Die Anatta-Lehre Buddhas

hallo opti

per zufall habe ich gestern eine kleine abhandlung über die unwissenheit, leerheit und die nichtexistenz eines Ichs geschrieben. ich habe nicht alle beiträge gelesen hier, vieleicht hatt dass jemand shcon so geschrieben ich stells aber doch mal für dich rein vieleicht gibts ja was neues für dich...:)

unwissenheit (auf sanskrit avidya) bedutet: nicht kennen! nichtkennnen ist die wurzelverblendung. unter unwissenheit ist hier nicht eine grobe form von unwissenheit zu verstehen wie etwa jemandes namen nicht zu kennen oder einer sprache nicht mächtig zu sein. diese formen von nichtwissen sind auch eine art unwissenheit die gewisse probleme verursachen kann. in diesem zusammenhang ist aber eine unwissenheit gemeint die für das gesamte zyklische dasein verantwortlich ist. diese sehr subtile und grundlegende unwissenheit wird im buddhismus als selbstgreifende unwissenheit bezeichnet. sie ist die grundlage für alle unsere handlungen.
es handelt sich dabei um eine unwissenheit die nach einer falschen identität der eigenen person , und zwar nach einem eigenständigen existierenden ich greift. das ist die wurzelverblendung. alle anderen verblendungen wie anhaftung, hass und ärger usw. sind damit verbunden. diese nach einem selbst greifende unwissenheit ist die tiefste art von unwissenheit. sie ist eine ansicht die sich völlig irrt was die bestehensweise der eigenen person betrifft. sie betrachtet die person in einer falschen art und weise. so wird im buddhismus immer wieder gesagt eine der wichtigsten weisheiten die es zu erlangen gilt ist die weisheit de ridentitäslosigkeit, der selbstlosigkeit, der leerheit. diese weisheit erkennt das greifen nach einer unabhängigen existenten identität als falsch weil es eine unabhängige identität nicht gibt! eine unabhängige identität wie sie der unwissenheit erscheint ist lediglich eine vorstellung, eine projektion!
die identitätslosigkeit ist ein sehr wichtiger punkt den es zu verstehen gilt. das bedeutet nicht, wir müssten verstehen dass wir keine identität haben und eigentlich garnicht existieren. solche nihilistischen gedanken sind vollständig falsch und haben schlimmste folgen.eine solche auffassung ist nicht gemeint. vielmehr gilt es zu verstehen dass die art und weise wie wir uns betrachten, wie wir nach uns greifen im moment vollkomen anders ist als die art und weise wie wir wirklich existieren.
wir existieren auf ganz andere weise als wir glauben. wie existieren wir wirklich? wir selbst und alles andere existiert in abhängigkeit. alles existierende ist pratisamuthpada, dass heisst abhängig existent. alle äusseren und inneren objekte, alle dinge, alle wesen angefangen von den erleuchteten wesen bis hin zur eigenen person existieren ausschliesslich in abhängigkeit. sie sind abhängig von ursachen und umständen, von den eigenen teilen, von vorstellungen und namen und vielem mehr. der ausdruck klein kann z.b. nur in bezug zu etwas grösserem eine bedutung haben. ebenso relativ ist, welches ufer eines flusses das diesseitige und welches das jenseitige ist. es gibt weder ein absolutes diesseits noch ein absolutes jensseitiges ufer. um welches ufer es sich handelt hängt vom standpunkt des betrachters ab.
so existieren alle dinge abhängig von verschiedenen ursachen und umständen, von namen, konzepten, teilen und anderen dingen,. auch die eigene person, dieses ich existiert so. das ich ist in wirklichkeit eine abhängige existenz. es ist abhängig von ursachen., umständen und teilen aus denen es sich zusammmensetzt!
im buddhismus sprechen wir von 5 agregaten, den 5 ansammlungen aus denen wir bstehen. eine person existiert auf der grundlage der fünd folgenden ansammlungen: form, emfindungen, unterscheidung, zusammengestzte faktoren und beusstsein. das eigen ich ist gänzlich abhängig von diesen 5 zusammenwirkenden agregaten. auf der grundlage dieser agregate wird der name ich gegeben. das eigene ich existiert somit nur auf abhängige und nominelle weise!
auch in bezug zu anderen existiert dieses ich. es steht in bezug zu du oder er, sie, es usw.! wir denken stets wir seien von anfang an ich. wir denken: ich bin ich, nur ich! in wirklichkeit ist dieses ich nichts anderes als ein standpunkt. es ist ein standpunkt von nur einem wesen den es in der gesammtheit der wesen einnimmt. ich bin nur von meinem standpunkt aus ich. vom standpunkit aller anderen aus betrachtet bin ich niemals ich. für den einen bin ich du oder sie, für wieder andere irgendweine person, ein schweizer, oder sonst was ähnliches. und für den rest der welt existiere ich nicht. ich bin ich, aber nur von diesem einen, nämlich meinem standpunkt aus. dennoch verteigigen wir diesen standpunkt und sagen: ich bin ich und niemals etwas anderes! in wirklichkeit verhält es sich mit dem ich , du usw nicht anders als mit dem dies- und jenseitigen flussufer. das eigene ich und andere wesen existieren in abhängiger weise. das ist die tatsächli art wie alle dinge existieren.
sandra vieleicht verstehst du das jetzt intelektuell. unser spontanes greifen sieht jedoch ganz anders aus. es ist nicht vernünftig und logisch sondern gänzlich irrational. in unseren augen existiert dieser körper auf mysteriöse weise als besitz von jemandem. zu wem gehören dieser körper, dieser geist, diese empfindungen, die kleidung, das auto, feinde, freunde und alles übrige? im zentrum aller dieser dinge existiert, so glauben wir, ein ich das von anfang an wie selbstverständlich da ist, das ganz starck und unabhängig in unserem inneren wohnt. uns erscheint es so als existiere zuerst dieses ich, dieser besitzer von all diesen dingen. erst dank dieses ichs so denken wir gebe es meinen körper und meinen geist.
