Ja, ich zweifle nicht daran dass es da Missstände gibt die mindestens zum Teil auch noch und sicherlich auch noch für einige Zeit strukturell geprägt sind, also v.a. große Firmen die zum Teil schon lange existieren und extrem "Männer-dominiert" sind.
Aber: Ich denke nicht das es nur um Führungspositionen gehen muss. Auch die meisten Männer arbeiten ja nicht in Führungspositionen sondern weit darunter. Ein großes Missverhältnis besteht ja schon darin welche Berufe vor allem von Männern geprägt werden weil sich wesentlich weniger Frauen darauf bewerben - und das sind oft technische Berufe oder im Bereich Finanz usw.
Dazu kommt: Frauen landen ganz natürlich in Führungspositionen wenn sie selbst ein Unternehmen gründen. Und das gibt es ja. Es ist nur ebenfalls seltener als bei Männern.
Wenn man bedenkt, dass Mädchen häufiger Abitur machen als Jungen, viel seltener ganz ohne Schulabschluss dastehen als Jungen und auch auf Hochschulebene Frauen Männer überholt haben, dann liegt eigentlich auf der Hand, wo das eigentliche Problem steckt - am "Können" oder "Zutrauen" liegt es ganz sicher nicht.
Genau darauf möchte ich ja hinaus. Wenn es also weder an Fähigkeiten noch Mangel an Selbstbewusstsein liegt, dann hat es vielleicht doch auch einfach mit Unterschieden zwischen Männern und Frauen zu tun und vielleicht auch tatsächlich zumindest als ein Aspekt unter mehreren mit dem Thema Kooperation zu tun.
Denk noch mal an das "Band-Beispiel", denn wie gesagt: Es gibt null Gründe und auch keinerlei Anzeichen dafür das Frauen weniger musikalisch wären als Männer. Es gibt keine Gründe dafür das Frauen im Musikbusiness eher abgelehnt werden als Männer - einige der erfolgreichsten Solokünstler aller Zeiten sind Frauen. Das Verhältnis ist ziemlich ausgewogen. Aber Bands? Frauen scheinen keine Frauen-Bands zu gründen und wenn doch, als Band schnell zu scheitern.
Und ich kenne Startups die von Frauen gegründet wurden und auch geführt werden. Aber sobald man sich die Teams dann wieder ansieht: Der Rest besteht dann wieder fast ausschließlich aus Männern.
Ich vermute, dass leider erst noch einige Jahrzehnte vergehen müssen, bis sich die Gesellschaft so verändert hat, dass auch das kein Problem mehr darstellt.
Aber bis was genau kein Problem mehr darstellt? Was ist das Grundproblem?
Man kreiert mehr oder weniger bewußt eine "Wahrheit", wenn man beschreiben will, dass momentane nachweisbare Unterschiede im Leben von Männern und Frauen an "natürlichen"/ genetischen/ neuronalen oder was auch immer Unterschieden zwischen Männern und Frauen liegen, die mit der Realität nichts zu tun haben.
Du hast aber doch Artikel verlinkt die genau diese Unterschiede hervorheben. Nur ein paar Zitate:
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Männer sind demnach geduldiger, wenn es etwa darum geht, bis wann sich eine Investition rentieren muss oder ob sich eine Bildungsausgabe lohnt. Sie sind auch risikofreudiger, haben also weniger Angst vor dem Misserfolg."
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Es sind also nicht die festgefügten sozialen Rollen armer Gesellschaften, die Frauen und Männer davon abhalten, gleicher zu werden. Vielmehr unterstreichen die Geschlechter ihre Unterschiede noch, wenn sie sich relativ frei entwickeln können."
"Im Durchschnitt kooperierten bei den gleichgeschlechtlichen Paaren die Männer besser als die Frauen."
"Männer hingegen kooperieren in großen Gruppen besser."
Das sind alles Zitate aus jenen Artikeln die Du verlinkt hast. Und man kann natürlich darüber diskutieren und auch anzweifeln ob das die Realität korrekt widerspiegelt, aber man sollte m.A.n. nicht einfach implizieren dass "die mit der Realität nichts zu tun haben.".
Ich sehe es sogar genau umgekehrt. Einerseits ist es zwar sicherlich richtig, dass man auch "Wahrheiten kreiert" indem man Unterschiede (oder zumindest die Möglichkeit das sie existieren) kommuniziert, umgekehrt ist es aber ebenfalls richtig: Die meisten jungen Menschen, egal welchen Geschlechts, müssen sich und ihre Fähigkeiten und Interessen und natürlichen Anlagen erst einmal finden und kennen lernen. Dazu ist Bewusstmachung wichtig. Und nehmen wir mal für einen Moment an das es statistisch durchaus wesentliche Unterschiede gibt was Interessen und Anlagen betreffen. Natürlich nicht definitiv auf jede/n, aber eben kollektiv gesehen deutlich. Nun wird aber oft genug so getan als müssten Frauen in Männerdomänen vordringen womit ja durchaus nicht selten subtil kommuniziert wird, dass das was als Frauen-Domäne gilt nicht denselben Wert hat. Stell Dir vor dass eine Frau ihre Erfüllung tatsächlich als Hausfrau und Mutter finden würde... daran wäre ja nichts falsch und es wäre doch nicht weniger bedeutend als z.B. zu programmieren oder einen Bagger zu fahren. Wenn aber ständig so getan wird als ob es im Grunde keine Unterschiede gäbe und Frauen die dem Frauen-Klischee-Bild entsprechen nicht modern sind usw... Das hilft niemandem, weder den Frauen noch der Gesellschaft. Vielmehr sollten Unterschiede, die es ja zumindest individuell sowieso gibt, respektiert werden. Junge Menschen sollten dazu ermutigt werden ihre natürlichen Anlagen zu pflegen und auszubauen, ohne dieses extreme Anspruchsdenken.
