eine verzweifelte Mutter die ihre Kinder ermordete...

Ramar schrieb:
Je tiefer die Erkenntnisse eines Juristen sind, und je länger er sich dem Studium der Rechtswissenschaften widmet, umso stärker werden seine Hemmungen gegenüber der so einfachen Frage: 'Was ist das Recht'?
Sir Frederick Pollock, (1845 - 1937), englischer Rechtswissenschaftler

:trost:

L.G.

Ramar

Sag ich ja, interessantes Bild :)
 
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LeBaron schrieb:
Spannende Thesen.
Inwiefern führen sie zu der Schlussfolgerung, den Mann nicht anzuklagen?
Und damit diese Hypothesen gar nicht gerichtlich zu untersuchen?
Gruss
LB
Natürlich kann man alles gerichtlich untersuchen und natürlich ist offensichtlich das Rachebedürfnis gegen diese Frau und Anhang besonders gross - gegen eine gerichtliche Untersuchung unter Berücksichtigung der vielschichtigen menschlichen Psyche hätte ich, sind wir doch in unserem System gefangen, nicht einmal grundsätzlich etwas einzuwenden.
Weswegen soll er aber angeklagt werden. Wie würdest Du so eine Anklage formulieren: Mitwisserschaft ? Mittäterschaft ?
Selbst wenn er es gewusst hat und aus welchem Grund auch immer nicht verhindern konnte (oder wollte) - wäre er verpflichtet seine Frau anzuzeigen?
Rechtlich meine ich , nicht aus einer menschlichen Perspektive.

Logischerweise klingt es schon wirklich abstrus, wenn der Mann und die anderen Kinder nichts von den Schwangerschaften und Geburten bemerkt haben wollen und keinem "herumliegende sterbende oder tote" Babies aufgefallen sein sollten - für mich stellt sich aber eben nicht die Frage nach Rache und Verurteilung oder Anklage sondern die Frage nach dem Geisteszustand der Beteiligten.

Natürlich weiss ich zuwenig über die Psyche oder diverse Gutachten. Bekannt sind mir lediglich puplizierte Details: "Die verdächtige Mutter der Kinder soll nach Experteneinschätzung möglicherweise durch Vereinsamung und soziale Ausgrenzung über Jahre hinweg verroht sein.
Die Entscheidung falle meist im emotionalen Ausnahmezustand direkt nach der Geburt. Als Arbeitslose habe sich die werdende Mutter zurückziehen und die Schwangerschaften verbergen können. Wahrscheinlich hätten zudem ihre Mitmenschen weggesehen. Außerdem fielen in den strukturschwachen und dünn besiedelten Gegenden Brandenburgs seit dem Ende der DDR zunehmend die sozialen Stützsysteme weg.
Je mehr jedoch in heutiger Zeit die Menschen zu Einzelgängern würden, desto geringer werde die Kontrolle."


Darf ich Dich trotzdem generell fragen: Wem hilft nun ein Wegsperren des Mannes oder der Frau in eine Gefängniszelle ? Ändert das etwas am Zustand dieser für mich zweifelsohne schwer psychisch angeschlagenen Personen oder ändert das unsere Gesellschaft oder gar werden dadurch weitere Taten (generalpräventiv) verhindert ? Was geschieht, wenn sie wieder heraus kommen - was wurde dann verbessert, geändert.....?

Das kann doch nicht allen Ernstes die Lösung von klar denkenden Menschen sein.

L.G.

Ramar

Mich würde gewaltig interessieren, was oder wer Du bist. Das klingt alles so nach Staatsanwalt oder vielleicht Richter ?
Auch Deine Signatur: "......lügen, lügen, lügen." Das ist es doch, was Richter jedem unterstellen und vor lauter tatsächlich belogen werden, die Wahrheit nicht mehr erkennen (können).
Und dann auch noch der Avatar: Abraham Lincoln: "„Mein oberstes Ziel in diesem Krieg ist es, die Union zu retten; es ist nicht, die Sklaverei zu retten oder zu zerstören. Könnte ich die Union retten, ohne auch nur einen Sklaven zu befreien, so würde ich es tun; könnte ich sie retten, indem ich alle Sklaven befreite, so würde ich es tun; und könnte ich die Union retten, indem ich einige Sklaven befreite und andere nicht, so würde ich auch das tun. Alles was ich in Bezug auf die Sklaverei und die Schwarzen tue, geschieht, weil ich glaube, dass es hilft, die Union zu retten.“
 
Sabine H. kommt vom Regen in die Traufe. Sie verlässt ein Gefängnis, um ins nächste zu gehen.

