Anders als "nach Hellinger"?

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Liebe Eva,

wieder nur in aller Kürze und vielleicht Dir ein wenig zu "markig dahingeworfen".


Das sehe ich anders. Immerhin hast Du ie Bemerkung, auf die ich mich bezog, selbst in Deinem Eingangsbeitrag gemacht. Sie weist auf etwas völlig Anderes, als der Titel Deines Threads. Sie bedient einige der allfälligen Vorurteile und das hat mich zum Schreiben angeregt.

ich bin seit 1994 dabei, und erinnere mich sehr gut, sowohl an die Preise, als auch an die Wartezeiten auf Seminare mit nicht unter zwanzig Teilnehmern.

Ja das waren Zeiten. Da gab und gibt es sicher einige, die sich berufen fühlen, mit einigermaßen hohen Preisen als Qualitätsausweis zu arbeiten. das hat aber m.E: nichts mit Hellinger zu tun.

Und Hellinger wurde stets im ersten Satz der Methodenbeschreibung genannt.

Deshalb grenzt er sich ja inzwischen deutlich gegen solche Versuche ab. Früher war es ihm egal. Ich z.B. behaupte keineswegs, dass ich "nach Hellinger" (und schon gar nicht einzig und allein) arbeite. Aber ich bekenne mich dazu, dass ich viel von ihm gelernt habe (so hoffe ich) und nach wie vor von seiner auch aktuellen Arbeit beeindruckt bin. Gerade sein "Familienstellen in einem Satz" ist etwas - oder etwas Ähnliches - das ich in vielen Fällen hilfreich einsetzen durfte, wo "äußere" Aufstellungen nicht möglich waren. Ich dachte, dass Dir das in unseren langen Diskursen aufgefallen wäre. :umarmen:

Auch Hellinger selbst hat seine "Ordnungen des Helfens" m. W. unter dem von Dir geschilderten Eindruck der Heilserwartungen und genau mit diesem Thema formuliert. Diese Ordnungen des Helfens sind mir in meiner Arbeit ob mit oder ohne Aufstellungen überaus hilfreich!

Er ist schon früh eine Marke gewesen und den Familienaufstellungen eilte der Ruf voraus, mit nur einer Aufstellung würde alles gut werden (Gehorsam vorausgesetzt :D).

Ulsamer hat sich da aus eben diesem Grunde bereits sehr ausführlich und sehr kritisch geäußert. Leider sind diese Texte nicht mehr auf seiner HP zu finden. Er hat sich z.B. Gedanken gemacht, inwieweit Hellinger bei unserer Arbeit "mit dabei" sein dürfe - im Geiste oder nicht. Er kam, so weit ich erinnere, zu Letzterem. Und das ist schon einige Jahre her. Und auch von ihm habe ich viel lernen dürfen.

Noch bei der Euro-Umstellung lagen die Preise für ein Aufstellungswochenende bei durchschnittlich 250 Mark und ich kann mich sehr gut an meine Empörung erinnern, als diese Preise 1:1 in Euro umgewandelt wurden.

Bei wem genau?

Das wurde bezahlt und die Seminare waren voll. Genau in dieser Zeit fühlten sich sehr viele Menschen ohne echte Qualifikation, manche auf weitgehend frei von menschlicher Reife, berufen, "Systemische Familientherapie nach Hellinger" anzubieten.
Das lief eine Zeit lang sehr gut so.

s.o.

Jetzt sind die Preise schon länger ziemlich verfallen, liegen m.E. unter dem Wert dessen, was Klienten bekommen.

Hellinger gibt es bereits seit über zehn Jahren zu dem von mir genanten Preis, so weit ich mich erinnere.

Es gab einen Hype, es gibt, aktuell, eine stark verringerte Nachfrage.

Ja - der Markt ist stark gesättigt mit Leuten, die meinen, sie könnten Aufstellungen leiten, ob "ausgebildet" oder eingebildet. Ob sie auch alle helfen können, sei dahin gestellt.

Die Neiddebatten flammen, egal um welchen Berufsstand es geht, immer mal wieder auf. Ich denke nicht daran, mir das An- oder Aussprechen von Tatsachen zu verkneifen, nur weil sich das jemand missbräuchlich zunutze machen könnte.

Na erst mal ist es ein Bild, das Du entwirfst - Dein Bild. Und es ist misbrauchbar und das habe ich "angemeckert".

Die Preise für Hellinger-Seminar sind gestaffelt, und sicher nicht günstig. Müssen sie auch nicht sein. Wenn es den Teilnehmern das wert ist, und das ist es sicher, erübrigt sich ja jeder Kommentar von Personen, die da ohnehin nicht hin wollen. o.T. Ende

Zitat von A.1526 Beitrag anzeigen
Und wenn für Klienten absehbar ist, was auf sie zukommt, taugt der Aufsteller nix.

Ein markiger Satz, der schon mal klar macht, was einen Klienten bei dir erwartet. Kann das sein?