Das was in der öffentlichen Debatte oft mehr oder weniger subtil kommuniziert wird erinnert mich an diese "moderne" Erziehungsmethode den eigenen Kindern einzureden sie könnten alles werden... unabhängig vom Geschlecht. Das führt dann dazu das unglaublich viele glauben sie müssten etwas ganz besonderes werden und dann rennen die schrägsten Stimmen zu DSDS oder wollen Fußballstars oder Model werden usw. M.A.n. sollte dieses ganze Anspruchsdenken hinterfragt werden. Ich bin auch nicht davon überzeugt das ein Beruf überhaupt super erfüllend sein muss. Egal ob Mann oder Frau, die Erfüllung kann schon auch im Privatleben gefunden werden und es gibt ganze Generationen die Jobs gemacht haben die mit Erfüllung nichts zu tun hatten sondern ausschließlich damit genug Geld für die Familie zu verdienen. Genau jene Jobs werden aber immer weniger respektiert.
Wenn es diese Unterschiede denn geben sollte, dann zeigt sich jetzt - unter noch sehr widrigen Bedingungen - dass Frauen schon seit einiger Zeit bildungsmäßig viel besser aufgestellt sind als Männer.
Sind sie deswegen klüger?^^
Oder spielt Bildung in unserer Gesellschaft doch keine so hohe Rolle, wie oft gepriesen ... ?
Ich denke nicht das es wirklich messbare Unterschiede in der Intelligenz gibt. Ich glaube aber das es Unterschiede in der Art der Intelligenz gibt und das gewisse Klischees durchaus stimmen - nicht auf alle natürlich aber eben kollektiv-statistisch. Und das ist nicht alles anerzogen oder "eingeredet". Ich weiß von mir das ich gewisse Stärken und auch deutliche Schwächen habe. Und beides hat sich sehr früh gezeigt und ganz anders als bei meinem Bruder. Er war der typische Junge, mit großem Interesse an Maschinen und insgesamt dem "Jungen-Klischee" ziemlich nahe. Ich war ganz anders, hatte viel mehr Interesse an Sprache und Psychologie und Null Interesse daran Modell-Kram zu bauen usw. Worauf ich hinaus will ist: Das sind natürliche Anlagen die uns nicht anerzogen wurden. Und angenommen das mehr Jungen als Mädchen eine Faszination für Technik haben und mehr Mädchen als Jungen an Berufen die direkt mit Menschen zu tun haben.. dann sollte man solche Unterschiede nicht begradigen sondern eher nutzen.
Ich denke, man muß seine Denke da komplett "umdrehen", um diesem sehr komplexen Problem einigermaßen gerecht zu werden und nicht auf "Frauen" und/ vs. "Männer" gucken, sondern auf die Gesellschaft.
Das sehe ich ganz anders, denn die Gesellschaft wird nicht von Menschen geprägt die sich nur physisch unterscheiden. Es gibt Männer und es gibt Frauen und genau das macht die Gesellschaft aus. Und sollte ich eine Wette abgeben ob es Unterschiede gibt, wesentlich weitgehender als nur physisch, würde ich alles darauf wetten.
Durch die Schwulen- und Lesbenbewegung, Transgender und Intersexuelle (ich las heute erstmalig auf einem Formular unter Geschlecht "divers") kommt zusätzlich Bewegung in die doch recht festgefahrene Denkweise vieler Bürger. - und erst so wird Platz geschaffen für neue (persönliche) "Wahrheiten", die irgendwann mal "Wirklichkeiten" werden können.
Ja, ich sehe das nicht anders. Aber persönliche Wahrheiten können schon lange Wirklichkeit werden. Wie viele Eltern kennst Du denn die ihr Mädchen daran hindern würden Programmiererin zu werden oder eine Band zu gründen oder Bagger zu fahren oder Schreinerin zu werden oder eine Tech-Firma zu gründen? Ich glaube dass das schon sehr lange möglich ist und jene Frauen die das wirklich wollen und die Fähigkeit haben tun das doch auch. Es sind aber wesentlich weniger als Männer...
M.A.n. sollten solche Unterschiede, von denen zumindest ich bisher glaube das sie existieren und gerade die von Dir verlinkten Artikel bestätigen das ja, respektieren und natürliche Anlagen fördern, anstatt Frauen immer wieder zu vermitteln es sei mehr wert zu programmieren als Krankenschwester zu werden oder gar "nur" Mutter zu sein.