Gegen den Wind (geschrieben)

Chancen


Man kann in Therapien, im Kontext geschützter Räume eine Menge erleben, tun, verändern. Erstmal. Für sich selbst. Die Nagelprobe allerdings findet dann doch ganz normalen Alltag statt. Inwieweit hat sich im Kontext von Interaktionen, im Umgang mit anderen etwas verändert, und da kann sich einiges erstmal auch so verändert haben, wie man es nicht unbedingt erwartet hätte. Jede Veränderung ist eine Chance aber auch ein Risiko.

Innerhalb eines Beziehungskontextes kann das allerdings nochmal anders aussehen. Schließlich weckt wirkliche Offenheit und Nähe in Folge auch jede Menge alter Wunden und Verletzungen auf, die in diesem Kontext eigentlich auch ganz wunderbar veränderbar, heilbar werden könn(t)en. Im Idealfall.

Zumindest können aber wohl alte, weniger angenehme Erfahrungen durch ganz andere, neue ersetzt werden. Das Problem dabei dürfte sein, traut sich jemand, der schon ein paar Jährchen am Buckel hat, jede Menge schlechter Erfahrungen gemacht hat, sich dennoch nochmal einem anderen Gegenüber dermaßen zu öffnen, dass so etwas stattfinden kann? Und ist das Gegenüber dazu umgekehrt auch bereit?

Wenn das nun aber tatsächlich so möglich ist, steht man dennoch immer wieder vor gewissen Hürden. Soll man sich drüber-, durchtrauen, wie wird der Andere darauf reagieren? Dem Anderen geht's aber ebenso. Und wenn man so etwas dann doch schafft, dann geschieht etwas ganz Eigenartiges. Nicht nur wirkt das dann mehr oder weniger befreiend, was es ja auch tatsächlich sein kann, eine Befreiung von gewissen Lasten, Zwängen, Wunden, sondern zugleich erschafft das im Moment des gemeinsamen Erlebens, des Teilens, Mitteilens, des ans Licht bringen noch mehr Nähe, Verbundenheit, Vertrauen, als ohnehin bereits da war.

Die Beziehung wächst also gerade durch die Hürden, die man miteinander eben mal nicht nur umschifft, sondern endlich einmal tatsächlich überwunden hat. Meines Erachtens nach gibt es gerade diesbezüglich auch tatsächlich vieles, das ganz alleine, quasi in Einzeltherapie so gar nicht lösbar wäre, das also überhaupt erst ein geeignetes Gegenüber benötigt, um das Thema, die Problematik zu lösen oder auch erst lösbar zu machen. Und das auch nicht stellvertretend, symbolisch, sondern eben ganz echt, real, indem man miteinander Dinge verändert, verändert erlebt. Die eigenen Erfahrungen duch andere, neue ersetzt.

Beziehung ist also in meinen Augen der Raum, in dem sich zwei Menschen - im Idealfall - völlig nackt, und das in jeder Hinsicht - begegnen und austauschen können. In dem jeder das sein kann was er tatsächlich ist. Das dann aber auch, wenn es tatsächlich echt, authentisch, wahrhaftig sein soll, in allen Facetten. Denn sonst wird's wieder nur eine Art Show, Versteckenspiel voreinander.

Der Schlüssel dafür ist meines Erachtens die Interaktion, Kommunikation, der Dialog, nicht nur auf verbaler Ebene, aber alleine die hilft schon mal gewaltig. Allerdings, wenn die schon nicht klappt, wird auf Dauer auch sonst nichts wirklich funktionieren, fürchte ich. Aber, wie gesagt, all das passiert auf Gegenseitigkeit beruhend, miteinander.

