Aber im Grunde gehst Du damit doch auch auf psychologische Aspekte ein. Und ich finde die psychologischen Fragen sogar am sinnvollsten... Damit meine ich auch die "Psyche des Kollektivs" (Ich glaube, ich meine da dasselbe was Drewermann "klerikale Psyche" nennt).
Z.B. die Frage, was dazu führt, dass in der katholischen Kirche so viel vertuscht wird. Oder ob Zölibat und katholische Kirche wirklich Pädophile anziehen. Aber am Wichtigsten finde ich den Einfluss auf die Kinder, wie die Täter es schaffen dass ihre Opfer Jahrzehnte, viele wahrscheinlich für immer, darüber schweigen. Und was dann wiederum dazu führt, dass einige eben nicht mehr schweigen.
Ich halte das für einen der wichtigsten Punkte, nicht nur auf diese Fälle in der katholischen Kirche bezogen, sondern allgemein auf jede "Art" sexuellen Missbrauchs. Ich glaube, dass diese Frage auch sehr wichtig zu beantworten ist, um Opfern psychologisch helfen zu können. Ich glaube, dass das was zum Schweigen führt auch das ist, worunter sie am extremsten leiden. Möglicherweise Scham und/oder Schuldgefühle. Ich habe mal gelesen, das selbst vergewaltigte Frauen sich manchmal schuldig fühlen und ich verstehe nicht, wie es dazu kommen kann. Ich verstehe dass Opfer sich dafür schämen, wobei ich auch da keine Ahnung habe warum es so ist... Aber vor allem verstehe ich nicht, wie es dazu kommt das Opfer sich schuldig fühlen.
Ich weiß nicht, inwiefern solche Fragen möglich zu beantworten sind. Aber ich glaube schon, dass sie wichtig sind.
Das Schweigen der Opfer hat sehr viele unterschiedliche Gründe,
die ich dir hier mal ein wenig verständlicher machen möchte
Angst durch Drohungen
"Wenn du was erzählst, bringe ich dich, deine Mama, deinen Hund ... um"
"Niemand wird dir glauben"
"Mama wird traurig und weint"
"Du kommst in ein Heim und siehst Mama nie wieder"
Dies wird vielleicht eindrucksvoll durch gewisse Handlungen glaubhaft gemacht,
z.B. indem man dem Kind ein paar Bilder oder Filme von Gewalt zeigt
oder sogar durch echte körperliche Gewalt (Würgen o.ä.)
Schuldgefühle
"Du findest das doch auch schön"
(Das Ganze begann vielleicht mit harmlosen Schmusen, das das Kind auch schön fand)
Herstellen von Loyalität
"Die Mama kümmert sich nie um Papa, ich brauche dich, ich habe doch sonst niemanden"
"Papa kommt ins Gefängnis"
(Außerhalb des Mißbrauchs wird sehr viel Schönes mit dem Kind unternommen und viel geschenkt)
Täter sind sehr geschickt darin, dafür zu sorgen, daß die Opfer schweigen
Darauf wird noch mehr Zeit verwendet als auf den eigentlichen Mißbrauch.
Oft kommt erschwerend hinzu, daß die Sache an sich so unglaublich ist,
daß erste leise Hinweise und Hilfeschreie durch falsche Reaktionen im Keim erstickt werden...
Beispiel:
"Mama, der Papa war heute böse zu mir und möchte daß ich lüge"
"Das war bestimmt nicht so gemeint, Papa ist doch nicht böse
und will auch ganz sicher nicht daß du lügst"
An diesem Punkt ist das Erzählen-wollen schon vorbei....
Man darf auch nicht vergessen, daß die Täter fast immer gute Kontakte zur Mutter oder den Eltern haben ...
Mal angenommen, ein Vater mißbraucht die Tochter immer wenn die Mutter arbeiten ist...
die Mutter kommt nach Hause, Mama und Papa küssen sich, reden miteinander, lachen zusammen, als wenn nichts Schlimmes passiert wäre...
Woher soll das Kind wissen, daß die Mutter das nicht weiß und nicht billigen würde???
Ein weiterer Grund, warum Opfer auch später schweigen
ist das Vergessen...
Kinder die immer wieder mißbraucht werden,
schalten sich während des Mißbrauchs ab, um psychisch überleben zu können...
davor und danach geht das Leben immer normal weiter...
Hochgespült werden die Ereignisse später dann oft durch sog. Triggererlebnisse, Schlüsselreize...
ein After Shave
eine bestimmte Gute Nacht Melodie
ein bestimmter Satz...
to be continued....