Wie kommst du darauf, dass sich diese Menschen des Risikos nicht bewusst sind und es sich vorher nicht sehr gut überlegt haben, ob sie ihre Heimat und ihr weniges Hab und Gut aufgeben? Hast du dir schon mal überlegt, dass ihre Not und Verzweiflung vielleicht so groß sind, dass sie das Risiko ganz bewusst in Kauf nehemen?
Würdest du auch so argumentieren, wenn es um DDR-Flüchtlinge geht, die an der innerdeutschen Grenze erschossen wurden? Könnte man ja auch sagen, die wussten doch, dass da geschossen wird, hätten sie doch vorher mal nachgedacht. Könnte da nicht auch der Notarzt am Unfallort zum schwerverletzten Autofahrer sagen: "Tja, hätten sie mal nachgedacht und wären etwas langsamer gefahren.", sein Köfferchen einpacken und wieder gehen?
Natürlich gibt es unter den Schleppern viele skrupellose Kriminelle und sogar Mörder. Aber sie sind weder für die Verhältnisse in den Herkunftsländern der Flüchtlinge verantwortlich, die diese zur Flucht bewegen, noch für die restriktive bzw. perverse Haltung Australiens.
Jo, das würde ich auch bei DDR-Flüchtlingen so sehen. Letztendlich haben sich die Einwohner der DDR auch gegen den Missstand im eigenen Land recht friedlich wehren können.
Zu sagen: ein Mensch in Seenot, den müssen wir nun als Einwanderer zulassen, ist auch keine schlüssige Argumentation. Australien verfolgt bekanntermaßen eine sehr restriktive Asylpolitik, sich durch Not reinzupressen funktioniert bei denen eben nicht, die schickt man wieder zurück. Wenn die Boote in Ordnung sind und nicht zu erwarten ist, dass sie kentern, wo siehst Du da das Problem?
Für die Verhältnisse in anderen Ländern ist Deutschland auch nicht verantwortlich, auch kein anderes Land.
Hier wirken in erster Linie wirtschaftliche Interessen auf allen Seiten, auch die der Länder selbst, denn niemand zwingt die Regierungen dort, sich menschenunwürdige Gesetze auszudenken und umzusetzen. Nur kann man asoziale Herkunfststaaten nicht in die Verantwortung nehmen, es lebe die Staatenautonomie, deren Schattenseiten wir gerade miterleben.
Gäbe es weitere Ressourcen, also wie früher fremde Kontinente, die man erobern und deren unterlegene Einwohner man mit Gewalt beseitigen oder verdrängen kann, wären die Probleme nicht ganz so gravierend. Die gibt es aber nicht mehr. Wir sind derzeit in der Phase, wo die gesamte Welt besiedelt ist und die Menschen, werden sie mehr und mehr, sich entweder unter massiv erzwungenem Verzicht (auch wirtschaftliche Not genannt) zusammendrängen und mit immer weniger arrangieren müssen oder aber durch kriegerische Handlungen für diese Platz gesorgt wird oder aber sich abgegrenzt wird, weil jedes Land nur begrenzt weitere Menschen aufnehmen kann. Meine Lösung der Selbstbeschränkung auch in der Fortpflanzung stößt ja gemeinhin auf massive Ablehnung.
Menschen sind grausam? Ja, auch das ist Fluch und Segen, einerseits hat uns als Spezies diese Bereitschaft zu der mächtigsten Spezies auf diesem Planeten werden lassen und nun wird eben diese Bereitschaft zu einem Problem untereinander.
LG
Any