in wirklichkeit ist es aber genau umgekehrt. eine person existiert dank dieser agregate, also dank des körpers und des geistes. das ich, die person ist vollkommen abhängig von den agregaten. würden wir die agregate beiseite nehmen gäbe es die person nicht mehr. uns erscheint es jedoch so als gebe es zuerst das ich. in unseren augen ist dieses ich das zentrum von allem. das ist aber die falsche identität des ichs. dass diese identität falsch ist können wir leicht erkennen. denn wenn das ich so konkret , stark und offensichtlich wäre könnten wir es ja suchen und finden. sobald wir aber zu suchen beginnen wird dieses ich unklarer und unklarer. untersuchen wir nicht näher dann kommt dieses ich in momenten starker emotionen wie glück, ansgt oder trazurigkeit sehr offensichtlich zum vorschein. es scheint dann noch stärker zu sein. es tritt so starck auf als ob wir es berühren könnten. ein unkontrollierbares kräftiges ich tritt in erscheinung. das passiert wenn wir dieses ich nicht untersuchen!
sobald wir aber genauere untersuchungen anstellen wird dieses ich unklarer und löst sich schliesslich in nichts auf denn in wirklichkeit gibt es dieses ich nicht. wir können im labor mit wissenschaftlichen methoden unseren gesammten körper bis hin zu den subtilsten partikeln unter die lupe nehmen. nirgendwo finden wir einen solchen besitzer, ein solches ich, ein solches selbst. wir finden viele teile aber den eigentlichen besitzer dieser teile finen wir nirgendwo!
alle dinge exitsieren nur auf diese weise der abhängigkeit. würden dinge nicht in abhängigerw eise existieren könnten sie nicht funktionieren. nichts könnte sich verändern. es funktioniert jedoch alles, und es ändert sich alles weil es in abhängigkeit von ursachen und umständen existiert.durhc den einfluss von ursachen und umständen kann sich alles ändern und funktionieren. das wäre nicht der fall wenn alles von der eigenen seite her selbstständig existieren würde. alles was existiert, so hatt es buddha gesagt, existiert in abhängiger weise. das entspricht der wirklichkeit und es ist die wichtigste begründung dafür dass alle dinge leer sind - leer von eigennatur, leer von selbstnatur, leer von einer unabhängigen natur!
diese leerheit, diese identitäslosigkeit auf der einen seite und die abhängigkeit auf der anderen seite sind nicht widersprüchlich sondern ergänzen einander. das eine ist die begründung für das andere. wir sprechen von den 2 wahrheiten aller dinge, der konventionellen und der letztlichen wahrheit.
die konventionelle wahrheit, beispielsweise einer tasse ist ihre abhängige existenz. die tasse ist auf abhängige weise entstanden. die letztliche wahrheit ist ihr leersein von unabhängiger natur. abhängige existenz ist die konevntionelle und die leerheit von eigennatur die letztliche wahrheit. diese 2 aspekte aller dinge ergänzen sich. sie sind nicht widersprüchlich sondern der eine aspekt unterstützt den anderen. das ist die wirkliche bestehensweise aller dinge. wir jedoch projizieren aufgrund unserer unwissenheit eine falsche unabhängige identität in uns selbst und alle anderen dinge hinein und galuben an diese identität. das ist avidya, die grundelgende selbst-greifende unwissenheit!
mit dieser unwissenheit geht der egoismus einher. egoismusist nichts anderes als die einstellung die das eigene ich besonders hochschätzt. wir projizieren nicht nur eine falsche identität sondern wertschätzen dieses falsche ich auch noch und betrachten es als wichtiger als alle anderen wesen. so kommt abhängig von dieser grundlegenden unwissenheit eogismus ins spiel. der egoismus bewirkt anhaftung gegenüber denjienigen die dem ich nahezustehen scheinen und abneigung gegenüber denjenigen die das nicht tun. (phänomen confident )
unsere ganze anschauung ist von selbst-greifender unwissenheit, diesem greifen nach einer falschen identität beeinflusst. unwissenheit ist desshalb die wurzelverblndung auf der alle anderen verblendungen beruhen. solange unsere handlungen unter dem einfluss dieser grundlegenden unwissenheit stehen sind sie immer unrein. dennoch können diese unreinen handlungen auch positiv sein!
das gesetz von ursache und wirkung von den handlungen und ihren resultaten ist ein natürliches gesetz und ein wichtiger teil des abhängigen ebestehens aller dinge. das ztu verstehen und aufgrund eines solchen verständnisses die negativen handlungen zu vermeiden und positive auszuführen ist von anfang an notwendig wenn wir uns mit der buddhistischen lehre beschäftigen. das allein genügt aber nicht. wir müssen versuchen noch tiefer zu analysieren und die wurzel aller fehler, aller verblendungen, nämlich die unwissenheit langsam zu beseitigen. erst wenn das erreicht ist haben wir wirkliche befreiung erlangt. die wirkliche bedeutung von befreiung ist die befreiung vom bedingten dasein. bedingtes dasein ist die folge von bedingten handlungen, und bedingte handlungen sind ein resultat der unwissenheit. das zu verstehen und sich dementsprechend zu verhalten ist der sinn der ganzen sache!!!


