Siriuskind
Sehr aktives Mitglied
Ich interpretiere den Buddhismus so, dass Buddha die Existenz in einer Raum/Zeit-Welt ablehnt und stattdessen die Erlösung in Nirwana lehrt, obwohl ich bis heute immer noch keine zufriedenstellende Beschreibung des Nirwanas und der Existenz darin gefunden habe (der Zustand wenn man nicht mehr wiedergeboren wird).
Mein grösstes Problem mit dem Buddhismus ist, dass ich keine irdische Vergnügen haben sollte, weil ich ja dann Lebenslust entwicklen würde und somit dies eine weitere Wiedergeburt veranlässt. Dies ist mir zu nihilistisch und zu lebensfeindlich und zu genussfeindlich. Weil ich Lebenslust habe, viel durch meine spirituelle Entwicklung aber auch durch meine irdischen Vergnügungen und den Genuss zum Ausgleich, bin ich jetzt der "hoffnungslose Fall" bei den Buddhisten.
Nein, das interpretierst Du falsch!
Erst mal zum Nirvana: auch im Christentum (und mit Sicherheit ebenso in anderen Religionen) wurde/wird so gedacht, dass es in der Welt nach dem Tod besser ist, denn Leid gibt es nur, solange man einen materiellen Körper hat und in der materiellen Welt lebt. Wie es auf der anderen Seite aussieht, nun, da hält sich der Buddhismus klugerweise zurück, das wird man dann schon erleben.
Jetzt zum zweiten Absatz Deines Schreibens: solange ein Mensch im Zustand des lustvollen Lebens und Erlebens ist, ist das im Buddhismus weder schlimm noch ist man ein hoffnungsloser Fall. Man muss alles ausleben und erleben, was man fühlt, doch es wird gelehrt (und auch das ist nicht nur im Buddhismus so!), dass jede Handlung eben auch eine Konsequenz hat, die man dann auch erfährt. Solange, bis man durch die Erfahrungen des Lebens anfängt, weise zu werden. Man fängt an, viele Dinge, die einem vorher wichtig waren, abgeklärter zu sehen. Und so entwickelt man sich durch all diese Erfahrungen immer weiter, bis dann die Erleuchtung kommt. Die Erkenntnis oder eben die innere Erfahrung, dass man mit allem Eins ist. Das kann erst mal nur ein kurzer Moment sein. Danach vielleicht auch mal über einen längeren Zeitraum, bis diese innere Erfahrung zum stabilen Zustand des inneren Seins geworden ist. Dann braucht man die irdischen Dinge nicht mehr, sie haben keine Bedeutung mehr. Und damit ist auch der Verlust des Egos gemeint. Das Ego brauchst Du, solange Du mit all den irdischen Dingen wie Wollen, Lust, Hoffnung, Neid, Wut, Hass, Freude, Liebe (damit ist jetzt nicht die bedingungslose gemeint!) verbunden bist. Im Zustand der Erleuchtung bist Du mit Allem, was ist, verbunden, das ist dann ein anderer Zustand der Liebe, diese Liebe will nichts, sie ist einfach da, für alles! Dabei stört ein Ego völlig! Deshalb wirst Du das Ego nicht behalten, wenn Du in die andere Welt gehst! Das ist nur ein Hilfsmittel hier in dieser Welt!