Du musst auf deine hintergründige Weise weder Indianer noch Desperado als blöde halten. Du bist vielmehr deinen eigenen Betrügereien so sehr auferlegen, dass du offenbar noch nie bemerkt hast, dass Menschen etwas auswendig können.
Hallo Desperado,
wir führen hier doch eine Diskussion, die eigentlich von dem Für und Wider der Argumente leben sollte. Mit der Geschichte um den Indianer geht es doch nicht darum ihn in eine dümmliche Ecke zu stellen, sondern einfach nur um ein Beispiel zum Thema Schrift. Die Schriftzeichen sind bildhafte Symbole, die mit einer Vereinbarung verbunden sind, die jeder lernen kann. Man kannte ja auch lange nicht das System der ägyptischen Hieroglyphen oder die Keilschrift der Sumerer, das bedeutet aber nicht, dass die Menschen bis dahin dumm waren. Fakt ist aber, dass uns damit die Botschaften aus der Vergangenheit verborgen blieben.
Der Mensch kann etwas im Gedächtnis behalten, ohne etwas zu vergessen.
Ich denke, dass dieser Gedanken in Zusammenhang mit dem eigentlichen Thema dieses Threads von der Realität und Lebenserfahrung weit entfernt ist. Man kennt ja inzwischen einige Faktoren, die beim Prozess des Erinnerns eine entscheidend Rolle spielen:
Dreh- und Angelpunkt ist das neuronale Netz, mit dem überhaupt erst eine Kommunikation zwischen den Nervenzellen (Neuronen) möglich wird. Deshalb sind Erinnerungen eigentlich nicht so direkt etwas Festes, sondern lässt sich eher mit einer Konferenzschaltung eines großen Konzerns vergleichen.
Wenn also eine Erinnerung abgerufen werden soll, werden alle „Mitarbeiter“ aus dem "Archiv“ (Neuronen) untereinander verbunden, um die Details einer Erinnerung zusammenzustellen. Die Zusammenstellung orientiert sich jedoch an dem Bedarf der jeweiligen Situationen. Übertragen auf das neuronale Netz bedeutet das, dass sich mit jedem Aufruf einer Erinnerung, die „Teilnehmerliste“ verändert. Das erklärt auch, warum sich Erinnerungen über längere Zeit oft so stark verändern, bis sie mit den realen Ereignissen oft nichts mehr gemein haben.
Eine wichtige Rolle beim neuronalen Netz spielen die Synapsen, mit denen sich das neuronale Netz über die Dendriten aufbauen lässt. Diese Synapsen gleichen kleinen Knoten, die sich ausbilden und bei jeder Nutzung vergrößern. Werden die Dornfortsätze der Synapse jedoch nicht aufgerufen, bilden sie sich wieder zurück und verschwinden ganz. Um uns deshalb etwas merken zu können, muss ein Gedanken innerhalb von 5 Minuten erneut aufgenommen werden.
(Merlin, somit gemeinfrei)
Interessant ist auch, dass die Grundstruktur einer Erinnerung auf die Gleiche Weise aufgebaut wird, wie wir uns auch draußen mit kleinen Landkarten im Gehirn orientieren. Ohne da jetzt zu sehr auf die Details einzugehen, werden dabei Ortszellen als Kern gebildet, die wiederum mit sechs weitern Rasterzellen zur Orientierung verbunden werden.
Hier einmal ein Beispiel einer kognitiven Landkarte des Hippocampus:
Gewicht
-----------------------------------------------------------------------
I .................................x Elefant 40 km/h
I ............................... .. .....x Nashorn 60
I................................................ ................x Pferd 88
I ........................... x Mensch 38
I ................................................................... ............ Gepard.
x 122
I ....................................................x Hase
60
I.........x Igel 7
I ..x Schnecke ...x Schmetterling 10-20
v
------------------------- Geschwindigkeit -------------------------->
X = Ortszellen
Nun ja, zu diesen Prozessen des Denkens und Erinnerns ließe sich noch Einiges anfügen, aber wir wollen das hie natürlich nicht übertreiben
.
Ich finde jedenfalls dieses Wunderwerk spannend, in dem 100 Milliarden Nervenzellen mit 100 Billionen Verbindungen verknüpft werden.
Merlin