Hallo Manosha,
auch wenn wir langsam konvergieren, so möchte ich noch einmal antworten
Ich glaube, dass die Unterscheidung von "wirklicher Erkenntnis" und "äußerer/nicht-wirklicher Erkenntnis" ein Erbe der westlichen, subjektphilosophischen, rationalen Aufklärung darstellt: "Wie, Du handelst noch nicht nach deiner Erkenntnis? Na, dann ist es noch keine wirkliche Erkenntnis! Denk weiter! Du bist auf dem richtigen Weg.". Also ob der psycho-biologische Haufen die Rechnung richtig zu Ende rechnen müsste - und er vorher sich immer verrechnet hatte - so dass sich dann plötzlich durch die Erkenntnis (geniehaft) die Konditionierungen auflösen - ebenfalls ein Ideal der gleichen Zeit (Romantik). Ich glaube nicht, dass die "Rechnung" vorher noch nicht von innen kam und sie dann irgendwann von innen kommt und der Rechner nun die Rechnung richtig gerechnet hat, bis auf die Kommastelle, so dass es zur Erkenntnis kommt. Lass uns doch lieber von vertiefender Einsicht, von einem hermeneutischen Kreisen, von Spiralen des Verstehens sprechen - innere Wellen, die immer mehr die Schwingung eines spirituellen, universellen Meeres annehmen, um irgendwann in dieses hineinzufließen.
Ich stimme dir viel mehr zu, wenn Du sagst, dass das Leiden (dukkha) die Umkehr vorantreibt, Hand in Hand mit dem kreisenden, einsichtigen Verstehen.
Auch wenn die Kalapas ständig zerfallen, feinste Energie-Vibrationen, die ständig entstehen und vergehen, dann verbleiben dennoch die Konditionierungen auf einer anderen Ebene (als Sankharas) im Geiste und reagieren auf neu entsehende Empfindungen - wie zuvor.
Am nächsten Morgen steht das illusorische Ich auf und träumt weiter den Traum seiner Existenz: wie sollte es sich anders erklären, dass es meditiert, dann zur Arbeit geht, das Frühstück zu sich nimmt, ... ?

Und das sollte es auch so lange tun, bis die Leiter weggeworfen wird, mit der über das Ich hinausgestiegen werden kann; sonst wird es nie zum Aufstieg kommen, sondern wird das Ich lediglich vom Aufstieg träumen - und dann auch niemals absteigen, sondern im Traum des Aufstiegs verweilen.
