Kvatar
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Quelle:http://www.buddhismus-muenchen.de/html/texte/t_vi_pri.pdf
Ajahn Buddhadasa: DAS LEBENSGEFÄNGNIS - Das Gefängnis des Lebens
Heute werden wir über etwas sprechen, das "Gefängnis" genannt wird. Das sollte uns helfen, etwas, das "Leben" genannt wird, besser zu verstehen. Dadurch werden wir Dhamma besser verstehen, was uns wiederum helfen wird, unser Leben ohne dukkha (Unzufriedenheit, Schmerz, Kummer, Leid) zu leben. Bitte bereitet Euren Geist darauf vor, genau zuzuhören.
Wo immer die Bedingungen und Anzeichen eines Gefängnisses auftreten, tritt damit auch gleichzeitig dukkha auf. Ihr solltet beachten, daß alle Formen und Arten von dukkha (Leid) die Qualität eines Gefängnisses an sich haben. Gefangen, eingekerkert und angekettet zu sein und durch Schwierigkeiten und Auseinandersetzungen hindurch zu müssen sind Merkmale von dukkha. Wenn Ihr das versteht, wird Euch die Bedeutung dessen, was wir "upadana" (Anhaften, Ergreifen, Festhalten, Verhaftung, Anklammern) nennen, klarer werden. Wo immer auch upadana vorhanden ist, ist genau dort auch ein Gefängnis. Dieses "upadana" bringt selbst
die Bedingungen des Eingesperrtseins hervor. Wo immer upadana ist, ist auch Gebundensein. Dieses Gebundensein mag entweder einen positiven oder einen negativen Aspekt haben, in beiden Fällen jedoch sind wir gefesselt. Durch das Betrachten der Dinge als "Ich" oder "Mein" und durch das Anhaften an ihnen sind wir an sie gekettet. Wenn wir an etwas gebunden sind, verfangen wir uns darin, und es ist genauso als wären wir in einem Gefängnis gefangen.
Alle Dhammagrundsätze des Buddhismus können so zusammengefaßt werden: upadana ist die Ursache von dukkha - Leid wird aus dem Anhaften geboren. Deshalb müssen wir alle dieses upadana gut verstehen. Um es leichter verstehen zu können, müssen wir klar erkennen, daß upadana genauso wie ein Gefängnis ist. Es ist ein geistiges, ein spirituelles Gefängnis.
So kommen wir zum Studium des Dhamma und entwickeln samadhi (geistige Stabilität und (Ruhe) und vipassana (Einsicht), um upadana zu zerstören. Oder, um es bildlich auszudrücken, wir studieren Dhamma und entwickeln den Geist, um das Gefängnis zu zerstören, das uns jetzt gefangen hält.
Wir sprechen zwar über ein geistiges oder spirituelles Gefängnis, aber es hat die gleiche Qualität wie ein echtes Gefängnis aus Beton, in denen Menschen überall gefangengehalten werden. Allerdings ist dieses Gefängnis insofern etwas seltsam oder außergewöhnlich, weil wir es nicht mit unseren Augen sehen können. Noch außergewöhnlicher ist es, daß Menschen sich
freiwillig melden, um sich dort einsperren zu lassen. Tatsächlich freuen sich die Menschen sogar noch darüber, daß sie sich dort einsperren lassen können. Das ist ein sehr merkwürdiger Aspekt des spirituellen Gefängnisses.
Ihr müßt Euch die Worte "Befreiung" oder "Erlösung", wie sie in allen Religionen verwendet werden, in Erinnerung rufen. Das letztendliche Ziel aller Religionen ist Errettung oder Befreiung, oder welches Wort in der jeweiligen Sprache am geeignetsten ist. Alle diese Worte haben die gleiche Bedeutung: erlöst, gerettet, befreit zu werden. Alle Religionen lehren Befreiung. Woraus werden wir also befreit? Wir werden aus dem spirituellen Gefängnis befreit. Das, was alle von Euch wollen und brauchen - sogar jetzt in diesem Moment - ist "Freiheit" oder "Ungebundenheit". Das ist nichts anderes als der Ausbruch aus dem Gefängnis. Sei es ein physisches, materielles Gefängnis oder ein geistiges, spirituelles Gefängnis, in beiden Fällen wollen wir Freiheit.
