Kritik an Hellinger

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Hier sind schon viele solche Artikel aufgetaucht. Die Reaktionen waren dann entweder pro oder contra Hellinger. Einen Mittelweg gab es nicht.:D

Ich stehe auch nicht auf Herrn H., da ich allem Autoritärem sehr zwiespältig gegenüber eingestellt bin und Versprechungen, die "meinem Heil dienen," oder auch allem, was nach "Unterwerfung" riecht, generell misstraue. Aber gut, daß ist halt meine ganz eigene Anschauung, die nicht auf jeden zutreffen muß. Kommt vielleicht auch daher, weil ich keine Verletzungen aus meiner Kindheit mit mir herumtragen muß und mein Selbstbewusstsein nie gebrochen wurde....

Und mittlerweile sehe ich es auch so: Niemand ist gezwungen, an Herrn Hellingers Aufstellungen teilzunehmen oder das zu machen, was er anordnet. Von daher liegt ein großer Anteil der "Irritationen" auf Seiten der Zuhörer/Jünger. Jeder sollte schließlich eigenverantwortlich mit sich umgehen und seine Intuition nicht am Garderobenhaken abgeben. Wenn einem etwas nicht "koscher" vorkommt, kann man gehen und gut ist.

Familienaufstellungen generell bin ich jedoch nicht abgeneigt. Sie stehen und fallen jedoch mit ihren Aufstellern. Leider sind die Guten sehr dünn gesät. M.E. haben viele Aufsteller selber sehr viele Probleme und Verletzungen, die sie nach wie vor mit sich herumtragen. Da führt dann sozusagen der/die "Blinde" den "Tauben"...:cool:


LG
Urajup
 
Die Reaktionen waren dann entweder pro oder contra Hellinger. Einen Mittelweg gab es nicht.:D
Das seh ich nicht so. Mein Eindruck ist, dass etliche differenziertere Stellungnahmen nach dem Motto "Wer nicht gegen ihn ist, ist für ihn" bewertet wurden. Also nicht kritische Würdigung, sondern Parteinahme. Das scheint nach meinen Beobachtungen nicht nur hier im Forum so zu sein, sondern das geht auch quer durch die Landschaft der Menschen, die Aufstellungen als Therapeuten und/oder Klienten schätzen.
Jeder sollte schließlich eigenverantwortlich mit sich umgehen und seine Intuition nicht am Garderobenhaken abgeben. Wenn einem etwas nicht "koscher" vorkommt, kann man gehen und gut ist.
Da geh ich noch einen Schritt weiter und nehme von vornherein an, dass jede/r eigenverantwortlich handelt, ganz ohne moralischen Imperativ. Viele von diesen Eigenverantwortlichen sind irgendwie mit Hellinger oder mit jemand, die/der nach seinen Anregungen aufstellt, in Kontakt gekommen, und manche haben dann begonnen, das Aufstellen auch mit anderen Augen zu betrachten, haben Wirkungen und Verfahren verglichen, haben die philosophischen, methodischen und erkenntnistheoretischen Kontexte angeschaut und sind dann zu ganz unterschiedlichen Haltungen – und auch wieder in Bewegung – gekommen: die einen eher nahe am Stil Hellingers, andere anders ausgerichtet, von schamanischen über autopoietische bis hin zu Systemischen Strukturaufstellungen. Dazwischen eine ganze Reihe von pragmatischen Praktiker/inne/n, die nach der alten Huna-Regel vorgehen: Wahr ist, was wirkt. Darf's diese Vielfalt geben? Ich meine ja. Und ich meine, am fruchtbarsten wird sie dort, wo sie wertschätzend geachtet wird und statt des wechselseitigen In-Grund-und-Boden-Kritisierens einfach achtsam wahrgenommen wird, was für meine Zugänge an diesem und jenem Verfahren nützlich sein könnte und was eher nicht.
M.E. haben viele Aufsteller selber sehr viele Probleme und Verletzungen, die sie nach wie vor mit sich herumtragen. Da führt dann sozusagen der/die "Blinde" den "Tauben"...:cool:
Super Beispiel. Was meinst Du, was für ein hochentwickeltes Sensorium die beiden entwickeln können, wenn sie sich darauf einlassen, mit ihren beschränkten Mitteln in den Austausch zu gehen. Und wenn wir das symbolisch nehmen und davon ausgehen, dass wir unterm Strich alle beschränkt sind in unserem Wahrnehmungs- und Ausdrucksvermögen, dann sind wir genau dort, wo Blinde und Taube einander treffen und einander ihre Weltsichten schenken!?