Es geht also meines Erachtens nicht darum, selbst irgendeinem Ideal oder einer Idealvorstellung gerecht zu werden, weder eigenen, noch anderen, noch denen des Gegenübers, die dann eigentlich gar nichts mit einem selbst zu tun hat, sondern darum, jemanden zu finden, der mit einem, trotz oder gerade wegen der eigenen Wunden, Verletzungen, Traumata ebenso klarkommt, klarkommen kann, wie man selbst dazu - im Idealfall - umgekehrt in der Lage ist.

Was allerdings auch bedeutet, je mehr ich mir selbst über mich selbst vormache, je mehr ich nach außen hin lediglich eine Art Rolle, Show anderen gegenüber spiele, desto eher werde ich auch genau das anziehen, das mir gegenüber dann eben auch nur seine Rolle vorspielt, also auf andere ebenso reinfallen wie diese auf mich. Was natürlich im Kontext einer Beziehung die rundum überall sichtbaren Folgen nach sich ziehen dürfte.

Menschen, die eigentlich gar nicht zueinander passen, schon gar nicht sowas wie füreinander bestimmt sein dürften, weil einfach viel zu wenig zueinander passt, quälen sich damit ab, sich gegenseitig passend(er) zu machen, und machen sich selbst und dem Gegenüber, oder auch anderen im Umfeld, das Leben zur Hölle.

In Folge, und weil wir auch kaum mal was anderes sehen, erleben, kennenlernen verlieben wir uns in diese, eigentlich kranken, ungesunden Muster, Strukturen, in die Mechanismen, aber auch den Thrill, den Kick menschlicher Dramen, die nunmal die doofe Angewohnheit haben, in irgendeiner Art des Scheiterns zu münden.

Wie geht's anders? Meines Erachtens liegt der Schlüssel zunächst einmal in so etwas wie Ehrlichkeit, Authentizität, Wahrhaftigkeit sich selbst, und in Folge auch anderen gegenüber. Wenn ich mir selbst, oder anderen andauernd was vormache, vorspiele, das ich gar nicht bin, wie sollen die mich denn dann tatsächlich überhaupt sehen, wahrnehmen, verstehen können? Das bedeutet aber meines Erachtens in den meisten Fälle auch, sich von jeder Menge durchaus liebgewonnenem Fremdmüll erstmal trennen zu müssen. Problematisch besonders dann, wenn diese Fremdinhalte in Form diverser Glaubensmuster, Konzepte, Vorstellungen, Programmierungen, Gehirnwäschen tief in einem selbst verankert sind, man diese für genau das hält, das einen ausmacht, für Aspekte, Teile der eigenen Persönlichkeit, Identität. Noch problematischer, wenn man auf diese Konzepte gerade dadurch reingefallen ist, weil sie einem suggeriert, versprochen haben, denjenigen duch ihre Implementation näher zu sich selbst hinzuführen, ganzer zu machen, zu heilen.

Womit wir - würde ich meinen . gleich mal den Großteil der Inhalte, Versprechungen und "Heilsleeren", die alleine in diesem Forum so rumgeistern, und mehr oder weniger in Mode sind, eigentlich den Gully runterspülen könnten. Jetzt höre ich da wohl einige aufschreien. Gut so! Kommt euer vergrabener Schmerz mal raus! Einer wenigstens mal.

Sorry, aber ich seh's eben inzwischen so, nachdem ich mir da selbst auch jahrelang den ganzen Kram Länge mal Breite reingezogen und ihn dann doch wieder, was mir wesentlich schwerer fiel, - immerhin doch recht erfolgreich, hoffe ich - entsorgt habe. Die Resultate allerdings sprechen nunmal eine ganz eindeutige Sprache. Aber den Weg muss wohl jeder selbst auf seine Art gehen. Samt allen Folgen. Denn die werden einander nunmal nicht allzu ähnlich sein, schätze ich.