Ich bin sicher immer mal für eine Überraschung gut, vielleicht sogar unberechenbar, denn ich setze mich dem Feld aus, so gut ich kann und das führt oft zu überraschendere Erkenntnis. Ich schaue hin... mit Liebe. Aber ich sehe es nicht als meine Aufgabe an, die Erwartungen zu erfüllen. Das dürfen die vielen anderen gern tun. das gefällt sicher und hilft wenig. Aber wer will schon Hilfe?

Ist das jetzt, als Rückschluß aus der von dir kommunizierten Orientierung an Hellinger, als "nach Hellinger" zu verstehen?

Mag sein....

Ebenfalls beste Grüße
A.
 
Liebe Eva!
Die Zeit wird kommen, da sich kein Aufsteller mehr zu Hellinger zu positonieren braucht, weil der als Stammvater der Methode in Frieden in die Versenkung gegangen sein wird
Ich habe jetzt mal rumüberlegt und nachgedacht, wer von den nicht ganz wenigen AufstellerInnen, die ich kenne, sich darauf beruft, "nach Hellinger" aufzustellen. Niemand, zumindest nicht expressis verbis. Praktisch alle - und vor allem jene, die ich schon zehn Jahre oder so kenne - haben sich aber damals auf Hellinger berufen, mehr oder weniger. Wobei "damals" die Alternativen auch noch relativ dünn gesät waren bzw. erst in den Kinderschuhen steckten. Es gab kaum andere Modelle, nach denen aufgestellt werden konnte, und so fingen die allermeisten "nach Hellinger" an. Inzwischen ist das nimmer so leicht, denn wenn heute jemand sagt, sie/er arbeite nach Hellinger - welcher Hellinger ist da gemeint? Der Hellinger des "Familienstellens"? Der Hellinger der "Bewegungen der Seele"? Der Hellinger der "geistigen Aufstellungen" (Sorry, wenn das anders heißen mag - das ist die Phase, an der ich dann ausgestiegen bin)? Ich meine, jemand, der heute "nach Hellinger" aufstellt, hat einigen Erklärungsbedarf (womit ich - bittschön nicht verwechseln - Rechtfertigung meine!!!).

Ich sehe momentan (und jetzt mal eher künstlich methodisch auseinandergehalten) zwei Grundströmungen - die einen, die neben der praktischen Arbeit auch bemüht sind, das, was beim Aufstellen geschieht, auch für die wissenschaftliche Theoriebildung zugänglich zu machen. dazu gehört Thesenbildung, dazu gehören Kritik, Diskurs, dazu gehören methodische Positionierungen und Abgrenzungen ... und es gehört sicherlich nicht zu den Verdiensten Hellingers, in diesem Bereich offen und kooperativ agiert zu haben, warum auch immer (seine apodiktischen Abgrenzungen mal ausgenommen).
Die Praktiker arbeiten eher - mit aller Vorsicht gesagt - erfolgsorientiert, methodenübergreifend, eklektizistisch ... und ich meine, die Empirie, die sich aus reflektierter Praxis ergeben kann, leistet äußerst wertvolle Beiträge auch für die Wissenschaftsfraktion. Wenn es Kommunikation gibt zwischen beiden "Typen". Ich meine, die gibt es durchaus - Tagungen und Seminare, nationale und internationale, von Wiesloch bis Gmunden, und vor allem Supervision ... wenn ich heute eine/n Aufsteller/in zu wählen hätte, würde ich weniger fragen: "Nach wem arbeitest du?", sondern eher: "Wie oft und zu wem gehst Du zur Supervision?" Und zwar nicht, weil ich gern Aufsteller/innen quasi unter Kuratel hätte, sondern weil ich einfach auf das Zusammenspiel von oft intuitiver Weiterentwicklung von Interventionen und Methoden mit Überprüfung und Reflektion vertraue. Wenn ein/e Aufsteller/in Supervision für überflüssig hält, neige ich zum Vorurteil, dass da jemand eher vor allem sein eigenes Ding mit eigenen Interessen durchziehen könnte.

Jedenfalls, so hat sich nach Hellinger UND "nach" Hellinger ein Hintergrund gebildet, der in Theorie, Empirie und Praxis inzwischen gut fundiert ist. Und gerade die Empirie zeigt, dass sowohl "nach Hellinger" als auch nach anderen Quellen Menschen in lösende Bewegungen kommen - und dass solche Ergebnisse keinesfalls ausschließlich an der Methode festgemacht werden können. Wenn ich mir ansehe, was alles im Dreieck Aufsteller / Klient / Methode sich aufs Ergebnis auswirken kann, dann ist die Methode gerade mal ein Faktor, nicht mehr und nicht weniger.