LG Shenpen
 
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hab ich natürlich auch aus nem schlauen buch, aber es ist ziemlich logisch das ganze wie es erklärt wird ... ;)
 
Hallo shenpen

Es wäre schön, wenn du dich etwas kürzer fassen könntest. Ich beschränke mich erst einmal auf einen Teil deines Beitrages, weil es sonst zu umfangreich wird.

Mir kommt deine Trennung der 5 Daseinsfaktoren vom Ich etwas merkwürdig vor. Für mich bilden sie eine Einheit, die man nicht voneinander trennen kann. Bei dir kommt es mir so vor, als wolltest du sagen, da existieren auf der einen Seite die 5 Daseinsfaktoren und daneben gibt es noch ein Ich. Andererseits sagst du, eine Person existiert dank dieser Aggregate (Daseinsfaktoren).

Du sagst, wenn wir dieses Ich nicht näher untersuchen, dann kommt dieses Ich in Momenten starker Emotionen, als Glück, Angst oder Traurigkeit zum Vorschein. Ich würde nicht sagen, dass das Ich zum Vorschein kommt, sondern dass sich in Momenten starker Emotionen ein Daseinsfaktor, nämlich der Faktor "Gefühle" etwas in der Vordergrund schiebt. Aber diesen Daseinsfaktor darf man natürlich nicht isoliert betrachten, sondern er ist immer eingebunden in einem Zusammenspiel aller 5 Daseinsfaktoren, die zusammen genommen dieses Ich bilden.

Dann sagst du, sobald wir aber genauere Untersuchungen anstellen, wird dieses Ich unklarer und löst sich schliesslich in Nichts auf, denn in Wirklichkeit gibt es dieses Ich nicht. Für mich lösen sich die 5 Daseinsfaktoren, die dieses Ich bilden, während des ganzen Lebens niemals völlig auf. Sie variieren und beeinflussen sich gegenseitig, aber sie lösen sich nicht auf.

Und dann begibst du dich auf eine Ebene, die zu betreten in diesem Zusammenhang nicht zulässig ist. Wenn du dich ins Labor begibst, wirst du dieses Ich natürlich nicht finden, weil sich dieses Ich ausschließlich durch das Zusammenspiel der 5 Daseinsfaktoren definieren lässt. Wenn du dieses Ich untersuchen willst, musst du auf der Ebene bleiben, in der es angesiedelt ist.

Ich frage mich außerdem, warum ihr dieses Ich eigentlich so minderwertig einschätzt? Ich finde es riesig, genial, ein vollkommenes Wunder, das uns geschenkt wurde. Warum schaut ihr immer so voller Verachtung auf dieses Ich herab, anstatt es zu bewundern?