Tatsächlich echt, authentisch zu sein, erst recht anderen gegenüber, scheint für die meisten Menschen wirklich ein beinahe unüberwindbares Problem darzustellen. Besonders, wenn es um die Folgen geht, die Reaktionen anderer darauf. Also "erfindet" man sich doch wieder eine neue Rolle, die man selbst für echt, authentisch hält, und die leider auch wieder nur eine etwas besser getarnte Show, zunächst mal sich selbst gegenüber, und in Folge wieder anderen gegenüber wird. Weil aber nun die meisten Menschen eigentlich sowohl bei sich selbst als auch bei anderen nur diese diversen Rollen kennnen und erkennen, fallen andauernd alle gegenseitig aufeinander rein. Mit Folgen die unser Zusammenleben nunmal nicht unbedingt in vielem so wirklich optimal und rund werden lassen. Weder privat noch öffentlich.

Nun mag sich der Eindruck einschleichen, dass ich da Beziehung in einigem als Art Therapierersatz sehe, was auch in gewisser Weise stimmt, zugleich aber denke ich, tatsächlich verhält es sich genau umgekehrt.

Erst der Umstand, dass in vielen Beziehungen diese Ebenen, diese Nahebereiche, oder eigentlich tatsächlichen Intimbereiche gar nicht (mehr) möglich sind, fehlen, oder nur teilweise funktionieren, führt erst dazu, dass so etwas wie Therapien nötig werden. Wenn es zumindest nicht um gravierende Dinge wie Schizophrenie, Psychosen oder ähnliches geht, die dann wohl doch eher professionelle Hilfe nötig machen, so wie wohl auch keiner ein gebrochenes Bein unbedingt alleine daheim selbst wieder einrenken und schienen dürfte oder sich selbst den Blinddarm rausnehmen wird.

Während nun aber frühe Psychiatrie, Psychotherapie etc. im Kontext eines damal noch eher hochgehaltenen humanistischen Kontexts davon ausging, durch ihre Tätigkeit den Patienten dazu zu bringen, wieder besser in sein reales Leben, seinen Alltag zurückzufinden, begannen leider, wie ich meine, in ihrem Kontext, erst recht aber duch gewisse östliche "Weisheiten", vor allem deren Exporte im Kielwasser diverser post-68er und etwas später New-Age oder eben anderer esoterischer Alternativströmungen beeinflusst, neuere, alternativere Konzepte zu verkünden, dass es eben lediglich um ein Individuum alleine ginge.

Das Ganze nannte sich dann Selbstfindung, Selbstverwirklichung, Wege zum wahren Selbst, was auch immer. Deren unsichtbarer Feind dann auch paradoxerweise ein seltsames Ego wurde, der dem - ähem - Egoismus der eigenen Selbstverwirklichung anscheinend andauernd im Weg zu stehen schien. Was für eine Augenauswischerei. Zumindest auf die Art. Finde dein wahres Selbst, trenne dein Ego von ihm, und schon stehen dir alle Türen offen! Dummerweise liegt dann aber auch alles, das - natürlich dann auch - schiefgehen sollte und wird, an dir alleine. Hast halt leider doch (noch) was übersehen, falsch gemacht.... Nächster Kurs, bitte! Namaste, nee Euro sind mir lieber!

Jedenfalls, alles liegt, lag auf einmal nur an dir selbst, bis hin zur Postulierung der völligen Nichtexistenz jedweder äußerer Wirklichkeiten oder Realitäten. Alles nur dein eigener Mindfuck. Und wenn du lernst, denn besser zu kontrollieren zu steuern, kannst du so richtig glücklich werden, was dann meistens übersetzt bedeutet, möglichst viel Geld auf diverse magische oder abergläubisch-rituelle Weise zu dir näher heranzuziehen. Oder eben den Traumpartner. Bestellungen ans Universum. Gott ist eine Dollar und Euro-Kopiermaschine. Oder schickt dir per fünfdimensional-himmlischem-Amazon-Quantenversand dein Lieblings-90-60-90-Poster in lebensecht, ganz dreidimensional als Nachbarin um die Ecke. Musst nur lernen alles richtig zu wünschen und zu manifestieren.