Jene, denen es an Weisheit mangelt, können nur die physischen, materiellen Gefängnisse sehen und fürchten. Aber jene, die genug Weisheit (pañña) besitzen, um tiefer zu blicken, werden erkennen, um wieviel schrecklicher und gefährlicher dieses spirituelle Gefängnis ist. Tatsächlich sitzen vergleichsweise nur wenige in einem normalen Knast, während jeder, die ganze Welt, im spirituellen Kerker einsitzt. So befindet sich zwar jeder von Euch in Freiheit, außerhalb des gewöhnlichen Gefängnisses, aber Ihr alle seid im spirituellen Gefängnis eingekerkert. Was uns dazu treibt, uns für Dhamma zu interessieren, hierherzukommen (dieser Text ist die Mitschrift eines Vortrages Ajhan Buddhadasas), um Dhamma zu studieren und uns in der Geistesentwicklung zu üben, ist die Bedrängnis und der Druck der Gefangenschaft in diesem spirituellen Gefängnis. Ihr mögt Euch dessen vielleicht nicht bewußt sein, aber so ist die Sachlage. Die spirituelle Gefangenschaft zwingt uns, gleich ob wir wollen oder nicht, zu kämpfen und einen Weg heraus zu suchen. Ob Ihr es erkennt oder nicht, die spirituelle Gefangenschaft zwingt alle von Euch, die spirituelle Freiheit zu finden. Also kommt Ihr hierher und an andere Orte wie diesen.
Obwohl das, was uns gefangenhält, nur ein einziges Ding, nämlich ganz allein upadana (Anhaften) ist, nimmt dieses Gefängnis viele verschiedene Formen an. Es gibt Dutzende von Formen und Arten davon. Wenn wir uns die Zeit nehmen, einige Arten von Gefängnissen zu betrachten, wird es uns das Verständnis erleichtern. Dann werden wir dieses Phänomen upadana besser verstehen und wir werden auch tanha (Verlangen) und kilesa (geistige Verschmutzungen, Herzenstrübungen) besser verstehen, welche nach der buddhistischen Lehre dukkha (Leiden) verursachen. Und wir werden auch dukkha verstehen, wenn wir das Thema Gefängnis
klar und gründlich verstanden haben. Ich möchte Euch raten, das Wort "upadana" anstelle von "Anhaften" oder anderen Übersetzungen zu verwenden. Diese Worte werden immerzu mißverstanden.
Ihr müßtet die Bedeutung der Worte Anhaften, Verhaftung, Anklammern und Festhalten nehmen und sie kombinieren, um die Bedeutung von "upadana" zu erhalten. Es ist also besser für uns, das Wort upadana zu benutzen. Seine Bedeutung ist weiter gefaßt und sie wird es uns ermöglichen, diese Angelegenheit tiefer und ausführlicher zu betrachten. Ihr mögt es jetzt noch nicht ganz verstehen, aber versucht dieses Wort upadana zu benutzen und eure Zunge, euren Geist und eure Gefühle daran zu gewöhnen. upadana ist nur ein einfaches Wort, aber es steht für die wichtigste Sache überhaupt. Wir müssen uns darüber im klaren sein, daß das Herz des Buddhismus die Zerstörung, die Entwurzelung, das Herausschneiden und Auslöschen von upadana ist. Ist das geschehen, dann ist dukkha (Leiden) beendet, und es gibt kein Gefängnis mehr. Sollten wir also nicht Interesse für die Angelegenheit des Auslöschens von upadana oder, metaphorisch gesprochen, für die Zerstörung des Gefängnisses entwickeln? Dies ist die Essenz aller buddhistischen Sekten und Schulen. Theravada Buddhismus, Mahayana Buddhismus, Zen Buddhismus, Tibetanischer Buddhismus, welche Art von Buddhismus Ihr auch bevorzugt, sie unterscheiden sich nur oberflächlich, dem Namen nach, oder in den äußerlichen Zeremonien und Übungen. Aber das Herz ist überall das gleiche: das Auslöschen von upadana.
Seid nicht traurig oder enttäuscht und macht Euch nicht selbst das Leben schwer, durch den Gedanken, daß Ihr nicht in der Lage seid, alle Schulen des Buddhismus zu studieren. Macht Euch keine Sorgen, wenn Ihr den Buddhismus in Tibet, in Sri Lanka, in urma, in China oder woanders nicht studieren konntet. Es wäre Zeitverschwendung. Es gibt nur eine einzige Essenz oder einen Kern, nämlich den, upadana zu eliminieren. Also studiert einfach nur diese eine Sache, das ist genug.
