Geh für Dich mal Demütigungen durch die Du erfahren hast. Und damit meine ich nicht zwingend extreme Situationen. Das können vermeintliche Kleinigkeiten gewesen sein... Und wenn Du Dich dann in diese Zeit sozusagen zurückversetzt, dann kannst Du auch für Dich untersuchen wie Deine eigenen Reaktionen aussahen.
Die psychische Reaktion die auf Demütigung folgt ist das was ich meine... Sie übersetzt sich bei jedem anders, da gibts ein sehr großes Spektrum an Möglichkeiten weil es ja schon unglaublich viele mögliche Ursachen für Demütigungen gibt... von sehr persönlichen Komplexen bis hin zu gesellschaftlichen Vorgaben wie etwa der perfekte Mann oder die perfekte Frau sein sollte, woran dann viele scheitern. Und das meine ich jetzt nicht so sehr auf Äußeres bezogen (auch), sondern eher auf Leistung und wie eben sozusagen der Wert von Menschen gemessen wird... woran das gemessen wird. Denn Demütigung ist im Grunde eine Art der "Kommunikation von Wertlosigkeit". Menschen fühlen sich gedemütigt wenn sie in ihrem Wert tief getroffen werden, wenn ihnen ihr Wert sozusagen auf welche Art auch immer abgesprochen wird.
Für manche Männer reicht es wenn ein Körperteil zu klein ist. Für manche Frauen reicht es wenn sie nicht so schlank sind wie irgendwelche Photoshop-Cover-Girls. Aber es gibt noch viel härtere Erfahrungen, etwa Mobbing... oder das Gefühl in einer Gesellschaft die alles auf Leistung trimmt und in der es am wichtigsten zu sein scheint ob jemand nicht nur nen Job hat sondern auch viel verdient, einfach keine Chance zu haben. All die Hartz4-Empfänger können sich doch nur gedemütigt fühlen oder jene die aufstocken müssen. Denn es wird doch nicht nur kommuniziert das sie beim großen Geld-Spiel auf der Verliererseite stehen.. es wird auch oft genug ein Stereotyp rübergebracht von "selber Schuld"... "faul"... usw. Das Klischee-Bild vom Biertrinkenden Hartz4-Empfänger der RTL guckt trifft vermutlich überdurchschnittlich oft zu, aber es gibt jede Menge Hinweise darauf dass es Wirkung und nicht Ursache ist. Ein Mann verliert seinen Job, wird depressiv... er hängt zu Hause rum und ist mies gelaunt, die Beziehung geht in die Brüche, er muss in ne kleine Wohnung ziehen, verfällt dem Alkohol und kriegt nix mehr gebacken. Klischee? Sicher, aber gleichzeitig hunderttausendfach auf die ein oder andere Art auch wahr.
Aber, Deine Frage war ja was Ausgleich ist... und wie gesagt: Damit meine ich die Reaktion. Manche richten die aus erlittenen Demütigungen erzeugte Aggression gegen sich selbst, etwa in Form von Alkohol oder werden krank usw. Manche aber noch weit mehr nach außen und das eine schließt das andere ja auch kein bisschen aus. Viele können beides.
Das ist übrigens auch ein Grund dafür, warum ich es wirklich falsch finde, wenn Deutsche oder Österreicher ihre Wohnungen verlieren damit Flüchtlinge dort einziehen können, was ja vorkommt (ich habe vor ein paar Tagen von einem Fall gehört... ein Freund einer Freundin). Der Grund ist v.a. finanzieller Natur. Die Vermieter bekommen mehr vom Staat als vom jeweiligen Mieter. Nix persönliches also. Aber was wird die Folge sein? Wenn das häufiger vorkommt, dann wird es zu mehr Wut gegenüber Flüchtlingen führen und nicht nur von jenen die aus der Wohnung fliegen, sondern viel breiter. Denn es bestätigt ein stereotypes Bild von Bevorzugung... von "Die Ausländer sind offenbar mehr wert als wir". Ich bin nicht dagegen weil ich sage "Deutsche zuerst". Ich bin dagegen weil so etwas schlecht für alle ist, nicht zuletzt für die Flüchtlinge selbst, da man Menschen kaum besser gegen Flüchtlinge aufhetzen kann als wenn man den Eindruck vermittelt die würden bevorzugt. Und den Eindruck haben nun mal viele die sich selbst zu den Verlierern dieser Gesellschaft zählen und denen das ja auch auf allen Kanälen auf viele Arten mitgeteilt wird. Und ihre Wut richtet sich leider nicht gegen die Verantwortlichen sondern gegen jene die noch schwächer sind.
