Die Anatta-Lehre Buddhas

Energeia schrieb:
Hallo Manosha,

mit wem redest, zu wem sprichst Du ? Zu/Mit einem anderen "Ich", mit der Person Opti (, die etwa heute noch die gleiche (identisch) ist, wie gestern ) ? ;)

Liebe Grüße :liebe1:
Energeia


Da ist nur Reden ohne Zentrum. Ich und Du sind auch nur Gedanken, nur so lange "bestehend", solange Denken geschieht.
Ein Tanz der Energie.
Gruss, m
 
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milon schrieb:
Mag einer auch tausend Sutras und zehntausend Shastras beherrschen und im Hinhocken den Boden durchsitzen, wenn er sich nicht von diesem Ich trennt, wird er den Weg der Buddhas und Patriarchen nicht erlangen.

(Dogen)

Wie trennst du dich vom Ich, wenn da noch so viel sinnliches Begehren ist? Wenn du immer wieder daran denkst, wie schön es ist, mit deiner Freundin zu schlafen? Siehst du da irgendeine Trennung vom Ich? Für mich ist das sinnliche Verhaftung pur, Ego pur. Geradezu Ich-Fixierung. Nicht die Theorie ist entscheidend, sondern die spirituelle Praxis.
 
opti schrieb:
Wie trennst du dich vom Ich, wenn da noch so viel sinnliches Begehren ist? Wenn du immer wieder daran denkst, wie schön es ist, mit deiner Freundin zu schlafen? Siehst du da irgendeine Trennung vom Ich? Für mich ist das sinnliche Verhaftung pur, Ego pur. Geradezu Ich-Fixierung. Nicht die Theorie ist entscheidend, sondern die spirituelle Praxis.


Andererseits erzeugt das Tun den Tuenden, es sei denn es tut um des Tuens Willen, ohne ein Ziel.

Näher betrachtet ist Theorie Praxis und Praxis ist Theorie.
Beides ist Tun.

Entscheidend ist doch die Frage, ob es ein Tun ohne Tuenden gibt!
 
Hallo,

das neuzeitliche, rationale Individuum der Aufklärung - seit Descartes, der sich seines Ichs (und Gott) durch das Denken noch versichern wollte, über Kant, der auf das transzendentale Ich hinter dem empirischen Ich zurückschließt, bis zum (De-)Konstruktivismus des 20. Jahrhunderts, welcher das Ich als ein Konstrukt dekonstruieren möchte - hofft, dass durch das Erkennen eines Problems, das Problem gelöst ist.
So ist es auch mit dem Problem des Ich:
Man kann ein Sutta oder ein Sutra über Anatta lesen, Matrix im Kino gucken oder die philosophischen Klassiker studieren, dann erkennen und wissen, dass hier ein "Ich" jeweils nur vorgestellt wird und mit dieser Vorstellung Empfindungen konditioniert und identifiziert werden. Aber letztlich löst das noch nicht das Problem, dass hierbei dieser psycho-biologische Haufen mit all diesen Vorstellungen und Empfindungen konditioniert ist. So wie der Pawlowsche Hund oder der kleine Albert im Versuch von Watson (Behaviorismus) auf einen Stimulus konditioniert wurden, so bleiben auch die Erkennenden konditioniert.
Der Partner beendet die Beziehung oder steigt mit einer anderen Person ins Bett, ein anderer übt Kritik an der eigenen Arbeit, man verliert sein Geld an der Börse oder es wird geklaut, die Ideale der Jugend stellen sich immer mehr als Träume dar, der Fernseher, die Internetleitung oder das Radio geht kaputt.. ...und das Geschrei ist groß, der psycho-biologische Haufen, der das Ich vorstellt, ist zutiefst verletzt - es fehlt an Gleichmut, spiritueller Entwicklung. (Upekkha).

Der Prozess der Ent-Konditionierung und der Ent-Identifizierung hat noch nicht einmal begonnen, wenn das Ich als konditionierte Vorstellung mit Empfindungen "erkannt"/konstruiert wird - das ist lediglich eine Vorstellung: eine Vorstellung, die das Vorstellungen vorstellende Vorstellende vorstellt.

Liebe Grüße
Energeia
 
manosha schrieb:
Näher betrachtet ist Theorie Praxis und Praxis ist Theorie. Beides ist Tun.

