Nein, die Sonne sieht ihre Strahlen nicht, denn das worauf man seine Aufmerksamkeit richtet, kannst unmöglich "du-selber" sein die Strahlen wären ein Teil von der Sonne. Aufmerksamkeit richtet sich auf andere, so können andere die Strahlen sehen, jedoch die Sonne sieht sie nicht.
Ich muss das nochmal von einer anderen Seite her angehen, auch im Kontext zum gesamten Text. Daran ist mir was wichtig, aber ich glaube, das habe ich noch nicht so richtig kommunizieren können:
Wenn Du beispielsweise auf einer Straße gehst, und da kommt eine Treppe, wird sich deine Aufmerksamkeit auf die Stufen richten, damit Du deinen Gang so synchronisieren kannst, dass Du, ohne zu stürzen, die Treppe rauf- oder runtergehen kannst. Was zugleich aber eine Interaktion zwischen der Treppe, Deiner Wahrnehmung an Informationen über die Treppe und Deiner Reaktion, bzw. kontnuierlichen Anpassung der Reaktionen darauf ist. Eine komplexe Wechselwirkung, eine Art interaktiver Feedbackschleife.
Ebenso wirst Du aber, auch wenn Du Deine Aufmerksamkeit auf die Treppe richtest, auch möglicherweise an etwas anderes denken können, das mit der Situation gar nichts zu tun haben mag, ebenso werden Deine Sinne, Augen, Ohren, Nase,... gleichzeitig auch ganz andere Informationen aus der Umgebung zugleich wahrnehmen, unabhängig von Deiner Aufmerksamkeit, Dein Herz wird schlagen, Du wirst atmen, ganz unabhängig von Deiner Aufmerksamkeit.
Gehen wir jetzt zu Deinem Beispiel mit der Katze zurück. Du, Deine Aufmerksamkeit hat die Situation als solche ja nicht sozsuagen selbst erschaffen, sondern Dir ist etwas im Außen begegnet, widerfahren, über dem Weg gelaufen, zwei Weg haben sich gekreuzt, Deiner und der der Katze.
Dass heißt, die Situation, das Erlebnis ist ebenfalls in Wechselwirkung entstanden, die Katze wäre sozusagen zunächste einmal so etwas wie eine neutrale "Information" gewesen, und irgendetwas an, in dieser Information hat Dich berührt, etwas in Dir, und daraufhin fokussiertest Du Deine Aufmerksamkeit auf die Katze, als Reaktion, nicht als Aktion. Die Resonanz, Anziehung, wenn man so will, bestand zuerst, die Aufmerksamkeit folgte ihr, reagierte auf den Reiz, auf den, der Dich am stärksten anzog, nicht umgekehrt.
Zugleich war aber im Zuge dieses Erleben die Katze auch eine Art, wenn Du so willst, Kanal, Medium, im weitesten Sinn, weil Dich über die konkrete, reale Situation hinaus etwas dahinter, etwas Größeres durch die Katze berührt hat, Du mit dem in Verbindung getreten bist, aber eben nicht durch Deine Aufmerksamkeit, nicht über Deine Willensentscheidung, sondern über die Resonanz, dadurch, dass Du mit der Situation, dem Moment, Dir selbst in Einklang gekommen bist. Etwas erreichte Dich durch die Katze, und erschuf diesen Moment. Man könnte vielleicht auch sagen, eigentlich war er da, und wartete darauf, gefunden zu werden, wahrgenommen zu werden.
Die Katze hat sozusagen Dein Herz geöffnet, auch nicht, weil sie ihre Aufmerksamkeit auf Dich richtete, sondern weil sie eben, so wie sie war, da war. Auch auf ihre Art im Moment.
Sie war sowohl ein Teil dieses Moments, als auch, wenn man so will, eine Türe zu etwas Anderem, hinter, außerhalb der Katze, außerhalb Deiner selbst.
Das Glücksgefühl, Dein Erleben, Wahrnehmen des Ganzen erfolgte dann wieder in Dir, aber auch das erlebest Du als etwas, das Dir geschah, widerfuhr, und nicht weil Du mit Deiner Aufmerksamkeit erst Dein Glücksgefühl selbst erschaffen hattest.
