Wenn die Leerheit als Lösung aller Probleme herhält, ist man ein Nihilist, kein Buddhist.
Ebenso verhält es sich mit dem "Ich". Aussagen wie: "Es gibt kein ich", oder "Da ist niemand, der etwas erkennen kann", führen zu einem nihilistischem Verständnis.
Wenn man im Rahmen des Herzsutras diese Aussagen zitiert, ist das etwas anderes, als wenn man sich gerade mit jemandem über den Sinn dieses Sutras unterhält.
Auf der Basis, das das Leben Leidvoll ist zu praktizieren, ist der Weg der Arhatschaft und der Pratyekabuddhas. Das ist nicht Mahayana.
Das Herzsutra beginnt wie alle Sutras mit: "So habe ich gehört"
Dies weist darauf hin, daß die Erklärung von Buddha selbst gegeben wurde. Der- oder diejenigen, die das Sutra verfaßt haben, waren Personen, die sich an diese Erklärungen erinnert haben, so wie sie sie vom historischen Buddha selbst gehört haben.
Grundsätzlich gilt im Buddhismus, daß wir folgenden Stand haben: Wir denken, es gibt ein solides Ich.
Von hier aus gehen wir los, und erkennen, daß "ICH" kein wirklich existierendes Ding ist. Das bedeutet jedoch nicht, daß da nichts ist, sondern daß wir die Vorstellung an ein solides Ich haben.
Die Skandhas bleiben mind. bis zum Verfall des Körpers erhalten und solange man Mensch ist, liegt es in der Natur der Sache, daß eine Ich-Vorstellung benötigt wird, um mit anderen Menschen in Kontakt treten zu können.
Die Frage ist nur, wie man diese Illusion erlebt, als wirklich -also etwas solides-, oder als das, was sie ist, Illusion, denn das erlebte Ego ist ein Sammelsorium aus verschiedenen Aspekten, in einem ständigen Wandel.
"Es gibt kein ich, darum kann ich auch keine Probleme haben", ist schlicht nihilistisch und ist esoterisch süß an beiden Enden und schwammig, in der Mitte.
Auch der Buddha hat in Ich-Form gelehrt und alle Meister tun das.
Darum muss man, um Dharma erklären zu wollen, auf jeden Fall lernen klar zu machen, daß man mit den Gegenüber im Kontakt steht und nicht esoterisch herumfliegt. Dabei helfen Sätze wie: "Im Buddhismus wird gelehrt, daß es kein Ich gibt." oder "ich habe schon Erfahrungen, der Ich-losigkeit gemacht, so wie sie im Dharma erklärt wurden" etc.
Andernfalls ist es dogmatisch, denn man verlangt vom Gegenüber, daß verstehen zu müssen.
Woran soll sich der am Dharma Interessierte beziehen, wenn ihm einfach die Grundlage seines Lebens negiert wird, indem man sagt, daß es ihn einfach nicht gibt und den, der das sagt auch nicht.
Denn diese Form von Gespräch ist -wie bereits erwähnt- nihilistisches Gerede. Jeder Mensch erlebt "Ich".
Auch hohe Lehrer haben eine Identität, Individualität etc. Nur sie erkennen gleichzeitig die Bedingtheit dieses Ichs.
Gruß
FM