Es ist eh weithin akzeptiert, dass TherapeutInnen auf sehr enge Weise mit den Leiden ihrer Klienten in Resonanz gehen - und zugleich gelernt haben (sollten), damit dissoziiert umzugehen; andernfalls wären sie in den Mechanismen verfangen, die als Helfersyndrom beschrieben werden. Solche Zusammenhänge sprechen m.E. nicht gegen gute Wirkungen solcher therapeutischen Beziehungen, eher im Gegenteil: die wissen, wovon sie reden.

Peter Orban, Astrologe und Pschotherapeut, stellte mal halbwitzig die Frage: "Meine Klienten besuchen mich vielleicht zwei Mal im Monat. Ich selbst nehme bis zu vierzig Mal pro Monat an therapeutischen Sitzungen teil. Wer ist denn nun der Kranke?"

Alles Liebe,
Jake
 
Hier mal weitere Infos zu Bert Hellinger.

Grundsaetzlich finde ich die Idee von Familienaufstellung oder Skulpturarbeit sehr gut. Jedoch , Hellinger ist mir ein Dorn im Auge:

Ich habe so manches über und von Hellinger gelesen, manches konnte ich annehmen, manches nicht. Das finde ich auch legitim, dass man für sich selbst differenziert und aussortiert, was zu einem passt und was nicht.

Dort, wo eine Lehre/eine Person kritiklos angenommen wird, womöglich auch gegen das eigene innere Gespür, dort beginnt Gurutum, egal ob dies nun unter der Überrschrift "Hellinger" oder sonstwem läuft.

Es darf und es sollte jedem selbst überlassen sein, frei zu wählen, mit welchen Aussagen er sympathisiert und mit welchen nicht.

Wo ist das Problem?

Liebe Grüße
Suena
 
Peter Orban, Astrologe und Pschotherapeut, stellte mal halbwitzig die Frage: "Meine Klienten besuchen mich vielleicht zwei Mal im Monat. Ich selbst nehme bis zu vierzig Mal pro Monat an therapeutischen Sitzungen teil. Wer ist denn nun der Kranke?"

Alles Liebe,
Jake
Hallo Jake,

urgut.

Sorry fürs OT, aber der Gedankengang ist einfach wunderbar.

Ciao ;)
Kinny
 
Hi Jake,

Jake schrieb:
Mein Eindruck ist, dass etliche differenziertere Stellungnahmen nach dem Motto "Wer nicht gegen ihn ist, ist für ihn" bewertet wurden. Also nicht kritische Würdigung, sondern Parteinahme.

Ja, das meinte ich mit Pro oder Contra. Das da keine Differenzierung stattfand, sondern die beiden "Lager" ihre vorgefassten Meinungen hatten und es kaum Zwischentöne gab.