Wenn ihr wirklich ein Experte für Mahayana Buddhismus werden wollt, müßt Ihr Sanskrit lernen. Oder, wenn Ihr Zen gut verstehen wollt, müßt Ihr chinesisch lernen. Um Vajrayana kennenzulernen, den Buddhismus von Tibet, müßt Ihr tibetisch lernen. Nur die Sprachen zu lernen, wird Euch fast Euer ganzes Leben kosten, und doch werdet Ihr in Wirklichkeit immer noch nichts gelernt haben. Ihr seid immer noch nicht ins Herz des Buddhismus vorgedrungen. Versteht was das Herz von allen Buddhistischen Schulen ist und lernt nur diese eine Sache: das Auslöschen von upadana. Dann werdet Ihr die Essenz des Buddhismus kennen, gleich ob er Mahayana, Theravada, Zen oder Vajrayana genannt wird. Dies sind nur Oberflächlichkeiten, die als neue Entwicklungen heraufbeschworen werden. Sogar in der einen Schule des Theravada Buddhismus gibt es viele verschiedene Ausprägungen. Es gibt auch viele verschiedene Arten von geistiger Kultivation. Da ist die Art Meditation aus Burma, bei der das Heben und Senken der Bauchdecke beobachtet wird; da sind die Arten, die auf den Mantras "Samma Araham" und "Buddho, Buddho" basieren, sowie die
verschiedensten anderen Methoden und Techniken. Wenn es sich um eine richtige Meditationsart handelt, so ist der Kern einer jeden immer genau der selbe: die Notwendigkeit, upadana auszulöschen. Wenn sie noch nicht bis zum Ausrotten von upadana vorgedrungen ist, ist sie noch nicht das Richtige. Und sie wird auch nicht von Nutzen sein.
Um erfolgreich wirklich Nutzbringendes ernten zu können, müssen wir im Gefängnis selbst lernen. Untersucht das tatsächliche dukkha von innen heraus. Also halten wir jetzt besser in uns Ausschau und finden dieses Gefängnis, über das wir sprechen werden. An diesem Punkt werden wir vor die Wahl gestellt: werden wir von außen lernen oder werdenwir von innen lernen? Diese Unterscheidung ist wesentlich. Der Buddha sagte, daß wir von innen studieren müssen. Das äußere Lernen kommt von Büchern, Zeremonien, Übungen und Dingen wie diesen. Alles was wir lernen müssen, hat der Tathagata in Bezugnahme auf den lebenden Körper und den lebenden Geist erklärt. Das ist der Ort an dem echtes Lernen stattfindet, also lernt dort.
Ganz korrekt gesprochen, können wir, wenn wir wirklich erfolgreich sein wollen, von den Schriften, von den Techniken und den verschiedenen Lehren nichts lernen. Lernt im Inneren, das bedeutet, lernt in euch selbst während ihr noch lebt, bevor ihr tot seid. Äußere Studien das Lernen aus Büchern und all die verschiedenen Zeremonien und Rituale - haben nichts von Wert zustandegebracht. Also laßt uns innen studieren. Bitte merkt euch diese Worte: "innerlich lernen".
Training in samadhi und vipassana (Sammlung und Einsicht), das heißt die Achtsamkeit beim Atmen (napanasati-bhavana) zu entwickeln, wie wir es hier getan haben, ist dieses innerliche Lernen. Um dieses innere Studium zu bewältigen, bedarf es zwar eines ziemlichen Maßes an Geduld und Ausdauer, aber auch nicht übermäßig viel. Eigentlich, wenn wir es mit einigen von den Dingen vergleichen, die andere Leute üben, wie Hochleistungssport, Gymnastik und Akrobatik, sind diese Dinge schwieriger als das Training in samadhi und vipassana durch die Geistesgegenwart beim Atmen. Und doch gibt es Menschen, die genug Ausdauer und Beharrlichkeit besitzen, um solche Dinge zu tun. Wenn wir also auch nur mäßig ausdauernd sind, werden wir imstande sein, mit samadhi und vipassana, mit Geistesgegenwart beim Atmen zu üben. Einige hielten es nicht aus und sind bereits davongelaufen. Wir haben genug Ausdauer gehabt, um soweit zu kommen und wenn wir noch ein bißchen weiter machen, werden wir in der Lage sein, die Übung auszuführen und wir werden den eigentlichen Nutzen daraus erhalten. Also wendet Euch diesem inneren Studium zu und tut das mit ausreichend Geduld und Ausdauer.
(Den weiteren Text des Vortrages von Ajhan Buddhadasa entnehmt bitte dem oben vorgestellten Link.)