Wenn ein Mensch sehr und immer wieder gedemütigt wird oder sich zumindest so fühlt (für die betreffende Person existiert der Unterschied nicht) dann führt das übrigens zu einer Form der Verwirrung... dem Gegenteil von klarem Denken. Und zu gesteigerter Aggression die ein Ventil sucht. Und ein wirklich großer Teil richtet das v.a. gegen sich selbst, in welcher Form auch immer und oft unsichtbar für alle anderen. Aber nicht wenige richten es auch nach außen und die Opfer ihrer Aggression sind dann sehr oft Unschuldige.
Es ist wirklich vom Prinzip her ähnlich wie bei einem Mann, der von 3 Frauen hintereinander nen Korb bekommen hat, und sich dann an der gesamten Frauenwelt rächen will. Alle die ihn später kennenlernen wissen gar nicht was sie dem Penner getan haben... es reicht das sie Frauen sind. Das ist auch ein Klischee und trotzdem gibts das vom Prinzip her vermutlich Millionenfach. Umgekehrt sicherlich auch.. Und dasselbe Prinzip geht auch gegen Ausländer. Entweder weil es schlechte Erfahrungen gab, oder weil der Eindruck entstanden ist, Ausländer würden bevorzugt usw.. Ein Mann kriegt keinen Job aber liest täglich in der Zeitung dass Fachkräfte aus dem Ausland gebraucht werden usw. Da gibts viele mögliche Beispiele und die kommen ja alle vor, manche mehr und manche weniger.
Und wenn man jetzt wie Farin Urlaub sagt: Die wissen nix, können nix, leisten nix... dann haut der genau in die Kerbe die bei sehr vielen ursächlich ist. Und so simpel ist es einfach nicht. Denn es gibt genug Menschen die einfach kaum eine Chance hatten. Das macht ihre Reaktionen gegen Ausländer nicht richtig. Aber wenn man sich etwas hineindenkt, und das ganze mehr als Prinzip denkt, dann kennt es eigentlich fast jeder oder vermutlich sogar jeder. Und insgesamt ist das ein gesellschaftliches Problem. Man sieht doch nicht nur an diesem Thema das ein Teil der Gesellschaft dabei ist sich abzuspalten und in eine Art frustrierten Widerstand zu gehen. Und dann gib Gedemütigten und Hoffnungslosen einen Anlass gegen irgendwas zu kämpfen.. dann nehmen sie das wahr. Auf die Art kann man Kriege anzetteln und auf die Art wurden Kriege angezettelt. Hitler wäre ohne vorherige erlittene Demütigungen gar nicht an die Macht gekommen. Denn der war blöderweise ein intelligenter Nazi-Psycho... und hat genau das Prinzip von dem ich spreche genutzt.
Deshalb sehe ich auch ziemlich schwarz was die Zukunft betrifft. Denn das was jetzt abläuft ist einfach gar nichts gegen das was noch kommen wird. Das betrifft fast jedes bedeutende Thema, von Wirtschaft bis Flüchtlingen und Kriegen etc. Das ist ein riesen Pulverfass und die Politik und Medien und Unterhaltung streuen Sand in die Augen. Die sind das Orchester auf der Titanic... bis zuletzt spielen sie hübsche Melodien während einige schon abgesoffen sind.
Ja... und Leid intensiviert diese Identifikation und die daraus resultierende Reaktion führt wieder zu mehr Leid. Das ist eine Abwärtsspirale die sehr schwer zu durchbrechen ist. Drogensucht ist ein ziemlich direktes Beispiel. Jemand greift wegen irgendeinem Gefühl des Mangels zu Drogen und daraus entstehende Probleme verschärfen genau dieses Mangel-Gefühl was die Sucht verstärkt die wiederum die Probleme verstärkt. Es braucht fast immer eine Form der Eskalation um einen Ausweg zu finden... ein ziemlich kompletter Zusammenbruch. Und einige überleben das ja nicht mal. Dieses Prinzip, das in Drogensucht sehr deutlich wird, findet auf viele Arten in sehr vielen Bereichen/Lebensthemen statt.
Kommt drauf an wie man Religion definiert. Die herkömmlichen Religionen haben in unseren Breitengraden m.A.n. nicht so viel Einfluss. Aber woran glauben wir? Was ist unsere Religion? Was beten wir an? Wofür leben wir? Im Grunde läuft sehr viel eben tatsächlich auf Geld und Status hinaus. Das definiert unseren Wert, bzw. das beweist unseren Wert... unsere Leistungskraft.
Exakt... lese das jetzt erst. Hätte noch mehr schreiben sollen und später abschicken.