Ihr Gesicht hat mich erschüttert. Zum einen ist sie vierzig, also jünger als ich, aber sie sieht sehr alt aus. Wirklich alt. Viel Kummer und Verhärmtheit spricht aus ihrem Gesicht. Sie mag sich äußerlich zurecht gemacht haben, aber innerlich siehts ganz schlimm aus.

Diese Beziehung mit dem Mann war bereits ein Gefängnis und sie lebte in ständiger Angst. Ich weiß selbst, wie schlimm psychische Gewalt sein kann. Das kann ich gut nachfühlen, weil ich es selbst erlebt habe. Wenn ich damals keine Kinder gehabt hätte, weiß ich bis heute nicht, wie lange ich das mitgemacht hätte. Ich bin gegangen für meine Kinder und mit meinen Kindern. Aber nicht jeder hat die Kraft dazu, aufzubegehren. Es ist wie ein Strudel, der einen mit aller Macht immer tiefer zieht. Nicht jeder hat die Kraft, sich diesem Strudel zu entziehen.

Sabine H. hat keine anderen Möglichkeiten gesehen. Sie war gefangen in der Beziehung und gefangen in sich selbst, gefangen in ihrer ständigen Angst. Der Mann war bei der Stasi. Ich vermute, er wußte ganz gut, wie man seine Mitmenschen unter Druck setzen kann. Er brauchte wohl nur ihre destruktiven Muster entsprechend verstärken. Sie hat Krebs. Und ich glaube kaum, daß sie das lange überleben wird. Innerlich ist die Frau schon tot. Möglicherweise ist der Tod in ihrem Fall sogar eine Erlösung.

Wieso sie die Kinder sterben hat lassen ist für Außenstehende (auch für mich) nicht nachzuvollziehen. Aber vielleicht spielte auch der Gedanke mit, den Kinder ein Los wie ihres zu ersparen.

Keiner weiß wirklich, was in den vier Wänden dieser Leute abgelaufen ist. Daß der Mann die Schwangerschaften nicht bemerkt hätte, kann ich nicht glauben. Und wenn er nun alle Schuld von sich weist, ist das falsch. Denn er hängt da genauso mit drinnen. Vielleicht sogar mehr als die Frau. Aber das können wir nicht ermessen.

Eins weiß ich: Es gibt Menschen, die andere dermaßen emotional von sich abhängig machen können, daß diese sich selbst ganz verlieren. Irgendwann kommt dann Resignation und Selbstaufgabe. Gestorben ist Sabine H. schon sehr viel früher.

Ich habe Psychologie nicht studiert, aber ich beobachte viel. Und ich weiß eins, es gibt Beziehungsdramen, die sind kaum zu fassen.

Eine Rolle spielt auch, wie Frauen erzogen wurden. Auch wenn heutzutage Emanzipation und Gleichstellung Schlagworte sind, so ist es teilweise noch immer wie im Mittelalter - nämlich daß die Wertstellung der Frau in der Gesellschaft irgendwo am unteren Ende der Skala ist. Und all diese Faktoren spielen mit im Leben der Sabine H.

Wenn ich das hier so schreibe, dient das nicht zur Entschuldigung der Tat. Tat ist Tat und auch Unwissenheit schützt vor Strafe nicht. Es sind lediglich meine Gedanken und das, was mich anspringt, wenn ich das Gesicht der Frau betrachte. Ihre Augen sind ohne Glanz und voller Angst. Sie guckt wie ein Schaf, das zur Schlachtbank geführt wird. Wie ein Kind in Erwartung der Schläge, die auf es zu kommen. Deswegen sagte ich: Seht euch das Gesicht der Frau an, es spricht seine eigene Sprache.