Du betonst mir die Abhängigkeit des Einen vom Anderen etwas zu sehr. Was ist denn, wenn ein Mensch stirbt? Meinst du, davon geht die Welt unter? Ist diese Abhängigkeit des Einen von Anderen wirklich immer als positiv zu bewerten? Sieh dir doch einmal an, wie wir mit unserer Umwelt umgehen. Und das findet mehr oder weniger allgemeine Zustimmung, sonst würden viel mehr Menschen dagegen protestieren. Geschieht das? Nein, es geschieht nicht. Und zwar darum, weil sich allgemein eine naturzerstörende Gleichgültigkeit breit gemacht hat. Ich stimme dir ja zu, dass alles miteinander in Zusammenhang steht. Es könnte allerdings auch sein, dass sich diese Abhängigkeit des Einen vom Anderen eines Tages ganz fürchterlich gegen uns Menschen richtet. Diese Abhängigkeit hat also nicht nur positive Seiten.

Und dann gibt es da noch die Ansicht Nagarjunas, auf die sich der Mahayana-Buddhismus allgemein beruft, die ganz im Gegenteil zu deiner Auffassung steht. Sie besagt nämlich: "Eigenes Wesen bedeutet nach Nagarjuna, der indischen Wortbedeutung entsprechend, ein Sein aus sich selbst und nur durch sich selbst bedingt, unabhängig von allem anderen." Nagarjuna bestreitet also die Abhängigkeit des Einen vom Anderen, auf der du so großen Wert legst. Es steht auch im Gegensatz zu dem, was du nun über Buddha sagst.

Du sagst nämlich, Buddha hätte gesagt: "Dass alles was existiert, in abhängiger Weise existiert. Das entspricht der Wirklichkeit und es ist die wichtigste Begründung dafür, dass alle Dinge leer sind - leer von Eigennatur, leer von Selbstnatur, leer von einer unabhängigen Natur!" Beim besten Willen, aber das verstehe ich nicht. Das müsstest du mir bitte noch einmal erklären, warum die Dinge leer sein sollen.
 
opti schrieb:
Du sagst nämlich, Buddha hätte gesagt: "Dass alles was existiert, in abhängiger Weise existiert. Das entspricht der Wirklichkeit und es ist die wichtigste Begründung dafür, dass alle Dinge leer sind - leer von Eigennatur, leer von Selbstnatur, leer von einer unabhängigen Natur!" Beim besten Willen, aber das verstehe ich nicht. Das müsstest du mir bitte noch einmal erklären, warum die Dinge leer sein sollen.
Da gibt es auch nichts zu verstehen. Jede Erklärung in Worten ist in dem Sinne schon nicht mehr leer, weil wir sie ja schon wieder mit einer Bedeutung füllen.
Es ist eine Sache der Erfahrung
Der Augenblick im Hier und Jetzt, wenn du so willst (mit dem man mitfährt). Jeder Gedanke oder Vorstellung in seiner Entstehung über diesen Augenblick entspricht schon nicht mehr diesem Augenblick der *Wirklichkeit* - Leere, oder was du auch sonst noch für Worte du dafür benutzen willst.
Dieser Augenblick läßt sich auch nicht erzwingen.
 
Hallo,

Ich glaube, dass wir in der Kommunikation eventuell weiter kommen könnten, wenn wir zunächst zwei Ebenen unterscheiden:

1. Die Konstitutionsebene der Persönlichkeit (EBENE 1)

2. Die bewusste Vorstellungsebene ICH (EBENE 2)


Zu1.

Da ist ein Körper und in diesem Körper ist ein Herz, Blut, Gehirn etc . Wir können hier 5, 10, 20 Elemente unterscheiden. Buddha hat 5 unterschieden:
Körper (rupa)
Empfindungen (vedana)
Wahrnehmung (sanna)
Geistesregung (Sankhara)
Bewusstsein (Vinnana)

Mir scheint, dass es aber generell primär nicht darum geht, welche 5 Gruppen das sind und ob es 5 Gruppen sind, um dieses Problem zu beschreiben.
-> Wichtig ist zunächst, dass da ein Lebewesen aus Fleisch und Blut existiert.


Zu 2.

Dem Menschen ist es eigen, dass er ab ungefähr dem 18 Monate sich selbst im Spiegel erkennen kann und zu sich „ICH“ sagen kann - synchrone Identität.
Unter "diachroner Identität" versteht man, dass ein Kind, wenn ein Ball unter ein Bett gefallen ist, denken kann, dass der Ball unter dem Bett ist, obwohl es ihn nicht sieht. Bevor ist ca. 12-14 Monate alt ist, ist der Ball für das Kind verschwunden, wenn er unter dem Bett ist.

