Aus dem Buch von Karl Otto Schmidt:
"In Dir ist das Licht"
weiter mit:
Johannes vom Kreuz , ein Erwachter/Erleuchteter zum inneren Licht
u.a.
...Es zeugt von Unwissenheit, wenn jemand glaubt, zu dem beglückenden Zustand der Vereinigung mit Gott gelangen zu können, solange er sich noch nicht von dem Verlangen nach den natürlichen Dingen freigemacht hat, und in gleicher Weise vom Verlangen nach übernatürlichen Dingen sofern es sich um Selbstliebe handelt, die unendlich weit von dem entfernt ist und fernhält, was im Zustand reiner Vergottung vor sich geht....
...Bevor die Seele zum inneren Licht erwachen kann, muß sie notwendig durch das Dunkel der Sinne schreiten, sich alles nur Sinnenhaften entledigt haben, um zur übersinnlichen, jenseits der Sinne statthabenden Einswerdung mit Gott zu gelangen. Sowie sie, auf dem Wege nach innen, die eigene Weise lässt, geht sie in das ein, was ohne Weise ist: in Gott. Dorthin gelangt, hängt sie an nichts Eigenem und Äußerem mehr, und weil sie von nichts Vergänglichem mehr begrenzt wird, geht sie ins Unbegrenzte, Unvergängliche ein. Langt sie hier an, ist sie aus dem anderen gänzlich ausgegangen.
...Ich bin entsetzt über das was heutzutage vor sich geht...Jeder, der gerade angefangen hat, zu meditieren, und sich im Zustand der Sammlung einer `inneren Stimme´ bewußt wird, hält diese sogleich für ein werk Gottes und behauptet: ,Gott hat zu mir gesprochen; ich habe eine Antwort von Gott erhalten;. In Wahrheit hat so einer nur zu sich selbst gesprochen....
...Der Wahrheitssucher muß unterscheiden lernen zwischen inneren Stimmen und dem Wort. Den verlässlichsten Maßstab gibt hier Johannes vom Kreuz, wenn er sagt, dass der geistliche Mensch auf dem Wege nach innen gelegentlich zu Vorstellungen von übernatürlichen Erscheinungen und Dingen neigt. Er sieht Gestalten, die dem anderen Leben angehören, nimmt Engel oder Geister wahr, hört seltsame Worte und hat andere Sinneswahrnehmungen, von denen er nicht weiß, woher sie kommen. Doch darf er sich von diesen Erscheinungen, die an die körperlichen Sinne gelangen, nicht täuschen lassen, sondern sollte sie als bloßen Schein fliehen, ohne lange zu prüfen, ob sie gut oder böse sind. Denn je äußerlicher und sinnenhafter sie sind, desto gewisser ist, dass sie nicht von Gott kommen, Gott teilt sich durch den Geist mit, nicht durch die Sinne, die Täuschung und Gefahr bergen....
...Im hohen Zustand der Gottvereinigung teilt Gott sich der Seele nicht durch Visionen, Gleichnisse und Bilder mit, sondern unmittelbar, von Angesicht zu Angesicht. Daher muß sich die Seele, um zur vollkommenen Einswerdung zu gelangen, davor hüten, ihr Vertrauen in imaginative Visionen, Gestalten und Stimmen zu setzen, die nur Hindernisse auf dem Wege und darum zu meiden und abzuweisen sind....
... Die Krönung dieses Allwissens ist die Gewissheit, dass Gott immer in der menschlichen Seele lebendig gegenwärtig ist, wenn auch zumeist jenseits der Schwelle der Bewusstheit. Nur darum wissen die meisten Menschen wenig oder nichts von seiner beglückenden inneren Gegenwart. Erst im Erwachen der Seele wird der Mensch der Wahrheit inne, dass Gott in ihm lebt.
So ist das Erwachen der Seele zu sich selbst zugleich ihr Erwachen zu Gott und ein Erwachen Gottes in der Seele....
...Wie unendlich beglückt ist die Seele, wenn sie in dieser Gott-Geburt erkennt, dass Gott in ihr ruht. Wenn er die Seele beim ersten Erwachen, wo er nur das Auge öffnet, bereits in einen Zustand unendlicher Seligkeit versetzt, wie viel mehr erst, wenn er immerfort ganz in ihr erwacht bleibt!
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