Grüße,
KTG
Ajahn Buddhadasa: DAS LEBENSGEFÄNGNIS - Das Gefängnis des Lebens
Heute werden wir über etwas sprechen, das "Gefängnis" genannt wird. Das sollte uns helfen, etwas, das "Leben" genannt wird, besser zu verstehen. Dadurch werden wir Dhamma besser verstehen, was uns wiederum helfen wird, unser Leben ohne dukkha (Unzufriedenheit, Schmerz, Kummer, Leid) zu leben. Bitte bereitet Euren Geist darauf vor, genau zuzuhören.
Wo immer die Bedingungen und Anzeichen eines Gefängnisses auftreten, tritt damit auch gleichzeitig dukkha auf. Ihr solltet beachten, daß alle Formen und Arten von dukkha (Leid) die Qualität eines Gefängnisses an sich haben. Gefangen, eingekerkert und angekettet zu sein und durch Schwierigkeiten und Auseinandersetzungen hindurch zu müssen sind Merkmale von dukkha. Wenn Ihr das versteht, wird Euch die Bedeutung dessen, was wir "upadana" (Anhaften, Ergreifen, Festhalten, Verhaftung, Anklammern) nennen, klarer werden. Wo immer auch upadana vorhanden ist, ist genau dort auch ein Gefängnis. Dieses "upadana" bringt selbst
die Bedingungen des Eingesperrtseins hervor. Wo immer upadana ist, ist auch Gebundensein. Dieses Gebundensein mag entweder einen positiven oder einen negativen Aspekt haben, in beiden Fällen jedoch sind wir gefesselt. Durch das Betrachten der Dinge als "Ich" oder "Mein" und durch das Anhaften an ihnen sind wir an sie gekettet. Wenn wir an etwas gebunden sind, verfangen wir uns darin, und es ist genauso als wären wir in einem Gefängnis gefangen.
Alle Dhammagrundsätze des Buddhismus können so zusammengefaßt werden: upadana ist die Ursache von dukkha - Leid wird aus dem Anhaften geboren. Deshalb müssen wir alle dieses upadana gut verstehen. Um es leichter verstehen zu können, müssen wir klar erkennen, daß upadana genauso wie ein Gefängnis ist. Es ist ein geistiges, ein spirituelles Gefängnis.
So kommen wir zum Studium des Dhamma und entwickeln samadhi (geistige Stabilität und (Ruhe) und vipassana (Einsicht), um upadana zu zerstören. Oder, um es bildlich auszudrücken, wir studieren Dhamma und entwickeln den Geist, um das Gefängnis zu zerstören, das uns jetzt gefangen hält.
Wir sprechen zwar über ein geistiges oder spirituelles Gefängnis, aber es hat die gleiche Qualität wie ein echtes Gefängnis aus Beton, in denen Menschen überall gefangengehalten werden. Allerdings ist dieses Gefängnis insofern etwas seltsam oder außergewöhnlich, weil wir es nicht mit unseren Augen sehen können. Noch außergewöhnlicher ist es, daß Menschen sich
freiwillig melden, um sich dort einsperren zu lassen. Tatsächlich freuen sich die Menschen sogar noch darüber, daß sie sich dort einsperren lassen können. Das ist ein sehr merkwürdiger Aspekt des spirituellen Gefängnisses.
Ihr müßt Euch die Worte "Befreiung" oder "Erlösung", wie sie in allen Religionen verwendet werden, in Erinnerung rufen. Das letztendliche Ziel aller Religionen ist Errettung oder Befreiung, oder welches Wort in der jeweiligen Sprache am geeignetsten ist. Alle diese Worte haben die gleiche Bedeutung: erlöst, gerettet, befreit zu werden. Alle Religionen lehren Befreiung. Woraus werden wir also befreit? Wir werden aus dem spirituellen Gefängnis befreit. Das, was alle von Euch wollen und brauchen - sogar jetzt in diesem Moment - ist "Freiheit" oder "Ungebundenheit". Das ist nichts anderes als der Ausbruch aus dem Gefängnis. Sei es ein physisches, materielles Gefängnis oder ein geistiges, spirituelles Gefängnis, in beiden Fällen wollen wir Freiheit.
