Kvatar
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Im Nachbarthread "Leben nach dem Tod - eine freche These" taucht immer wieder der Gedanke eines "Selbst" auf, welches nach dem Tod "Reinkarniert" werde. Diese Vorstellung ist weit verbreitet und zieht sich wie ein roter Faden durch fast alle Religionen. Im nachfolgenden, schriftlich nachgehaltenem Vortrag des buddh. Mönches und Lehrers Ajhan (Meister, Lehrer) Buddhadasa ("Kernholz des Bodhibaumes") werden die Thesen aufgegriffen und aus der Sicht des Buddhismus dargestellt. Da der Vortragende sich sehr eng an die Kernlehre des Buddha hält kommen einige Begriffe aus dem Pali im Text vor. Sie sollten nicht mit der Gefahr des Missverstehens unvorsichtig, eindeutig übersetzt, sondern in ihrem eigentlichen Sinn erschlossen werden.
ANATTA UND WIEDERGEBURT - Ajhan Buddhadasa
Heute wollen wir erst über anatta - (Nicht-Selbst) und dann über Wiedergeburt sprechen. Wenn wir anatta richtig verstanden haben, wird es leichter sein, auch Wiedergeburt richtig zu verstehen. Das Gefühl man sei ein Selbst, entsteht ganz natürlich und instinktiv. Aufgrund dieses Gefühls sprechen die Menschen von einem "Selbst" (atta). Dann lehren sie, daß es ein höheres Selbst gibt, eines, das besonders bedeutsam oder tiefgründig ist. So entwickelt sich das Selbst-Gefühl, durch einen Lern- und Erziehungsprozeß, zu einem Glauben an ein höchstes Selbst, eine ewige Seele. Dieser Glaube und diese Lehre waren zur Zeit des Buddha weitverbreitet. Er jedoch lehrte das Gegenteil, nämlich daß alle Dinge anatta, Nicht-Selbst sind. Die Primitiven, die vor langer Zeit in Wäldern und Höhlen lebten, glaubten an ein atta. Sie glaubten auch an Geister, "Kräfte" und Gespenster, die als Wesen mit einem Selbst angesehen wurden. Diese weitverbreiteten Vorstellungen entstehen leicht im menschlichen Geist. Gibt es erst einmal die Lehre von einem Selbst, dann dauert es nicht lange und es entstehen Zeremonien, Riten und Rituale, die sich auf Geister, Engel, Dämonen und andere "Wesenheiten" beziehen. Mit fortschreitender Zivilisation, entwickelten sich sowohl der Glaube an ein Selbst und
an Geister, als auch die zugehörigen Zeremonien und Rituale, weiter. Die höchste, am weitesten entwickelte Version dieses Glaubens trat in Indien in der Zeit der Upa-nishaden auf. Diese lehrten ein atta, wie jenes an das man heutzutage glaubt: es gibt ein Selbst eine grundlegende Basis oder Realität - in den lebenden Wesen, die sich aufeinanderfolgend reinkarniert. Es wird durch diese lange Abfolge von Geburten langsam gereinigt, bis es in der Ewigkeit endet. Dies ist die höchstentwickelte Theorie des primitiven Glaubens an ein Selbst. So
muß das höchste atta (paramatman - "Höchstes Selbst") gelehrt werden. Diese Lehre eines Selbst oder einer Seele verbreitete sich von Indien ausgehend in anderen Kulturen rund um die Welt. Die meisten Kulturen waren für diese Idee empfänglich und empfanden sie als willkommene Bereicherung der bereits vorhandenen Lehren. Sogar in Thailand wurde die upanishadische Lehre verbreitet bevor der Buddhismus hier ankam. Das war also die Situation bevor der Buddha erschien. Die Lehre des höchsten Selbst wurde als die höchste, neueste und hervorragendste Lehre angesehen. Der Buddha jedoch dachte auf eine neue Weise. Er sah, daß diese Lehre vom Selbst nicht der Wahrheit entsprach. Erstens, existiert das, worüber sie sprachen eigentlich nicht. Zweitens, ist dieser Glaube an atta, an die Lehre, daß atta existiert, die Ursache von dukkha. Er wies darauf hin, daß alles dukkha auf dem basiert, was wir "Selbst" nennen. Der Buddha lehrte anatta aus diesen zwei Gründen: atta - ist nicht wahr und es ist die Ursache von Dukkha. So entstand die Lehre von anatta.