Stark vereinfacht: Wenn ich schwer verkühlt bin, kann ich zum Schulmediziner gehen oder zum Homöopathen oder zum Schamanen ... jeder von ihnen wird, wenn es kein kaltschnäuziger Zyniker ist, sein Bestes tun, um mir zu helfen. Ich glaube nicht, dass sich objektiv entscheiden lässt, was das Beste ist (außer ich hänge Dogmen an, die es mir erleichtern, die Welt zu beurteilen). Und ich glaube, dass ich trotz der Unmöglichkeit zu objektivieren, eine gute Entscheidung treffen kann. Mit der esoterischen Komponente des deterministischen Chaos, dass es kein Zufall ist, dass ich genau diese Entscheidung treffe... eine lange Kette von Zusammenhängen hat mich dorthin begleitet.

Verwirrung genug gestiftet? Dann lass ich's mal für jetzt ;-)

Alles Liebe,

Jake
 
... wenn ich heute eine/n Aufsteller/in zu wählen hätte, würde ich weniger fragen: "Nach wem arbeitest du?", sondern eher: "Wie oft und zu wem gehst Du zur Supervision?" Und zwar nicht, weil ich gern Aufsteller/innen quasi unter Kuratel hätte, sondern weil ich einfach auf das Zusammenspiel von oft intuitiver Weiterentwicklung von Interventionen und Methoden mit Überprüfung und Reflektion vertraue. Wenn ein/e Aufsteller/in Supervision für überflüssig hält, neige ich zum Vorurteil, dass da jemand eher vor allem sein eigenes Ding mit eigenen Interessen durchziehen könnte...

Hallo Jake,

warum nur geht mir grad ein ganzer Kronleuchter auf - und nicht nur ein Licht??? :D:D:D:D:D

Danke auf jeden Fall für die Denkhilfe...
Liebe Grüße
Kinny
 
Lieber A.,

nachdem du dich in aller Kürze sehr ausführlich einem nebensächlichen Satz meines Eingangspostings gewidmet hast -
zum Thema magst du nicht schreiben?

Lieber Gruß,
Eva
 
Lieber Jake,

genau diese Unterscheidung finde ich, wenn schon das Stichwort "nach Hellinger" Gegenstand einer Erörterung ist, interessant und wichtig:

Inzwischen ist das nimmer so leicht, denn wenn heute jemand sagt, sie/er arbeite nach Hellinger - welcher Hellinger ist da gemeint? Der Hellinger des "Familienstellens"? Der Hellinger der "Bewegungen der Seele"? Der Hellinger der "geistigen Aufstellungen"

Ich werde das mal näher erforschen, indem ich Mailkontakt mit Aufstellugsanbietern aufnehme, die sich in ihrer Selbstdarstellung explizit auf Hellinger beziehen. :)

Ich sehe momentan (und jetzt mal eher künstlich methodisch auseinandergehalten) zwei Grundströmungen - die einen, die neben der praktischen Arbeit auch bemüht sind, das, was beim Aufstellen geschieht, auch für die wissenschaftliche Theoriebildung zugänglich zu machen. dazu gehört Thesenbildung, dazu gehören Kritik, Diskurs, dazu gehören methodische Positionierungen und Abgrenzungen ... und es gehört sicherlich nicht zu den Verdiensten Hellingers, in diesem Bereich offen und kooperativ agiert zu haben, warum auch immer (seine apodiktischen Abgrenzungen mal ausgenommen).
Die Praktiker arbeiten eher - mit aller Vorsicht gesagt - erfolgsorientiert, methodenübergreifend, eklektizistisch ... und ich meine, die Empirie, die sich aus reflektierter Praxis ergeben kann, leistet äußerst wertvolle Beiträge auch für die Wissenschaftsfraktion. Wenn es Kommunikation gibt zwischen beiden "Typen". Ich meine, die gibt es durchaus - Tagungen und Seminare, nationale und internationale, von Wiesloch bis Gmunden, und vor allem Supervision ... wenn ich heute eine/n Aufsteller/in zu wählen hätte, würde ich weniger fragen: "Nach wem arbeitest du?", sondern eher: "Wie oft und zu wem gehst Du zur Supervision?" Und zwar nicht, weil ich gern Aufsteller/innen quasi unter Kuratel hätte, sondern weil ich einfach auf das Zusammenspiel von oft intuitiver Weiterentwicklung von Interventionen und Methoden mit Überprüfung und Reflektion vertraue. Wenn ein/e Aufsteller/in Supervision für überflüssig hält, neige ich zum Vorurteil, dass da jemand eher vor allem sein eigenes Ding mit eigenen Interessen durchziehen könnte.

Im Sinne dieser Unterscheidung zähle ich mich zu den Praktikern, wobei ich (hoffentlich) eher eklektisch als eklektizistisch das Gelernte, Beobachtete und Erfahrene zu individuellen Designs verarbeite. ;)


Das von mir fett Hervorgehobene ist ein ganz entscheidender Punkt, danke dass du den Aspekt herein gebracht hast.



Verwirrung genug gestiftet? Dann lass ich's mal für jetzt ;-)

Nee, sehr inspirierend, dein Beitrag. Und ein paar neue Fremdwörter hab ich bei der Gelegenheit auch gelernt ;)

Lieber Gruß,
Eva

Alles Liebe,
 
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