Hallo FCKW, Opti und andere
fckw schrieb:
"empirisch" ist IMMER ein Ich feststellbar. Nehmen wir den vielverehrten Maharshi. Wenn du dir nur seine Gespräche ansiehst, ist keines zu sehen. Aber wenn du dir sein Leben genauer betrachtest, wirst du feststellen, dass auch Herr Maharshi durchaus nicht etwa vollständig frei von Verhaftungen, Motivationen usw. war. (Vermutlich ist das, wie richtig angemerkt wurde, gar nicht möglich, so lange ein Körper vorhanden ist.)
Mit anderen Worten: Am reinen Verhalten ist m. M. n. nicht zu erkennen, wie tief die Verwirklichung geht. Tendentiell womöglich.
Also ich habe nicht auf Maharshi verwiesen
Aber jetzt zur Argumentation. "Am reinen Verhalten" ist natürlich nicht zu erkennen, ob da ein Ich ist oder nicht. Das ist die Beobachterperspektive. Und es wird auch niemals gelingen, aus der Beobachterperspektive die Frage zu beantworten.
Entscheidend ist aus meiner Sicht, dass im Moment der Ich-Auflösung kein Ich da ist. Und ein Beobachter wird dann freilich eine Person beobachten, die sich da auf dieses Kissen gesetzt hat und deren Willen es wohl war, zu meditieren

(sagt der Beobachter)
Allerdings hängt das alles auch sehr davon ab, was wir unter "Ich" verstehen.
(Ich werde nicht müde, das zu betonen)
Meinen wird die synchrone und diachrone Identität, die ungefähr im Alter von 1,5 Jahren Jahren entwickelt wird, anhand dessen ein Kind sich im Spiegel erkennen und "Ich" sagen kann oder meinen wir das, "innerhalb" dessen dieses Ich entwickelt wird (Selbst) und das auch schon pränatal teils als Körper-Selbst, teils symbiotisch (mit der Mutter) existiert oder meinen wir ein psychoanalytisches Ich oder ein I im Sinne Meads, etc. .
fckw schrieb:
Die Erfahrung von Anatta (Nicht-Ich, nenn es von mir aus Leere) ist eine notwendige aber nicht hinreichende Voraussetzung dafür, dass sich Seligkeit einstellt.
opti schrieb:
Das ist definitiv nicht richtig. Aber ich möchte dies nicht weiter begründen.
Warum soll es nur den (theravada-)buddhistischen Weg geben ? Vielleicht gibt es ja mehrere Wege zur Seligkeit.
Ich bin überzeugt davon, dass es auch Yoga-Wege (beispielsweise Chakra-Arbeit/Meditation) gibt, die ohne Ich-Auflösung zu einem Seligkeitszustand führen.
Und ich glaube nicht, dass der Seligkeitszustand ewig halten muss. Auf der Ariya-Ebene, die durch das Erleben von Nibbana gekennzeichnet ist (vom sotopanna bis zum arahat) gibt es immer noch ein Fortschreiten. Und Menschen, die einmal, zweimal Nibbana erfahren haben müssen dieses zumeist dennoch immer wieder stabilisieren.
Sicherlich bleibt ein tiefes Gefühl für immer im Geiste zurück, aber das kann auch schwächer werden, Anhaftungen können wieder zunehmen und starke Sankharas entwickelt werden, und letztlich kann dann immer noch ein Psychose ausbrechen, wenn es doch mal zu tief wird.
Wenn Upekkha nicht ausreichend vorhanden ist, dann kann das alles immer wieder abstürzen. Es geht nicht nur um die spirituellen Erfahrungen (Flows, Bangha, Nibbana, etc. ), sondern vor allem darum diese zu verarbeiten (Upekkha). Und daran kann man vor allem auch Erleuchtete erkennen.
Ich stimme (fckw) dem übrigens zu, dass tiefe Kundalini- und Bangha-Erlebnisse sehr oft als Lebenskrise erlebt werden. Dass das gesamte Leben nach diesem Erlebnis eventuell viel krisenhafter läuft und durch Anhaftungen gekennzeichnet ist. Die meisten Leute reden andauernd von dem "Aufstieg" und über den "Abstieg" redet fast niemand, dabei scheint es mir eigentlich recht einfach, zumindest Peak-Erlebnisse zu erfahren, aber viel schwieriger, diese sinnvoll in das Leben zu integrieren.
Liebe Grüße
Energeia