-> Um sich selbst dauerhaft als „Ich“ identifizieren zu können, muss ein Mensch zur synchronen und zur diachronen Identität fähig sein. All dies geschieht auf der „Vorstellungseben“ (EBENE 2) - wird jedoch durch bestimmte Gehirnregionen(Neocortex) (EBENE 1), die sich in diesem Kindheitsabschnitt entwickeln, erst ermöglicht.


Es tritt nun zwischen diesen beiden Ebenen ein Problem auf mindestens drei Ebenen auf:

I. ontologisch
II. epistemologisch bzw. semiotisch
III. dukkha (Leiden).


Zu I.

Wenn ich sage, da bin „Ich“, dann stellt sich die Frage, ob das Objekt, auf das ich referiere, wirklich (ontologisch) eine Substanz, Eins ist oder ob es nicht etwas Werdendes, Vergängliches, rein Energetisches ist.
-> Ist die Persönlichkeit (EEBENE 1) eine Substanz ?

zu II.

Wenn ich sage, da bin „Ich“, dann stellt sich epistemologisch die Frage, wie ich das Objekt überhaupt erkennen kann und ob ich es auch (semiotisch) so bezeichnen kann, wie es ist.
Kann ich mit „Worten“ eine wirkliche Eigenschaft bezeichnen? Können Worte Wirklichkeit abbilden ?
-> Kann das Ich, das ich auf der Vorstellungsebene (EBENE 2) vorstelle, wirklich die Persönlichkeit (EBENE 2) darstellen ?

zu III.

Und drittens besteht das Problem der Identifizierung und damit das Problem des Leidens.
Wenn ich mich mit etwas identifiziere, dann kann dies, indem es mir abhanden kommt, zu Leiden führen. Wenn ich also dieses Leiden aufheben möchte, dann sollte diese Identifizierung aufgelöst werden.
-> Wenn ich aufhöre, auf der Vorstellungsebene (EBENE 2) mit meinem ICH mich selbst an Eigenschaften und Objekte zu konditionieren, dann hört auch das Leiden auf, das durch diese Anhaftungen entsteht. Das führt aber nicht dazu, dass automatisch auch die Persönlichkeit (Ebene2) nicht existiert.
Vielmehr existiere ich dann als eine Persönlichkeit, die auf der Vorstellungsebene über ihr ICH nicht anhaftet.

Systemtheoretisch kann man all dies reformulieren: Da ist ein lebendes System, das durch sinnhafte Operationen auf sich als lebendiges System verweisen kann. Kann dieses System sich selbst als lebendes System anhand seiner sinnhaften Operationen wirklich erkennen ? Existiert es als "ein" System ? Und wie organisiert es sich, wenn es in seinen sinnhaften Operationen nicht mehr anhaftend auf sich selbst verweist ?


All diese Unterscheidungen und Ebenen dienen erst einmal nur dazu, die verschiedenen Probleme klarer zu erfassen und darzustellen.

Ich habe diese Terminologie gewählt, damit wir nicht schon zu Beginn das, was es darzustellen gibt, in der Terminologie des Buddhismus beschreiben.

Liebe Grüße :liebe1:
Energeia
 
danke für die antwort satnaam. genau so ist es! :)

opti kann es sein dass dein früherer forumsname lotusz war???

wie um alles in der welt kommst du darauf dass nagarjuna nicht vom abhängigen entstehen erzählt? über leerheit und abhängiges entstehen gibt er in einem kommentar über nirvana wieder:
wäre alles nicht-leer,
würde nichts geschehen.
nirvana wäre ein loslassen
und verlöschen wovon?

nichts losgelassenes, nichts verwirklichtes,
nichts vernichtetes, nichts ewiges,
unerlöschend und ungeboren-
das ist nirvana

ein nirvana, das existiert,
wäre abhängig entstanden
und würde welken und sterben
wie alle dinge

kann nirvana nichts sein?
nicht etwas zu sein
bedeutet nicht, nichts zu sein.
ein nirvana das nicht existiert,
wäre abhängig entstanden,
wie alle nicht-dinge.

dinge sind erschaffen und in abhängigkeit entstanden.
nirvana ist weder das eine noch das andere:
das loslassen dessen, was entsteht und vergeht,
ist weder etwas noch ist es nichts.

wäre nirvana zugleich etwas und nichts,
wären dinge und nicht-dinge frei
oder nirvana abhängig entstanden wie sie:
dunkelheit und licht können nicht eins sein.

kann ich nirvana erfahren
also weder etwas noch nichts?
möglich wäre dies nur,
wenn etwas und nichts existieren.

nach buddhas tod
betrachtete man ihn nicht als existierend noch
als nicht-existierend.
auch zu lebzeiten
sah man ihn nicht auf diese weise.

leben unterscheidet sich nicht von nirvana,
nirvana unterscheidet sich nicht von leben.
die horizonte des lebens sind die horizonte des
nirvana:
beide sind ein und dasselbe.

alle vorstellungen von jenseits,
von ewigkeit, vernichtung
beruhen darauf wie man
das nirvana sieht, die gegenwart und die zukunft.

was ist endlichkeit in leeren dingen?
was unendlichkeit?
was ist dieses? was jenes?
was bleibt? was wandelt sich?

das auflösen der objekte
und loslassen der fixierungen ist frieden.
nie lehrte der buddha
irgendjemandem irgendetwas!