Als Verkaufsargument ist sowas natürlich praktisch, weil es natürlich sowohl den eigenen Mangel triggert als auch eine Lösung ohne dessen tatsächliche Behebung suggeriert, verspricht. So wie im Real Life auch überall.
Die zeitgemäße Tupperware-Party nennt sich Satsang und wird live per Internet für ein ausgewähltes Publikum - also diejenigen die das Eintrittsgeld rechtzeitig per Paypal überwiesen haben - gesendet. Im Preis inklusive, eine Gratis(?)-Frage an den Meister. Die Art der Verarsche und Abzocke allerdings ist haargenau dieselbe wie in irdischeren Gefilden auch. Und bitte, bitte, ganz wichtig, nicht werten! Ja nicht werten, ja nicht wirklich hinsehen, was wir dir da an Schrott so alles reinspammen, denn sonst funktioniert der nicht richtig!

Frei übersetzt: Wenn du wüsstest was wir da tun, würdest du uns ja schreiend davonlaufen. Und das wollen wir alle doch nicht. Wie sollen wir uns denn sonst unsere Prunkvilla auf Goa oder den Kanarischen Inseln finanzieren können?

Wozu sind denn dann aber andere auch da? Oder eben auch ganz besondere andere? Nämlich die wenigen, mit denen man in diesem seltsamen, in meinen Augen weitgehend völlig duchgeknalltem Haufen, zu dem ich nunmal leider doch auch irgendwie selbst zu gehören scheine, unerwarteterweise und beinahe einem Wunder gleich tatsächlich auf einmal doch noch einigermaßen normal und problemlos klarkommt.

Nicht du hast andauernd was falsch gemacht, die anderen haben einfach nicht zu dir gepasst! Hast dich ganz umsonst auf den Kopf gestellt oder stellen lassen. Und auf einmal ist das nicht einmal mehr nötig! Oh! Wow! Was'n da auf einmal los?

Alleine die Art von Erfahrung, Erkenntnis ist bereits eine ziemliche Befreiung für jemanden, würde ich meinen.

Mal abgesehend davon, dass Lösungen zu finden gemeinsam ungleich schöner, erfüllender sein kann als ganz alleine im stillen Kämmerlein. Man wächst miteinander, aneinander, im Idealfall, entwickelt, entfaltet sich gemeinsam. Geht ein Stück des Weges oder auch mehr miteinander. That's life, eine ganz wunderbare Symbiose, in der eine Menge, so sie funktioniert, auf einmal viel einfacher als erwartet werden kann. Oder auch gleich viel schwieriger, komplizierter, verdrehter, wenn's eben doch nicht zusammenpasst. Das ist das Risiko, aber eben auch die Chance.

Wenn jemand so ein Gegenüber aber tatsächlich mal findet, das das zu bewirken vermag, und bei dem man selbst dasselbe umgekehrt zu bewirken vermag, was vermutlich der schwierigste Teil der Übung sein dürfte, war zumindest in meinem Fall so, dann, schätze ich, hat man zumindest im privaten Bereich so etwas wie einen (kleinen) Himmel auf Erden. Immerhin vielleicht mal eine Art Anfang....

Leider kann man das, fürchte ich, mit keiner Technik, Methode, nach keinem Rezept der Welt lernen, oder steuern. Weil genau so etwas eben nicht nur von einem und seinen Vorstellungen alleine abhängt. Ebensowenig wie das hier eine Art Rezept sein soll oder kann. Zwischen mir und jemandem anderen hat es genau so funktioniert, wofür ich - neben so viel Anderem auch - unendlich dankbar bin. Ob oder wie bei anderen, oder ob so etwas für andere überhaupt erstrebenswert oder sinnvoll wäre, kann ich nicht beurteilen.