Jene, denen es an Weisheit mangelt, können nur die physischen, materiellen Gefängnisse sehen und fürchten. Aber jene, die genug Weisheit (pañña) besitzen, um tiefer zu blicken, werden erkennen, um wieviel schrecklicher und gefährlicher dieses spirituelle Gefängnis ist. Tatsächlich sitzen vergleichsweise nur wenige in einem normalen Knast, während jeder, die ganze Welt, im spirituellen Kerker einsitzt. So befindet sich zwar jeder von Euch in Freiheit, außerhalb des gewöhnlichen Gefängnisses, aber Ihr alle seid im spirituellen Gefängnis eingekerkert. Was uns dazu treibt, uns für Dhamma zu interessieren, hierherzukommen (dieser Text ist die Mitschrift eines Vortrages Ajhan Buddhadasas), um Dhamma zu studieren und uns in der Geistesentwicklung zu üben, ist die Bedrängnis und der Druck der Gefangenschaft in diesem spirituellen Gefängnis. Ihr mögt Euch dessen vielleicht nicht bewußt sein, aber so ist die Sachlage. Die spirituelle Gefangenschaft zwingt uns, gleich ob wir wollen oder nicht, zu kämpfen und einen Weg heraus zu suchen. Ob Ihr es erkennt oder nicht, die spirituelle Gefangenschaft zwingt alle von Euch, die spirituelle Freiheit zu finden. Also kommt Ihr hierher und an andere Orte wie diesen.
Obwohl das, was uns gefangenhält, nur ein einziges Ding, nämlich ganz allein upadana (Anhaften) ist, nimmt dieses Gefängnis viele verschiedene Formen an. Es gibt Dutzende von Formen und Arten davon. Wenn wir uns die Zeit nehmen, einige Arten von Gefängnissen zu betrachten, wird es uns das Verständnis erleichtern. Dann werden wir dieses Phänomen upadana besser verstehen und wir werden auch tanha (Verlangen) und kilesa (geistige Verschmutzungen, Herzenstrübungen) besser verstehen, welche nach der buddhistischen Lehre dukkha (Leiden) verursachen. Und wir werden auch dukkha verstehen, wenn wir das Thema Gefängnis
klar und gründlich verstanden haben. Ich möchte Euch raten, das Wort "upadana" anstelle von "Anhaften" oder anderen Übersetzungen zu verwenden. Diese Worte werden immerzu mißverstanden.
Ihr müßtet die Bedeutung der Worte Anhaften, Verhaftung, Anklammern und Festhalten nehmen und sie kombinieren, um die Bedeutung von "upadana" zu erhalten. Es ist also besser für uns, das Wort upadana zu benutzen. Seine Bedeutung ist weiter gefaßt und sie wird es uns ermöglichen, diese Angelegenheit tiefer und ausführlicher zu betrachten. Ihr mögt es jetzt noch nicht ganz verstehen, aber versucht dieses Wort upadana zu benutzen und eure Zunge, euren Geist und eure Gefühle daran zu gewöhnen. upadana ist nur ein einfaches Wort, aber es steht für die wichtigste Sache überhaupt. Wir müssen uns darüber im klaren sein, daß das Herz des Buddhismus die Zerstörung, die Entwurzelung, das Herausschneiden und Auslöschen von upadana ist. Ist das geschehen, dann ist dukkha (Leiden) beendet, und es gibt kein Gefängnis mehr. Sollten wir also nicht Interesse für die Angelegenheit des Auslöschens von upadana oder, metaphorisch gesprochen, für die Zerstörung des Gefängnisses entwickeln? Dies ist die Essenz aller buddhistischen Sekten und Schulen. Theravada Buddhismus, Mahayana Buddhismus, Zen Buddhismus, Tibetanischer Buddhismus, welche Art von Buddhismus Ihr auch bevorzugt, sie unterscheiden sich nur oberflächlich, dem Namen nach, oder in den äußerlichen Zeremonien und Übungen. Aber das Herz ist überall das gleiche: das Auslöschen von upadana.
Seid nicht traurig oder enttäuscht und macht Euch nicht selbst das Leben schwer, durch den Gedanken, daß Ihr nicht in der Lage seid, alle Schulen des Buddhismus zu studieren. Macht Euch keine Sorgen, wenn Ihr den Buddhismus in Tibet, in Sri Lanka, in urma, in China oder woanders nicht studieren konntet. Es wäre Zeitverschwendung. Es gibt nur eine einzige Essenz oder einen Kern, nämlich den, upadana zu eliminieren. Also studiert einfach nur diese eine Sache, das ist genug.