Ich sehe da allerdings einen sehr großen unterschied, ob man über Meditation, Yoga, Atemübungen, Brahmacharya usw. theoretisiert oder ob man es realisiert. Mit anderen Worten, es ist ein himmelweiter Unterschied, ob ich über Brahmacharya theoretisiere oder es als einen Teil meiner spirituellen Praxis lebe. Mir scheint, du möchtest diese Unterschiede gerne verwischen, weil du offensichtlich ein schlechtes Gewissen wegen deiner fehlenden Praxis besitzt. Wie sieht es denn zum Beispiel mit der Meditation bei dir aus? Findet die nur in der Theorie statt oder auch in der Praxis? Was du machst, erinnert mich ein wenig an Spiegelfechterei. Und darum kann ich dich, ehrlich gesagt, auch nicht ernst nehmen. Vielleicht solltest du erst einmal ein paar Jahre Praxis vorweisen, bevor du dich auf die aalglatte Ebene der Theorie einlässt.
 
Energeia schrieb:
Hallo,


Der Prozess der Ent-Konditionierung und der Ent-Identifizierung hat noch nicht einmal begonnen, wenn das Ich als konditionierte Vorstellung mit Empfindungen "erkannt"/konstruiert wird - das ist lediglich eine Vorstellung: eine Vorstellung, die das Vorstellungen vorstellende, also das Vorstellende, vorstellt.

Liebe Grüße
Energeia

Es ist der erste Schritt, der "Umkehrpunkt". Ob es jedoch zur Umkehr kommt, ist eine andere Sache. Ohne das Eingeständnis eines illusorischen Ichs gibt es auch keinen Prozess der Ent-Identifizierung.

Da das Leben selbst diese Erkenntnis hervorbringt, kann auch gesagt werden, dass die Erkenntnis eines illusorischen Ichs nicht von einem Ich verursacht wird und somit ist es auch ein Teil des Prozesses, der weder von einem Ich in Gang gesetzt wird, noch durch ein Ich verhindert werden kann.

Ent-Konditionierung geschieht von Selbst.
Es ist eine Erinnern bzw. ein Nicht-Vergessen ohne ein Zentrum, welches sich erinnert und welches nicht vergisst.


m
 
opti schrieb:
Ich Was du machst, erinnert mich ein wenig an Spiegelfechterei. Und darum kann ich dich, ehrlich gesagt, auch nicht ernst nehmen. Vielleicht solltest du erst einmal ein paar Jahre Praxis vorweisen, bevor du dich auf die aalglatte Ebene der Theorie einlässt.

Was passiert ist tatsächlich Spiegelfechterei.
Es fechten ein paar Spiegel miteinander, oder besser gesagt Spiegelbilder.

Theorie ist deshalb Praxis, weil sowohl Theorie als auch Praxis ein Tun ist, welches sich um die Vorstellung eines Ich dreht. Denken ist auch tun, da es materiell ist.

Solange Theorie und Praxis zu einem Ergebnis führen soll, ist es durch eine Ichvorstellung getrieben.

Es gibt aber auch eine Praxis, die im Leben selbst besteht, ohne einen Tuenden. Das, was ist, ist Praxis dessen, was der Verstand nicht zu erfassen vermag. Nenn es Gott oder das Unwissbare, die Leere, das Absolute, Nicht dies, nicht das oder wie auch immer.


Das Leben ist Meditation, doch wo ist der Meditierende?
Das Leben ist Praxis, doch wo ist der Praktizierende?

Wozu ein schlechtes Gewissen? Ein Traum hat kein Gewissen.


m.
 
Hallo manosha,

die Erkenntnis des illusorischen Ichs ist im realen Leben zumeist nicht der erste Schritt in die andere Richtung. Eventuell ist es manchmal ein Beginn des Abbremsens, das dann noch Jahre anhält, aber viele Menschen gehen in die gleiche Richtung weiter, nach einiger Zeit oft sogar noch mit erhöhter Schrittfrequenz.
Der wirkliche Umkehrpunkt geschieht meist durch ganz andere Erlebnisse, in denen sich natürlich Ent-Identifizierungen vollziehen, in welchen diese jedoch nicht theoretisch gedacht werden.

Ent-Konditionierung geschieht zumeist nicht von selbst, das Gegenteil ist die Regel: ständige Konditionierung und Identifizierung sowie deren Vertiefungen.
Konditionierungen können vor allem durch Upekkha aufgelöst werden - falls vorhanden.