Dich hat etwas berührt, Du hast etwas empfangen, das zugleich dazu führte, dass Du selbst stahltest, in Dir selbst, für Dich selbst - nehme ich mal an - aber auch das wirkte auf irgendeine Weise wieder ins Außen zurück. Funktionierte also auch wieder in beide Richtungen. Senden und Empfangen sozusagen zugleich.
Worauf ich aber eigentlich hinauswollte ist, alles interagiert miteinander, bewusst ebenso wie unbewusst, großteils sogar unbewusst, die Interaktion, der Austausch exisitert aber trotzdem. Und diese Austausch - und da war die Sonne in dem Fall vielleicht kein so gutes Beispiel dafür - erfolgt üblicherweise nicht nur einseitig, sondern etwas wird gesendet, erreicht entweder ganz, teilweise einen Empfänger, oder mehrere, wird von diesem gefiltert, empfangen, je nachdem, mehr oder weniger korrekt wahrgenommen oder interpretiert, worauf der Empfänger wiederum etwas zurücksendet, so wie hier auf einen Beitrag mitunter ein anderer als Antwort, Reaktion erfolgt.
Das heißt, man mag vielleicht die eigenen "Strahlen" nicht direkt wahrnehmen können, obwohl das meiner Ansicht nach auch möglich ist, aber spätestens in Form der Reaktion, Antwort erhält man ein sozusagen mehr oder weniger "zurückstrahlendes" Feedback. Das natürlich durchaus unterschiedlich ausfallen kann, weil eben sowohl beim Senden, Empfangen, Leen, Interpretieren jede Menge Fehler, Irrtümer auftreten können.
Bei Deinem Beispiel mit der Katze stimmte sozuagen die "Kommunikation", die Situation, der Moment war in sich stimmig, mit sich selbst im Reinen. Und dann mag man das so erleben können. Eigentlich ist so etwas eine schöne Eins-Seins-Erfahrung, Verbundenheits-Erfahrung.
Die dann für, in diesem Moment so gilt. Ist der Moment anders, passen ein paar Faktoren doch nicht so gut, wird es eben nicht rund, wird die Erfahrung nicht erlebbar sein, oder anders erlebt werden.
Ein Gegenbeispiel dazu ging vor einigen Tagen durch die Medien. Ein Delfinbaby schwamm in Spanien zu nahe an einen Badestrand. Und die Urlauber hatten nichts Besseres zu tun als es andauernd aus dem Wasser zu heben und Fotos damit zu machen, wobei sie dummerweise und in ihrer Gier und ihren Unverständnis das Blasloch zuhielten, so dass der Delfin erstickte und starb.
Es hätte durchaus für einige ein ähnlicher Moment, ein ähnliches Erleben wie Deines mit der Katze sein können, aber genau diese Fokussierung auf einen Teil, Ausschnitt und die entsprechenden Scheuklappen führten eben dazu, dass jeder "seinen" Moment für sich selbst haben, besitzen wollte, in Form des Fotos, statt den Moment im Sein, als Sein zu erleben, ihn sein zu lassen, in Ruhe zu lassen und ihn einfach zu erleben, zu genießen ohne ihn verändern, verbiegen zu wollen.
Der Bezug zum Ganzen geht verloren, an Stelle dessen wird das Eigeninteresse wichtig, oder drängt alles andere zur Seite. Wenn dazu noch eine Konzentration kommt, in diesem Fall in Form vieler Menschen, ist absehbar, dass in irgendeiner Form Schaden entsteht.
Und deswegen habe ich mitunter mit so etwas wie Aufmerksamkeit so meine Probleme, zumindest dann, wenn man eben nicht zwischendurch wieder ein paar Schritte zurückgeht um den Blick für eine etwas größeres Ganzes nicht völlig aus den Augen zu verlieren. Beides hat seinen Sinn, seine Berechtigung, aber eben auch nach Möglichkeit in Wechselwirkung, Interaktion miteinander.