Wenn ihr wirklich ein Experte für Mahayana Buddhismus werden wollt, müßt Ihr Sanskrit lernen. Oder, wenn Ihr Zen gut verstehen wollt, müßt Ihr chinesisch lernen. Um Vajrayana kennenzulernen, den Buddhismus von Tibet, müßt Ihr tibetisch lernen. Nur die Sprachen zu lernen, wird Euch fast Euer ganzes Leben kosten, und doch werdet Ihr in Wirklichkeit immer noch nichts gelernt haben. Ihr seid immer noch nicht ins Herz des Buddhismus vorgedrungen. Versteht was das Herz von allen Buddhistischen Schulen ist und lernt nur diese eine Sache: das Auslöschen von upadana. Dann werdet Ihr die Essenz des Buddhismus kennen, gleich ob er Mahayana, Theravada, Zen oder Vajrayana genannt wird. Dies sind nur Oberflächlichkeiten, die als neue Entwicklungen heraufbeschworen werden. Sogar in der einen Schule des Theravada Buddhismus gibt es viele verschiedene Ausprägungen. Es gibt auch viele verschiedene Arten von geistiger Kultivation. Da ist die Art Meditation aus Burma, bei der das Heben und Senken der Bauchdecke beobachtet wird; da sind die Arten, die auf den Mantras "Samma Araham" und "Buddho, Buddho" basieren, sowie die
verschiedensten anderen Methoden und Techniken. Wenn es sich um eine richtige Meditationsart handelt, so ist der Kern einer jeden immer genau der selbe: die Notwendigkeit, upadana auszulöschen. Wenn sie noch nicht bis zum Ausrotten von upadana vorgedrungen ist, ist sie noch nicht das Richtige. Und sie wird auch nicht von Nutzen sein.
Um erfolgreich wirklich Nutzbringendes ernten zu können, müssen wir im Gefängnis selbst lernen. Untersucht das tatsächliche dukkha von innen heraus. Also halten wir jetzt besser in uns Ausschau und finden dieses Gefängnis, über das wir sprechen werden. An diesem Punkt werden wir vor die Wahl gestellt: werden wir von außen lernen oder werdenwir von innen lernen? Diese Unterscheidung ist wesentlich. Der Buddha sagte, daß wir von innen studieren müssen. Das äußere Lernen kommt von Büchern, Zeremonien, Übungen und Dingen wie diesen. Alles was wir lernen müssen, hat der Tathagata in Bezugnahme auf den lebenden Körper und den lebenden Geist erklärt. Das ist der Ort an dem echtes Lernen stattfindet, also lernt dort.
Ganz korrekt gesprochen, können wir, wenn wir wirklich erfolgreich sein wollen, von den Schriften, von den Techniken und den verschiedenen Lehren nichts lernen. Lernt im Inneren, das bedeutet, lernt in euch selbst während ihr noch lebt, bevor ihr tot seid. Äußere Studien das Lernen aus Büchern und all die verschiedenen Zeremonien und Rituale - haben nichts von Wert zustandegebracht. Also laßt uns innen studieren. Bitte merkt euch diese Worte: "innerlich lernen".
Training in samadhi und vipassana (Sammlung und Einsicht), das heißt die Achtsamkeit beim Atmen (napanasati-bhavana) zu entwickeln, wie wir es hier getan haben, ist dieses innerliche Lernen. Um dieses innere Studium zu bewältigen, bedarf es zwar eines ziemlichen Maßes an Geduld und Ausdauer, aber auch nicht übermäßig viel. Eigentlich, wenn wir es mit einigen von den Dingen vergleichen, die andere Leute üben, wie Hochleistungssport, Gymnastik und Akrobatik, sind diese Dinge schwieriger als das Training in samadhi und vipassana durch die Geistesgegenwart beim Atmen. Und doch gibt es Menschen, die genug Ausdauer und Beharrlichkeit besitzen, um solche Dinge zu tun. Wenn wir also auch nur mäßig ausdauernd sind, werden wir imstande sein, mit samadhi und vipassana, mit Geistesgegenwart beim Atmen zu üben. Einige hielten es nicht aus und sind bereits davongelaufen. Wir haben genug Ausdauer gehabt, um soweit zu kommen und wenn wir noch ein bißchen weiter machen, werden wir in der Lage sein, die Übung auszuführen und wir werden den eigentlichen Nutzen daraus erhalten. Also wendet Euch diesem inneren Studium zu und tut das mit ausreichend Geduld und Ausdauer.
(Den weiteren Text des Vortrages von Ajhan Buddhadasa entnehmt bitte dem oben vorgestellten Link.)
Grüße,
KTG