Vielleicht inspiriert es ja ein paar andere oder macht ein wenig neugierig. Auf vielleicht eure eigenen (kleinen) Himmel auf Erden. Und vielleicht wird ja irgendwann einmal aus ein paar kleinen Himmeln auch eine Art Netzwerk eines etwas größeren...

So in ein paar Jahrhunderten oder Jahrtausenden vielleicht, wenn die Menschheit den ganzen Wahnsinn, den sie sowohl selbst erschaffen hat, nach wie vor, und der da wohl auch noch auf sie zukommen dürfte, möglicherweise ja doch noch irgendwie überlebt. Derzeit sieht's ja, würde ich meinen, eher nicht danach aus.

Chancen sind Möglichkeiten, immer da, eigentlich. Warten darauf, gefunden, erkannt zu werden. Fast so wie ein Schatz. Und vielleicht entpuppen sie sich ja tatsächlich auch als ganz besonderer Schatz. Nachdem man ihn im wahrsten Sinn des Wortes miteinander ausgegraben hat, wieder ans Licht geholt hat. Zumindest für zwei...

Ergreifen, nützen muss man die Chancen schon selber. Oder auch nicht.
 
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Ja und Nein!

Das Vertrauensverhältnis in diesem Zusammenhang ist natürlich etwas ganz Essenzielles, das heißt, persönliche Nähe ist sicher hilfreich. Auf der einen Seite, und mit der kann, könnte man bei gegenseitiger Bereitschaft durchaus einige Hürden nehmen. Was zugleich auch die Vertrauensbasis vertiefen kann, auf beiden Seiten.

Ja, so sehe ich das auch, denn Vertrauen erst ermöglicht sich zu öffnen und Dine gemeinsam anzugehen, die ansonsten "versteckt" blieben. In einer Welt voller Misstrauen und Abwehr ist es sehr selten geworden und etwas besonderes, wenn man noch jemandem vertrauen kann und die Person, der man vertraut es auch rechtfertigt, das in sie gesetzte Vertrauen.

Allerdings erledigen sich gewisse Dinge eben nicht von selbst, da ist's möglicherweise nicht alleine damit getan, dass jemand eine Türe wieder öffnet, sondern da mag eben auch eine entsprechende fachliche Kompetenz vonnöten sein, damit der aktivierte oder ausgelöste Prozess nicht entgleitet sondern in den richtigen Bahnen verläuft.

Ja es birgt natürlich auch gewisse Risiken Türen zu öffnen, wenn man nicht weiss, was sich dahinter verbirgt. Es kann etwas schwerwiegendes sein, dann man alleine nicht stemmen könnte, dann benötigt es einen "Fachmann". Um zu verhindern, dass etwas entgleitet, muss man sehr vorsichtig sein und schauen wann es sich wie anfühlt.

Also wenn was über Kommunikation, Zuhören, "normale Interaktion" möglich ist, das dürfte nicht so problematisch werden, wenn's aber darum geht, unbewusste, verdrängte Inhalte aufzuwecken, zu reaktivieren, es also tatsächlich in die therapeutische Richtung geht (mal grundsätzlich unabhängig von der Methode), da mag die Grenze des auf diese Art Möglichen erreicht sein.

Ich denke, es ist nie falsch zu reden, denn Schweigen macht es nicht besser es verhindert nur eine mögliche Heilung der inneren Wunden. Bin immer dafür, dass Dinge ausgesprochen und bearbeitet werden, denn nur so kann eine Lösung erfolgen. Man braucht aber den richtigen Gesprächspartner, sowie die Fähigkeit, Vertrauen in eine andere Person zu legen.Ist beides gegeben, so kann eine Weiterentwicklung und auch die Heilung dadurch erfolgen.
 
In einer Welt voller Misstrauen und Abwehr ist es sehr selten geworden und etwas besonderes, wenn man noch jemandem vertrauen kann und die Person, der man vertraut es auch rechtfertigt, das in sie gesetzte Vertrauen.