Das illusorische Ich ist für nichts die Ursache ;)

:liebe1:
 
Energeia schrieb:
Hallo manosha,

die Erkenntnis des illusorischen Ichs ist im realen Leben zumeist nicht der erste Schritt in die andere Richtung.


Hallo Energeia

Ja, darin kann der aufkommende Gedanke Übereinstimmung finden.
Nur würde er es jetzt nicht als wirkliche "Erkenntnis des illusorischen Ichs" bezeichnen. Die Erkenntnis, die zur Umkehr führt ist durch massives Leiden verursacht und entsteht aus der "eigenen" Erfahrung. Sie kommt von "innen" und trifft auf "äußere" Bestätigung. Anders ist es, wenn der Gedanke von außen kommt, aber "innen" keine Entsprechung ist. Dann ist es reines Gedankenspiel ohne Wurzeln. Wurzeln können sich dennoch bilden.

Energeia schrieb:
Eventuell ist es manchmal ein Beginn des Abbremsens, das dann noch Jahre anhält, aber viele Menschen gehen in die gleiche Richtung weiter, nach einiger Zeit oft sogar noch mit erhöhter Schrittfrequenz.

Ja, die Fluchtgeschwindigkeit wird häufig vervielfacht. Trotzdem ist es unmöglich für das illusorische Ich zu überleben, denn seiner Natur entsprechend ist es tot. Für jedes illusorische Ich kommt der Zeitpunkt, an dem es verschwindet. Für alle illusorischen Ichs, die diese Worte lesen, kommt es noch heute, spätestens, wenn sich der Körper niederlegt und der nächtliche Schlaf Einzug hält.

Das ist nur eine Beschreibung dessen, was ein illusorisches Ich über sich selbst aussagt. Nicht mehr, nicht weniger. Darin liegt kein Urteil, kein Widerstand, kein Wollen und kein Nicht-Wollen.

Es ist sicher nicht reine Betrachtung (upeksha), da es immer noch das Denken gibt. Doch selbst das Denken hat keine Wurzel.:liebe1:

m
 
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Hallo Manosha,

auch wenn wir langsam konvergieren, so möchte ich noch einmal antworten :)

Ich glaube, dass die Unterscheidung von "wirklicher Erkenntnis" und "äußerer/nicht-wirklicher Erkenntnis" ein Erbe der westlichen, subjektphilosophischen, rationalen Aufklärung darstellt: "Wie, Du handelst noch nicht nach deiner Erkenntnis? Na, dann ist es noch keine wirkliche Erkenntnis! Denk weiter! Du bist auf dem richtigen Weg.". Also ob der psycho-biologische Haufen die Rechnung richtig zu Ende rechnen müsste - und er vorher sich immer verrechnet hatte - so dass sich dann plötzlich durch die Erkenntnis (geniehaft) die Konditionierungen auflösen - ebenfalls ein Ideal der gleichen Zeit (Romantik). Ich glaube nicht, dass die "Rechnung" vorher noch nicht von innen kam und sie dann irgendwann von innen kommt und der Rechner nun die Rechnung richtig gerechnet hat, bis auf die Kommastelle, so dass es zur Erkenntnis kommt. Lass uns doch lieber von vertiefender Einsicht, von einem hermeneutischen Kreisen, von Spiralen des Verstehens sprechen - innere Wellen, die immer mehr die Schwingung eines spirituellen, universellen Meeres annehmen, um irgendwann in dieses hineinzufließen.

Ich stimme dir viel mehr zu, wenn Du sagst, dass das Leiden (dukkha) die Umkehr vorantreibt, Hand in Hand mit dem kreisenden, einsichtigen Verstehen.

Auch wenn die Kalapas ständig zerfallen, feinste Energie-Vibrationen, die ständig entstehen und vergehen, dann verbleiben dennoch die Konditionierungen auf einer anderen Ebene (als Sankharas) im Geiste und reagieren auf neu entsehende Empfindungen - wie zuvor.
Am nächsten Morgen steht das illusorische Ich auf und träumt weiter den Traum seiner Existenz: wie sollte es sich anders erklären, dass es meditiert, dann zur Arbeit geht, das Frühstück zu sich nimmt, ... ? :)
Und das sollte es auch so lange tun, bis die Leiter weggeworfen wird, mit der über das Ich hinausgestiegen werden kann; sonst wird es nie zum Aufstieg kommen, sondern wird das Ich lediglich vom Aufstieg träumen - und dann auch niemals absteigen, sondern im Traum des Aufstiegs verweilen.

:liebe1:
 
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