Alles Liebe
Moonrivercat
 
Danke Moonrivercat, Du hast hier einen wesentlichen psychologischen Moment sehr eindrucksvoll geschildert.

Aus der Perspektive eines "normalen Lebens" sind die Taten nicht nachvollziehbar - aber diese Sicht ist eben völlig falsch.

In psychologischen Ausnahmesituationen ist der Mensch zu Taten fähig, welche er im Normalzustand nie und nimmer ausführen würde, ja nicht einmal in Betracht ziehen könnte. Und solche Situationen können sich sehr
wohl über viele Jahre hinziehen - vor allem wenn die Umgebung, die Gesellschaft, nicht reagiert und wegsieht.

Und so sehr es landläufigem Rache- und Strafdenken widerspricht, die Probanten gehören nicht einfach in irgendwelche Zellen gesperrt, sondern (wahrscheinlich dauerhaft) psychologisch betreut - sie sind eigentlich nicht Täter, sondern Opfer unseres Systems geworden. (so abstrus das klingen mag)

L. G.
Ramar
 
sage schrieb:
Der Lebensgefährte hatte kein Interesse an der Frau?
13 Kinder durch Pollenflug?
Oder war´s doch der Storch?
Sage

Sage, hier belegst Du, selbst aus einer geordneten Welt zu stammen - leider leben viele nicht darin.
Kinder entstehen nicht durch Interesse an einer Frau und es gibt Beziehungen, wo sich dieses Interesse auf gelegentliche drei animalische Minuten beschränkt.
Ich denke, das ist für Dich ebenso unverständlich wie für mich, klingt ekelhaft und grotesk - ist aber für so Manche bittere Realität.

Damit kein Missverständnis entsteht, ich will hier keineswegs die Taten in irgendeiner Form verteidigen, jedoch mich vom Straf- und Rachebedürfnis entfernend aufzuzeigen versuchen, wo die Ursache liegen kann.
Wie schon erwähnt, können nur schwerkranke Geister solche Untaten ausführen und damit sind diese eben zu behandeln und nicht zu bestrafen.

L. G.

Ramar
 
Ramar schrieb:
Wie schon erwähnt, können nur schwerkranke Geister solche Untaten ausführen und damit sind diese eben zu behandeln und nicht zu bestrafen.
Sag ich doch: Strafe heilt keine Krankheit. Schon gar nicht rückwirkend.
 
@Sitanka
Du hast Dein posting versehentlich als Privatnachricht gesendet.
Du hattest, wie Du anmerkst, diesen Jungen als Nachhilfeschüler, als er 7Jahre alt war. Allerdings hast Du auch in einem Posting geschrieben, daß er in Deinem Ort wohnt.
Desweiteren hast Du angemerkt, daß man , als er 7 war, nicht erkennen konnte, daß er eines rTages häuser anzünden würde.
Ich gebe Dir damit recht, aber als Nachhilfelehrerin und auch später hättest Du Gelegenheit gehabt, dem Jungen über ide reine Wissensvermittlung hinaus, Perspektiven für sein weiteres leben mit auf den Weg zu geben.
Du hättest seine Persönlichkeit und sein Selbstwertgefühl stärken können.
Im Übrigen,nehme ich zwar Dein Mitgefühl für diesen Täter zur kenntnis, vermisse aber ähnliche Gefühle für seine Opfer. Waren das alles Menschen, die ihn ausgegrenzt, beschimpft und für jeden erkennbar gedemütigt haben?
Oder waren es vielmehr Familien mit Kindern, die jetzt ihr zuhause verloren haben.Kinder, die wiederum Probleme haben, zu verstehen warum ihnen jemand so etwas antut.
Was werden die eines Tages tun? Hast Du Dich das mal gefragt? Kümmerst Du Dich um sie?