Viele von diesen Eigenverantwortlichen sind irgendwie mit Hellinger oder mit jemand, die/der nach seinen Anregungen aufstellt, in Kontakt gekommen, und manche haben dann begonnen, das Aufstellen auch mit anderen Augen zu betrachten, haben Wirkungen und Verfahren verglichen, haben die philosophischen, methodischen und erkenntnistheoretischen Kontexte angeschaut und sind dann zu ganz unterschiedlichen Haltungen – und auch wieder in Bewegung – gekommen: die einen eher nahe am Stil Hellingers, andere anders ausgerichtet, von schamanischen über autopoietische bis hin zu Systemischen Strukturaufstellungen. Dazwischen eine ganze Reihe von pragmatischen Praktiker/inne/n, die nach der alten Huna-Regel vorgehen: Wahr ist, was wirkt. Darf's diese Vielfalt geben? Ich meine ja. Und ich meine, am fruchtbarsten wird sie dort, wo sie wertschätzend geachtet wird und statt des wechselseitigen In-Grund-und-Boden-Kritisierens einfach achtsam wahrgenommen wird, was für meine Zugänge an diesem und jenem Verfahren nützlich sein könnte und was eher nicht.

Dem ist nichts mehr hinzuzufügen. So sehe ich es auch und so ist es sicher auch gut. Ich möchte noch hinzufügen, daß ein Verfahren ist auch nur so gut ist, wie seine Vertreter dieses umsetzen bzw. wenn eine Sache oder ein Ding nicht elastisch genug gesehen/betrachtet wird, kann etwas Wichtiges nicht zum Tragen kommen, daher ist eine zu starre oder statische Auslegung meistens nicht anzuraten. In diesem Zusammenhang muß ich gerade an so eine starre Institution wie die kath. Kirche denken, deren jahrhunderte lange Unbeweglichkeit jetzt, wo PLuto durch den Steinbock wandert, durchgeschüttelt wird, damit wieder Leben hineinkehren kann.



Da geh ich noch einen Schritt weiter und nehme von vornherein an, dass jede/r eigenverantwortlich handelt, ganz ohne moralischen Imperativ.

Da wäre ich wiederum nicht so sicher. Gerade was die Heilserwartung betrifft, tragen die, die sich sich aufstellen lassen, eine große Hoffnung in sich, daß nunmehr all ihre Schmerzen für immer gelindert werden und übergeben bei einer Aufstellung quasi diese große Vorschuß-Erwartung oft an den Aufsteller weiter. Dies bildet dann aber die Grundlage, sich dem stärkeren Willen oder einer Anweisung des Aufstellers zu beugen - trotz innerer Abwehr oder besseren Wissens - um in eigener Sache voranzukommen.
Erst später hat man dann verinnerlicht, daß man seiner Intuation hätte trauen sollen, als eine für sich nicht stimmige Anweisung durch den Aufsteller unbesehen zu übernehmen.
Außerdem bin ich der Meinung, daß sich jemand, der in der Vergangenheit von anderen benutzt, für seine Zwecke missbraucht oder sonst wie dranglasiert wurde, nicht unbedingt den Mut hat, eigenverantwortlich und selbstbewusst jemandem entgegen zu treten, der es "ja besser wissen könnte"...Oder weil das Selbstbewusstsein eh in Trümmern liegt und eigenverantwortliche Entscheidungen in der Vergangenheit so ungefähr das Letzte war, was man ihnen zugestanden hatte. Mit einem Wort, viele verletzte Seelen wissen gar nicht, daß sie einen Willen haben dürfen.....



Was meinst Du, was für ein hochentwickeltes Sensorium die beiden entwickeln können, wenn sie sich darauf einlassen, mit ihren beschränkten Mitteln in den Austausch zu gehen. Und wenn wir das symbolisch nehmen und davon ausgehen, dass wir unterm Strich alle beschränkt sind in unserem Wahrnehmungs- und Ausdrucksvermögen, dann sind wir genau dort, wo Blinde und Taube einander treffen und einander ihre Weltsichten schenken!?

Resonanz ja, eine Weltsicht die die Tauben mit den Blinden verbindet, eher nicht. Wem soll das etwas bringen?

