erst genau dann auf, als dieser massiv angegriffen wurde...

Beste Grüße,
Eva
 
Hallo Eva,

hab das da gerade beim kurzen Besuch hier gesehen und mir sträuben sich die Haare. Sorry, aber weder ich selbst noch andere, die ich kenne und die noch wagen dazu zu stehen, dass sie viel von Bert gelernt haben ( sind ja nicht mehr viele) haben diese Lizenz auch nur annähernd gesehen. Selten habe ich - und dann nur bei erklärten "Anti-Hellinger"-Fanatikern so einen Unsinn im Netz gesehen!

Hellinger, das Original, selbst ist schon in Seminaren ab 130 € "zu haben und ich kenne namhafte Aufsteller, die (u.a.) "nach Hellinger" arbeiten und bereits Abendseminare für nur 50,- € bieten. Die Lizenz ist da wohl eher fern!

Und wenn für Klienten absehbar ist, was auf sie zukommt, taugt der Aufsteller nix.

Vorsicht mit solchen dummsinnigen Vorurteilen!

... bei aller Freundschaft, das musste mal gesagt werden.
Gruß
A.

oT.:

Lieber A.,

ich bin seit 1994 dabei, und erinnere mich sehr gut, sowohl an die Preise, als auch an die Wartezeiten auf Seminare mit nicht unter zwanzig Teilnehmern.
Und Hellinger wurde stets im ersten Satz der Methodenbeschreibung genannt.
Er ist schon früh eine Marke gewesen und den Familienaufstellungen eilte der Ruf voraus, mit nur einer Aufstellung würde alles gut werden (Gehorsam vorausgesetzt :D).

Noch bei der Euro-Umstellung lagen die Preise für ein Aufstellungswochenende bei durchschnittlich 250 Mark und ich kann mich sehr gut an meine Empörung erinnern, als diese Preise 1:1 in Euro umgewandelt wurden.
Das wurde bezahlt und die Seminare waren voll. Genau in dieser Zeit fühlten sich sehr viele Menschen ohne echte Qualifikation, manche auf weitgehend frei von menschlicher Reife, berufen, "Systemische Familientherapie nach Hellinger" anzubieten.
Das lief eine Zeit lang sehr gut so.
Jetzt sind die Preise schon länger ziemlich verfallen, liegen m.E. unter dem Wert dessen, was Klienten bekommen.
Es gab einen Hype, es gibt, aktuell, eine stark verringerte Nachfrage.

Die Neiddebatten flammen, egal um welchen Berufsstand es geht, immer mal wieder auf. Ich denke nicht daran, mir das An- oder Aussprechen von Tatsachen zu verkneifen, nur weil sich das jemand missbräuchlich zunutze machen könnte.
Die Preise für Hellinger-Seminar sind gestaffelt, und sicher nicht günstig. Müssen sie auch nicht sein. Wenn es den Teilnehmern das wert ist, und das ist es sicher, erübrigt sich ja jeder Kommentar von Personen, die da ohnehin nicht hin wollen. o.T. Ende

Und wenn für Klienten absehbar ist, was auf sie zukommt, taugt der Aufsteller nix.

Ein markiger Satz, der schon mal klar macht, was einen Klienten bei dir erwartet. Kann das sein?
Ist das jetzt, als Rückschluß aus der von dir kommunizierten Orientierung an Hellinger, als "nach Hellinger" zu verstehen?

Beste Grüße,
Eva
 
das systemische stellen ist vergleichsweise blutjung, und da scheinen die protagonistenkriege ebenso unvermeidlich zu sein wie das ausdifferenzieren der verschiedenen zugänge, der wege und irrwege. irgendwie fände ich es auch verdächtig, wenn es mit der aufstellerei wesentlich anders ginge als mit dem leben selbst...

Lieber Jake,

oh ja, dass erörtert, gestritten, sich abgegrenzt und "Neues" oder "Eigenständiges" zu etablieren versucht wird, dass Äußerlichkeiten kopiert oder Grundsätzliches zwar bestritten aber de facto angewandt wird, das finde ich auch gesund und normal.

Die Zeit wird kommen, da sich kein Aufsteller mehr zu Hellinger zu positonieren braucht, weil der als Stammvater der Methode in Frieden in die Versenkung gegangen sein wird und sich Nachfolgeströmungen und "Schulen" etabliert haben werden, fortlaufend in Frage gestellt von neuen Generationen und ständiger Weiterentwicklung.

Derzeit jedoch herrschen noch babylonische Zustände :D

Lieber Gruß,
Eva
 
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Sorry, Hellinger ist nicht das Original, er hat die Methode nicht erfunden...

Die Methode nicht, die ist so alt wie die Menschheit, aber er hat vieles miteingebracht und so umgesetzt dass es leicht anwendbar wurde...:)

@Melodie,
es scheint mir nur logisch, dass die methode verändert und angepasst wird,
wobei ich noch nicht weiss wieweit das gut ist oder nur esoterischer Mumpitz,
ich war im Frühling in einer mehrtägigen Aufstellung, die mit einer Leiterin, die normalerweise immer so gearbeitet hatte:"Bert sagt dazu" ,
und dann eben im Frühjahr etwas hat mit einfliessen lassen was mir völlig neu war, die Klienten gabenm ihre Visionen und Intuitionen und psychologischen Erklährungen zu allem ab, grosso modo war es, für mich, ein zerreden und am Ende hatte ich das Gefühl überfressen zu sein und war froh als das Seminar fertig war, aber ob ich es nun als gut oder schlecht einreihe weiss ich noch nicht, allerdings zieht es mich nicht mehr hin, es war für mich zuviel gerede und zu wenig Freiraum für die wirkende Stille.
 
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