Wir sollten auch wissen, daß nicht-buddhistische Gruppen ebenfalls schon begonnen hatten, in gewissem Maße von anatta zu sprechen. Bei ihnen handelte es sich aber um anatta in untergeordneten, kleinen Dingen. Sie hielten sich an ein "wahres Selbst", unterschieden jedoch einige Dinge als anatta, aber nur untergeordnete Dinge wie den Körper, Reichtum, Besitz, Nahrung und verschiedene Stimulanzien und Verblendungen. Auch sie lehrten ein bißchen anatta, aber sie beharrten immer noch auf einem Selbst, das im Menschen existiert. Dieses Selbst würde sich wandeln, wiedergeboren werden, besser und besser werden, bis es die höchste Vollendung als "ewiges atta," erreichte.
ANATTA UND WIEDERGEBURT - Ajhan Buddhadasa
Heute wollen wir erst über anatta - (Nicht-Selbst) und dann über Wiedergeburt sprechen. Wenn wir anatta richtig verstanden haben, wird es leichter sein, auch Wiedergeburt richtig zu verstehen. Das Gefühl man sei ein Selbst, entsteht ganz natürlich und instinktiv. Aufgrund dieses Gefühls sprechen die Menschen von einem "Selbst" (atta). Dann lehren sie, daß es ein höheres Selbst gibt, eines, das besonders bedeutsam oder tiefgründig ist. So entwickelt sich das Selbst-Gefühl, durch einen Lern- und Erziehungsprozeß, zu einem Glauben an ein höchstes Selbst, eine ewige Seele. Dieser Glaube und diese Lehre waren zur Zeit des Buddha weitverbreitet. Er jedoch lehrte das Gegenteil, nämlich daß alle Dinge anatta, Nicht-Selbst sind. Die Primitiven, die vor langer Zeit in Wäldern und Höhlen lebten, glaubten an ein atta. Sie glaubten auch an Geister, "Kräfte" und Gespenster, die als Wesen mit einem Selbst angesehen wurden. Diese weitverbreiteten Vorstellungen entstehen leicht im menschlichen Geist. Gibt es erst einmal die Lehre von einem Selbst, dann dauert es nicht lange und es entstehen Zeremonien, Riten und Rituale, die sich auf Geister, Engel, Dämonen und andere "Wesenheiten" beziehen. Mit fortschreitender Zivilisation, entwickelten sich sowohl der Glaube an ein Selbst und
an Geister, als auch die zugehörigen Zeremonien und Rituale, weiter. Die höchste, am weitesten entwickelte Version dieses Glaubens trat in Indien in der Zeit der Upa-nishaden auf. Diese lehrten ein atta, wie jenes an das man heutzutage glaubt: es gibt ein Selbst eine grundlegende Basis oder Realität - in den lebenden Wesen, die sich aufeinanderfolgend reinkarniert. Es wird durch diese lange Abfolge von Geburten langsam gereinigt, bis es in der Ewigkeit endet. Dies ist die höchstentwickelte Theorie des primitiven Glaubens an ein Selbst. So
muß das höchste atta (paramatman - "Höchstes Selbst") gelehrt werden. Diese Lehre eines Selbst oder einer Seele verbreitete sich von Indien ausgehend in anderen Kulturen rund um die Welt. Die meisten Kulturen waren für diese Idee empfänglich und empfanden sie als willkommene Bereicherung der bereits vorhandenen Lehren. Sogar in Thailand wurde die upanishadische Lehre verbreitet bevor der Buddhismus hier ankam. Das war also die Situation bevor der Buddha erschien. Die Lehre des höchsten Selbst wurde als die höchste, neueste und hervorragendste Lehre angesehen. Der Buddha jedoch dachte auf eine neue Weise. Er sah, daß diese Lehre vom Selbst nicht der Wahrheit entsprach. Erstens, existiert das, worüber sie sprachen eigentlich nicht. Zweitens, ist dieser Glaube an atta, an die Lehre, daß atta existiert, die Ursache von dukkha. Er wies darauf hin, daß alles dukkha auf dem basiert, was wir "Selbst" nennen. Der Buddha lehrte anatta aus diesen zwei Gründen: atta - ist nicht wahr und es ist die Ursache von Dukkha. So entstand die Lehre von anatta.
Wir sollten auch wissen, daß nicht-buddhistische Gruppen ebenfalls schon begonnen hatten, in gewissem Maße von anatta zu sprechen. Bei ihnen handelte es sich aber um anatta in untergeordneten, kleinen Dingen. Sie hielten sich an ein "wahres Selbst", unterschieden jedoch einige Dinge als anatta, aber nur untergeordnete Dinge wie den Körper, Reichtum, Besitz, Nahrung und verschiedene Stimulanzien und Verblendungen. Auch sie lehrten ein bißchen anatta, aber sie beharrten immer noch auf einem Selbst, das im Menschen existiert. Dieses Selbst würde sich wandeln, wiedergeboren werden, besser und besser werden, bis es die höchste Vollendung als "ewiges atta," erreichte.