Natürlich müssen die Helfer in Resonanz zu den Patienten stehen. D.h., sie müssen von der Empfindung her wissen, was auf innerer Ebene bei den Patienten abläuft, müssen dennoch Abstand haben, um helfen zu können. Im übertragenen Sinne sehe ich es so, daß der Helfer eine Vogelperspektive einnimmt, um Probleme umfassender und breitgefächerter aufnehmen zu können und damit auch mehrere, von vielen Seiten gesehene Lösungsansätze anbieten kann.

Daher kann ich damit


Es ist eh weithin akzeptiert, dass TherapeutInnen auf sehr enge Weise mit den Leiden ihrer Klienten in Resonanz gehen - und zugleich gelernt haben (sollten), damit dissoziiert umzugehen; andernfalls wären sie in den Mechanismen verfangen, die als Helfersyndrom beschrieben werden. Solche Zusammenhänge sprechen m.E. nicht gegen gute Wirkungen solcher therapeutischen Beziehungen, eher im Gegenteil: die wissen, wovon sie reden.

eher konform gehen, denn das sehe ich ähnlich. Oder wie viele Astrologen sagen, daß wie durch Wunderhand immer die Klienten auftauchen, die z.B. gerade ein Problem mit einem gewalttätigen Ehemann oder Vater haben, wenn der Astrologe selbst gerade einen Plutotransit im Qua über seine Sonne hat oder generell im Radix stehen hat. Offensichtlich steht vieles in Resonanz zueinander....


Lieben Gruß
Urajup
 
grüße euch,

ich habe selbst schon aufstellungen mit gemacht,die einfach furchtbar waren.
mit über 50 teilnehmern.die aufstellerin war total überfordert und die aufgestellten haben sich unwohl gefüht.das konnte man sehen.da kann man schnell was dagegen haben.ich persönlich habe mich auch schon in einer kleinen gruppe aufstellen lassen und beschreib es mal so," es war ganz nett".
und einige zusammenhänge sind mir auch bewußt geworden ,aber darauf ausruhen denke ich ,kann man nicht. ich persönlich habe nichts gegen hellinger und kann das auch nachvollziehen ,was er damit erreichen möchte.es kommt ebend darauf an wer es wie umsetzt.
lg
skadya
 
Ich finde, man sollte Hellinger, seine Methode und die Aufsteller auseinander halten.
Hellinger ist eine eigene Persönlichkeit. Dazu kann man stehen wie man will.
Die Methode ist gut.
Die Aufsteller sind auch nur Menschen, manche besser, manche schlechter.
Da es kein Muss ist, für eine Aufstellungsarbeit eine Ausbildung und bestandene Prüfung abzulegen, kann nur einiges schief gehen.

Das ist so, als würde man den Erfinder der Fotografie schlecht reden, nur weil Fotografen schlechte Fotos machen.
 
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Ja der Herr Hellinger ist schon ein besonderer Mann.

Kann mir auch vorstellen, wo dein Dorn im Auge, dazu ist.

War selbst mal auf einer Aufstellung, davor habe ich die Bücher von
Hellinger gelesen. Und war sehr erstaunt, über die tiefen Verstrickungen
und ihre Auswirken auf das Leben.

Das ins Bewusstsein der Menschen zu bringen, ist ja eine gute Sache.

Und das er sich mit der deutschen Vergangenheit auseinander setzt,
daran kann ich auch nichts falschen sehen, zumindesten besser,
als immer noch mit blinder Wut und Verachtung durchs Leben zu gehen,
statt Einsichten zu erlangen
und Verzeihen.

Versuche die ganze Sache immer emotionslos zu erforschen, nur ...

Wenn ich mir jetzt vorstelle, dass die Frau, die Tochter von Herrn Fritzl,
die jahrelang geschändet wurde, ihres Lebens beraubt,
gedemütigt und gefangengehalten unter unmenschlichen Umständen...

diese Tochter soll dann dem Vater seine Achtung bezeugen, das ist
ein Akt, der genauso unmenschlich und nicht zu verstehen ist.

Bei aller Liebe.
 
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