Hi Jake,
Jake schrieb:
Mein Eindruck ist, dass etliche differenziertere Stellungnahmen nach dem Motto "Wer nicht gegen ihn ist, ist für ihn" bewertet wurden. Also nicht kritische Würdigung, sondern Parteinahme.
Ja, das meinte ich mit Pro oder Contra. Das da keine Differenzierung stattfand, sondern die beiden "Lager" ihre vorgefassten Meinungen hatten und es kaum Zwischentöne gab.
Viele von diesen Eigenverantwortlichen sind irgendwie mit Hellinger oder mit jemand, die/der nach seinen Anregungen aufstellt, in Kontakt gekommen, und manche haben dann begonnen, das Aufstellen auch mit anderen Augen zu betrachten, haben Wirkungen und Verfahren verglichen, haben die philosophischen, methodischen und erkenntnistheoretischen Kontexte angeschaut und sind dann zu ganz unterschiedlichen Haltungen und auch wieder in Bewegung gekommen: die einen eher nahe am Stil Hellingers, andere anders ausgerichtet, von schamanischen über autopoietische bis hin zu Systemischen Strukturaufstellungen. Dazwischen eine ganze Reihe von pragmatischen Praktiker/inne/n, die nach der alten Huna-Regel vorgehen: Wahr ist, was wirkt. Darf's diese Vielfalt geben? Ich meine ja. Und ich meine, am fruchtbarsten wird sie dort, wo sie wertschätzend geachtet wird und statt des wechselseitigen In-Grund-und-Boden-Kritisierens einfach achtsam wahrgenommen wird, was für meine Zugänge an diesem und jenem Verfahren nützlich sein könnte und was eher nicht.
Dem ist nichts mehr hinzuzufügen. So sehe ich es auch und so ist es sicher auch gut. Ich möchte noch hinzufügen, daß ein Verfahren ist auch nur so gut ist, wie seine Vertreter dieses umsetzen bzw. wenn eine Sache oder ein Ding nicht elastisch genug gesehen/betrachtet wird, kann etwas Wichtiges nicht zum Tragen kommen, daher ist eine zu starre oder statische Auslegung meistens nicht anzuraten. In diesem Zusammenhang muß ich gerade an so eine starre Institution wie die kath. Kirche denken, deren jahrhunderte lange Unbeweglichkeit jetzt, wo PLuto durch den Steinbock wandert, durchgeschüttelt wird, damit wieder Leben hineinkehren kann.
Da geh ich noch einen Schritt weiter und nehme von vornherein an, dass jede/r eigenverantwortlich handelt, ganz ohne moralischen Imperativ.
Da wäre ich wiederum nicht so sicher. Gerade was die Heilserwartung betrifft, tragen die, die sich sich aufstellen lassen, eine große Hoffnung in sich, daß nunmehr all ihre Schmerzen für immer gelindert werden und übergeben bei einer Aufstellung quasi diese große Vorschuß-Erwartung oft an den Aufsteller weiter. Dies bildet dann aber die Grundlage, sich dem stärkeren Willen oder einer Anweisung des Aufstellers zu beugen - trotz innerer Abwehr oder besseren Wissens - um in eigener Sache voranzukommen.
Erst später hat man dann verinnerlicht, daß man seiner Intuation hätte trauen sollen, als eine für sich nicht stimmige Anweisung durch den Aufsteller unbesehen zu übernehmen.
Außerdem bin ich der Meinung, daß sich jemand, der in der Vergangenheit von anderen benutzt, für seine Zwecke missbraucht oder sonst wie dranglasiert wurde, nicht unbedingt den Mut hat, eigenverantwortlich und selbstbewusst jemandem entgegen zu treten, der es "ja besser wissen könnte"...Oder weil das Selbstbewusstsein eh in Trümmern liegt und eigenverantwortliche Entscheidungen in der Vergangenheit so ungefähr das Letzte war, was man ihnen zugestanden hatte. Mit einem Wort, viele verletzte Seelen wissen gar nicht, daß sie einen Willen haben dürfen.....
Was meinst Du, was für ein hochentwickeltes Sensorium die beiden entwickeln können, wenn sie sich darauf einlassen, mit ihren beschränkten Mitteln in den Austausch zu gehen. Und wenn wir das symbolisch nehmen und davon ausgehen, dass wir unterm Strich alle beschränkt sind in unserem Wahrnehmungs- und Ausdrucksvermögen, dann sind wir genau dort, wo Blinde und Taube einander treffen und einander ihre Weltsichten schenken!?
Resonanz ja, eine Weltsicht die die Tauben mit den Blinden verbindet, eher nicht. Wem soll das etwas bringen?
Natürlich müssen die Helfer in Resonanz zu den Patienten stehen. D.h., sie müssen von der Empfindung her wissen, was auf innerer Ebene bei den Patienten abläuft, müssen dennoch Abstand haben, um helfen zu können. Im übertragenen Sinne sehe ich es so, daß der Helfer eine Vogelperspektive einnimmt, um Probleme umfassender und breitgefächerter aufnehmen zu können und damit auch mehrere, von vielen Seiten gesehene Lösungsansätze anbieten kann.
Daher kann ich damit
Es ist eh weithin akzeptiert, dass TherapeutInnen auf sehr enge Weise mit den Leiden ihrer Klienten in Resonanz gehen - und zugleich gelernt haben (sollten), damit dissoziiert umzugehen; andernfalls wären sie in den Mechanismen verfangen, die als Helfersyndrom beschrieben werden. Solche Zusammenhänge sprechen m.E. nicht gegen gute Wirkungen solcher therapeutischen Beziehungen, eher im Gegenteil: die wissen, wovon sie reden.
eher konform gehen, denn das sehe ich ähnlich. Oder wie viele Astrologen sagen, daß wie durch Wunderhand immer
die Klienten auftauchen, die z.B. gerade ein Problem mit einem gewalttätigen Ehemann oder Vater haben, wenn der Astrologe selbst gerade einen Plutotransit im Qua über seine Sonne hat oder generell im Radix stehen hat. Offensichtlich steht vieles in Resonanz zueinander....
Lieben Gruß
Urajup