Nun, geht es mir nicht darum jemanden zu überzeugen.
die Frage die sich stellt ist, "ist Rassismus" ein Resultat gehinderter Entwicklung und gestoppter Erkenntnisgewinne, oder ein Produkt
Es bringt aus meiner Sicht null, sich nicht um die Wurzel des ganzen zu kümmern, man könnte auch sagen, jemand der nicht daran interessiert ist, das Übel an der Wurzel zu packen
ja an was ist er dann interessiert? am streiten?
Jede Art Feindkonzept hat als Ursache zuerst mal grundlegende Ängste. Die Angst vor "dem (etwas) Fremden" ist wahrscheinlich sogar ziemlich natürlich. Angst ist psychologisch gesehen wiederum eine Form von Kontrollverlust, bzw. die Angst vor Kontrollverlust (über das eigene "Schicksal") und einer der ersten Schritte ist dann das darüber nachdenken... und dann entwickeln sich Konzepte. Die wiederum werden sehr schnell unnatürlich. Rassismus ist ein gutes Beispiel dafür. Der erste "Schritt", also die Angst vor dem Fremden, ist vermutlich etwas sehr ursprüngliches in uns und kann sehr schnell durch Erfahrung aufgelöst werden... durch Kennenlernen dessen was fremd ist.
Das Kennenlernen kann aber nur dann stattfinden wenn eine innere Offenheit da ist. Die ist aber nicht mehr da wenn Konzepte entwickelt oder gelehrt werden, die dem entgegenstehen. Und das ist bei Rassismus ja in der Regel sehr extrem. Und die Rassismus-Theorie/n sind unnatürlich bzw. würden bei konsequenter Umsetzung Nachteile bringen. Das "rassisch-reinste" wäre Inzest, während genetische Vielfalt auf natürliche Weise Vorteile bringt.
Worauf ich damit hinaus will ist: Es ist nicht die grundlegende Angst die so teuflisch ist, sondern die Konzepte. Denn die heizen Ängste erstens so richtig an, haben zweitens nicht zwingend überhaupt etwas mit der Realität zu tun, blockieren die Möglichkeit auflösende Erfahrungen zu machen, und sie schließen in der Regel auch gleich noch Konzepte über "Lösungen" mit ein.
Das Ergebnis ist eine extrem starke Distanzierung in sich selbst die dann eben auch wieder projeziert wird. Auf das aktuelle Thema bezogen und etwas konkreter könnte das z.B. so aussehen: Nachrichten über Flüchtlinge führen sofort zu Assoziationen wie
"Das sind immer nur Männer" ----> Egoismus, sie haben Frauen und Kinder im Stich gelassen.
"Die haben alle Smartphones" ---> so schlecht kanns ihnen ja nicht gehen.
"Das sind insgesamt (zu) viele" ----> Kostet zu viel Geld... Steuerzahlergeld....mein Geld
"Muslime" ----> Islamisten....Terroristen
Und so weiter. Da gibts ja ne Menge möglicher Assoziationen. Das Problem dabei ist: Jede einzelne kann in Einzelfällen wahr sein, muss aber wiederum nicht. Weil solche Konzepte aber ja nicht analytisch (bewusstes nachdenken und prüfen) sondern assoziativ funktionieren, werden sie auch gleich verallgemeinert und suchen nach Bestätigung. Das wiederum führt zu selektiver Wahrnehmung, so dass all die Gegenbeispiele gar nicht mehr gesehen werden.
Abgesehen davon werden solche Konzepte mit Konzepten über das eigene Schicksal verbunden. Menschen denen es selbst materiell nicht besonders gut geht, fühlen sich in aller Regel auch gedemütigt. Unsere Art der Gesellschaft verbindet Wohlstand mit Anerkennung und umgekehrt. Dieses Gefühl des inneren und äußeren Mangels sucht ja auch nach "Lösung"... was bei unbewusstem Umgang wieder zu Projektion führt ---> Schaffung von Feindbildern.
Das ist jetzt natürlich etwas vereinfacht, denn v.a. das Konzeptualisieren kann extrem komplex und sehr individuell sein, aber das grundlegende Muster von "Angst" ---> "destruktive Konzepte" ist m.A.n. immer gegeben und auch nicht nur bei diesem Thema.
Das Konzepte sehr individuell sein können ist für mich übrigens der Grund, warum ich die Berichterstattung über das Problem in der Regel ziemlich schlecht finde. Denn zu viele fühlen sich in eine Ecke gedrängt, in die sie auf Grund ihrer eigenen Gedankenwelt nicht gehören. Ich meine das nicht mal im Sinne von besser oder schlechter. Aber da werden zu viele verkannt, von oben herab behandelt und damit eben auch wieder gedemütigt. Das bestätigt Feindbilder dann nur und führt zu Verfestigung bestehender Konzepte und zu Erweiterungen dieser Konzepte. Und: Es ist ja derselbe Fehler.
Momentan wird z.B. sehr das "Ich habe nichts gegen Ausländer, aber (.....)" kritisiert. Die vermeintliche Logik, eine solche Formulierung entlarve generell den Ausländerhasser ist irrational und vom Prinzip her der gleiche Fehler. Hinter dem "aber" kann so ziemlich alles stehen, jede mögliche Differenzierung. Und die sollte man abwarten anstatt aus dem "aber" sofort einen Pseudo-Beweis für Ausländerhass abzuleiten.
Letztlich findet dieses "Konzepte-machen-Problem" verstärkt auf beiden Seiten statt und führt zu einer Spaltung und niemand sieht mehr die Menschen dahinter. Und das meine ich nicht moralisch. Es ist einfach total ineffektiv und m.A.n. sogar irrational so zu denken und sich in Projektionen zu verlieren die letztlich niemandem mehr gerecht werden.