über abhängiges entstehen sagt nagarjuna:
in verwirrung gefangen,
gestalte ich ein schicksal durch getriebenes handeln.
bewussst begebe ich mich in situationen,
in denen persönlichkeit sich entfaltet
und die welt eine empfängliche seele prägt.

persönlichkeit schafft bewusstsein,
so wie aufmerksamkeit,
augen und farbige formen
sehen hervorrufen.

kontakt ist die begegnung
von bewusstsein, sinnen und welt.
er führt zu erfahrungen,
die zu haben und zu vermeiden es mich verlangt.
dieses verlangen lässt mich festhalten an
sinnen, ansichten, regeln und einem ich.

festhalten heisst, darauf zu bestehen, jemand zu sein-
nicht festhalten ist die freiheit, niemand zu sein.

jemand zu sein bedeutet, ein bewusster,
getriebener, denkender, fühlender körper zu sein,
der geboren wird, altert, stirbt,
not erleidet, trauer schmerz,
depression und furcht.
qual beginnt mit der geburt.

blindes, getriebenes handeln ist die wurzel des lebens.
narren sind blind.
weise sehen die dinge wie sie sind.
wenn verwirrung durch einsicht schwindet,
löst getriebenes handeln sich auf.
wenn dieses aufhört, wird jenes nicht geschehen:
die qual hatt ein ende.


nagarjuna versteht das leben als die erhabene entfaltung einer komplexen reihe von bedingungen die alle abhängig voneinander entstehen:
samen werden zu pflanzen, die früchte tragen.
absichten werden zu bewusstsein, das früchte trägt.
samen sind niemals getrennt von den früchten der pflanzen,
noch für immer mit ihnen verbunden,
absichten niemals getrennt von den früchten des bewusstseins,
noch für immer mit ihnen verbunden.


ursachen ob samen oder absichten scheinen von ihren auswirkungen getrennt zu sein. sie können nicht durch lange zeitperioden voneinander getrennt sein, sondern sie scheinen auch unterschiedliche dinge zu sein: die eichel, aus der die eiche hervorgegangen ist, ist in keiner weise mit dem grossen baum zu vergleichen, der dort steht, wo die eichel 200 jahre vorher gesetzt wurde. wenn wir unsere aufmerkamskeit auf das keimen einer eichel und ihre verwandlung in einen ausgewachsenen baum richten, stellen wir jedoch fest, dass es keinen zeitpunkt gibt an dem die eichel endet und die eichel beginnt. nagarjuna steht klar unterschiedenen "dingen" wie "samen" und "pflanzen" und einer sprache, die über sie als "für immer miteinander verbunden" oder "voneinander getrennt" spricht, misstrauisch gegenüber. ein achtsames gewahrsein der lebendigen prozesse entlarvt den mythos der dinge (und nicht dinge) und enthüllt eine welt, die sich nicht auf die bilder der vorstellung und der sprache reduzieren lässt, die wir verwenden, um sie zu beschreiben.
in diesem licht besehen entsteht jeder augenblick der erfahrung aus und in einem nahtlosen kontinuum von bedingungen. dies trifft nicht nur auf samen und pflanzen zu , sondern auch auf das sie betrachende bewusstsein.

wie kind
einem vater und einer mutter gebohren wird,
entspringt das bewusstsein
den augen und farbigen formen


man mag intuitiv glauben, das bewusstsein, das persönlichste und beständigste charakteristikum des eigenen ich, sei wirklicher als die vergehenden phänomene, derer es sich bewusst ist. das bewusstsein füglt sich wie ein einsamer zeige an, in unserem inneren immer shcon anwesend. darauf wartend, dass die dinge erscheinen. für nagarjuna ist dies nichts weiter als eine bequeme illusion. das bewusstsein als solches ist bedeutungslos, es muss das bewusstsein VON etwas sein. es ist nicht von den sinnesorganen und den objekten zu trennen, die seine aktivität ermöglichen. es ist so abhängig entstanden und flüchtig wie die erscheinungen der flackernden farben und formen, die es wahrnimmt.
diese überlegungen führten nagarjuna zum abhängigen entstehen des menschlichen leidens. wie wirklich furcht oder depressionen sich auch anfühlen mögen, wenn wir von ihnen ergriffen sind, auch sie können als etwas wahrgenommen werden, das aus einem komplexen geflecht von bedingungen entstanden ist.