Das scheint leider anscheinend wirklich schwierig zu sein. Besonders dann, wenn eben einseitiges Vertrauen bereits oft enttäuscht wurde. Noch schwieriger, wenn das auf beiden Seiten erfolgt ist. Was bereits selbst wieder zu einer Art Hürde wird.

Aber eigenartigerweise scheint der Umstand, dass jemand so etwas doch irgendwann tatsächlich zu erleben vermag, durchaus positiv, "heilend" wirken zu können.

Das Risiko, wieder enttäuscht zu werden, ist natürlich zugleich trotzdem mit da.


Ich denke, es ist nie falsch zu reden, denn Schweigen macht es nicht besser es verhindert nur eine mögliche Heilung der inneren Wunden. Bin immer dafür, dass Dinge ausgesprochen und bearbeitet werden, denn nur so kann eine Lösung erfolgen. Man braucht aber den richtigen Gesprächspartner, sowie die Fähigkeit, Vertrauen in eine andere Person zu legen.Ist beides gegeben, so kann eine Weiterentwicklung und auch die Heilung dadurch erfolgen.

Es scheint da einen etwas eigenartigen(?) Mechanimus zu geben, der anschienend sogar tatsächlich zu funktionieren scheint.

Alice Miller nennt das den mitfühlenden, oder wissenden Zeugen.

Dabei geht es darum, entweder eine Erfahrung, ein Erlebnis gemeinsam erlebt zu haben (kennt man beispielsweise auch von Kriegsverteranen oder Ähnlichem, eine Art Solidarität des geimesam erlebten Leidens, die aber bei diesem beispiel eben noch keine Auflösung, Transformation beinhaltet, sondern mitunter eher selbstbetätigend wirkt.), man hat etwas nicht nur ganz alleine erlebt, oder darum, dass jemand seine "traumatischen", ihn belastenden Erfahrungen mit jemandem teilt, sich mitteilt, seine Perspektive sozsuagen ins Außen trägt, so dass sie zumindest stellvertretend für das Ganze zumindest eine andere Person auch kennt. Man "übergibt" im Idealfall sozusagen das eigene, innere Problem an die Wirklichkeit, das Universum, wie auch immer man das definieren mag, und zugleich hat das anscheinend eine Art Befreiungseffekt, es belastet denjenigen im eigenene Inneren zumindest nicht mehr dermaßen stark, sondern man kann zumindest, was die Intensität betrifft, einiges loslassen, die eigene Last ablegen.

Ist auch nicht immer unproblematisch, aber im Prinzip scheint der Mechanismus wirklich zu funktionieren, so ferne ein dafür geeignetes Gegenüber vorhanden ist.

Ist es dafür das Falsche, Ungeeignete, kann das natürlich auch etwas danebengehen.
 
Das scheint leider anscheinend wirklich schwierig zu sein. Besonders dann, wenn eben einseitiges Vertrauen bereits oft enttäuscht wurde. Noch schwieriger, wenn das auf beiden Seiten erfolgt ist. Was bereits selbst wieder zu einer Art Hürde wird.

Ja, hier spielt die erlebte Vergangenheit beider Gesprächspartner eine grosse Rolle, denn zu oft enttäuschtes Vertrauen begünstigt den "Mauerbau" dann extrem. Diese Hürde wurde zum Selbstschutz errichtet und nur mühevoll lässt sie sich dann entfernen, denn es birgt das Risiko einer neuen Enttäuschung.

Aber eigenartigerweise scheint der Umstand, dass jemand so etwas doch irgendwann tatsächlich zu erleben vermag, durchaus positiv, "heilend" wirken zu können.

Gemeinsamkeiten jeglicher Art schaffen Nähe und das gefühl nicht alleine zu sein, da fällt es leichter Mauern aufzubrechen, wenn man sich nahe fühlt. Es wirkt heilend, wenn jemand ähnliches erlebte, denn der Mensch ist ein Rudeltier und das gibt ein Gefühl von Gemeinschaft.

