Hm, das sehe ich ein wenig anders. Die Weltsicht bestimmt unser Handeln, unsere Ideale und Wertvorstellungen schlagen sich in unserem Tun nieder ( 11.9.).
Du sagst, dass die fehlende "Strafinstutution" im Form von Gott oder Karma dem (zügellosem, schlechten) Menschen freies Feld (für sein zerstörerisches Tun) bieten würde, und alle moralischen Grundsätze ausser Kraft wären. Auch das sehe ich anders, denn ich glaube, dass Du da etwas Grundlegendes vergessen hast, und das sind Mitgefühl und Liebe.
Dem Buddhisten geht es darum, sein Ego aufzugeben und seine wahre Natur zu entdecken, die voller Güte und Liebe ist. Der Christ versucht, ein frommes und gottgefälliges Leben zu führen (was ihm oft ziemlich schwerfällt). So ist der Christ ständig gezwungen, Kompromisse mit seiner Umwelt einzugehen, und er tut dies als "Gegenleistung" in Erwartung auf das Himmelreich.
Ich kenne viele Menschen, die ein typisches Syndrom zeigen: heiliges Tun und unterschwelliges Sauer-sein. Eine explosive Mischung !
Ich glaube nicht, dass wir die 10 Gebote, ein Gesetzbuch oder ähnliches w i r k l i c h brauchen. Ich denke, wir brauchen einfach nur Mitgefühl und Zuneigung zu unserer Umwelt. In jedem echten Gefühl ist alles enthalten, um all diese Regelungen überflüssig zu machen: wenn ich Liebe, brauche ich keine Regeln, die es mir verbieten anderen zu schaden.
Für manche mag dieser Weg zu idealistisch aussehen. Aber ich denke, dass für diejenigen, die bereits tief in sich hineingeschaut haben dieses Ideal einen vollkommenen Sinn ergibt. Wir brauchen keine Regeln - sie sind nur "zweite Wahl". Wir brauchen echtes, lebendiges Mitgefühl, das würde vollkommen genügen.
Wie lehrte Gassho seinen Schülern? "Der Gebende sollte dankbar sein, nicht der Empfangende."