Sage
 
sage schrieb:
@Sitanka
Du hast Dein posting versehentlich als Privatnachricht gesendet.
nein das war nicht versehentlich, das war absicht.
Du hattest, wie Du anmerkst, diesen Jungen als Nachhilfeschüler, als er 7Jahre alt war.
ich habe nie gesagt, das er mein nachhilfeschüler war, sondern das ich auf ihn aufgepasst habe.

Allerdings hast Du auch in einem Posting geschrieben, daß er in Deinem Ort wohnt.
ja richtig, aber als das alles passiert ist, hab ich schon 50 km weit weg gewohnt, da hab ich ihn nur mehr ab und an mal gesehen, wenn ich bei meinen eltern auf besuch war.

Desweiteren hast Du angemerkt, daß man , als er 7 war, nicht erkennen konnte, daß er eines rTages häuser anzünden würde.
Ich gebe Dir damit recht, aber als Nachhilfelehrerin und auch später hättest Du Gelegenheit gehabt, dem Jungen über ide reine Wissensvermittlung hinaus, Perspektiven für sein weiteres leben mit auf den Weg zu geben.
wie gesagt, ich war nicht seine nachhilfelehrerin.
Du hättest seine Persönlichkeit und sein Selbstwertgefühl stärken können.
das hab ich sicher, aber ich denke wenn man 2x die woche 2 stunden auf einen kleinen jungen aufpasst, hat trotzdem die mutter immer noch mehr einfluss, als ich, die nur weil die mutter grade keine zeit hatte, zum aufpassen abgestellt war.

Im Übrigen,nehme ich zwar Dein Mitgefühl für diesen Täter zur kenntnis, vermisse aber ähnliche Gefühle für seine Opfer. Waren das alles Menschen, die ihn ausgegrenzt, beschimpft und für jeden erkennbar gedemütigt haben?
zum glück gibt es menschen die verzeihen können, denn alle 13 geschädigten, haben ihm verziehen, daher hat er sich jetzt beim wiedereinstieg in die normale welt wieder leichter getan. zum glück gibt es für manche eine zweite chance, er hat sie richtig genutzt, so weit ich informiert bin.

Oder waren es vielmehr Familien mit Kindern, die jetzt ihr zuhause verloren haben.Kinder, die wiederum Probleme haben, zu verstehen warum ihnen jemand so etwas antut.
er hat nebengebäude von wohnhäusern oder bauernhöfen angezündet, dort wo niemand gewohnt hat, aber es ist trotzdem beträchtlicher sachschaden entstanden, aber kein personenschaden.

Was werden die eines Tages tun? Hast Du Dich das mal gefragt? Kümmerst Du Dich um sie?
tja, wie schon erwähnt, sie haben ihm verziehen.
 
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Die Erwachsenen haben verziehen, die Kinder auch? Oder gab es dort keine Kinder, die vor Feuer Angst haben?
Du hättest Dich aber freiwillig mehr um den Jungen kümmern können, ihn öfter besuchen und positiven Einfluß auf ihn nehmen können.
Ich weiß, Du hast Deinen Beruf, Du mußt geld verdienen, die Zeit ist knapp etc.
Ich verstehe das alles, aber ich könnte auch behaupten, Du hättest nur Ausreden, weil es Dich überhaupt nicht interessiert hat , was mit dem Jungen los ist, außer daß er hier als Beispiel brauchbar ist.Du hast deine Sicht der Dinge und ich habe meine.Ich kenne ebenfalls Leute mit schwerer kindheit/Jugend, die einen schaffen es ohne Betreuung und die anderen schaffenes nicht, obwohl sie Ansprechpartner haben.
Jeder von uns hat das "Potential", auf die falsche Spur zu geraten, aber es liegt an uns selber, ob wir abdriften oder uns am Riemen reißen und selbst in miesen Zeiten
aufrecht voranschreiten und auf der guten roten Straße bleiben.
Selbsbewußtsein und Selbstwertgefühl werden sicherlich zum teil vom Elternhaus vermittelt, aber ein großes Stück muß man sich auch erarbeiten.Und man muß auch lernen, Verantwortung für sein Handeln zu übernehmen.


Sage
 
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