Empathen, was ist das?

Du irrst, denn wer eine Geschichte liest, taucht schon nach kurzer Zeit in die eigene Innenwelt ab. Die Bilder und die Gefühle, die in der Innenwelt entstehen, werden dann zur augenblicklichen Wirklichkeit. Wir finden dann auch die Protagonisten für sympathisch oder lehnen sie ab, freuen, hoffen, trauern und fürchten mit ihnen. Es wird zu einem Traum, in dem auch nicht mehr zwischen Fiktion und Wirklichkeit unterschieden wird. So dauert es auch bei einem Film nicht lange, bis wir zu einem Teil davon werden.
Filme sind noch mal was anderes als Bücher und bei Büchern taucht man natürlich bei romantischen Schnulzen gefühlsmässig ab, wenn sie gut geschrieben sind. Aber ich dachte, es ginge um wissenschaftliche Hintergründe darüber, was man von außen beobachten kann, wenn innen was passiert? Wissenschaft arbeitet nur selten mit Emotionen, das findet man halt vor allem bei Romanen und Liebesfilmen, aber auch in der Politik und im Alltag, oder halt auf der Therapie-Couch.

LGInti
 
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Man kann auch massenhaft Wissen abspeichern (im Kopf oder im Auftrag bei Wikipedia) und hat trotzdem keinerlei Ahnung davon wie es sich anfühlt empathisch zu sein. Die Fähigkeit zur Empathie erlangt man nicht indem man sich schlau macht (sofern mans nicht schon ist :) ).

Davon ab lese ich auch gerne Bücher, und höre mir an was andere sich für Gedanken machen, aber dadurch erlebt man nicht mehr, dadurch denkt man nur mehr. Was natürlich nicht verkehrt ist - aber es wäre ziemlich einseitig, oder?

LGInti

Seh ich anders.
Ich hab durch das Lesen von Romanen einen Zugang zu den Empfindungen von Menschen bekommen, den ich sonst eben nicht gehabt hätte.
Einfach mangels Menschen in meinem Umfeld, die sich mit Empfindungen befassen.
Aber ich denke mal, wenn sich jemand nicht einfühlen kann, wird er mit solchen Romanen eher nichts am Hut haben, sondern Action bevorzugen.
 
Lieber Inti,

Du irrst, denn wer eine Geschichte liest, taucht schon nach kurzer Zeit in die eigene Innenwelt ab. Die Bilder und die Gefühle, die in der Innenwelt entstehen, werden dann zur augenblicklichen Wirklichkeit. Wir finden dann auch die Protagonisten für sympathisch oder lehnen sie ab, freuen, hoffen, trauern und fürchten mit ihnen. Es wird zu einem Traum, in dem auch nicht mehr zwischen Fiktion und Wirklichkeit unterschieden wird. So dauert es auch bei einem Film nicht lange, bis wir zu einem Teil davon werden.

(y)

Genauso erlebe ich das auch! :)
 
Filme sind noch mal was anderes als Bücher und bei Büchern taucht man natürlich bei romantischen Schnulzen gefühlsmässig ab, wenn sie gut geschrieben sind. Aber ich dachte, es ginge um wissenschaftliche Hintergründe darüber, was man von außen beobachten kann, wenn innen was passiert? Wissenschaft arbeitet nur selten mit Emotionen, das findet man halt vor allem bei Romanen und Liebesfilmen, aber auch in der Politik und im Alltag, oder halt auf der Therapie-Couch.

LGInti

Nicht alle Romane, die sich mit den Empfindungen ihrer Romanfiguren befassen, sind romantische Schnulzen.... :rolleyes:
Es gibt auch Romane, die sich zB mit Hass und Rachsucht befassen - siehe zB Moby Dick.
Oder ganz allgemein mit dem menschlichen Miteinander.
 
Filme sind noch mal was anderes als Bücher und bei Büchern taucht man natürlich bei romantischen Schnulzen gefühlsmässig ab, wenn sie gut geschrieben sind. Aber ich dachte, es ginge um wissenschaftliche Hintergründe darüber, was man von außen beobachten kann, wenn innen was passiert? Wissenschaft arbeitet nur selten mit Emotionen, das findet man halt vor allem bei Romanen und Liebesfilmen, aber auch in der Politik und im Alltag, oder halt auf der Therapie-Couch.

LGInti
Einmal ganz einfach:

Wir fahren einen Weg zu Arbeit, den wir schon unzählige Male gefahren sind. Wir schalten, geben Gas, bremsen und lenken. Wir denken dabei aber nicht, wo das Bremspedal ist, welchen Fuß wir benutzen müssen, schätzen nicht ab wie weit und wie schnell wir das Pedal treten müssen. Wir denken auch nicht groß darüber nach wo und wie schnell wir abbiegen müssen. Nein, das alles und noch viel mehr berechnen, überdenken und entschließen wir nicht, das erledigt alles unser prozedurales Gedächtnis. In Wirklichkeit sind wir bei alledem schon gedanklich in der Firma angekommen und überlegen uns, was wir zunächst erledigen müssen.

Wenn wir das alles auf rationaler Ebene erledigen wollten, wäre schlicht und einfach ein zielgerichtetes Handeln unmöglich. Wir scannen unentwegt unsere Umgebung ab und sammeln dabei Unmengen an Information, die wir zeitgleich weder zu- noch einordnen könnten. Es gibt ein paar wenige Menschen, bei denen durch einen Unfall die Verbindung der beiden Gehirnhälften geschädigt ist und deshalb ein Hinweisschild an der Straße nicht mehr zuordnen können. So könnten wir also zum Beispiel auch in einer lauten Disco die Stimme eines Gesprächspartner nicht mehr mit der konkreten Person verbinden.

So ist der Komplex Empathie mit dem sozialen Umfeld beschäftigt, ob sich da eine Entwicklung anbahnt, die uns schaden aber auch nützlich sein könnte. Etwas, über das wir oft nicht lange nachdenken können, deshalb wird hier keine Bewusstwerdung herbeigeführt, sondern einfach als Wahrheit deklariert. Man stelle sich vor, wir müssten jede Nuance in der Mimik, Haltung und Gestik unseres Gegenübers überdenken, ich fürchte, dass wir damit einer Konversation wohl kaum noch folgen könnten.

Hinter diesem gigantischen Nachrichten- und Sicherheitskonzern thront der Hippocampus als Chef und Zensor, der darüber entscheidet, was existenziell wichtig ist und was nicht. Bewusst wird uns also nur das, wobei ein innerer Konflikt besteht und zwischen zwei oder drei Möglichkeiten für ein zielgerichtetes Handeln entschieden werden muss. Darin liegt dann auch der Grund, warum beim Menschen hinter jeder Handlung auch eine Motivation stehen muss.

So und damit wird auch klar, dass es keine Rolle spielt, mit was ich mich beschäftige, denn aller Anfang beginnt im Unbewussten und erst am Ende steht die Möglichkeit zur Bewusstwerdung. In Beitrag #1010 hatte ich ja schon zum Thema Empathie eine Übersicht eingestellt, in der die beteiligten Gehirnareale aufgeführt werden.


Merlin
 
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