Auf den Thread aufmerksam geworden aus moderatorischer Gewohnheit

, hab ich mich jetzt aufmerksam durchgelesen. Ich würde mich freuen, wenn es hier gelänge, dieses heiße Thema ohne gegenseitige verbale Fußtritte durchzuarbeiten. Denn es ist ein wichtiges Thema.
An diesem Satz, Tor, bin ich hängengeblieben, weil der für mich im Hinblick auf meinen Weg aus der Gewaltopferspirale so nicht stimmt. Ja, ich habe mich in meinem Inneren befunden - ich habe den Weg in eine die Wirklichkeit wegblendende Phantasiewelt gewählt, das war meine Überlebensstrategie als Kind (da war Gewalt in allen Spielarten außer sexuell, das blieb mir erspart).
Der Satz stimmt dennoch für mich nicht. Denn. Daß ich mich in meinem Inneren befand, heißt noch lang nicht, daß ich mich gekannt habe. Ich habe mich selbst in einen Teil meiner selbst zurückgezogen. Was da alles, mir unbewußt, sonst noch in mir war und mir unbewußt mein ganzes Leben dirigiert hat, das habe ich erst im Laufe der Therapie und danach sehen können. Und immer noch wird mir immer wieder noch etwas sichtbar, was vorher verschleiert war. Deshalb war und ist für mich dieser Blick in mich hinein etwas GANZ Wichtiges und der eigentliche Schlüssel zur Tür hinaus aus dem selbstgewählten Gefängnis meiner Scheinwelt.
Warum sage ich "selbstgewählt"?
Ich habe eine ganz bestimmte Frage meiner Therapeutin in einer der ersten Stunden gestellt. Ich fragte "Warum hab ich den Weg in die Flucht aus der Realität gewählt? Warum habe ich niemals aufbegehrt? Warum habe ich mich dazu entschieden, alles zu erdulden? Denn es gibt ja auch andere, die nicht ewig und drei Leben gewartet haben, bis sie zur Gegenwehr gegriffen haben..."
Die Antwort auf diese Frage habe ich in der Therapie so schön langsam gefunden. Und diese meine Antwort rückt diesen leidigen Satz, dem dieser Thread hier seine Existenz verdankt, ziemlich von der Stelle.
Denn dieses leidige "hastudirselbstausgesucht" geht ja am Kern der Dinge so haarscharf vorbei, daß es weh tut. Ich bin unter anderem deshalb Buddhistin geworden, lieber Tor, weil in mir das Gefühl immer stärker wurde, da kann es nicht nur ein Leben geben. Ich bin mir sicher, ich bin nicht zum ersten Mal auf diesem Planeten. Und in meiner Logik muß es zwischen diesen mehreren Malen einen Zusammenhang geben. Wie genau der aussieht, darauf habe ich sicher keine letztgültige Antwort. Ich denke mir nur, wenn ich als kleines Kind an eine Mutter gerate, die mit ihrem Berufsbild "Mutter sein" so total überfordert ist wie es die meine war, dann hat das eine Grundlage. Und daß ich darauf bereitwilligst einsteige und mich nicht nur niedermachen lasse, sondern noch selbst noch viel weiter fertigmache, das hat auch eine Grundlage - und die finde ich in mir selbst und sonst nirgends. Denn andere Kinder haben zum Beispiel auf solche Mütter mit solchem Trotz und solchem Widerstand reagiert, daß sie eventuell aus ihrer Situation befreit wurden...
Und deshalb, so denke ich, bin auch ich es, die diese Grundlage verändern kann. Wäre es anders, alle Therapie wäre ohne Chance. Ist sie aber nicht.
Deshalb meine ich, "in mir selbst gab es, warum auch immer, eine Resonanz zu meiner Mutter" trifft in meiner Geschichte den Kern eher. Und wenn ich das sage, dann bedeutet das haargenau nicht, daß meine Mutter nun einen Freibrief gehabt hätte oder andere Mütter einen Freibrief haben, sich so beknackt zu verhalten und ihre Kinder fertigzumachen. Und wenn ich sage, ich habe mir auf der Grundlage meiner selbstgewählten Strategie mein Kindheitsdrama in allen beknackten Partnerschaften meines Lebens reinszeniert, dann bedeutet das genau nicht, die Kerle, die sich mir gegenüber so beknackt verhalten haben, hätten ein Recht dazu. Haben sie nicht. Aber mir werden erst dann keine solchen Scheixxkerle mehr in die Biographie geraten, wenn ich begriffen habe, daß ich selbst es bin, die die Grundlage meines Lebens verändern kann...
Mit den Fingern nachgedacht habend
und dieses Nachdenken einfach hier hereinstellend
grüßt freundlich
Kinnaree