in verwirrung gefangen
gestalte ich ein schicksal durch getriebenes handeln.
bewusst begebe ich mich in situationen,
in denen persönlichkeit sioch entfaltet
und die welt eine empfindliche seele prägt


die verwirrung, die uns gefangen hält, ist dieses instinktive leugnen des abhängigen entstahens, das zugleich auf der existenz eines nicht-abhängigen entstandenen ich besteht. es schafft einen gegensatz zu einer unsicheren äusseren welt, die uns verlockt, ängstigt oder langweilt. solche reaktionen führen wiederum zu obsession in bezug auf dinge, die wir unbdingt haben oder vermeiden wollen. dieses verlangen verfestigt sich zu einem festhalten an sinnlichen erfahrungen, meinungen, regeln und ichs. jeder schritt verstärkt das muster der ich-besessenen bemühungen, die wirklichkeit einzufrieren und zu kontrollieren. "festhalten" sagt nagarjuna, "heisst darauf zu bestehen, jemand zu sein."
das abhängige entstsehen der eigenen erfahrung zu verstehen erfordert mehr als sich bewusst zu sein dass der gegenwärtige augenblick eine konsequenz der ursachen und bedingungen ist, die ihm vorausgegangen sind. nagarjuna spricht auch von abhängigem entstehen des eigenen ich und der eigenen merkmale. über den körper sagt er:

ich habe keinen körper, der getrennt ist
von den teilen, die ihm form verleihen.
ich kenne keine teile,
getrennt von meinem körper


so wie wir von der eiche denken, sie sei von der eichel verschieden die sie hervorgebracht hatt, denken wir auch der baum sei verschieden von seinen blättern, seinen ästen und seinem stamm die ihm jetzt form verleihen. auch der körper scheint ein ding zu sein und seine gliedmassen und sein torso andere dinge. wenn wir diese annahme jedoch aufgeben und den körper so betrachten wie wir ihn durch die sinne erfahren, lösen sich diese verfestigten und shcnell getroffenen unterscheidungen auf. denn sow ie sich kein genauer zeitpunkt angeben lässt an dem das befruchtete ei zum embryo wird lässt sich keine genaue stelle erfahren, an der der arm in die schultr übergeht. wir können den körper als ein wechselseitiges abhängiges ganzes ansehen, das weder dasselbe noch vershcieden ist von der summe seiner teile!
um die komplexe und dynamische natur des abhängigen entstehens von ursache /wirkung und teil/ganzes einzufangen, betrachtet nagarjuna ein feuer. stellen wir uns ihn vor in einem zeitlosen akt der betrachtung einer leuchtenden masse brennenden materials auf dem die flammen flackern und tanzen. für nagarjuna ist das feuer eine metapher für die menschliche erfahrung: die substanz des feuers representiert die verbrennung der energie geistiger und physischer prozesse, die den flackernden tanz des ich erzeugen. do wie sich das feuer von den flammen unterscheiden lässt, lässt sich der körper-geist vom ich unterscheiden. es kann jedoch keine eindeutige linie zwischen ihnen gezogen werden., noch können sie als identisch angesehen werden:

wäre das feuer den flammen gleich,
wäre handlung und handelnder eins.
wären flammen etwas anderes,
könnten sie dieses feuer nicht entzündet haben


nagarjuna fragt, was es für die flammen bedeutet vom feuer abhängig zu sein und umgekehrt. denn die blosse vorstellung des abhängigen entstehens kann eine beziehung zwischen getrennten dingen nahe legen: eines abhängigen und das andere die abhängigkeit verursachende. er schliesst:

flammen sind nicht vom feuer abhäbgig
und sind auch nicht unabhängig von ihm.
feuer hängt nicht von flammen ab
und ist von ihnen nicht unabhängig


an ihre grenzen getrieben, beginnt die sprache des abhängigen entstehens selbst zusammenzubrechen.
naarjunas bewusstsein des abhängigen entstehens umfasst auch die rolle der sprache in der ausbildung der individuellen wahrnehmung der wirklichkeit. er erkennt dass die erfahrung durch begriffe und wörter beschrieben ist, die sie erst verständlich werden lassen. um achtsamkeit zu entwickeln werden wir dazu aufgevordert ganz im gegenwärtigen augenblick zu leben, so als ob die gegenwart wirklicher als die vergangenheit und zukunft wäre. aber die vorstellung der gegenwart macht ohne eine vorstellung der vergangenheit und der zukunft keinen sinn. in der wirklichkeit gibt es keinen gegenwärtigen augenblick. wie nützlich der versuch auch sein mag, völlig im hier und jetzt zu sein sollte er, als strategie zur verringerung der achtlosigkeit, doch nicht mit einer methaphysischen aussage über das wesen der zeit verwechselt werden. wie nagarjuna sagt:

vergangenheit, gegenwart, zukunft
sind wie unten, mitte, oben,
und eins, zwei, drei


so wie die mitte nur im verhältnis zu einem darüber und einem darunter sinn macht, ergibt sich die gegenwartnur im verhältnis zu dem was schon vergangen ist, und dem, was noch kommen wird einen sinn. die trennungslinie zwischen ihnen existiert nur im denken und in der sprache. in der sinnlichen entfaltung des lebens selbst ist sie nicht anzutreffen. sobald man die fixierten vorstellungen über die vergangenheit und die zukunft loslässt sich auch die vorstellung der gegenwart auf. wenn lebenw eder anfang noch ende hatt. (kein vorher und kein nachher) wie kann es dann, fragt nagarjuna, in einer gegenwart seine mitte finden?
ein grosser teil der verse aus der mitte besteht aus nagarjunas nachdrücklich prüfender befragung des lebens under sprache. er unterwirft die dinge und worte einer unermüdlichen prüfung, betrachtet sie von verschiedenen seiten on wechselndem licht und entlockt ihnen so ihr abhängiges entstehen. gegen gegen ende seines werkes erklärt er in dem gedicht "erwachen", "abhängiges entstehen ist leerheit. zu erkennen dass die dinge abhängig entstehen ist ein schlüssel dafür zu verstehen was es für sie bedeutet leer zu sein. ein ich, eine pflanze, ein körper und eine zeit sind leer, weil es unmöglich ist sie als dinge zu bestimmen die von anderen dingen getrennt sind. ichs pflanzen körper und zeiten entstehen ganz und gar unabhängig aus dem komplexen zusammenspiel von bedingungen, merkmalen und sprachen mit denen sie nicht identisch sind und von denen sie sich nicht unterscheiden. leerheit zu erkennen heisst nicht diese dinge zu verneinen sondern über die kreativität des lebens verwundert zu sein.

so es wurde leider nicht kürtzer. eigentlich ist das meiste gleich wie in meinem anderen post. jetzt einfach mit nagarjuna rezitiert. ich könnte auch noch länger rezitieren und schreiben aber s bringts jetzt wohl nich mehr!
falls du wirklich lotusz sein solltest dann bringt es wohl garnichts dir etwas näher erklären zu wollen denn ich weiss von früher her hier aus dem forum dass du den mahayana buddhismus nicht als authentischen buddhismus ansiehst und über das auch ein tibet buddhismus hasser bist! ich weiss ich weiss jeder der nicht sexuell enthaltsam lebt der kann spirituell garkeine fortschritte machen.:D
falls du nicht lotusz bist dann bitte ich um entschuldigung!

LG Shenpen
 
Lieber Shenpen,

falls Opti wirklich Lotusz sein sollte, dann wird dein Begrüßung sicherlich keinen Wandel in ihm auslösen:

falls du wirklich lotusz sein solltest dann bringt es wohl garnichts dir etwas näher erklären zu wollen denn ich weiss von früher her hier aus dem forum dass du den mahayana buddhismus nicht als authentischen buddhismus ansiehst und über das auch ein tibet buddhismus hasser bist! ich weiss ich weiss jeder der nicht sexuell enthaltsam lebt der kann spirituell garkeine fortschritte machen.

Wie war das mit der Identifizierung, mit dem Loslassen und dem Offensein ?


Es ist ja wirklich schön, dass Du hier das übersetzte Sutra von Nagarjuna zitierst.
Wenn wir uns dem Problem von "Anatta" nähern wollen, dann ist das sicherlich ein wichtiges Element, aber eben eines. Und es wird dann erforderlich sein, wenn dies in einem kommunikativen Akt geschehen solle, dass alle hierbei sich einmal von ihrem identifizierten Standort lösen und auch in anderen Begriffen denken, so dass diejenigen, die mit anderen Begriffen denken, auch d'accord sein können.

Liebe Grüße :liebe1:
Energeia
 
entschuldigung im letzten abschnitt habe ich aus versehen in dem satz: ...ichs pflanzen körper und zeiten entstehen ganz und gar unabhängig aus dem komplexen zusammenspiel von bedingungen.. unabhängig anstatt abhängig geschrieben.
bitte um berücksichtigung! danke :D

LG Shenpen
 
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hallo energeia

na ja wenn mir jemand weissmachen will dass nagarjuna gesagt hatt diese dinge seien nicht von abhängiger natur dann bekomm ich krätze :D
bitte sei nachsichtig...;)

LG shenpen
 
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