Das Risiko, wieder enttäuscht zu werden, ist natürlich zugleich trotzdem mit da.

Ja und ich finde, dem kann man nur mit Vertrauen entgegenwirken, dem Gefühl der Angst vor weiteren Enttäuschungen.

Es scheint da einen etwas eigenartigen(?) Mechanimus zu geben, der anschienend sogar tatsächlich zu funktionieren scheint.

Ja, das denke ich auch, es gibt soviele Mechanismen die beim Menschen aktiv sind, dies wird einer davon sein.

Alice Miller nennt das den mitfühlenden, oder wissenden Zeugen.

Dabei geht es darum, entweder eine Erfahrung, ein Erlebnis gemeinsam erlebt zu haben (kennt man beispielsweise auch von Kriegsverteranen oder Ähnlichem, eine Art Solidarität des geimesam erlebten Leidens, die aber bei diesem beispiel eben noch keine Auflösung, Transformation beinhaltet, sondern mitunter eher selbstbetätigend wirkt.), man hat etwas nicht nur ganz alleine erlebt, oder darum, dass jemand seine "traumatischen", ihn belastenden Erfahrungen mit jemandem teilt, sich mitteilt, seine Perspektive sozsuagen ins Außen trägt, so dass sie zumindest stellvertretend für das Ganze zumindest eine andere Person auch kennt. Man "übergibt" im Idealfall sozusagen das eigene, innere Problem an die Wirklichkeit, das Universum, wie auch immer man das definieren mag, und zugleich hat das anscheinend eine Art Befreiungseffekt, es belastet denjenigen im eigenene Inneren zumindest nicht mehr dermaßen stark, sondern man kann zumindest, was die Intensität betrifft, einiges loslassen, die eigene Last ablegen.

Ich kenne Alice Miller nicht aber dem Text von ihr, stimme ich zu, geteiltes Leid ist halbes Leid, besagt ja auch ein Sprichwort und ich denke da ist schon etwas dran. Solidarütät ist mir auch immer sehr wichtig gewesen, denn es zeigt eine Menschlichkeit, die es erleichtert im Leben an etwas Gutes zu glauben. Zusammenhalt ist ja auch Solidarität und das ist etwas sehr wertvolles, aber heute auch oft leider seltenes.

Ist auch nicht immer unproblematisch, aber im Prinzip scheint der Mechanismus wirklich zu funktionieren, so ferne ein dafür geeignetes Gegenüber vorhanden ist.

Ja, oft braucht es nur den richtigen Gesprächspartner, wenn der aber vorhanden ist, kann es Berge versetzen.

Ist es dafür das Falsche, Ungeeignete, kann das natürlich auch etwas danebengehen.

Ja, das bedeutet man sollte sehr bewusst auswählen, wem man vertraut und hier auch auf seine Eingebung hören, ob ja oder nein.
 
Ich kenne Alice Miller nicht aber dem Text von ihr, stimme ich zu, geteiltes Leid ist halbes Leid, besagt ja auch ein Sprichwort und ich denke da ist schon etwas dran. Solidarütät ist mir auch immer sehr wichtig gewesen, denn es zeigt eine Menschlichkeit, die es erleichtert im Leben an etwas Gutes zu glauben. Zusammenhalt ist ja auch Solidarität und das ist etwas sehr wertvolles, aber heute auch oft leider seltenes.

Die Gefahr ist, dass geteiltes Leid zu doppeltem wird. Wenn's tatsächlich halbes wird, oder man wo tatsächlich einen Schritt weiterkommt, ist's eh gut.

Mitleid, Mitgefühl kann auch zur Falle werden, oder eine Art getarnter Egotrip auf Kosten des Leidenden werden. Sollte nicht so sein, scheint aber durchaus häufig aufzutreten.

Risiko und Chance zugleich.
 
Die Gefahr ist, dass geteiltes Leid zu doppeltem wird. Wenn's tatsächlich halbes wird, oder man wo tatsächlich einen Schritt weiterkommt, ist's eh gut.

Mitleid, Mitgefühl kann auch zur Falle werden, oder eine Art getarnter Egotrip auf Kosten des Leidenden werden. Sollte nicht so sein, scheint aber durchaus häufig aufzutreten.

Risiko und Chance zugleich.

Ja, leider kann es auch so sein wie du es hier sagst, das stimmt und hätte dann fatale Folgen evtl, drum ist Vorsicht so wichtig. Kann man sich jedoch auf seine Eingebung verlassen, was Menschen angeht, so veringert sich das Risiko auf ein einschätzbares Mass.

Es ist riskant, aber man sollte meiner Meinung nach, es immer wieder versuchen jemanden auf "Augenhöhe" zu finden. Das Leben ist auch Risiko, man kann etwas gewinnen, das sehr kostbar dann ist.
 
Von Hunden und Menschen


Ich hatte einmal einen Hund, groß, schwarz. War eigentlich ein ganz Lieber, besonders kleinen Kindern gegenüber. Nur mit anderen Rüden kam er nicht so ganz klar. Die wurden sogar attackiert, wenn sie um einiges stärker als er waren. Rotphase, tilt.

Und wenn er sich dann wieder einmal von einem Rottweiler oder Vergleichbarem eine blutige Schnauze geholt hatte, war er erst recht sauer. Also wurde praktischerweise der nächst schwächere Rüde, der ihm über den Weg lief, erst recht zur Schecke gemacht, damit das eigene Image, Selbstbild, bei Menschen wohl Ego genannt, wieder in Ordnung kam. Danach ging's ihm wieder gut und er war wieder brav. (Na ja, so eingermaßen...)

So etwas läuft bei Hunden nur, zumindest normalerweise innerhalb des eigenen Geschlechts ab, Rüden attackieren nur Rüden, Hündinnen nur andere Hündinnen.

Menschen sind da ganz anders, die erschaffen sich zuerst einen fiktiven Gegner, ein sogenanntes Feindbild, projizieren dann ihre Wut, ihren Frust darauf, und machen ihn erst dann real fertig. Bevor das Bild wieder unscharf wird oder ins Wanken gerät. Danach ist's jedenfalls stabiler geworden, meistens.

Wieso aber heißt das bei Menschen dann trotzdem Alpharüden-Verhalten oder Stutenbeißen? Ist doch so ganz was anderes, oder doch nicht?

Vielleicht, um es von den ganz normalen und "legitimen(?)" Schlägen, Misshandlungen, Manipulationen, Übergriffen, die beziehungs- oder familienintern geschlechterübergreifend hierarchisch liebevoll ausgetauscht werden, unterscheiden zu können?

Das Ganze hat übrigens Tradition, die der Sündenböcke, klar eigentlich. Wenn alle Sündenböcke sind, muss einer ja schließlich der Oberhammel sein, damit's auch seine Ordnung hat. Solidarität in der Finsternis, und niemand hat schuld. Außer einem. Dem einen, oder der einen, auf den/die sich alle in kollektiver Mehrheitentscheidung geeinigt haben. Der, die dann eben stellvertretend für alle geopfert wird.

Führen uns auch die Medien beinahe täglich vor, wie das Spiel funktioniert, oder zu funktionieren hat. Unter dem Applaus allfäliger Liker. So lange es nicht jemanden selbst betrifft...
 
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erfolgreich beten



Das vermutlich erfolgreichste Gebet der Welt könnte, denke ich, könnte in etwa so lauten:

"Lieber Gott, lass sie morgen auch noch glauben!"

Satan's Nachtgebet könnte man es vielleicht auch nennen, muss man aber auch nicht...
 
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